Akademisches Gymnasium: Unterschied zwischen den Versionen

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Gymnasium, Akademisches (1, Beethovenplatz 1).
 
Gymnasium, Akademisches (1, Beethovenplatz 1).
  
1) Gebäude: Neugotischer Backsteinbau (freistehender Baublock mit reich gegliedertem Mittelrisalit), Prüfungssaal in englisch-gotischem Stil mit offenem Dachstuhl, erbaut 1863-1866 von [[Friedrich Schmidt|Friedrich von Schmidt]]. Großer Innenhof, schöne Kapelle (Glasgemälde von [[Remigius Geyling]]) und Brunnen (erinnert an Brunnenhäuser mittelalterlicher Klosterhöfe); Wandgemälde von Josef Mathias von Trenkwald. Über Initiative des Direktor Aloys Capellmann (1858) hatte Franz Joseph am 12. Jänner 1862 die Überlassung eines Grundstücks in der Stadterweiterungszone bewilligt und am 27. Mai 1863 den Baubeginn genehmigt; am 17. Oktober 1866 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
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== Gebäude ==
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Neugotischer Backsteinbau (freistehender Baublock mit reich gegliedertem Mittelrisalit), Prüfungssaal in englisch-gotischem Stil mit offenem Dachstuhl, erbaut 1863-1866 von [[Friedrich Schmidt|Friedrich von Schmidt]]. Großer Innenhof, schöne Kapelle (Glasgemälde von [[Remigius Geyling]]) und Brunnen (erinnert an Brunnenhäuser mittelalterlicher Klosterhöfe); Wandgemälde von Josef Mathias von Trenkwald. Über Initiative des Direktor Aloys Capellmann (1858) hatte Franz Joseph am 12. Jänner 1862 die Überlassung eines Grundstücks in der Stadterweiterungszone bewilligt und am 27. Mai 1863 den Baubeginn genehmigt; am 17. Oktober 1866 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
  
2) Institution: Ein „akademisches Gymnasium" („pro humanioribus") wurde erstmals 1552 von den [[Jesuiten]] unter Pater [[Petrus Canisius]] (nach langwierigen Verhandlungen mit der Universität) als erstes [[Gymnasium]] Wiens im Dominikanerkloster eröffnet. Das Kollegium (die Schule) der Jesuiten bestand aus drei Gruppen: den Novizen, den Pensionären (meist aus vornehmen Familien) und den Tagesschülern (Externisten) aus der Stadt, die den Unterricht besuchten. Der unentgeltliche Unterricht umfaßte die fünf- oder sechs-jährige Schulstudien (studia inferiora) und die dreijährigen philosophischen Hochschulstudien (studia superiora); anschließend ein vierjähriger theologischer Kurs. 1555 übersiedelte es in das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof, 1622 in die (alte) Universität (Schulräume 1, Universitätsplatz [Dr.-Ignaz-Seipel-Platz] 1; [[Gymnasium bei den Jesuiten]]). 1773 wurde das Akademische Gymnasium (nach Aufhebung des Jesuitenordens) eine Staatsanstalt, die unter der Leitung eines Exjesuiten stand.
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== Institution ==
1802 erfolgte die Übergabe des Akademischen Gymnasiums an die [[Piaristen]] (neuer Schulorden) und wurde seither von weltlicheb Professoren geleitet. Zuletzt befand es sich in 1, Bäckerstraße 28.  
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Ein „akademisches Gymnasium" („pro humanioribus") wurde erstmals 1552 von den [[Jesuiten]] unter Pater [[Petrus Canisius]] (nach langwierigen Verhandlungen mit der Universität) als erstes [[Gymnasium]] Wiens im Dominikanerkloster eröffnet. Das Kollegium (die Schule) der Jesuiten bestand aus drei Gruppen: den Novizen, den Pensionären (meist aus vornehmen Familien) und den Tagesschülern (Externisten) aus der Stadt, die den Unterricht besuchten. Der unentgeltliche Unterricht umfaßte die fünf- oder sechs-jährige Schulstudien (studia inferiora) und die dreijährigen philosophischen Hochschulstudien (studia superiora); anschließend ein vierjähriger theologischer Kurs. 1555 übersiedelte es in das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof, 1622 in die (alte) Universität (Schulräume 1, Universitätsplatz [Dr.-Ignaz-Seipel-Platz] 1; [[Gymnasium bei den Jesuiten]]). 1773 wurde das Akademische Gymnasium (nach Aufhebung des Jesuitenordens) eine Staatsanstalt, die unter der Leitung eines Exjesuiten stand. 1802 erfolgte die Übergabe des Akademischen Gymnasiums an die [[Piaristen]] (neuer Schulorden) und wurde seither von weltlicheb Professoren geleitet. Zuletzt befand es sich in 1, Bäckerstraße 28.  
  
Zu den berühmt gewordenen Schülern des Akademischen Gymnasiums zählen unter anderem [[Peter Altenberg|Altenberg]], [[Eduard Bauernfeld|Bauernfeld]], [[Richard Beer-Hofmann|Beer-Hofmann]], [[Raimund Grüb|Grübl]], [[Michael Hainisch|Hainisch]], [[Hugo Hofmannsthal]], [[Hans Kelsen|Kelsen]], [[Leopold Kupelwieser|Kupelwieser]], [[Anton Schmerling|Schmerling]], [[Arthur Schnitzler|Schnitzler]], [[Erwin Schrödinger|Schrödinger]] und [[Franz Schubert|Schubert]].
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== Bekannt gebliebene Maturant(inn)en ==
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Bekannt gebliebene Maturant(inn)en des Akademischen Gymnasiums (laut Robert Winter, jedoch in Auswahl [mit Lebensjahren beziehungsweise Geburtsjahr]):
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* [[Othenio Abel]] (1875-1946)
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* Ludwig Adamovich (1932)
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* [[Guido Adler]] (1855-1941)
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* [[Peter Altenberg]]
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* [[Eduard Bauernfeld]]
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* [[Max Wladimir Freiherr von Beck]] (1854-1943)
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* [[Richard Beer-Hofmann]] (1866-1945)
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* Wolfgang Beilner (1931)
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* [[Moritz Benedikt]] (1835-1920)
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* Hans Bernheimer (1930)
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* [[Julius Bittner]] (1874-1939)
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* Friedrich Böck (1876-1958)
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* Engelbert Broda (1910-83)
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* Hans Christian Broda (1916-1987)
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* Bertrand Michael Buchmann (1949)
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* Thomas Chorherr (1932)
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* Felix Czeike (1926)
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* Robert Danneberg (1885-1942)
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* [[Albert Drach]] (1902-1995)
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* Caspar Einem (1948),
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* [[August Fournier]] (1850-1920)
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* [[Salomon Frankfurter]] (1856-1941)
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* [[Erich Frauwallner]] (1898-1974)
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* [[Dagobert Frey]] (1883-1962)
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* Josef K. Friedjung (1871-1946)
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* [[Albert Geßmann]] (1852-1920),  
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* [[Max Graf]] (1873-1958)
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* [[Raimund Grübl]] (1847-1898)
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* [[Eugen Guglia]] (1857-1919)
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* [[Michael Hainisch]] (1858-1940)
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* Edmund Hauler (1859-1941)
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* [[Friedrich Heer]] (1916-1983)
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* [[Hugo von Hofmannsthal]] (1874-1929)
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* [[Hans Hornich]] (1906-1979)
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* [[Nikolaus Hovorka]] (1901-1966)
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* [[Robert Kann|Robert A(dolf) Kann]] (1906-1981)
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* [[Hans Kelsen]] (1881-1975)
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* [[Franz Klein]] (1854-1926)
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* [[Joseph Wilhelm Kubitschek]] (1858-1926)
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* [[Leopold Kupelwieser]]
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* [[Paul Lazarsfeld]] (1901-1976)
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* [[Eduard Leisching]] (1858-1938)
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* [[Karl Leth|Karl von Leth]] (1861-1930)
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* [[Heinrich Lohwag]] (1884-1945)
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* [[Eugen Margaretha]] (1885-1963)
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* [[Tomás Garrigue Masaryk]] (1850-1937)
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* [[Grete Mecenseffy]] (1898-1985)
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* [[Lise Meitner]] (1878-1968)
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* [[Robert Meyer]]
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* [[Ludwig Mises]]
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* [[MAx Oberleitner]]
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* Alfred Payrleitner (1935)
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* [[Paul Amadeus Pisk]] (1893-1990)
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* [[Josef Porzer]] (1847-1914)
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* [[Gabriele Possanner von Ehrenthal]] (1860-1940)
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* [[Johann Prix]] (1836-1894)
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* [[Hans Leo Przibram]] (1874-1944)
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* [[Karl Gabriel Przibram]] (1878-1973)
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* [[Josef Redlich]] (1869-1936)
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* [[Erwin Ringel]] (1921-1994)
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* Andreas Rizzi (1950)
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* Wilhelm Scherer (1841-1886)
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* [[Anton Schmerling]]
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* [[Arthur Schnitzler]] (1862-1931)
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* Julius Schnitzler (1865-1939)
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* [[Erwin Schrödinger]] (1887-1961)
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* [[Daniel Spitzer]] (1835-1893)
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* [[Franz Schubert]]
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* Wolfgang Szaivert (1950)
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* Norbert Tschulik (1927)
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* [[Friedrich Walter]] (1896-1968)
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* [[Hans Weigel]] (1908-1991)
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* [[Heinrich Zeissberg|Heinrich Ritter von Zeissberg]] (1839-1899)
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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* Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 69
 
* Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 69
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 347
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 347
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* Robert Winter: Das Akademische Gymnasium in Wien. Vergangenheit und Gegenwart. 1996

Version vom 23. November 2013, 01:09 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1552 JL
Datum bis
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48° 12' 5.58" N, 16° 22' 35.87" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gymnasium, Akademisches (1, Beethovenplatz 1).

Gebäude

Neugotischer Backsteinbau (freistehender Baublock mit reich gegliedertem Mittelrisalit), Prüfungssaal in englisch-gotischem Stil mit offenem Dachstuhl, erbaut 1863-1866 von Friedrich von Schmidt. Großer Innenhof, schöne Kapelle (Glasgemälde von Remigius Geyling) und Brunnen (erinnert an Brunnenhäuser mittelalterlicher Klosterhöfe); Wandgemälde von Josef Mathias von Trenkwald. Über Initiative des Direktor Aloys Capellmann (1858) hatte Franz Joseph am 12. Jänner 1862 die Überlassung eines Grundstücks in der Stadterweiterungszone bewilligt und am 27. Mai 1863 den Baubeginn genehmigt; am 17. Oktober 1866 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.

Institution

Ein „akademisches Gymnasium" („pro humanioribus") wurde erstmals 1552 von den Jesuiten unter Pater Petrus Canisius (nach langwierigen Verhandlungen mit der Universität) als erstes Gymnasium Wiens im Dominikanerkloster eröffnet. Das Kollegium (die Schule) der Jesuiten bestand aus drei Gruppen: den Novizen, den Pensionären (meist aus vornehmen Familien) und den Tagesschülern (Externisten) aus der Stadt, die den Unterricht besuchten. Der unentgeltliche Unterricht umfaßte die fünf- oder sechs-jährige Schulstudien (studia inferiora) und die dreijährigen philosophischen Hochschulstudien (studia superiora); anschließend ein vierjähriger theologischer Kurs. 1555 übersiedelte es in das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof, 1622 in die (alte) Universität (Schulräume 1, Universitätsplatz [Dr.-Ignaz-Seipel-Platz] 1; Gymnasium bei den Jesuiten). 1773 wurde das Akademische Gymnasium (nach Aufhebung des Jesuitenordens) eine Staatsanstalt, die unter der Leitung eines Exjesuiten stand. 1802 erfolgte die Übergabe des Akademischen Gymnasiums an die Piaristen (neuer Schulorden) und wurde seither von weltlicheb Professoren geleitet. Zuletzt befand es sich in 1, Bäckerstraße 28. 

Bekannt gebliebene Maturant(inn)en

Bekannt gebliebene Maturant(inn)en des Akademischen Gymnasiums (laut Robert Winter, jedoch in Auswahl [mit Lebensjahren beziehungsweise Geburtsjahr]):

Literatur

  • Zur Erinnerung an die feierliche Eröffnung des neuen Akademischen Gymnasiums. 1866
  • Akademisches Gymnasium. 100 Jahre am Beethovenplatz 1866-1966. 1966
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 1. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 165
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 319 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/2. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 11 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 187 f. und Register
  • Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 69
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 347
  • Robert Winter: Das Akademische Gymnasium in Wien. Vergangenheit und Gegenwart. 1996