Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung

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Eröffnung der Ersten Hochquellenwasserleitung und des Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz am 24. Oktober 1873
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Politisches Ereignis
Datum von 24. Oktober 1873
Datum bis 24. Oktober 1873
Thema Wasserversorgung
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt Nein
PageID 366248
GND
WikidataID
Objektbezug Erste Hochquellenleitung, Wasserversorgung
Quelle
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Letzte Änderung am 23.10.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Erste Hochquellenleitung-Eröffnung.jpg
Bildunterschrift Eröffnung der Ersten Hochquellenwasserleitung und des Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz am 24. Oktober 1873
Beteiligte Personen

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Nach knapp drei Jahren Bauzeit wurde die Erste Hochquellenleitung (bald auch „(Erste) Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung“ genannt) in Betrieb genommen. Die Bauarbeiten wurden vom Bauunternehmer Antonio Gabrielli als Generalunternehmer durchgeführt und von den beiden Ober-Ingenieurs-Abteilungen der Stadt geplant und beaufsichtigt. Die erste Sprengung fand am 6. Dezember 1869 satt, offizieller Baubeginn war am 21. April 1870. Vertragsgemäß sollte der Bau in vier Jahren, also bis 1874, vollendet sein. Gegen die Bezahlung einer Prämie von einer Million Gulden bot Gabrielli eine Fertigstellung bereits im Herbst 1873 an. Aufgrund der prekären hygienischen Situation in der Stadt, der Bedrohung durch eine neue Choleraepidemie, der bevorstehenden Eröffnung der Weltausstellung und Probleme mit der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung stimmte der Gemeinderat der Bezahlung der Prämie zu.

Gemälde der Eröffnung des Hochstrahlbrunnens am 24. Oktober 1873

Die Wasserbehälter konnten zwischen dem 1. und dem 19. September 1873 erstmals befüllt werden. Zwischen dem 22. Oktober und dem 4. November wurde das Wasser sukzessive in das neue und bestehende Röhrennetz der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung sowie in die öffentlichen Brunnen eingeleitet: „Gestern wurde die Verbindung der Reservoirs mit den Röhren der Ferdinands-Wasserleitung bewerkstelligt und das Wasser aus den Hochquellen in die Auslaufbrunnen geleitet. Der Druck ist ein ungeheuerer und man hat Mühe, ein Glas oder einen Krug zu halten. Das Wasser ist rein und klar und die Temperatur desselben eine angenehme.“[1]

Ein Bericht in der Neuen Freien Presse schildert die Ankunft des Hochquellenwassers in den Vorstädten folgendermaßen: „Viele der Brunnen, aus welchen heute zum erstenmale das krystallhelle Naß der Alpen fließen sollte, waren mit Riesig und Blumengewinden geschmückt. Unter die weiblichen Gestalten, die sonst um die Morgenstunde hier Wasser zu schöpfen pflegen, mischten sich heute fremde Besucher, welche die Röhrbrunnen sonst nicht zu ihren Sammelplätzen zu wählen pflegen. … Als die Wasserwechsel geöffnet wurden, drängten sich Alle zu den Brunnen, um den ersten ‚Trunk‘ zu erhalten. Nun ging das Loben und Schimpfen los. Das letztere war zum Anfange vorwiegend. Trübe floß das Wassser aus den Röhren und hatte einen gar bitteren, salzigen Geschmack. Aber bald floß es heller und heller, bis es endlich krystallklar quoll.“[2]

Die feierliche Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung fand am 24. Oktober 1873 um 12 Uhr beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz durch Kaiser Franz Joseph I. statt. Der Brunnen war von Baumeister Gabrielli aus seinen Einnahmen gestiftet worden. Zur Eröffnung waren Bürgermeister Cajetan Felder, die Mitglieder der Wasserversorgungskommission, des Gemeinderats, die Mitglieder der Bauleitung und des Bauunternehmens, zahlreiche Minister, Mitarbeiter des Magistrats und der Bezirksausschüsse sowie adelige Ehrengäste und andere bedeutende Persönlichkeiten geladen – unter ihnen Gesandte aus England, der Türkei und Japan. Zahlreiche Schaulustige verfolgten die Eröffnung aus einiger Entfernung, von den Dächern der umliegenden Häuser und improvisierten Gerüsten aus, die Zeitungen berichteten umfassend über das Ereignis.

Foto der Eröffnungsfeier der Ersten Hochquellenleitung beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz, 24. Oktober 1873

Bürgermeister Felder dankte Kaiser Franz Joseph I. für seine Unterstützung, dieser unterzeichnete die Eröffnungsurkunde, in der es heißt: „Mit inniger Freude und Befriedigung erfüllt Uns Bürgermeister und Gemeinderath der heutige Tag, in der Hoffnung, daß die frischen, krystallreinen Quellen, den fernen Alpen abgerungen, der Wohnung des Armen, wie dem Palaste des Reichen dauernd zum Segen gereichen, und daß dieselben bis in die fernsten Tage eine mächtige Triebkraft des Fortblühens unserer theueren Stadt bleiben werden.“

Schließlich wurde der Hochstrahlbrunnen in Betrieb genommen, mit 184 Fuß Höhe (ca. 58 Meter) die zu diesem Zeitpunkt höchste Fontäne der Welt. Eduard Suess, der im Frühling 1873 die Wasserversorgungskommission nach einer Auseinandersetzung zur Finanzierung verlassen hatte, aber allerseits als treibende Kraft dieses Projekts gewürdigt wurde, gab das Zeichen zur Öffnung der Ventile. In seinen Erinnerungen beschrieb er, wie die Ingenieure vor lauter Aufregung das Ventil in die falsche Richtung gedreht hatten, sodass eine „peinliche Pause“ lang nichts passierte, bevor sich die Fontäne doch noch erhob.[3]

Bürgermeister Cajetan Felder bei seiner Ansprache an Kaiser Franz Joseph I. im Festzelt neben dem Hochstrahlbrunnen anlässlich der Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung am 24. Oktober 1873, Holzschnitt von C. Millmann im Illustrirten Wiener Extrablatt vom 25. Oktober 1873

Die Schilderungen in den Zeitungen übertrafen einander an Bewunderung für das Schauspiel, zentral war das Motiv des Sonnenlichts, das durch den Sprühnebel der Fontäne zu einem Regenbogen gebrochen wurde: „Es war, als ob Hunderte von blendend weißen Raketen gleichzeitig in einer Linie emporzuckten und hoch oben verpuffend sich in einem Wirbel herabsenkten. Und welch herrliches Bild bot sich dem Auge, als ein veritabler Regenbogen, den Strahl durchbrechend, sich über den Wasserspiegel senkte. Das farbenprächtigste Gemälde! Rings herum ertönten Rufe der Bewunderung, des Jubels.“[4] Nach dem Ende der Zeremonie wurden die Zuschauer zum Brunnen vorgelassen. Die Wassersäule musste wegen zunehmender Windböen allerdings gedrosselt werden.

Der beleuchtete Hochstrahlbrunnen als Spektakel für die Bevölkerung, 24. Oktober 1873

Ab sechs Uhr Abends wurde der Hochstrahlbrunnen farbig beleuchtet und so zum Spektakel für alle Schaulustigen. Für die an der Planung und am Bau Beteiligten sowie prominente Ehrengäste wurde ein Festbankett im Kursalon veranstaltet. Anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten wurden zahlreiche Beteiligte geehrt, beispielsweise Cajetan Felder mit dem Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse. Ernst Karl Hoyos-Sprinzenstein wurde zum Dank für die Schenkung der Quelle Stixenstein die Würde eines Geheimen Rathes mit Nachsicht der Taxen verliehen und zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt.

Bis heute versorgt die Erste Hochquellenleitung Wien mit Wasser aus dem Rax- und Schneeberggebiet. Zu den beiden Quellen Kaiserbrunn und Stixenstein kamen seit der Eröffnung zahlreiche weitere Quellen, um den rasch steigenden Wasserbedarf der Städterinnen und Städter abzudecken. Zum Zeitpunkt der feierlichen Eröffnung waren zwar die beiden Quellfassungen, die Stollen und Aquädukte der Wasserleitung, drei der vier Wasserbehälter und der Hochstrahlbrunnen fertiggestellt. Die Verlegung des Röhrennetzes in alle Stadtteile sowie die Herstellung der Hausanschlüsse sollte jedoch noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten an der Wasserleitung bis heute nicht: zur regulären Instandhaltung kamen Erweiterungen durch neue Quellfassungen, Wasserbehälter und Röhrenstränge sowie Optimierungen der Wasserspeicherung und -verteilung.

Siehe auch: Erste Hochquellenleitung, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)

Quellen

  • Wienbibliothek, Amtliche Verhandlungen und Actenstücke in Bezug auf die Hochquellenwasserleitung 1861-1879: Urkunde für die Feier der Vollendung der Wiener Hochquellen-Wasserleitung. 24. Oktober 1873. S. 617 ff.
  • Die feierliche Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung. In: Morgen-Post, 23.10.1873, S. 3
  • Die Hochquelle in den Vorstädten. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, 24.10.1873, S. 1
  • Das Baket zur Feier der Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung. In: Fremden-Blatt, 25.10.1873, S. 4 f.
  • Das Wasserfest. In: Der Floh, 25.10.1873, S. 10 f.
  • Die feierliche Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung. In: Morgen-Post, 25.10.1873, S. 2 f.
  • Beleuchtung des Hochstrahlbrunnens. In: Wiener Zeitung, 25.10.1873, S. 3

Literatur

  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873

Einzelnachweise

  1. Die feierliche Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung. In: Morgen-Post, 23.10.1873, S. 3
  2. Die Hochquelle in den Vorstädten. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, 24.10.1873, S. 1
  3. Eduard Suess: Erinnerungen, Leipzig: Hirzel 1916, S. 243
  4. Die feierliche Eröffnung der Hochquellenleitung. In: Neues Fremden-Blatt, Abendausgabe, 24.10.1873, S. 2