Cobenzl

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Cobenzl im Winter (1912)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Berg
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Reisenberg
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Philipp Johann Cobenzl
Bezirk 19
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 21209
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Cobenzlwinter.jpg
Bildunterschrift Cobenzl im Winter (1912)
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48° 15' 47.76" N, 16° 19' 16.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Cobenzl (19.; Reisenberg).

Er gehörte ursprünglich den Jesuiten, die hier eine Villa besaßen. Nach Aufhebung des Ordens (1773) kam der Berg um 1200 Gulden an Johann Philipp Graf Cobenzl (siehe Cobenzlgasse), der 1774 zum Vizepräsident der Banco-Deputation ernannt wurde und sich damit in der Lage sah, neben dem bestehenden Landhaus einen größeren Garten anzulegen, an dessen Fertigstellung zwei Jahrzehnte lang gearbeitet wurde.

Cobenzl ließ das Landhaus zu einem schlossartigen Gebäude umgestalten und verband den Naturgarten mit einer modernen Landwirtschaft und Meierei, deren Produkte von stadtbekannter Qualität waren. Die im Park befindliche Grotte muss ein Pilgerziel für alle Naturschwärmer gewesen sein, nicht minder berühmt war ein Baumtempel. Wolfgang Amadeus Mozart war bei Cobenzl zu Gast und bewunderte die Anlage (1781), Alois Blumauer (1784) und Joseph von Hammer-Purgstall (1799) haben den Garten poetisch verewigt, Karoline Pichler erinnerte sich gerne an ihn, und Franz Anton de Paula Gaheis liefert eine gute Beschreibung.

Nach Cobenzls Tod (1810) gelangte der Besitz (der während der französischen Besetzung Wiens 1809 Schaden genommen hatte) in die Hände von Simon Reichsgraf von Pfaffenhofen, der jedoch wegen Geldmangels Gebäude und Park kaum vor dem Verfall bewahren konnte.

Nach ihm kam der Besitz an Karl Freiherr von Reichenbach, der hier seine magnetischen Experimente betrieb, um schließlich 1855 um 130.000 Gulden an den Bankier Johann Karl Freiherr von Sothen zu gelangen, der hier am 10. Juni 1881 von seinem Jäger Eduard Hüttler aus Rache erschossen wurde.

Anschließend fiel der gesamte, einige Zeit verlassene Grundbesitz an die Allgemeine Holländisch-österreichische Baugesellschaft, die 1896-1899 nach Plänen von R. Miksch das Schloss in ein Hotelrestaurant umgestalten ließ ("Schlosshotel Cobenzl").

Unter Bürgermeister Karl Lueger wurde der Besitz 1907 - etwa so groß wie der heutige Bezirk Mariahilf - von der Gemeinde Wien um 1,5 Millionen Kronen angekauft, am 8. April 1910 an Julius Kühn und Ludwig Täuber verpachtet und sodann 1910 beziehungsweise 1912 durch Erbauung eines Cafépavillons und der „Volksgastwirtschaft" Krapfenwaldl zu einem großstädtischen Etablissement und Ausflugsort umgestaltet (Eröffnung 1. Mai 1911). 1928 erfolgte durch den Architekten Dr. Stefan Fayans eine Umgestaltung.

Am 5. November 1915 wurde eine von Fritz Zerritsch (Senior) geschaffene Luegerbüste enthüllt. Die entscheidende Zerstörung erfuhr der Park durch den Bau der Höhenstraße. Das Schlosshotel wurde im und nach dem Zweiten Weltkrieg verwüstet. Das Hotel wurde 1945 als Flüchtlingslager verwendet.

Der Cafépavillon wurde nach Kriegsende großzügig umgestaltet; der auf dem Cobenzl befindliche Gutsbetrieb (Meierhof) wird von der Gemeinde Wien selbst geführt; das Schlosshotel wurde 1966 abgebrochen.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

(Bis 1864/69 Am Cobenzlberg, seit 1864/69 Cobenzlgasse und Krapfenwaldl, seit 1874 Cobenzlberg, 1875, Cobenzl, 1876 Cobenzl, Gut Reisenberg.)


siehe auch: Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung

Quellen

Literatur

  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 291 ff.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Grinzing 1426-1926. 1926, S. 26 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 440 f.
  • Géza Hajós: Romantische Gärten der Aufklärung. 1989, S. 155 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, Reg.
  • Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen. Band 1. 1835, S. 205 ff.
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929. Band 5, S. 273 ff.
  • F. C. Weidmann: Wiens Umgebungen. 1823. Band 3/7, S. 55 ff.
  • F. C. Weidmann: Die Umgebungen Wiens. 1839, S. 79 ff.