Laimgrube (Vorstadt): Unterschied zwischen den Versionen

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|Frühere Bezeichnung=Am Saugraben; An der Wien;  Untere Laimgrube
 
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|Stadtplan Text=Die Vorstadt Laimgrube am Franziszeischen Kataster
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|Bildunterschrift=Die Vorstädte [[Gumpendorf (Vorstadt)|Gumpendorf]], [[Mariahilf (Vorstadt)|Mariahilf]], [[Magdalenengrund (Vorstadt)|Magdalenengrund]], [[Windmühle (Vorstadt)|Windmühle]] und Laimgrube mit ihren [[Grundgerichtssiegel|Siegelbildern]] (1734)
 
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Laimgrube (6), ehemalige Siedlung beziehungsweise Vorstadt zwischen Wienfluß und Mariahilfer Straße, ab 1850 Bestandteil des 5. (seit 1862 des 6.) Bezirks [[Mariahilf]], nahe dem [[Glacis]] gelegen. Der Name ist bereits 1291 erstmals urkundlich nachzuweisen, doch ist die Siedlung in ihrem Kern wohl älter. Die Obere Laimgrube lag zwischen Gumpendorfer Straße und Mariahilfer Straße; die Gegend zur Wien hieß ursprünglich „Im Saugraben" (auch „An der Wien"), später hingegen Untere Laimgrube. Der Kern der seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Siedlung („Obere Laimgrube") ist ein Zeilendorf vor einer Straßengabel (ursprünglich Dreiecksplatz bei der Abzweigung der Windmühlgasse von der nach Westen führenden Mariahilfer Straße). Der größte Teil der Laimgrube war mit Weingärten bedeckt. Der dominierende Lehmboden, der die Anlage einer bereits 1370 bekannten Lehmgrube begünstigte, gab der Ansiedlung ihren Namen. Der lehmige Abhang zum Wienfluß wurde zur Ziegelgewinnung abgegraben. 1343 erbaute Herzog Albrecht II. die Theobaldkapelle, im selben Jahr das Kloster „Zum heiligen Martin". 1348, ein Jahr vor Ausbruch der Pest, wurde in der Nähe der Theobaldkapelle ein Versorgungshaus gegründet, das 1354 in ein Kloster für Büßerinnen (Ciarissen) umgewandelt wurde ([[Theobaldkirche]]). 1451 wurde das Kloster den Franziskanern übergeben. Die Ciarissen übersiedelten in den „Stoß im Himmel". Mitte 15. Jahrhundert wurden größere Befestigungsarbeiten begonnen, um die Vorstädte gegen feindliche Überraschungsangriffe zu schützen. Ein mächtiges Bollwerk mit Torturm entstand bei St. Theobald. Das Franziskanerkloster wurde 1529 völlig zerstört, die Befestigungen nicht wieder erneuert. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Laimgrube zu einer ausgedehnteren Vorstadt.  
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Laimgrube ([[6]].), ehemalige Siedlung beziehungsweise [[Vorstädte|Vorstadt]] zwischen [[Wienfluss]] und [[Mariahilfer Straße]], ab 1850 Bestandteil des 5. (seit 1862 des 6.) Bezirks [[Mariahilf]], nahe dem [[Glacis]] gelegen.
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Der Name ist bereits 1291 erstmals [[Urkunde|urkundlich]] nachzuweisen, doch ist die Siedlung in ihrem Kern wohl älter. Die Obere Laimgrube lag zwischen [[Gumpendorfer Straße]] und Mariahilfer Straße; die Gegend zur Wien hieß ursprünglich „[[Im Saugraben]]" (auch „An der Wien"), später hingegen Untere Laimgrube. Der Kern der seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Siedlung („Obere Laimgrube") ist ein Zeilendorf vor einer Straßengabel (ursprünglich Dreiecksplatz bei der Abzweigung der [[Windmühlgasse]] von der nach Westen führenden Mariahilfer Straße). Der größte Teil der Laimgrube war mit [[Wein]]gärten bedeckt. Der dominierende Lehmboden, der die Anlage einer bereits 1370 bekannten Lehmgrube begünstigte, gab der Ansiedlung ihren Namen. Der lehmige Abhang zum Wienfluss wurde zur [[Ziegeleien|Ziegelgewinnung]] abgegraben. 1343 erbaute [[Herzog]] [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II.]] die [[Theobaldkirche|Theobaldkapelle]], im selben Jahr das Kloster „[[Martinspital|Zum heiligen Martin]]". 1348, ein Jahr vor Ausbruch der [[Pest]], wurde in der Nähe der Theobaldkapelle ein [[Versorgungsanstalten|Versorgungshaus]] gegründet, das 1354 in ein Kloster für Büßerinnen ([[Clarissen]]) umgewandelt wurde ([[Theobaldkirche]]). 1451 wurde das Kloster den [[Franziskaner|Franziskanern]] übergeben. Die Clarissen übersiedelten in den „[[Stoß im Himmel]]". Mitte 15. Jahrhundert wurden größere [[Vorstadtbefestigung|Befestigungsarbeiten]] begonnen, um die [[Vorstädte]] gegen feindliche Überraschungsangriffe zu schützen. Ein mächtiges Bollwerk mit Torturm entstand bei St. Theobald. Das Franziskanerkloster wurde bei der [[Erste Türkenbelagerung (1529)|Ersten Türkenbelagerung (1529)]] völlig zerstört, die Befestigungen nicht wieder erneuert. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Laimgrube zu einer ausgedehnteren Vorstadt.
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==Siegel==
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Die Vorstadt Laimgrube führte ein [[Grundgerichtssiegel]], das den [[heilige]]n Theobald stehend als ganze Figur nach rechts gewendet in geistlichem Habit, mit Talar, Skapulier, Kragen und Kapuze und mit einem Strahlenkranz nimbiert zeigt. Rechts erscheint ein Baum, daran ein Kruzifix, davor ein Betpult; links eine Kirche mit einem Türmchen, darauf ein Kreuz, auf zwei Abdrücken auch über dem Eingang der Kirche ein Kreuz. Umschriften: a) S: LAMGRVEM : VND : WIENN :  ͌ˈ  ͌ [florales Ornament]; b) GRUND SIGIL LAIMGRUBE U. WIEN; c) GEMEINDE LAIMGRUBE IN WIEN. In jedem der Siegel als Beischrift: S. THEOBALD, in zweien *.
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Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des [[Mariahilf (Bezirkswappen)|Bezirkswappens Mariahilf]].
  
 
==Häuser==
 
==Häuser==
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==Grenzen der Vorstadt==
 
==Grenzen der Vorstadt==
Im 6. Bezirk: Linke Wienzeile 2-68, Getreidemarkt 1-17, Mariahilfer Straße 1-13, Königsklostergasse 2-10, Gumpendorfer Straße 1-61,40-50, Kaunitzgasse 1-3, Eggerthgasse, Stiegengasse 15-17, 14-20, Windmühlgasse 15-27.
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Im 6. Bezirk: [[Linke Wienzeile]] 2-68, [[Getreidemarkt]] 1-17, [[Mariahilfer Straße]] 1-13, [[Königsklostergasse]] 2-10, [[Gumpendorfer Straße]] 1-61,40-50, [[Kaunitzgasse]] 1-3, [[Eggerthgasse]], [[Stiegengasse]] 15-17, 14-20, [[Windmühlgasse]] 15-27.  
 
 
Im 7. Bezirk: Mariahilfer Straße 2-24, Karl-Schweighofer-Gasse 1-9, 2-14, Siebensterngasse 1-9, Stiftgasse.
 
  
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Im 7. Bezirk: Mariahilfer Straße 2-24, [[Karl-Schweighofer-Gasse]] 1-9, 2-14, [[Siebensterngasse]] 1-9, [[Stiftgasse]].
  
 
==Einwohner==
 
==Einwohner==
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* 1857: 11.392
 
* 1857: 11.392
  
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==Häusernummerierungen und -schematismen==
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In der Vorstadt Laimgrube wurden 1770 zum ersten Mal [[Häusernummerierung|Konskriptionsnummern]] vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: [[Häusernummerierung]]). Die folgenden Verlinkungen zu den [[Häuserschematismen]] sind chronologisch geordnet.
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=== Nummerierung 1770 ===
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/409343 Franz de Ponty: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häusern. Wien: Johann Joseph Jahn 1779]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/413359 Karl Hofer: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien samt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1789]
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=== Nummerierung 1795 ===
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/414716 Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien sammt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1796]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/414268 Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1798]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343634 Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der kaiserlichen auch k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1805]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/341293 Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser deren Eigenthümer, Strassen, Gässen, Plätze, und Schilder. Wien: Gerold'schen Buchhandlung 1808]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/381702 Alois Edler von Fraißl: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und sämmtlichen Vorstädten inner den Linien befindlichen numerirten Häuser und Plätze. Wien: Carl Gerold'sche Buchhandlung 1812]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/413665 Mathias Gutjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätzen und Häusern. Wien: Gerold 1816]
  
==Häusernummerierungen==
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=== Nummerierung 1821 ===
Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser (Konskriptionsnummern) in der Vorstadt siehe: [[Häusernummerierung]]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/412825 Mathias Guetjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätze und Häuser. Wien: Gerold 1821]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/422806 Anton Behsel: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser. Wien: Gerold 1829]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/418096 Karl Ponschab: Darstellung der bei den Häusern in der Stadt und in den sämmtlichen Vorstädten Wiens einschreitenden Grundherrlichkeiten. Wien: PP. Mechitaristen 1829]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/350461 Anton Ziegler und Carl Vasquez: Die kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten und nächsten Umgebungen. Wien: Christian Friedrich Schade 1830]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343328 Neuester verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Stöckholzer von Hirschfeld 1833]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/351241 Anton Ziegler: Häuser-Schema im kaiserl. königl. Polizei-Bezirke Mariahilf: enthält die Vorstädte: Laimgrube und an der Wien, Windmühle, Mariahilf, Magdalenagrund und Gumpendorf. Wien: Anton Benko 1837]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/417680 Neuester, verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Ulrich Klopf 1837ff.]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/417024 Carl Schwab: Neuer, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren 34 Vorstädten, allen Neubauten und den angränzenden nahen Ortschaften. Wien: Singer und Goering 1843]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/336973 Neuester, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit allen Vorstädten, der Brigittenau, den Zwischenbrücken und den Praterhütten. Wien: Dorfmeister 1852]
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* [http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/349691 Anton Ziegler: Neuester Wiener Häuser-Schema für das Jahr 1861 k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit sämmtlichen Vorstädten. Wien: Selbstverlag Ziegler 1861]
  
 
==Ortsrichter==
 
==Ortsrichter==
 
*Wilhelm Kilian
 
*Wilhelm Kilian
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==Quellen==
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00001438m08jan#Stueck__00001438m08jan Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P9/2.102547 - 6., Laimgrube (Marksteine 1815)]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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*Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register  
 
*Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register  
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 149
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 149
 
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*Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. X, Taf. D
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*Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 15
  
 
===Bevölkerungsgeschichte===  
 
===Bevölkerungsgeschichte===  

Aktuelle Version vom 7. Dezember 2023, 10:25 Uhr

Die Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Magdalenengrund, Windmühle und Laimgrube mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1291
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Am Saugraben, An der Wien, Untere Laimgrube
Benannt nach
Bezirk 6
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Theobaldkirche
PageID 26895
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 7.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0081.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Magdalenengrund, Windmühle und Laimgrube mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 11' 59.09" N, 16° 21' 39.71" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Vorstadt Laimgrube am Franziszeischen Kataster

Laimgrube (6.), ehemalige Siedlung beziehungsweise Vorstadt zwischen Wienfluss und Mariahilfer Straße, ab 1850 Bestandteil des 5. (seit 1862 des 6.) Bezirks Mariahilf, nahe dem Glacis gelegen.

Der Name ist bereits 1291 erstmals urkundlich nachzuweisen, doch ist die Siedlung in ihrem Kern wohl älter. Die Obere Laimgrube lag zwischen Gumpendorfer Straße und Mariahilfer Straße; die Gegend zur Wien hieß ursprünglich „Im Saugraben" (auch „An der Wien"), später hingegen Untere Laimgrube. Der Kern der seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Siedlung („Obere Laimgrube") ist ein Zeilendorf vor einer Straßengabel (ursprünglich Dreiecksplatz bei der Abzweigung der Windmühlgasse von der nach Westen führenden Mariahilfer Straße). Der größte Teil der Laimgrube war mit Weingärten bedeckt. Der dominierende Lehmboden, der die Anlage einer bereits 1370 bekannten Lehmgrube begünstigte, gab der Ansiedlung ihren Namen. Der lehmige Abhang zum Wienfluss wurde zur Ziegelgewinnung abgegraben. 1343 erbaute Herzog Albrecht II. die Theobaldkapelle, im selben Jahr das Kloster „Zum heiligen Martin". 1348, ein Jahr vor Ausbruch der Pest, wurde in der Nähe der Theobaldkapelle ein Versorgungshaus gegründet, das 1354 in ein Kloster für Büßerinnen (Clarissen) umgewandelt wurde (Theobaldkirche). 1451 wurde das Kloster den Franziskanern übergeben. Die Clarissen übersiedelten in den „Stoß im Himmel". Mitte 15. Jahrhundert wurden größere Befestigungsarbeiten begonnen, um die Vorstädte gegen feindliche Überraschungsangriffe zu schützen. Ein mächtiges Bollwerk mit Torturm entstand bei St. Theobald. Das Franziskanerkloster wurde bei der Ersten Türkenbelagerung (1529) völlig zerstört, die Befestigungen nicht wieder erneuert. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Laimgrube zu einer ausgedehnteren Vorstadt.

Siegel

Die Vorstadt Laimgrube führte ein Grundgerichtssiegel, das den heiligen Theobald stehend als ganze Figur nach rechts gewendet in geistlichem Habit, mit Talar, Skapulier, Kragen und Kapuze und mit einem Strahlenkranz nimbiert zeigt. Rechts erscheint ein Baum, daran ein Kruzifix, davor ein Betpult; links eine Kirche mit einem Türmchen, darauf ein Kreuz, auf zwei Abdrücken auch über dem Eingang der Kirche ein Kreuz. Umschriften: a) S: LAMGRVEM : VND : WIENN : ͌ˈ ͌ [florales Ornament]; b) GRUND SIGIL LAIMGRUBE U. WIEN; c) GEMEINDE LAIMGRUBE IN WIEN. In jedem der Siegel als Beischrift: S. THEOBALD, in zweien *. Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Mariahilf.

Häuser

  • 1591: 96
  • 1736: 80
  • 1778: 124
  • 1783: 158
  • 1790: 158
  • 1796: 173
  • 1829: 190
  • 1840: 196
  • 1847: 203
  • 1851: 203
  • 1857: 206

Grenzen der Vorstadt

Im 6. Bezirk: Linke Wienzeile 2-68, Getreidemarkt 1-17, Mariahilfer Straße 1-13, Königsklostergasse 2-10, Gumpendorfer Straße 1-61,40-50, Kaunitzgasse 1-3, Eggerthgasse, Stiegengasse 15-17, 14-20, Windmühlgasse 15-27.

Im 7. Bezirk: Mariahilfer Straße 2-24, Karl-Schweighofer-Gasse 1-9, 2-14, Siebensterngasse 1-9, Stiftgasse.

Einwohner

  • 1783: 6.092
  • 1796: 7.554
  • 1840: 9.735
  • 1857: 11.392

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Laimgrube wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1821

Ortsrichter

  • Wilhelm Kilian

Quellen

Literatur

  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 38
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 66 f.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975. Band 4, S. 4 (erst 1144)
  • Helmut Kretschmer: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 23 ff.
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), Register
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 44 ff., 69 (Grenzen), 73 ff., 117 ff. (Laimgrubenkirche)
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 149
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. X, Taf. D
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 15

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien

und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.

  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.