Kaiserliche Schatzkammer: Unterschied zwischen den Versionen

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Kaiserliche Schatzkammer des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum]]s, ([[1]], [[Hofburg]], [[Schweizerhof]]). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] (darunter die [[Reichskrone]]) sowie die Insignien des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] (siehe auch [[Österreichische Kaiserkrone]] und [[Bocskay-Krone]]), Erinnerungsstücke an [[Napoleon I.]] und der Schatz des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]].
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Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die [[Habsburger]] ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der [[Hofburgkapelle]] verwahrt wurde. Vermutlich auf Betreiben Kaiser [[Rudolf II.|Rudolfs II.]], einer der größten Sammlerpersönlichkeiten des Hauses Habsburg, wurde im Nordwesten der Hofburg ein eigener Trakt, das sogenannte "Kunsthaus", errichtet. Ab dem 16. Jahrhundert verwahrte man die Schätze im Nordost-Trakt der Burg [[Schweizertrakt (1, Hofburg)|(Schweizertrakt)]], von dem heute noch ein Teil in der barocken Umgestaltung von 1747 in Verwendung ist. Nicht alles wurde jedoch dorthin verlagert: Ein Grundstock an Monstranzen und Kelchen, Messgewändern und allerlei Kirchensilber blieb in der Sakristei zurück und in der direkten Obhut des Burgpfarrers. Als besondere Kostbarkeit wurden eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und ein 1540 aus Polen erworbener Narwalzahn ("Einhorn") angesehen. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands II.]] bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren.
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1612 wurden die Bestände um Teile der Kunstkammer [[Rudolf II.|Rudolfs II.]] in Prag bereichert. 1738 adaptierte man neue Gewölbe. Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser [[Karl VI.|Karls VI]] Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Während der Regierungszeit [[Maria Theresia]]s konnten die Gegenstände in einer öffentlichen Schausammlung besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen.
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Kaiserliche Schatzkammer des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum]]s, ([[1]]., [[Hofburg]], [[Schweizerhof]]). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten vergleichbaren Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] (darunter die [[Reichskrone]]), die Insignien des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] mit der [[Österreichische Kaiserkrone|Österreichischen Kaiserkrone]], der habsburgisch-lothringische Hausschatz ([[Bocskay-Krone]]), Erinnerungsstücke an einzelne [[Habsburger]] und der Schatz des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]].
  
1782 verfügte [[Joseph II.]] die Trennung in eine Geistliche Schatzkammer und Weltliche Schatzkammer. Die Geistliche Schatzkammer umfasste wertvolle Hausaltäre, Ornate, Kruzifixe, Gebetbücher und Reliquien vom [[Mittelalter]] bis ins 19. Jahrhundert. Sie kam in die Obhut des Hofburgpfarrers, wodurch die Sammlung für die Öffentlichkeit unzugänglich wurde. In der Folge vereinigte dieser den Objektbestand der Geistlichen Schatzkammer mit der Ausstattung der einzelnen Hofkapellen. Dieser Geistliche Schatz wurde nun wieder in der Sakristei der Hofburgkapelle untergebracht und blieb dort für die Öffentlichkeit bis zum Ende der Monarchie verschlossen. Nach 1918 wurde im Zuge der Reorganisation der ehemals kaiserlichen Sammlungen die Geistliche Schatzkammer an das Kunsthistorische Museum angeschlossen und administrativ mit der Weltlichen Schatzkammer verbunden.
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Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die [[Habsburger]] ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der [[Burgkapelle]] verwahrt wurde. Unter Kaiser [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands I.]] ist die Schatzkammer in Räumlichkeiten des Schweizerhofs zu lokalisieren, die zum angrenzenden [[Lustgarten (Hofburg)|Lustgarten]] lagen. Ab 1558 ließ er in diesem eine [[Kunstkammer (Hofburg)|Kunstkammer]] errichten. Ferdinand I. erklärte eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und einen 1540 aus Polen erworbenen Narwalzahn ("Einhorn") 1564 zu "unveräußerlichen Erbstücken des Hauses Österreich". [[Rudolf II.]] verband 1583–1585 mit einem Galeriebau Schweizerhof und Kunstkammer. Nach dem Tod Rudolfs II. wurden wichtige Teile seiner Sammlung nach Wien transferiert und in der Schatzkammer aufgestellt. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands II.]] bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren. Der zentrale Raum der Schatzkammer lag in der rudolfinischen Galerie und beherbergte 13 Kästen mit vorwiegend nach Materialien augestellten Kostbarkeiten. Gingen Kunstkammer und Galerietrakt 1748 zum Großen Teil im Umbau des [[Altes Burgtheater|Alten Burgtheaters]] auf, das 1741 im [[Ballhaus (Hofburg, Lustgarten)|Ballhaus]] eingerichtet worden war, verblieb die Schatzkammer in den bisher genutzten Räumen Schweizerhof und einem kleinen, dem Schweizertrakt angrenzenden Teil des rudolfinischen Galeriebaues. 1747 ließ Maria Theresia die Schatzkammer neu aufstellen. Der Zugang erfolgte von der Säulenstiege. In jenem Raum, der über dem Burggraben und der als Verbindungsstück zwischen Alter Burg und Kunstkammergebäude mit der rudolfinischen Schatzkammergalerie errichtet worden war, wurde das kaiserliche [[Münzkabinett]] untergebracht. Dieser Raum, dessen Fenster gegen den [[In der Burg|großen Burgplatz]] orientiert war, ist bildlich in einer 1754 erschienenen Publikation zu den Münzbeständen dokumentiert (heute Raum II der Geistlichen Schatzkammer). Schon im 17. Jahrhundert konnten die Gegenstände besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen. 1771 erschien erstmals eine gerdruckte Beschreibung der Schatzkammer.
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[[Datei:Schatzkammer 1771.jpg|390px|thumb|right|Beschreibung der Schatzkammer, Titelblatt, 1771]]
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Datei:Maximilian I Schatz.jpg|390px|Schatz [[Maximilian I.|Maximilians I.]], Ehrenpforte, 1515
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Datei:Schatzkammer 1640.jpg|390px|Erweiterungsplan der [[Kunstkammer (Hofburg)|Schatzkammergalerie]], bei dem das angrenzende [[Ballhaus (Hofburg, Lustgarten)|Ballhaus]] (unten links) in die Schatzkammer integriert werden sollte. 1640
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Datei:Kunstkammer Suttinger.jpg|390px|Schatzkammergalerie am [[Lustgarten (Hofburg)|Lustgarten]], 1683
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Datei:Achatschale.jpg|390px|Achatschale, 4. Jahrhundert
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Datei:Kaiserkrone.jpg|390px|Rudolfinische Hauskrone, 1602
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Datei:Muenzkabinett 1754.jpg|390px|[[Münzkabinett]] in der Schatzkammer, 1754
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Datei:Reichsinsignien.jpg|390px|Insignien des Heiligen Römischen Reichs, Fotografie um 1878–1903
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Datei:Schatzkammer Gang.jpg|390px|Von Maria Theresia angeschaffte Schränke, um 1900
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==Die Geistliche Schatzkammer==
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Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser [[Karl VI.|Karls VI.]] Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. 1782 verfügte [[Joseph II.]] die organisatorische Trennung in eine Geistliche Schatzkammer und Weltliche Schatzkammer. Sie kam damals in die Obhut des [[Burgpfarre|Burgpfarrers]], wodurch die Sammlung für die Öffentlichkeit unzugänglich wurde. In der Folge vereinigte dieser den Objektbestand der Geistlichen Schatzkammer mit der Ausstattung der einzelnen Hofkapellen. Dieser Geistliche Schatz wurde nun wieder in der Sakristei der Hofburgkapelle untergebracht und blieb dort für die Öffentlichkeit bis knapp vor dem Ende der Monarchie verschlossen. Am 1. März wurde die Geistliche Schatzkammer für das Publikum geöffnet.  
  
Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]] und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. Im 19. Jahrhundert wurde der Bestand in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen kaiserlichen Museensammlungen aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben nur jene Objekte zurück, die auf besonders unmittelbare Weise die historische Bedeutung der Familie Habsburg vor Augen führen. Nach der Eröffnung des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] 1891 wurde die Weltliche Schatzkammer diesem organisatorisch eingegliedert, blieb jedoch in der Hofburg.
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==19. Jahrhundert==
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[[Datei:Schatzkammer Grundriss.jpg|390px|thumb|right|Grundriss der Schatzkammer. Zugang von der Säulenstiege im [[Schweizerhof]], 1864]]
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Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]] und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. In den 1870er Jahren begann der Reorganisation der kaiserlichen Sammlungen (Generalprogramm 1876), die für die weltliche Schatzkammer einschneidende Änderungen brachte. Ihr Bestand wurde in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen Sammlungen des[[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben der Schatz des Heiligen Römischen Reiches, jener des Vliesordens, Hoheitszeichen und Kleinodien des Hauses Habsburg-Lothringen inklusive dem Privatschmuck sowie Heroldsmäntel und besondere Familienstücke. Die Änderungen im Bestand erforderten eine Neuaufstellung der Schatzkammer, die zeitlich mit der Vollendung des [[Michaelertrakt]]es zusammenfiel. Im August 1890 wurde die Schatzkammer für das Publikum geschlossen. Der Umbau dauerte knapp fünf Jahre (Wiedereröffnung am 15. Juni 1895). Nunmehr präsentierte sich die Sammlung in fünf Räumen. Die Einrichtung aus der Zeit Maria Theresias wurde dabei weiterverwendet und um neue Teile ergänzt. Der Zugang erfolgte nun vom Durchgang des [[Michaelertor]]s (heute Gottfried von Einem-Stiege).  
  
1918 wurde die Geistliche Schatzkammer mit der Weltlichen Schatzkammer vereint, jedoch unter Wahrung des gesonderten Bestands. Im selben Jahr nahmen die Habsburger ihren Privatschmuck ins Exil mit, dafür wurde 1921 der 1618 gestiftete Schatz des Kapuzinerklosters erworben. Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wird heute für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Seit 1954 ist die Geistliche Schatzkammer in jenen historischen Räumlichkeiten aufgestellt, die bis zum Ende der Monarchie die Weltliche Schatzkammer beherbergt haben. Der fünfte und letzte Raum der Geistlichen Schatzkammer kam anlässlich der Erweiterung und des Umbaus beider Schatzkammern hinzu, die 1986 mit der Neueröffnung ihren Abschluss fanden. Von 1983 bis 1987 wurden im Südosteck des Schweizertrakts (unter der Burgkapelle) neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet, die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der [[Redoutensäle]] (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.
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==Im Besitz der Republik==
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Kurz vor dem Zusammenbruch der Monarchie wurden der Schatzkammer der Privatschmuck entnommen, den die Habsburger in ihr Exil mitnahmen. Die Weltliche Schatzkammer wurde per 14. April 1920 inventarmäßig und organisatorisch dem Kunsthistorischen Museum angegliedert; die Geistliche Schatzkammer folgte per 18. April 1921. Am 23. November 1922 wurde der 1618 gestiftete Schatz des [[Kapuzinerkloster (1)|Kapuzinerklosters]] in die Schatzkammer übernommen. Die Weltliche Schatzkammer wurde 1926 neu aufgestellt und der Eingang wieder an die Säulenstiege verlegt. Ab 28. Juli 1926 war die um zwei Räume vergrößerte Neupräsentation wieder über die Säulenstiege im Schweizerhof aus zugänglich: Der Zugang war durch eine schmiedeiserne Türe geschützt, welche das Monogramm Karls VI. schmückte.
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Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wurde gelegentlich für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Von 1983 bis 1987 wurden die Schatzkammer grundlegend saniert und erweitert. Dabei wurden im Südosteck des Schweizertrakts neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet. Der Eingang wurde unter die Burgkapelle verlegt. Die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der [[Redoutensäle]] (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.
  
 
==Leitende Personen==
 
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==Quellen==
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*[http://data.onb.ac.at/rec/AC09806033 Johann Adam Delsenbach: Delineation exacte des ornemens imperiaux du Saint empire Romain et Allemand. Nürnberg 1790] (ÖNB): um 1751 enstandene, 1790 gedruckte Zeichnungen der Reichskleinodien
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* [https://www.kaiserliche-schatzkammer.at/besuchen/sammlungen/geistliche-schatzkammer/die-geschichte-der-sammlung/ Kunsthistorisches Museum: Die Geschichte der Sammlung der Geistlichen Schatzkammer] [Stand: 15.12.2017]
 
* [https://www.kaiserliche-schatzkammer.at/besuchen/sammlungen/geistliche-schatzkammer/die-geschichte-der-sammlung/ Kunsthistorisches Museum: Die Geschichte der Sammlung der Geistlichen Schatzkammer] [Stand: 15.12.2017]
  
==Links==
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==Weblinks==
 
* [http://www.kaiserliche-schatzkammer.at/ Kunsthistorisches Museum: Kaiserliche Schatzkammer] [Stand: 15.12.2017]
 
* [http://www.kaiserliche-schatzkammer.at/ Kunsthistorisches Museum: Kaiserliche Schatzkammer] [Stand: 15.12.2017]
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Schatzkammer_(Wien) Wikipedia: Schatzkammer (Wien)] [Stand: 15.12.2017]
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Schatzkammer_(Wien) Wikipedia: Schatzkammer (Wien)] [Stand: 15.12.2017]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 14:46 Uhr

Kaiserliche Schatzkammer, Saal mit den Insignien des Heiligen Römischen Reiches und der spätantiken Achatschale, im Hintergrund die österreichische Kaiserkrone. Fotografie, um 1900
Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 32458
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Schatzkammer.jpg
Bildunterschrift Kaiserliche Schatzkammer, Saal mit den Insignien des Heiligen Römischen Reiches und der spätantiken Achatschale, im Hintergrund die österreichische Kaiserkrone. Fotografie, um 1900
  • 1., Hofburg

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Kaiserliche Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums, (1., Hofburg, Schweizerhof). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten vergleichbaren Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des Heiligen Römischen Reiches (darunter die Reichskrone), die Insignien des Kaisertums Österreich mit der Österreichischen Kaiserkrone, der habsburgisch-lothringische Hausschatz (Bocskay-Krone), Erinnerungsstücke an einzelne Habsburger und der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies.

Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die Habsburger ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der Burgkapelle verwahrt wurde. Unter Kaiser Ferdinands I. ist die Schatzkammer in Räumlichkeiten des Schweizerhofs zu lokalisieren, die zum angrenzenden Lustgarten lagen. Ab 1558 ließ er in diesem eine Kunstkammer errichten. Ferdinand I. erklärte eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und einen 1540 aus Polen erworbenen Narwalzahn ("Einhorn") 1564 zu "unveräußerlichen Erbstücken des Hauses Österreich". Rudolf II. verband 1583–1585 mit einem Galeriebau Schweizerhof und Kunstkammer. Nach dem Tod Rudolfs II. wurden wichtige Teile seiner Sammlung nach Wien transferiert und in der Schatzkammer aufgestellt. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser Ferdinands II. bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren. Der zentrale Raum der Schatzkammer lag in der rudolfinischen Galerie und beherbergte 13 Kästen mit vorwiegend nach Materialien augestellten Kostbarkeiten. Gingen Kunstkammer und Galerietrakt 1748 zum Großen Teil im Umbau des Alten Burgtheaters auf, das 1741 im Ballhaus eingerichtet worden war, verblieb die Schatzkammer in den bisher genutzten Räumen Schweizerhof und einem kleinen, dem Schweizertrakt angrenzenden Teil des rudolfinischen Galeriebaues. 1747 ließ Maria Theresia die Schatzkammer neu aufstellen. Der Zugang erfolgte von der Säulenstiege. In jenem Raum, der über dem Burggraben und der als Verbindungsstück zwischen Alter Burg und Kunstkammergebäude mit der rudolfinischen Schatzkammergalerie errichtet worden war, wurde das kaiserliche Münzkabinett untergebracht. Dieser Raum, dessen Fenster gegen den großen Burgplatz orientiert war, ist bildlich in einer 1754 erschienenen Publikation zu den Münzbeständen dokumentiert (heute Raum II der Geistlichen Schatzkammer). Schon im 17. Jahrhundert konnten die Gegenstände besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen. 1771 erschien erstmals eine gerdruckte Beschreibung der Schatzkammer.

Beschreibung der Schatzkammer, Titelblatt, 1771

Die Geistliche Schatzkammer

Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser Karls VI. Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. 1782 verfügte Joseph II. die organisatorische Trennung in eine Geistliche Schatzkammer und Weltliche Schatzkammer. Sie kam damals in die Obhut des Burgpfarrers, wodurch die Sammlung für die Öffentlichkeit unzugänglich wurde. In der Folge vereinigte dieser den Objektbestand der Geistlichen Schatzkammer mit der Ausstattung der einzelnen Hofkapellen. Dieser Geistliche Schatz wurde nun wieder in der Sakristei der Hofburgkapelle untergebracht und blieb dort für die Öffentlichkeit bis knapp vor dem Ende der Monarchie verschlossen. Am 1. März wurde die Geistliche Schatzkammer für das Publikum geöffnet.

19. Jahrhundert

Grundriss der Schatzkammer. Zugang von der Säulenstiege im Schweizerhof, 1864

Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des Ordens vom Goldenen Vlies und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. In den 1870er Jahren begann der Reorganisation der kaiserlichen Sammlungen (Generalprogramm 1876), die für die weltliche Schatzkammer einschneidende Änderungen brachte. Ihr Bestand wurde in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen Sammlungen desKunsthistorischen Museums aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben der Schatz des Heiligen Römischen Reiches, jener des Vliesordens, Hoheitszeichen und Kleinodien des Hauses Habsburg-Lothringen inklusive dem Privatschmuck sowie Heroldsmäntel und besondere Familienstücke. Die Änderungen im Bestand erforderten eine Neuaufstellung der Schatzkammer, die zeitlich mit der Vollendung des Michaelertraktes zusammenfiel. Im August 1890 wurde die Schatzkammer für das Publikum geschlossen. Der Umbau dauerte knapp fünf Jahre (Wiedereröffnung am 15. Juni 1895). Nunmehr präsentierte sich die Sammlung in fünf Räumen. Die Einrichtung aus der Zeit Maria Theresias wurde dabei weiterverwendet und um neue Teile ergänzt. Der Zugang erfolgte nun vom Durchgang des Michaelertors (heute Gottfried von Einem-Stiege).

Im Besitz der Republik

Kurz vor dem Zusammenbruch der Monarchie wurden der Schatzkammer der Privatschmuck entnommen, den die Habsburger in ihr Exil mitnahmen. Die Weltliche Schatzkammer wurde per 14. April 1920 inventarmäßig und organisatorisch dem Kunsthistorischen Museum angegliedert; die Geistliche Schatzkammer folgte per 18. April 1921. Am 23. November 1922 wurde der 1618 gestiftete Schatz des Kapuzinerklosters in die Schatzkammer übernommen. Die Weltliche Schatzkammer wurde 1926 neu aufgestellt und der Eingang wieder an die Säulenstiege verlegt. Ab 28. Juli 1926 war die um zwei Räume vergrößerte Neupräsentation wieder über die Säulenstiege im Schweizerhof aus zugänglich: Der Zugang war durch eine schmiedeiserne Türe geschützt, welche das Monogramm Karls VI. schmückte. Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wurde gelegentlich für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Von 1983 bis 1987 wurden die Schatzkammer grundlegend saniert und erweitert. Dabei wurden im Südosteck des Schweizertrakts neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet. Der Eingang wurde unter die Burgkapelle verlegt. Die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der Redoutensäle (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.

Leitende Personen

  • Fritz Fischer, Direktor der Kunstkammer und Schatzkammer (seit 2017)

Videos

Wien schenkt immer Freude (1957), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 213A-C (Ausschnitt)

Quellen

Literatur

Weblinks