Wasserversorgungskommission: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildunterschrift=Plan des Quellgebiets zum Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungskommission, 1864
 
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Am 21. November 1862 beschloss der [[Gemeinderat]] eine 12-köpfige Kommission zur [[Wasserversorgung]] einzurichten, welche gemeinsam mit Fachleuten alle nötigen Erhebungen und Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung durchführen sollte. Die Mitglieder der Kommission wurden aus dem Kreis der Gemeinderäte gewählt.
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Als die Wasserversorgungskommission ihre Aufgabe, die notwendigen Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung durchzuführen, erfüllt hatte, wurde sie auf ihren Antrag hin am 3. Juli 1866 durch eine neue Kommission, mit der es personelle Überschneidungen gab, abgelöst. In den folgenden Jahren änderten sich die Zusammensetzung der Wasserversorgungskommission mehrmals. Bis zumindest 1880 befassten sich ihre Mitglieder mit Fragen der städtischen Wasserversorgung.
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==Beschluss-Protokolle der Wasserversorgungskommission==
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[[Datei:WSTLA Gemeinderat B22 412.jpg|390px|thumb|right|Protokoll der Wasserversorgungskommission vom 24. April 1863]]
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Die Sitzungen der Wasserversorgungskommission von 1863 bis 1880 sind in handschriftlichen Protokollen dokumentiert. Verfasst wurden sie vom Schriftführer der Kommission, [[Wenzel Adalbert Sedlitzky|Dr. Wenzel Sedlitzky]] sowie vom Magistrats-Konzipienten Heinrich Walter (verstorben im Mai 1863), dessen Nachfolger Franz Rogge und nach dessen Dienstaustritt im April 1869 von Rudolf Stadler. Letzterer verfasste 1873 im Auftrag des Gemeinderats die Denkschrift anlässlich der [[Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung]].
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Die erste Sitzung fand am 15. Jänner 1863 statt. Den Vorsitz der ersten Sitzungen führte Bürgermeister [[Andreas Zelinka]], später wurden die Sitzungen meist von Dr. [[Cajetan Felder]], der ab dem 21. Oktober 1863 auch Obmann der Wasserversorgungskommission war, geleitet. Zu Beginn tagte die Kommission wöchentlich, als Sitzungstag wurde Samstag Nachmittag festgelegt. Später fanden die Treffen nach Bedarf statt, vor wichtigen Entscheidungen mehrmals wöchentlich, sonst meist einmal im Monat. Zu Beginn jedes Protokolls sind die Anwesenden sowie geladene Gäste verzeichnet. So geben die Protokolle Auskunft darüber, welche Expertenmeinungen von den Mitgliedern der Kommission gehört wurden. Regelmäßige Gäste waren etwa die Ingenieure des Stadtbauamts Carl Junker und [[Carl Mihatsch]] oder der Chemiker [[Franz Coelestin Schneider|Franz Schneider]], der 1864 offiziell Mitglied der Wasserversorgungskommission wurde.
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Die Protokolle geben vielfältige Einblicke in die Arbeit der Wasserversorgungskommission, etwa über das Engagement und die Rolle ihrer Mitglieder, die Entscheidungsfindung und Vorbereitung wichtiger Referate vor dem [[Gemeinderat]]. So zeigen die Protokolle von der Gründung bis in den Frühling 1864 etwa, wie Prof. [[Eduard Suess]] zuerst als Gast zu den Sitzungen geladen wurde, zum ständigen Teilnehmer wurde und schnell die inhaltliche Gestaltung übernahm. Sie geben Auskunft darüber, wie auf Grundlage der beauftragten hydrotechnischen Untersuchungen der Entschluss zur Nutzung der Quellen [[Quelle Kaiserbrunn|Kaiserbrunn]], [[Quelle Stixenstein|Stixenstein]] und [[Altaquelle|Alta]] reifte und wie die Mitglieder der Kommission die Durchsetzung dieses Entschlusses vor dem Gemeinderat, aber auch in der Öffentlichkeit und bei einflussreichen Stakeholdern vorbereiten.
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[[Datei:Mikroskopische-Darstellungen.jpg|390px|thumb|right|Die Wasserqualität der Quellen wurde von der Wasserversogungskommission untersucht. Die mikroskopische Studie zeigt die häufigsten Wasserlebewesen, unter anderem eine sternförmige Actinophrys (3), eine Dipterenlarve (15) und eine Wassermilbe vor der ersten Häutung (18)]]
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Siehe auch: [[Erste Hochquellenleitung]], [[Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)]]
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==Mitglieder==
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Folgende Gemeinderäte waren zwischen 1862 und 1873 in der Wasserversorgungskommission aktiv (alphabetische Reihenfolge, Zeitraum des Engagements in Klammer):
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*[[Heinrich Billing von Gemmen|Dr. Heinrich von Billing]], Rechtsanwalt, 1870-1873
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*[[Wilhelm von Doderer|Wilhelm Doderer]], Architekt, 1873
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*[[Cajetan Felder|Dr. Cajetan Felder]], Rechtsanwalt, zweiter [[Bürgermeister-Stellvertreter]] bzw. [[Bürgermeister]], 1862-1873, ab 21. Oktober 1863 als Obmann
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*[[Heinrich Fellner von Feldegg|Heinrich von Fellner]], k.k. Regierungsrat, 1862-1866(?)
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*[[Friedrich Flohr]], 1869-1873
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*[[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Förster]], Architekt, 1862-1863
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*[[Karl Franz|Carl Franz]], 1869-1873
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*[[Wilhelm Groß]], Stadt-Baumeister, 1866-1873, folgte [[Eduard Suess]] am 28. April 1873 als Obmann-Stellvertreter nach
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*[[Ferdinand Hessler|Dr. Ferdinand Hessler]], Physiker, erster Obmann-Stellvertreter, 1862-1865
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*[[Josef Philipp Herr|Dr. Josef Philipp Herr]], Geodät und Astronom, 1866-1869
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*[[Johann Hönig]], k. k. Professor der Technik, 1866-(?)
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*[[Karl Hoffer|Dr. Karl Hoffer]], Hof- und Gerichts-Advokat, 1866-1873
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*[[Leopold Karl Jordan]], Ingenieur, 1862-1866(?)
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*[[Ludwig Jünemann]], 1867-1873
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*[[Franz Khunn]], Bürger, 1866-1873
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*[[Josef Klemm]] sen., Buchhändler und Verleger, 1863-1865 und 1868-1873
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*Josef Klemm jun. 1872-1873
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*[[Eduard Kopp|Dr. Eduard Kopp]], 1863-1873
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*[[Josef Klucky|Dr. Josef Klucky]], Arzt, 1862-1866(?), stimmte 1866 gegen den Bau der [[Erste Hochquellenleitung|Ersten Hochquellenleitung]]
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*[[Alfred von Lenz|Alfred Lenz]], Ingenieur, 1866-(?)
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*[[Achilles Melingo|Achilles von Melingo]], Kommunalpolitiker und Realitätenbesitzer, 1863-1873
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*[[Leopold von Mende|Leopold Edler von Mende]], k. k. Ober-Landesgerichtsrat, 1866-(?)
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*[[Johann Natterer (Sohn)|Dr. Johann Natterer]], Arzt, 1862-1873
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*[[Franz von Neumann (1815-1888)|Franz Neumann]], Architekt, 1862-1873
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*[[Julius Newald|Dr. Julius Newald]], k. k. Militär-Agent, 1866-1873
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*[[Leopold Paffrath]], Handelsmann, 1866-1873
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*[[Franz Coelestin Schneider|Dr. Franz Schneider]], k. k. Professor der Chemie, 1864-(?)
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*[[Leopold Schuch]], Unternehmer, 1862-1866(?), stimmte 1866 gegen den Bau der Ersten Hochquellenleitung
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*[[Wenzel Adalbert Sedlitzky|Dr. Wenzel Sedlitzky]], Apotheker, 1862-1873, ab der ersten Sitzung am 15. Jänner 1863 als Schriftführer
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*[[Berthold Stadler]], Bürger, 1866-(?)
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*[[Johann Heinrich Steudel]], Gastwirt und Realitätenbesitzer, 1863-1866(?), stimmte 1866 gegen den Bau der Ersten Hochquellenleitung
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*[[Josef Stöger|Dr. Josef Stöger]], 1869-1873
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*[[Eduard Suess|Dr. Eduard Suess]], Geologe, 1863 bis Frühjahr 1873 (wegen Mandatsniederlegung im [[Gemeinderat]] ausgeschieden)
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*[[Eduard Uhl]], Bürger, 1866-1873
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*[[Johann Umlauft]], Literat, 1866-(?)
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*Johann Wendeler, 1870-1873
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*[[Franz Wertheim|Franz Freiherr von Wertheim]], Industrieller, 1862-1873
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*[[August Zang]], Journalist, erster Obmann, 1862-1863
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==Quellen==
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*[https://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++cb6be421-b3c5-46dd-9b2d-e884c3399556VERA#Stueck__cb6be421-b3c5-46dd-9b2d-e884c3399556VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kommissionen und Komitees, B22.412-422]: Beschluss Protokolle der Wasserversorgungs-Commission 1863 bis 1880
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++00003965ma8KartoSlg#Akt_____00003965ma8KartoSlg WStLA, Pläne und Karten - Sammelbestand, P1: 315] Pläne (Atlas) zum Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungskommission des Gemeinderates der Stadt Wien]
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==Literatur==
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*Josef Donner: "Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ..." . Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: NORKA Verl. [1990], S. 104
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*Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 113 f., 192, 290 ff.

Aktuelle Version vom 11. Dezember 2023, 11:37 Uhr

Plan des Quellgebiets zum Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungskommission, 1864
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 21. November 1862
Datum bis 3. Juli 1866
Benannt nach Wasserversorgung
Prominente Personen Cajetan Felder, Eduard Suess, August Zang
PageID 366231
GND
WikidataID
Objektbezug Wasserversorgung, Erste Hochquellenleitung, Gemeinderat, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 11.12.2023 durch DYN.spitzbart
Bildname WStLA Pläne-und-Karten P1 315 3.jpg
Bildunterschrift Plan des Quellgebiets zum Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungskommission, 1864

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Am 21. November 1862 beschloss der Gemeinderat eine 12-köpfige Kommission zur Wasserversorgung einzurichten, welche gemeinsam mit Fachleuten alle nötigen Erhebungen und Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung durchführen sollte. Die Mitglieder der Kommission wurden aus dem Kreis der Gemeinderäte gewählt.

Als die Wasserversorgungskommission ihre Aufgabe, die notwendigen Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung durchzuführen, erfüllt hatte, wurde sie auf ihren Antrag hin am 3. Juli 1866 durch eine neue Kommission, mit der es personelle Überschneidungen gab, abgelöst. In den folgenden Jahren änderten sich die Zusammensetzung der Wasserversorgungskommission mehrmals. Bis zumindest 1880 befassten sich ihre Mitglieder mit Fragen der städtischen Wasserversorgung.

Beschluss-Protokolle der Wasserversorgungskommission

Protokoll der Wasserversorgungskommission vom 24. April 1863

Die Sitzungen der Wasserversorgungskommission von 1863 bis 1880 sind in handschriftlichen Protokollen dokumentiert. Verfasst wurden sie vom Schriftführer der Kommission, Dr. Wenzel Sedlitzky sowie vom Magistrats-Konzipienten Heinrich Walter (verstorben im Mai 1863), dessen Nachfolger Franz Rogge und nach dessen Dienstaustritt im April 1869 von Rudolf Stadler. Letzterer verfasste 1873 im Auftrag des Gemeinderats die Denkschrift anlässlich der Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung.

Die erste Sitzung fand am 15. Jänner 1863 statt. Den Vorsitz der ersten Sitzungen führte Bürgermeister Andreas Zelinka, später wurden die Sitzungen meist von Dr. Cajetan Felder, der ab dem 21. Oktober 1863 auch Obmann der Wasserversorgungskommission war, geleitet. Zu Beginn tagte die Kommission wöchentlich, als Sitzungstag wurde Samstag Nachmittag festgelegt. Später fanden die Treffen nach Bedarf statt, vor wichtigen Entscheidungen mehrmals wöchentlich, sonst meist einmal im Monat. Zu Beginn jedes Protokolls sind die Anwesenden sowie geladene Gäste verzeichnet. So geben die Protokolle Auskunft darüber, welche Expertenmeinungen von den Mitgliedern der Kommission gehört wurden. Regelmäßige Gäste waren etwa die Ingenieure des Stadtbauamts Carl Junker und Carl Mihatsch oder der Chemiker Franz Schneider, der 1864 offiziell Mitglied der Wasserversorgungskommission wurde.

Die Protokolle geben vielfältige Einblicke in die Arbeit der Wasserversorgungskommission, etwa über das Engagement und die Rolle ihrer Mitglieder, die Entscheidungsfindung und Vorbereitung wichtiger Referate vor dem Gemeinderat. So zeigen die Protokolle von der Gründung bis in den Frühling 1864 etwa, wie Prof. Eduard Suess zuerst als Gast zu den Sitzungen geladen wurde, zum ständigen Teilnehmer wurde und schnell die inhaltliche Gestaltung übernahm. Sie geben Auskunft darüber, wie auf Grundlage der beauftragten hydrotechnischen Untersuchungen der Entschluss zur Nutzung der Quellen Kaiserbrunn, Stixenstein und Alta reifte und wie die Mitglieder der Kommission die Durchsetzung dieses Entschlusses vor dem Gemeinderat, aber auch in der Öffentlichkeit und bei einflussreichen Stakeholdern vorbereiten.

Die Wasserqualität der Quellen wurde von der Wasserversogungskommission untersucht. Die mikroskopische Studie zeigt die häufigsten Wasserlebewesen, unter anderem eine sternförmige Actinophrys (3), eine Dipterenlarve (15) und eine Wassermilbe vor der ersten Häutung (18)

Siehe auch: Erste Hochquellenleitung, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)

Mitglieder

Folgende Gemeinderäte waren zwischen 1862 und 1873 in der Wasserversorgungskommission aktiv (alphabetische Reihenfolge, Zeitraum des Engagements in Klammer):

Quellen

Literatur

  • Josef Donner: "Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ..." . Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: NORKA Verl. [1990], S. 104
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 113 f., 192, 290 ff.