Franz Wertheim

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Franz Wertheim, 1873
Daten zur Person
Personenname Wertheim, Franz
Abweichende Namensform Wertheim, Franz von
Titel Freiherr, Kaiserlicher Rat, Kaiserlicher Truchseß, k.k. Hof- und Werkzeuglieferant
Geschlecht männlich
PageID 7908
GND 133808521
Wikidata Q876969
Geburtsdatum 12. April 1814
Geburtsort Krems
Sterbedatum 3. April 1883
Sterbeort Wien
Beruf Industrieller, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Wasserversorgung, Wasserversorgungskommission, Erste Hochquellenleitung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 11.12.2023 durch DYN.spitzbart
Begräbnisdatum 5. April 1883
Friedhof Zentralfriedhof, Arkadengruft
Grabstelle
Bildname Franz Wertheim.jpg
Bildunterschrift Franz Wertheim, 1873
  • 1., Schwarzenbergplatz 17
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag
  • Präsident der Niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer
  • Gemeinderat der Stadt Wien (1871 bis 1872)
  • Kurator des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie

  • Goldene Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereins
  • Ehrenbürger von Krems
  • Ehrenbürger von Scheibbs
  • Ehrenbürger von Steyr
  • Ehrenbürger des Marktes Neustift
  • Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse (Verleihung: 1871)

Wertheim Franz (1871 Freiherr von), * 12. April 1814 Krems, † 3. April 1883 Wien 1., Schwarzenbergplatz 6 [heute 17; Wertheimpalais]; Zentralfriedhof, Arkadengruft; Grabdenkmal von H. Claus und Josef Kassin), Industrieller, Gattin (1847) Tochter des Papierfabrikanten Wilhelm Knepper.

Biografie

Begann als Sohn eines wenig bemittelten Kaufmanns eine Handelslehre in Wien, zog als Wanderbursche durch Deutschland, Frankreich und England, kehrte dann nach Österreich zurück und versuchte sich als Händler mit ausländischen Werkzeugen. 1842 erwarb er die Werkzeugschmieden des Industriellen Anton Gruber, 1845 konnte er mit seinen Erzeugnissen bereits auf der Gewerbeproduktenausstellung vor die Öffentlichkeit treten. 1847 beteiligte sich Wertheim auch an der Papierherstellung seines Schwiegervaters Knepper, wobei ihm mit der Herstellung von Zigarettenpapier ein großer Wurf gelang.

1848 kam er durch einen Einbruch in seinem Büro auf die Idee, einbruchsichere Kassen zu erzeugen. 1851 sah er das Modell einer Magdeburger Firma auf der Londoner Weltausstellung und erwarb für dieses die Patentrechte für Österreich. 1853 führte er am Wiener Stadtrand drei seiner neuen Panzerschränke dem staunenden Publikum auf einem brennenden Scheiterhaufen vor, um deren Feuerfestigkeit unter Beweis zu stellen; am 10. Juli 1857 fand eine derartige Vorführung in Konstantinopel statt. Dem Siegeszug seiner Kassen stand nach dieser Feuerprobe nichts mehr im Weg (anlässlich der Herstellung der 20.000. Kasse schrieb Josef Strauß die Polka française "Feuerfest" [vermutlich 1869]).

Wertheim kaufte ein Grundstück auf der Wieden, auf dem er eine Werkzeugschmiede errichtete, erwarb von dem Amerikaner Yale die Patente für ein Steckschloss und erhielt derart viele Aufträge, dass er seine Werkstätte zum "Wertheimhof" erweitern musste. Für die Herausgabe verschiedener "Werkzeugkunden" erhielt er die Goldene Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereins. 1872 folgte die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft, 1873 kaufte Wertheim nach dem Börsenkrach die Aktien zurück und wählte als Gesellschaftsform die Offene Handelsgesellschaft.

Nach Plänen von Heinrich Ferstel ließ er sich am Schwarzenbergplatz ein Palais errichtet (Wertheimpalais). Er begleitete Franz Joseph I. zur Eröffnung des Suezkanals.

Mitglied des niederösterreichischen Landtags und 1861-1872 des Wiener Gemeinderats. Dort engagierte er sich etwa in der Frage der Wasserversorgung, in der er als einer der ersten die Erschließung neuer Quellen anstelle eines weiteren Ausbaus der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung forderte. Auf seine Initiative hin lobte der Gemeinderat 1861 einen Wettbewerb zur künftigen Wasserversorgung aus. Er wurde 1862 in die neu gegründete Wasserversorgungskommission gewählt, der er bis zur Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung 1873 angehörte.

Kaiserlicher Rat, kaiserlicher Truchseß; Ehrenbürger von Krems, Scheibbs und Steyr sowie des Markts Neustift; Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse (1871).

Das Erbe trat sein unehelicher Sohn Franz Gunst an.

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 127 ff.
  • Gustav Holzmann, Unternehmer aus Niederösterreich. Handwerker, Kaufleute und Industrielle aus 5 Jahrhunderten. Wien: Eigenverl. d. Handelskammer NÖ 1967, S. 99 ff. (Schriftenreihe der Handelskammer Niederösterreich, 7)
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 94 f.
  • Josef Mentschl: Österreichische Wirtschaftspioniere. Wien: Birken Verlag 1959, S. 67 ff.
  • F. Czeike [Hg.]: Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters (²I984), Register
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 149
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 97 f., 113, 192, 292