Siedlungsbau im schwarzen Wien

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Die Privatisierung von Siedlungen wurde durch den Wiener Assanierungsfonds mit Förderungen für die Errichtung von Eigentumshäusern unterstützt, wie etwa das Eigentumshaus in 13., Sauraugasse 5. (1937)
Daten zum Eintrag
Datum von 1934
Datum bis 1938
Objektbezug Schwarzes Wien, Siedlerbewegung, Familienasyle, Ständestaat, Bautätigkeit im schwarzen Wien, Wiener Assanierungsfonds, Zwischenkriegszeit, Wilde Siedlungen, Stadtbauamt
Quelle
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Letzte Änderung am 30.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname WStLA Fotoarchiv Gerlach FC1 05177.jpg
Bildunterschrift Die Privatisierung von Siedlungen wurde durch den Wiener Assanierungsfonds mit Förderungen für die Errichtung von Eigentumshäusern unterstützt, wie etwa das Eigentumshaus in 13., Sauraugasse 5. (1937)

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Siedlungsbau im schwarzen Wien

Im schwarzen Wien wurden das Siedlungswesen des Roten Wien auf Bundesebene zentralisiert und die basisdemokratischen sowie sozialdemokratischen Siedlungsgenossenschaften von regimenahen Verwaltungsausschüssen übernommen. Der ab 1934 durch das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime präferierte Stadtrandsiedlungsbau scheiterte 1936 endgültig durch die Wirtschaftskrise und wurde zugunsten der Ankurbelung des Eigenheimsiedlungsbaues im bestehenden Gartenstadtgürtel zurückgenommen. Sogenannte wilde Siedlungen wurden forciert privatisiert. 1937 schwenkte die Wiener Bürgerschaft wieder auf die Errichtung kommunaler Siedlungsanlagen durch das Stadtbauamt um.

Stadtrandsiedlungen

Im Dollfuß-/Schuschnigg-Regime wurde das 1932 mit der 21., Erwerbslosensiedlung Leopoldau begonnene Konzept der Stadtrandsiedlungen weitergeführt und ausgebaut. Ziel war eine „Entproletarisierung“ der Arbeiterschaft durch Eigenheime und Selbstversorgung. Von 1934 bis 1936 entstanden am Stadtrand über der Donau in den Siedlungen 22., Stadtrandsiedlung Breitenlee, 22., Stadtrandsiedlung Aspern-Flugfeld, 22., Stadtrandsiedlung Hirschstetten und 22., Stadtrandsiedlung Neustraßäcker rund 981 kostengünstige, sehr schlichte Häuser auf großen Grundstücksparzellen, fast ohne jegliche Infrastruktur. Der Randsiedlungsbau scheiterte 1936 endgültig aufgrund fehlender Mittel.

Siedlungsinfrastruktur

Portal des sachlichen Schulneubaus 21., Aderklaaer Straße 2, 1939

Mit den Geldern des Wiener Assanierungsfonds wurde ab 1936 der infrastrukturelle Ausbau von Siedlungen unterstützt. In den ab 1935 zur Sanierung und Privatisierung bestimmten wilden Siedlungen der Nachkriegszeit, 21., Bruckhaufen, 14., Wolfersberg und 22., Bretteldorf, wurden Straßen- und Kanalbauten sowie Senkgruben errichtet. Im Zuge der Erweiterung des Kanalnetzes entstand das Abwasserpumpwerk in der 21., Floridsdorfer Hauptstraße 1A. Auch zwei Schulneubauten in der 21., Aderklaaer Straße 2 und 22., Oberdorfstraße 2 wurden ab 1937 als Infrastruktureinrichtung für die Stadtrandsiedlungen in Angriff genommen.

Eigenheim in wachsenden Siedlungen

Eigentums-Doppelhäuser der Gartenstadt "Am Wienerberg" im 10. Bezirk, 1937

Das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime kurbelte den Eigentumshausbau für sein Gartenstadt-Siedlungskonzept konzeptionell an. Beispielgebend war die 14., Siedlung Starchant. Bis 1935 entstand die Gartenstadt "Am Wienerberg" in der 10., Weitmosergasse. Die Wiener Bürgerschaft stellte billige Gründe in bereits bestehenden Siedlungsarealen, wie etwa in der Siedlungsanlage Rosenhügel, 14., Eigenheimsiedlung Wolfersberg, 19., Cobenzl, 16., Paulinensteig und 14., Flötzersteig, bereit. Mit günstigen Grundstücken wurde 1935 auch die Eigentums-Plansiedlung am Bierhäuselberg unterstützt. Die Kriegerheimstätte Hirschstetten wurde schrittweise erweitert. Der Wiener Assanierungsfonds förderte von 1934 bis Februar 1938 rund 88 private Ein- und Mehrfamilienhäuser, die in den bestehenden Siedlungsarealen, beispielsweise in der Beamtensiedlung Schwarzlackenau, zur Auführung kamen. Bundesgelder wurden ab 1937 durch das Kleinwohnungshausförderungsgesetz bereitgestellt, wodurch bis zum sogenannten Anschluss 1938 etwa 7 private Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen konnten.

Gartenstadt

Die Wiener Bürgerschaft errichtet ab 1936 in 11., Hasenleitengasse wieder eine gemeindeeigene Siedlung, 1937.

Das Gartenstadtkonzept des schwarzen Wien wurde 1937 durch die Überbauung des Kriegsbarackenlagers 11., Simmering unterstützt. Mit der durch das Stadtbauamt geplanten kommunalen Siedlung Hasenleiten näherte sich das Regime den Siedlungskonzepten des Roten Wien an. Im Gegensatz zu den kommunalen Einrichtungen entstand in der 11., Hasenleitengasse 9 ein Kloster.

Siehe auch

Literatur

  • Robert Hoffmann: „Nimm Hack’ und Spaten…“. Siedlung und Siedlerbewegung in Österreich 1918–1938. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1987
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Der Wiener Assanierungsfonds. Wien: Magistrat 1937
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Das Schulwesen der Stadt Wien 1934–1936. Wien: Magistrat 1937
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Die Kanalisation der Stadt Wien. Wien: Magistrat 1937
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Drei Jahre neues Wien. Wien: Magistrat 1937
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Wohnungs- und Siedlungswesen. Städtischer Grundbesitz. Wien: Magistrat 1937
  • Klaus Novy / Wolfgang Förster: Einfach bauen. Genossenschaftliche Selbsthilfe nach der Jahrhundertwende. Zur Rekonstruktion der Wiener Siedlerbewegung. Wien: Picus 1991.
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934. Wien: Promedia 2002
  • Ulrike Zimmerl: Kübeldörfer. Siedlung und Siedlerbewegung im Wien der Zwischenkriegszeit. Wien. Österreichischer kunst und Kulturverlag 2002.