Konzentrationslager: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
(25 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Sonstiges
 
{{Sonstiges
 +
|Datum von=1938
 +
|Datum bis=1945
 +
|Datum bis unbekannt=Nein
 +
|Objektbezug=NS-Zeit
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 +
|Stadtplan Anzeige=Ja
 +
|Stadtplan Text=Stadtplan Wien Kulturgut
 
}}
 
}}
Konzentrationslager (KZ). Mit dem Erwerb von Liegenschaften beziehungsweise durch die Pachtung von Steinbrüchen, die im Besitz der Stadt Wien waren, schuf die SS-Firma „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH" im April und Mai 1938 die Voraussetzungen für die Errichtung eines Konzentrationslagers in Mauthausen. Die ersten Häftlinge kamen am 8. August 1938 aus dem Konzentrationslager Dachau. Neben dem Stammlager Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Nebenlagern, die ab 1943 die Bezeichnung „Arbeitslager der Waffen-SS" führten. Innerhalb der heutigen Grenzen Wiens entstanden Nebenlager in Simmering (Saurer-Werke, 11, Haidestaße. 22; gegründet 20. August 1944; Gedenkstein, enthüllt am 2. April 1981), Hietzing (Schönbrunn, 13, Am Fasangarten 2, Kaserne, Kraftfahrtechnische Lehranstalt der Waffen-SS; gegründet 28. September 1944) und Floridsdorf (21, Prager Straße, Jedlesee-Bierbrauerei-Keller, Heinkel-Werke AG und Hofherr-Schrantz; die Häftlingsbaracken standen auf dem Gelände des FAC-Sportplatzes, 21, Hopfengasse 8; gegründet 13. Juli 1944). In diesen Nebenlagern mussten KZ-Häftlinge v. a. Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten und wurden im April 1945 von der SS zu Evakuierungsmärschen nach Mauthausen gezwungen. Außerdem errichteten die Nationalsozialisten in Wien 1941 Sammellager für jüdische Bürger in der Leopoldstadt (2, Castellezgasse 35, Zwi-Perez-Chajes-Schule; 2, Kleine Sperlgasse 2a, Gedenktafel enthüllt am 25. Oktober 1984; 2, Malzgasse 7, Theodor-HerzI-Hof), die von hier aus in Gettos und NS-Vernichtungslager deportiert wurden. Am 7. Juni 1944 forderte der Wiener NS-Bürgermeister [[Hanns Blaschke]] vom Chef des Sicherheitsdienstes der SS, [[Ernst Kaltenbrunner]], ungarische Juden für Frondienste in Wiener „kriegswichtigen" Betrieben an; in zahlreichen Wiener Bezirken entstanden daraufhin bis 1945 Lager für ungarische Juden. [[KZ-Verbände]].  
+
Konzentrationslager (KZ). Mit dem Erwerb von Liegenschaften beziehungsweise durch die Pachtung von [[Mauthausener Steinbrüche|Steinbrüchen]], die im Besitz der Stadt Wien waren, schuf die [[SS]]-Firma "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH" im April und Mai 1938 die Voraussetzungen für die Errichtung eines Konzentrationslagers in Mauthausen. Die ersten Häftlinge kamen am 8. August 1938 aus dem Konzentrationslager Dachau.  
 +
 
 +
==Außenlager des KZ Mauthausen==
 +
Neben dem Stammlager Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] eine große Zahl von [[Außenlager des KZ Mauthausen|Außenlagern]], die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten. Ab 1941/42 verteilte die SS KZ-Häftlinge in immer größerer Zahl als Arbeitskräfte auf diese Außenlager in weiten Teilen Österreichs. Zunächst mussten sie dort vor allem Bauarbeiten leisten Verkehrswege, Kraftwerke oder Fabriken errichten. In der zweiten Kriegshälfte wurden sie zunehmend auch zur [[Zwangsarbeit]] in der Rüstungsproduktion gezwungen. Ab Ende 1943 mussten tausende Häftlinge unterirdische, vor [[Luftangriffe]]n sichere Produktionsstätten errichten.
 +
 
 +
Bis zur Befreiung des KZ Mauthausen/Gusen wurden mehr als 40 Außenlager errichtet. Anfang März 1945 befanden sich an die 64.000 von insgesamt 83.000 KZ-Häftlingen in einem der Außenlager.
 +
 
 +
Mehrere dieser Außenlager befanden sich im Gebiet von [[Groß-Wien]]:
 +
*[[KZ-Außenlager Saurerwerke|Wien Simmering, Saurerwerke]]: Das Außenlager [[Österreichische Saurerwerke|Saurer-Werke]] befand sich auf dem Firmengelände in [[11]]., [[Haidestraße]] 22 (eingerichtet 20. August 1944).  Am 2. April 1981 wurde in der Haidestraße 22 ein [[Gedenkstein KZ Mauthausen Nebenlager Simmering|Gedenkstein]] enthüllt.
 +
*[[KZ-Außenlager Schönbrunn|Wien-Schönbrunn]]: Das Außenlager [[Schönbrunn]], [[13]]., [[Am Fasangarten]] 2, [[Maria-Theresien-Kaserne|Kaserne]], Kraftfahrtechnische Lehranstalt der Waffen-SS; wurde am 28. September 1944 eingerichtet.
 +
*[[KZ-Außenlager Floridsdorf|Wien-Floridsdorf]]: Das Außenlager [[Floridsdorf]] (auch Floridsdorf I) der [[Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG|Heinkel-Werke AG]], [[Hofherr-Schrantz-Clayton-Shuttleworth|Hofherr-Schrantz]] und [[Accumulatoren-Fabrik AG]] (AFA-Werke, heute VARTA) befand sich seit 13. Juli 1944 auf dem Gelände des [[FAC-Platz|FAC-Sportplatzes]], [[21]]., [[Hopfengasse]] 8).
 +
*[[KZ-Außenlager Jedlesee|Wien-Jedlesee]]: Das Außenlager [[Jedlesee]] (auch Floridsdorf II) der Accumulatoren Fabrik AG befand sich in 21., Hopfengasse 22. Dort bestand das Subkommando „St. Georgs‐Brauereikeller“, wo auch die Kommandantur untergebracht war.
 +
*[[KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld|Wien-Schwechat (Heidfeld)]] ("Schwechat I").
 +
*[[KZ-Außenlager Schwechat|Wien-Schwechat]] ("Santa").
 +
*[[KZ-Außenlager Guntramsdorf|Guntramsdorf / Wiener Neudorf]].
 +
*[[KZ-Außenlager Hinterbrühl]].
 +
 
 +
 
 +
Im April 1945 wurden die KZ-Häftlinge von der SS zu Evakuierungsmärschen nach Mauthausen gezwungen.
 +
 
 +
==Sammellager==
 +
Außerdem errichteten die Nationalsozialisten in Wien 1941 [[Sammellager]] für jüdische Bürger in der [[Leopoldstadt]] ([[Sammellager Castellezgasse]], [[2]], [[Castellezgasse]] 35, Zwi-Perez-Chajes-Schule; [[Sammellager Kleine Sperlgasse 2a]], 2, [[Kleine Sperlgasse]] 2a, Gedenktafel enthüllt am 25. Oktober 1984; [[Sammellager Malzgasse 7]], 2, [[Malzgasse]] 7, [[Theodor-Herzl-Hof]]), die von hier aus in [[Ghetto]]s und NS-Vernichtungslager deportiert wurden. Am 7. Juni 1944 forderte der Wiener NS-Bürgermeister [[Hanns Blaschke]] vom Chef des Sicherheitsdienstes der SS, [[Ernst Kaltenbrunner]], ungarische Juden für Frondienste in Wiener "kriegswichtigen" Betrieben an; in zahlreichen Wiener Bezirken entstanden daraufhin bis 1945 Lager für ungarische Juden. [[KZ-Verbände]].  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Hans Mafsälek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien: Österr. Lagergemeinschaft Mauthausen 1980
+
*Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien: Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen 1980
 
*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
 
*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
 
*Szabolos Szita: Utak a pokolböl. Magyar deportältak az annektält Ausztriäban 1944-45. Budapest 1991  
 
*Szabolos Szita: Utak a pokolböl. Magyar deportältak az annektält Ausztriäban 1944-45. Budapest 1991  
*Vorläufiges Verzeichnis der Konzentrationslager und deren Außenkommandos sowie anderer Haftstätten unter dem Reichsführer-SS in Deutschland und deutsch besetzten Gebieten 1933-45. Comité International de la Croix-Rouge: Arolsen 1969  
+
*Vorläufiges Verzeichnis der Konzentrationslager und deren Außenkommandos sowie anderer Haftstätten unter dem Reichsführer-SS in Deutschland und deutsch besetzten Gebieten 1933-45. Comité International de la Croix-Rouge. Arolsen 1969  
*Wolfgang Neugebauer / Peter Csendes: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-45. Wien: Österr. Bundesverl. Band 3 (1938-1945), 1975
+
*Wolfgang Neugebauer / Peter Csendes: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-45. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1975, Band 3 (1938-1945)
 +
 
 +
==Weblinks==
 +
*[https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#map|| Mauthause Memorial: Die Außenlager] [Stand: 11.11.2019]
 +
*[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager-des-kz-mauthausen/orte-ehemaliger-aussenlager Mauthausen Guides: Orte ehemaliger Außenlager] [Stand: 11.11.2019]

Aktuelle Version vom 25. Januar 2024, 11:19 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1938
Datum bis 1945
Objektbezug NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Konzentrationslager (KZ). Mit dem Erwerb von Liegenschaften beziehungsweise durch die Pachtung von Steinbrüchen, die im Besitz der Stadt Wien waren, schuf die SS-Firma "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH" im April und Mai 1938 die Voraussetzungen für die Errichtung eines Konzentrationslagers in Mauthausen. Die ersten Häftlinge kamen am 8. August 1938 aus dem Konzentrationslager Dachau.

Außenlager des KZ Mauthausen

Neben dem Stammlager Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Außenlagern, die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten. Ab 1941/42 verteilte die SS KZ-Häftlinge in immer größerer Zahl als Arbeitskräfte auf diese Außenlager in weiten Teilen Österreichs. Zunächst mussten sie dort vor allem Bauarbeiten leisten Verkehrswege, Kraftwerke oder Fabriken errichten. In der zweiten Kriegshälfte wurden sie zunehmend auch zur Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion gezwungen. Ab Ende 1943 mussten tausende Häftlinge unterirdische, vor Luftangriffen sichere Produktionsstätten errichten.

Bis zur Befreiung des KZ Mauthausen/Gusen wurden mehr als 40 Außenlager errichtet. Anfang März 1945 befanden sich an die 64.000 von insgesamt 83.000 KZ-Häftlingen in einem der Außenlager.

Mehrere dieser Außenlager befanden sich im Gebiet von Groß-Wien:


Im April 1945 wurden die KZ-Häftlinge von der SS zu Evakuierungsmärschen nach Mauthausen gezwungen.

Sammellager

Außerdem errichteten die Nationalsozialisten in Wien 1941 Sammellager für jüdische Bürger in der Leopoldstadt (Sammellager Castellezgasse, 2, Castellezgasse 35, Zwi-Perez-Chajes-Schule; Sammellager Kleine Sperlgasse 2a, 2, Kleine Sperlgasse 2a, Gedenktafel enthüllt am 25. Oktober 1984; Sammellager Malzgasse 7, 2, Malzgasse 7, Theodor-Herzl-Hof), die von hier aus in Ghettos und NS-Vernichtungslager deportiert wurden. Am 7. Juni 1944 forderte der Wiener NS-Bürgermeister Hanns Blaschke vom Chef des Sicherheitsdienstes der SS, Ernst Kaltenbrunner, ungarische Juden für Frondienste in Wiener "kriegswichtigen" Betrieben an; in zahlreichen Wiener Bezirken entstanden daraufhin bis 1945 Lager für ungarische Juden. KZ-Verbände.

Literatur

  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien: Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen 1980
  • Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
  • Szabolos Szita: Utak a pokolböl. Magyar deportältak az annektält Ausztriäban 1944-45. Budapest 1991
  • Vorläufiges Verzeichnis der Konzentrationslager und deren Außenkommandos sowie anderer Haftstätten unter dem Reichsführer-SS in Deutschland und deutsch besetzten Gebieten 1933-45. Comité International de la Croix-Rouge. Arolsen 1969
  • Wolfgang Neugebauer / Peter Csendes: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-45. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1975, Band 3 (1938-1945)

Weblinks