KZ-Außenlager Schönbrunn

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution KZ-Außenlager
Datum von 28. September 1944
Datum bis April 1945
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 64542
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit, Konzentrationslager, KZ-Außenlager
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj

Es wurden noch keine Adressen erfasst!


Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 10' 17.54" N, 16° 18' 18.55" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neben dem Stammlager des Konzentrationslagers Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Außenlagern, die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten.

Viktor Schauberger und die Gründung des KZ-Außenlagers Schönbrunn

Die Gründung des Außenlagers Schönbrunn (13., im Bereich Am Fasangarten 2; von der SS auch als Lager "KTL-Wien" und "Sonderkommando Wien" bezeichnet) stand im Zusammenhang mit der bereits aussichtslosen Kriegslage des Deutschen Reiches und der Utopie möglicher "Wunderwaffen", die noch die Wende bringen sollten.

Bereits im Jahr 1934 war der oberösterreichische Förster und "Naturforscher" Viktor Schauberger (* 30. Juni 1885 Holzschlag in Schwarzenberg am Böhmerwald; † 25. September 1958 Linz) in Berlin mit Hitler zusammengetroffen, um ihm seine Pläne für alternative Energiegewinnung nahezubringen. 1937 arbeitete Schauberger kurzfristig mit der Firma Siemens zusammen, die die Zusammenarbeit aber nach missglückten Versuchen in Wien beendete. In der Folgezeit entwickelte Schauberger eine Antriebstechnologie namens "Repulsine" (Konstruktion 1940 in Wien). Nachdem er 1941 kurzfristig in die Irrenanstalt Mauer-Öhling eingewiesen worden war, stand Schauberger in der Folgezeit unter Überwachung durch die SS. In dieser Zeit korrespondierte er auch mit dem Konstrukteur Ernst Heinkel, dem Gründer der Ernst Heinkel Flugzeugwerke AG (siehe KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld), über Flugzeug-Turbinen-Antriebe.

1943 arbeitete Schauberger mit Häftlingen im KZ Mauthausen an der Entwicklung einer sogenannten Flugscheibe. Er führte auch Experimente in den Bereichen Strömungstechnik, Energiegewinnung und alternative Antriebsarten durch.

Besonders seine Versuche, alternative Fluggeräte zu entwickeln, stießen auf das Interesse der SS. Vermutlich wegen der besseren Infrastruktur wurde sein Labor nach Schönbrunn verlegt. Am 28. September 1944 wurden deshalb fünf KZ-Häftlinge (zwei Tschechen, zwei Deutsche und ein Pole) mit besonderer technischer Ausbildung von Mauthausen nach Wien überstellt, wo sie in einem abgesonderten Raum der dortigen 1938/1939 errichteten Kraftfahrtechnischen Lehranstalt der Waffen-SS (KTL Wien-Schönbrunn) untergebracht wurden (Fasangartenkaserne, seit 1967 Maria-Theresien-Kaserne). Die Kraftfahrtechnische Lehranstalt der SS stand unter dem Kommando des SS-Standartenführer Walther Neblich (* 25. Mai 1895 Aschaffenburg/Bayern, † 3. April 1945 [Selbstmord] Wien).

Schauberger fungierte als "wissenschaftlicher Leiter" und musste nach eigenen Aussagen eine "Leihgebühr" für die ihm zugeteilten Häftlinge an die SS bezahlen.

Bewachung der KZ-Häftlinge

Die Behandlung dieser „Ingenieurshäftlinge“ war ebenso wie ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln im Vergleich zu anderen KZ-Nebenlagern in Wien gut. Zu ihrer Bewachung war lediglich ein SS-Mann, der SS-Hauptsturmführer Lindner, eingeteilt. In Begleitung dieses SS-Mannes konnten die KZ-Häftlinge sonntags sogar die Kaserne verlassen. Am 28. Oktober 1944 wurde ein Häftling aus unbekannten Gründen nach Mauthausen rücküberstellt und am 29. Oktober durch einen weiteren aus Mauthausen kommenden Häftling ersetzt. Vermutlich im Jänner 1945 reduzierte sich das Kommando auf drei Häftlinge, da zwei vermutlich strafweise nach Mauthausen rücküberstellt wurden.

Schließung des KZ-Außenlagers Schönbrunn

Nachdem die SS-Kaserne mehrmals bombardiert und dadurch auch die Stromversorgung zeitweise unterbrochen worden war, wurde das gesamte Häftlingskommando Anfang April 1945 in ein beschlagnahmtes Sensenwerk bei Leonstein in Oberösterreich verlegt, wo die Häftlinge ihre Arbeit fortsetzen mussten. Kurz vor der Befreiung des Hauptlagers Mauthausen dürften das Kommando aufgelöst und die verbleibenden drei Häftlinge nach Mauthausen zurück transportiert worden sein.

Siehe auch: Außenlager des KZ Mauthausen, Zwangsarbeiterlager Schönbrunn, Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien

Literatur

  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien: Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen 1980
  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation. Wien: Edition Mauthausen 2006
  • Bertrand Perz: Wien Schönbrunn. In: Wolfgang Benz / Barbara Distl [Hg.]: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück. München: C. H. Beck 2006, S. 455-457
  • Christian Rabl: Das KZ-Außenlager St. Aegyd am Neuwalde. Wien: Bundesanstalt KZ-Gedenkstätte Mauthausen 2008 (Mauthausen-Studien, 6), S. 26–28
  • Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967


Zu Viktor Schauberger

  • Siegbert Lattacher: Viktor Schauberger – auf den Spuren des legendären Naturforschers. Steyr: Ennsthaler 2003

Weblinks