Quelle Kaiserbrunn

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Kaiserbrunnen im Höllental, Ansicht der Hochquellenwasserleitung, 1883
Daten zum Objekt
Art des Objekts Gewässer
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Karl VI.
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 366829
GND
WikidataID
Objektbezug Erste Hochquellenleitung, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste), Wasserversorgung
Quelle
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Letzte Änderung am 5.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Erste Hochquellenleitung-Kaiserbrunnen im Höllental.jpg
Bildunterschrift Kaiserbrunnen im Höllental, Ansicht der Hochquellenwasserleitung, 1883

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47° 44' 8.77" N, 15° 47' 36.46" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Quelle Kaiserbrunn (oder Kaiserbrunnen) ist eine der beiden Quellen, die zur Wasserversorgung der Stadt Wien durch die Erste Hochquellenleitung (eröffnet 1873) genutzt wurden. Heute tragen noch weitere Quellen zur Speisung der Ersten Hochquellenleitung bei.

Der Kaiserbrunnen entspringt im Höllental, Gemeinde Reichenau an der Rax und wird aus dem Rax- und Schneeberg-Gebiet gespeist. Die Quelle und ihr wohlschmeckendes Wasser waren in Wien bereits im 17. Jahrhundert bekannt. Kaiser Karl VI. entdeckte die Quelle bei der Jagd und ließ sich das Wasser in Fässern an den Hof liefern. Die Quelle und die umliegenden Wälder der Herrschaft Reichenau befanden sich seit 1784 im Besitz der Innerberger Hauptgenossenschaft und des Finanzärars.

Der Kaiserbrunnen rückte 1863 in den Fokus der mit der Erkundung geeigneter Bezugsquellen für die Wasserversorgung Wiens beauftragten Wasserversorgungskommission, als Zweifel an der Wasserqualität der bisher bevorzugten Tiefquelle der Fischa-Dagnitz aufkamen. Darüber hinaus sollten Quellen genutzt werden, deren Höhenlage eine Zuleitung nur mittels dem natürlichen Gefälle und ohne die Notwendigkeit von dampfgetriebenen Pumpen möglich machte.

Die Wasserversorgungskommission führte am 10. Oktober 1863 eine erste Messung der abfließenden Wassermenge durch, die 625,536 Eimer täglich (entspricht circa 35,400.000 Liter oder 35.400 Kubikmeter) ergab. Nach weiteren Messungen wurde der minimale Abfluss im Hauptgerinne mit 496.000 Eimern, der maximale mit 750.000 Eimern täglich ermittelt. Insgesamt rechneten die Experten mit 650.000 Eimern Wasser täglich (36.790 Kubikmeter). Die Ergebnisse der Messungen wurden im Bericht der Wasserversorgungskommission an den Gemeinderat im Frühling 1864 zusammengefasst.

Bezüglich der im Wasser gelösten Stoffe, der Wasserhärte und Temperatur entsprach das Wasser der Quellen den Anforderungen, die die Stadt Wien 1861 für die künftige Trinkwasserversorgung definiert hatte. Die Temperatur des Wassers lag auch im Sommer bei 4,5 bis 5 Grad Réaumur (5,6 bis 6,25 Grad Celsius), die Wasserhärte wurde mit 7,3 Grad bestimmt. Bezüglich der im Wasser gelösten Stoffe galt es als außerordentlich rein und wohlschmeckend. Die Quelle lag auf 1.167 Fuß (369 Meter) über dem Donauniveau, wodurch eine Ableitung nach Wien ausschließlich unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles kein Problem darstellte.

Am 12. Juli 1864 beschloss der Gemeinderat auf Empfehlung der Wasserversorgungskommission und insbesondere von deren Sprecher, dem Geologen Eduard Suess, die Nutzung der Quelle Kaiserbrunn für die Wasserversorgung der Stadt anzustreben. Kurz darauf wendete sich der Gemeinderat mit einem Gesuch um Überlassung der Quelle an Kaiser Franz Joseph I. Am 1. Mai 1865 verkündete der Kaiser in einer Ansprache anlässlich der Eröffnung der Ringstraße die unentgeltliche Überlassung der Quelle an die Stadt.

Die Nutzung des Kaiserbrunnen gemeinsam mit der Quelle Stixenstein und der Altaquelle war Teil des im Oktober 1865 vorgestellten Bauprojekts zur Ersten Hochquellenwasserleitung (I. Ober-Ingenieurs-Abtheilung, 1. Bauloos). Quantitative Messungen in den Jahren von 1865 bis 1869 ergaben, dass der Abfluss des Kaiserbrunnens im April und Mai mit bis zu rund 1,500.000 Eimern täglich am höchsten war. Der geringste Abfluss erfolgte in den Wintermonaten, wo zeitweise auch nur 400.000 Eimer verfügbar waren. Die Befürworter des Hochquellen-Projekts waren wegen dieser Schwankungen nicht beunruhigt, da die Untersuchungen über den Wasserbedarf der Stadt im Winter die geringsten benötigten Wassermengen ergeben hatten. Gegner kritisierten allerdings die unterschiedlichen Schüttungen im Jahresverlauf, befürchteten Versorgungsengpässe und forderten die Durchführung weiterer Messungen.

Der Bau der Hochquellenleitung unter Nutzung des Kaiserbrunnens und der Quelle Stixenstein wurde am 19. Juli 1866 nach langer Debatte im Gemeinderat beschlossen. Im Anschluss verhandelte die Gemeinde mit dem Finanzministerium die Details der Überlassung. Nach zähen Verhandlungen, in denen es unter anderem um Entschädigungen für die an der Schwarza gelegenen ärarischen Werke in Hirschwang und Schlögelmühl ging, einigten sich die Vertragspartner im Februar 1868. Im Winter 1869 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Die Quellfassung in Form eines Wasserschlosses wurde 1872 und 1873 hergestellt.

Die Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung fand am 24. Oktober 1873 statt. In den ersten Betriebsjahren stellte sich heraus, dass die Erwartungen an die Qualität des Wassers erfüllt, jene an die Quantität jedoch nur in den Sommermonaten eingehalten werden konnten. So kamen etwa an einem Tag im Winter 1891 nur 17.896 Kubikmeter Wasser vom Kaiserbrunnen, wie eine Anfrage im Gemeinderat ergab. Dies, in Kombination mit der starken Zunahme der Einwohnerzahlen und der großen Nachfrage von Seiten der Wassernutzer, machte in den folgenden Jahrzehnten die Anbindung weiterer Quellen an die Erste Hochquellenleitung und schließlich die Errichtung der Zweiten Hochquellenleitung notwendig.

Die Quelle Kaiserbrunn liefern auch heute noch Wasser über die Erste Hochquellenleitung nach Wien. Das Umland ist heute Quellschutzgebiet, an der Quellenfassung befindet sich das Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn.

Siehe auch: Erste Hochquellenleitung, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)

Literatur

  • Alfred Drennig: Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift aus Anlaß der 100-Jahr-Feier am 24. Oktober 1973. Wien: Jugend & Volk 1973, S. 24
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 84 ff., 143 f., 169, 240 ff.
  • Erwiederung Sr. Majestät des Kaisers auf die Ansprache des Herrn Bürgermeisters Dr. Andr. Zelinka bei der Eröffnung der Ringstrasse am 1. Mai 1865. In: Zur Wasserversorgung Wien’s. Wien, Selbstverlag des Gemeinderathes, 1865
  • Bericht über die Erhebungen der Wasser-Versorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien 1. Text. Wien: Selbstverlag des Gemeinderathes 1864
  • Bericht über die Erhebungen der Wasser-Versorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien 2. Atlas (Atlas zur Wiener Wasserversorgung). Wien: Selbstverlag des Gemeinderathes (1864)

Weblinks