Franz-Joseph-Kaserne

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Franz-Josef-Kaserne
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1854
Datum bis 1901
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Baron von Scholl
Prominente Bewohner
PageID 24243
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.06.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Franz Josefs Kaserne.jpg
Bildunterschrift Franz-Josef-Kaserne
  • 1., Falkestraße
  • 1., Dominikanerbastei
  • 1., Franz-Josefs-Kai
  • 1., Biberstraße

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48° 12' 35.17" N, 16° 22' 49.98" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Franz Joseph Kaserne am Stadtplan 1885

Franz-Joseph-Kaserne (1., zwischen Falkestraße, Dominikanerbastei, Franz-Josefs-Kai und Biberstraße).

Stubenring, Franz-Josef-Kaserne, vor 1901.

Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 wurde beschlossen, zum Schutz der Innenstadt vor dem "Proletariat" als Truppenstützpunkte verteidigungsfähige Kasernenanlagen ("Defensionskasernen") sowie außerhalb des Linienwalls das Arsenal (3) zu erbauen. Von letzterem aus konnte man mit der Artillerie bis zum Stephansplatz wirken. Das Konzept sah im heutigen Ringstraßenbereich vier Kasernenbauten vor, von denen allerdings nur zwei realisiert wurden: die Franz-Joseph-Kaserne und die Rudolfkaserne (Roßauer Kaserne). Die Franz-Joseph-Kaserne, die nach Umgestaltung des betreffenden Festungsabschnitts im Bereich der Dominikaner- und der Biberbastei entstand, wurde 1854-1857 nach Plänen von Genie-Hauptmann Baron von Scholl erbaut (Schlusssteinlegung 25. Juli 1857; die feierliche Eröffnung am 1. Mai 1858 nahm Kaiser Franz Joseph I. persönlich vor). Die zwei durch einen Platz (heute Postsparkassenamt mit Georg Coch-Platz) voneinander getrennten Baublöcke entstanden beiderseits des nach Plänen von Ing. Wenzel Rziwnatz bereits 1850 in Angriff genommenen Kaiser-Franz-Joseph-Tors (zwei Fahrtore und zwei Fußgeherdurchgänge), das 1855 fertiggestellt wurde und das bis dahin hier gestandene Hauptmauttor ersetzte.

Beide Kasernen waren durch doppelte Tunnels verbunden, sodass die äußerlich getrennt erscheinenden Kasernen dennoch innerlich ein zusammenhängendes Ganzes bildeten. Die Tunnels dienten dazu, um im Falle eines Angriffs die Truppen innerhalb des Areals geschützt verschieben zu können. An den Ecken jeder Kaserne wurden achteckige Türme angeordnet, die ein flankierendes Feuer zur Verteidigung der Kaserne ermöglichten. Von den Dachterrassen aus bestand Sichtverbindung zum Arsenal, sodass man bei Bedarf mittels optischer Telegraphen mit diesem in Verbindung treten konnte. Von den beiden Kasernenteilen konnte der Eingang in die Stadt überwacht werden. Die Kaserne bot Platz für vier Infanteriebataillone und eine bespannte Artilleriebatterie.

An der Innenseite trug das Tor als figuralen Schmuck allegorische Figuren der Stärke und der Weisheit (mit Wappen und Krone) sowie (erstmals in Österreich) den Wahlspruch "Viribus unitis". Das Tor stand etwa an der Stelle des Mittelrisalits des heutigen Postsparkassengebäudes (1, Georg-Coch-Platz 2). Zu beiden Seiten der Kasernenanlage (Richtung Wollzeile beziehungsweise Donaukanal) befanden sich Exerzierplätze.

Um den Bau der Franz-Joseph-Kaserne und des Arsenals finanzieren zu können, wurde im September 1853 der zwischen Berggasse und Türkenstraße gelegene Teil des Roßauer Glacis parzelliert und als Baugrund verkauft. Innerhalb weniger Jahre entstand hier eine große Zahl an hochgeschossigen Mietshäusern, die wegen ihrer schlechten Bauqualität als „Tuberkelburgen“ bezeichnet wurden. Das ganze Gebiet selbst wurde „Neu-Wien“ genannt. Der erste, der sich hier ansiedelte, war der Reitergeneral Franz Heinrich Graf Schlick, der sich 1856 an der Stelle, an der sich bis 1788 der Rabenstein (Türkenstraße 25, Schlickgasse 1) befand, nach Plänen von Carl Tietz ein Palais erbauen liess.

Die Anlage (Kaserne und Tor) wurde 1900/1901 im Zuge der Kasernentransaktion abgebrochen (Beginn der Demolierung 5. März 1900, Beendigung 4. Februar 1901). Durch den Abbruch wurde die Voraussetzung für die Verbauung des letzten Teils der Ringstraße, der westlichen Front des Stubenrings, geschaffen (Bau der Häuser Nummer 2-24 samt der Postsparkasse). Außerdem wurden die Rosenbursenstraße, Wiesingerstraße, Reischachstraße und Schallautzerstraße sowie der Georg-Coch-Platz angelegt. Auf dem zum Franz-Josefs-Kai reichenden Teil des Grundstücks wurde 1906-1907 der sogenannte "Industriepalast" errichtet, der seit 1955 an das Bundesministerium für Landesverteidigung vermietet ist.

Stubenring, Franz-Josefs-Tor, vor 1901

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Die Wiener Kasernen seit dem 18. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. Band 35,1980, S. 161-190.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 128
  • Martin Senekowitsch: Militärische Einrichtungen Wiens im Wandel der Zeit. In: Truppendienst 30 (1991), 320 ff., 407 ff, S. 325
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 227 ff
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. Ihre technische und künstlerische Bedeutung. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 161 f.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 130 ff