Antonio Gabrielli

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Antonio Gabrielli
Daten zur Person
Personenname Gabrielli, Antonio
Abweichende Namensform Gabrielli, Anton
Titel
Geschlecht männlich
PageID 1106
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1814
Geburtsort
Sterbedatum unbekannt
Sterbeort
Beruf Bauunternehmer
Parteizugehörigkeit
Ereignis Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung, Vergabe des Bauprojekts zur Ersten Hochquellenleitung 1869
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Wasserversorgung, Langes 19. Jahrhundert, Erste Hochquellenleitung, Hochstrahlbrunnen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Anton Gabrielli.jpg
Bildunterschrift Antonio Gabrielli
  • 1., Schwarzenbergplatz 15 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Antonio Gabrielli, * um 1814 in Italien, † 1891, Bauunternehmer.

Antonio Gabrielli war gebürtiger Italiener mit britischer Staatsbürgerschaft. Über seine Jugend und beruflichen Anfänge ist wenig bekannt. Um 1850 war er als Händler und Finanzier mit Büros in London und Mumbay, Indien tätig. Bekanntheit erlangte er durch seinen ersten großen Finanzdeal mit den australischen Städten Melbourne und Geelong (beide Bundesstaat Victoria), den "Gabrielli loan". Gabrielli erreichte Melbourne, seit ersten Goldfunden im Jahr 1851 Zentrum des Victorianischen Goldrausches, im April 1853 per Schiff. In der rasant wachsenden Stadt fehlte es an kommunaler Infrastruktur wie Straßen und öffentlichen Gebäuden. Gabrielli vermittelte der Stadtverwaltung (Melbourne City Council) einen Kredit in der Höhe von 1 Million Pfund Sterling, mit dem unter anderem das Straßennetz der Stadt angelegt wurde. Ein Teil dieser Summe ging an die Stadtverwaltung Geelong. Für seine Vermittlungen erhielt Gabrielli 25.000 Pfund Sterling als "Vergütung seiner eigenen Scharfsinnigkeit".

In den folgenden Jahren verwirklichte Gabrielli als Bauunternehmer zahlreiche Großprojekte im Bereich des Wasserbaus, hauptsächlich in Italien, Großbritannien und seinen Kolonien, unter anderem die Hafenanlagen auf der Insel Malta und den Marinehafen in Chatham. Seine Risikobereitschaft dürfte ihm hohe finanzielle Gewinne ebenso eingebracht haben wie einen Konkurs im Jahr 1866.

Für Wien hat Antonio Gabrielli als Generalbauunternehmer der Ersten Hochquellenleitung Bedeutung. Er beteiligte sich 1869 an der öffentlichen Bauausschreibung für die Wasserleitung. Unter den zehn Einreichern waren nur zwei, die als Generalunternehmer den gesamten Bau von den Quellfassungen bis zum Röhrennetz übernehmen wollten. Gabriellis Angebot war deutlich günstiger als das des österreichischen Konsortiums „Goldschmidt, Hardy und Neumann“. Als Dank für eine eventuelle Beauftragung verpflichtete er sich zu einer Spende von 100.000 Gulden für die Errichtung des Hochstrahlbrunnens. Die Wasserversorgungskommission entschied sich relativ rasch zur Beauftragung. Grundlage dafür waren ein Briefwechsel mit Gabrielli, einigen Erkundigungen über den in Wien gänzlich Unbekannten bei den österreichischen und britischen diplomatischen Vertretungen in London und Wien sowie schließlich eine persönliche Vorsprache Gabriellis bei den Mitgliedern der Wasserversorgungskommission und den beiden Oberingenieuren Carl Junker und Otto Wertheim. Junker bezeichnete Gabrielli daraufhin als "Mann, der die Sache durchzuführen verstehe", Wertheim bemerkte, dass Gabrielli auf ihn "seinem Auftreten und seinen Äußerungen (nach) den Eindruck eines praktischen Mannes gemacht habe". Die Beauftragung Gabriellis wurde am 12. Oktober 1869 im Gemeinderat beschlossen.[1]

Erste Bauarbeiten fanden bereits im Dezember 1869 statt. Gabrielli beschäftigte selbst nur wenige, meist leitende Angestellte und arbeitete hauptsächlich mit Subunternehmern, denen er deutlich weniger bezahlte, als die Wasserversorgungskommission in ihrer Ausschreibung veranschlagt hatte. Seine Arbeit scheint durch großes Organisationstalent, unkonventionelle Lösungen, ausgeprägten Geschäftssinn und Charme im Umgang mit Entscheidungsträgern gekennzeichnet zu sein. Im April 1871 ersuchte er beispielsweise den Kriegsminister Baron Kuhn um Unterstützung bei den Sprengarbeiten durch Männer aus dem k. k. Genie-Korps, die Kaiser Franz Joseph I. tatsächlich bewilligte. Auf seinen Baustellen setzte er auch auf den Einsatz neuer, dampfbetriebener Maschinen aus England. Sein Verhandlungsgeschick zeigte sich etwa, als er dem Gemeinderat im Herbst 1872 in Aussicht stellte, die Bauarbeiten gegen Bezahlung einer Prämie bereits im Herbst 1873 anstatt, wie vereinbart, im Frühling 1874 fertigzustellen. Am 18. Februar 1873 bewilligte der Gemeinderat die Prämie in der Höhe von 1 Million Gulden. Tatsächlich konnte er, trotz des Mangels an Baumaterialien und Arbeitskräften in Wien (neben dem Bau der Hochquellenleitung wurde an der Donauregulierung gearbeitet und im Zusammenhang mit der Weltausstellung 1873 entstanden zahlreiche neue Gebäude) die Wasserleitungsbauten im Oktober 1873 an die Stadt übergeben.

In schwierigen Bauphasen, etwa als es 1871 zu Problemen bei der Herstellung des Röhrennetzes kam, wurde seine Arbeitsweise in den Medien teilweise scharf kritisiert.[2] Nach der Fertigstellung und insbesondere nach der Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung am 24. Oktober 1873 überboten sich die Wiener Zeitungen mit Lob für Gabriellis Leistungen:

„All diese pflichttreuen, theilweise mit persönlichen Opfern verbundenen Bestrebungen der bei Ausführung des ganzen Werkes Betheiligten würden aber wahrscheinlich zu keinem so günstigen und schleunigen Resultate geführt haben, wenn die Commune in der Wahl des Bau-Unternehmers diesmal nicht einen so glücklichen Griff gethan hätte. Denn abgesehen davon, daß Herr Gabrielli sämmtliche Baulichkeiten des Aquäductes tadellos und mit großer Gewissenhaftigkeit ausführte, wie dies sogar von seinen Widersachern im Gemeinderathe einstimmig zugegeben wurde, so wäre die gänzliche Vollendung der durch die Zeitverhältnisse sehr erschwerten Arbeiten im Spätsommer des Jahres 1873, auf welche man früher gar nicht gedacht hatte, ohne die schneidige Thatkraft dieses unternehmenden Mannes eine bare Unmöglichkeit gewesen.“[3]

Siehe auch:

Quellen

Literatur

  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 229 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neues Wiener Tagblatt - Tages-Ausgabe, 22.11.1871, S. 2
  2. Neues Wiener Tagblatt - Tages-Ausgabe, 22.11.1871, S. 2
  3. Das Hochquellenwasser. In: Neue Freie Presse, 29.08.1873, S. 5