Burgkapelle

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Inneres der Burgkapelle. Aquarell von Alessandro Sanquirico, um 1840 (© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Kapelle
Datum von 1287
Datum bis
Andere Bezeichnung k.k. Burgpfarrkirche „Mariä Himmelfahrt", Hofkapelle, Hofburgkapelle
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Hofburg
Einlagezahl
Architekt Peter von Prachatitz
Prominente Bewohner
PageID 13649
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Mittelalter, Kapellen, Burgkapellen, Erzdiözese Wien, Katholiken, Sakralbau, Sakralbauten, Katholiken, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Burgkapelle Alessandro Sanquirico.jpg
Bildunterschrift Inneres der Burgkapelle. Aquarell von Alessandro Sanquirico, um 1840 (© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna)
  • 1., In der Burg

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48° 12' 23.63" N, 16° 21' 57.50" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Burgkapelle (1., Hofburg, Schweizerhof, Kirche der Burgpfarre „Mariä Himmelfahrt“).

Albrecht I. richtete in der Hofburg nach den Wirren von 1287/1288 eine Burgkapelle ein. Bisher war man von einer baulichen Kontinuität dieser Kapelle mit der heute bestehenden ausgegangen, was aber nicht der Fall ist. Der Bau Albrechts I. ist nur in Spolien erhalten, die beim Widmertor Verwendung gefunden haben. Allerdings sind unter der heutigen Burgkapelle Mauerreste aus dem späten 13. Jahrhundert nachweisbar, die mit großer Wahrscheinlichkeit der älteren Kapelle zuzuordnen sind. Zunächst Maria geweiht ("Frauenkirche"), ist ab 1333 zusätzlich der Heilige Johannes Evangelist als Patron genannt. 1337 wird die Kapelle durch Albrecht II. mit einer großen Reliquienstiftung bedacht und wohl baulich erweitert, da 1347 die Kapelle zusätzlich den Heiligen Georg und Pankratius geweiht wird. Ende des 14. Jahrhunderts wird die Kapelle erneut mit Stiftungen ausgestattet. Aus dieser Zeit stammen drei Gewölbeschlußsteine und das Gnadenbild, die wohl von der Vorgängerkapelle in den Neubau ab 1421 übernommen worden sind.

Neubau durch Albrecht V.

Die gotische Fassade der Burgkapelle dominierte den Innenhof der Burg. Die Hofburg um 1500, Rekonstruktion 2014

Die heute bestehende Burgkapelle ist ein Neubau Herzog Albrechts V. (1421-1426). Den Baubeginn kann man um 1421 festmachen (Fälldatum der Bauhölzer für den Dachstuhl). Der Neubau ist sicherlich auch mit der Hochzeit Albrechts mit Elisabeth von Luxemburg, der Tochter König Sigismunds, in Verbindung zu bringen, die für die Dynastie einen großen Prestigegewinn bedeutete. Albrecht konnte am 14. Jänner 1425 der Einweihung durch den päpstlichen Nuntius, Kardinal Branda da Castiglione, beiwohnen. Der Bau war damals allerdings noch nicht ganz fertig gestellt, wie spätere Abrechnungen belegen.

Bei den Grundmauern wurden jüdische Grabsteine verwendet, um den Sieg über die vertriebenen Juden im Rahmen der Geserah 1420/1421 symbolisch auszudrücken. 1904 wurden mehr als dreißig jüdische Grabsteine in den Grundmauern der Kapelle gefunden. Sie stammten vom ehemaligen jüdischen Friedhof unweit der Burg, der im Bereich der heutigen Goethegasse lag. Tausende hochwertige Steine standen nach der Vertreibung der Juden zur Verfügung und einige, wohl hunderte, sind für die Errichtung der Kapelle geplündert und verwendet worden. Einige Grabsteine, die 1904 geborgen wurden, sind heute in der Mauer des jüdischen Friedhofs in der Seegasse im 9. Bezirk zu sehen.

Die Kapelle wurde so neben dem Südturm positioniert, dass der Chor zwölf Meter aus der restlichen Burgfront hervorragte. Das war sicherlich dem Raummangel in der Burg geschuldet. Die in den 1420er Jahren entstandene Fassade in den Burghof war reich mit gotischem Blendwerk geschmückt. Der obere Teil ist noch erhalten, aber heute durch den Dachstuhl des benachbarten Südwesttrakts des Schweizerhofes verdeckt. Einzig der heutige Dachreiter ist als Bekrönung der Fassade noch nach außen sichtbar. Er trägt freilich eine barocke Zwiebelhaube. Stilistisch ist der Bau der Wiener Bauhütte zuzuordnen, wobei die Hoffassade eine gewisse Nähe zu Maria am Gestade aufweist. Möglicherweise geht der Entwurf der Burgkapelle auf Peter von Prachatitz zurück, den damaligen Leiter der Wiener Bauhütte. Der Dachstuhl aus der Erbauungszeit hat sich bis heute erhalten und zählt damit zu den ältesten Wiens.

Der Zutritt zur Kapelle selbst lag im ersten Obergeschoß im Anschluss an die Wohn- und Festräume der Burg, war also von den Räumlichkeiten Albrechts direkt zu erreichen. Eine Unterkapelle gab es nicht. Vom Erdgeschoß konnte man direkt zum Kapellenvorbau mit Treppenhaus, in den Südturm, in den Südosttrakt und über einen teilweise erhaltenen Abgang in einen später zerstörten Keller unter dem Südwesttrakt gelangen. Im vorderen Teil des Erd- und Untergeschoßes lag ein Kellerraum in der Höhe von zwei Geschoßen, der mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt war. Er war vielleicht kurzzeitig eine Schatzkammer. Eine Quaderwand der 1420er Jahre ist heute als einziger Teil des alten Kellers sichtbar. Die Verglasung wurde dem Priester Thomas Paumgartner aus Oberhollabrunn übertragen. Wahrscheinlich als um 1551 der mittelalterliche Torturm mit der Kapelle abgerissen wurde, hat man von dort eine 1471–1474 in Auftrag gegebene Figurengruppe übertragen, die sich immer noch in der Burgkapelle befindet.

Die Umbauten des Schweizerhofes ab den 1540er Jahren betrafen zum Teil auch die Burgkapelle. 1544 wurden vom Appartement Ferdinands I. aus begehbare Oratorien in die Kapelle eingebaut. Seit der Errichtung des Treppenturms 1549-1551 ist die Kapellenfassade bis auf die Dachzone zugebaut. Zur Ausstattung der Kapelle gibt es bis zum 18. Jahrhundert wenige Quellen. Die älteste Innenansicht aus einer Beschreibung der Erbhuldigung Josephs I. 1705[1] zeigt die barocke Einrichtung, wobei das Marienbild aus der Zeit um 1400 zentral am Hauptaltar positioniert ist.

Regotisierende Renovierung unter Maria Theresia

Burgkapelle, Schnitt, um 1746-1748

Eine durchgreifende Renovierung der Kapelle zur Zeit Maria Theresias 1748 unter der Leitung von Nikolaus Pacassi hatte als leitenden Gedanken, gotische Formen zu konservieren beziehungsweise wiederherzustellen. Damit betonte man die altehrwürdige Tradition der Herrscherfamilie. Am Hochaltar (Neugestaltung 1750-1751) wurde ein großes Bronzekruzifix angebracht, das Johann Baptist Känischbauer 1712 wohl nach einem Entwurf von Lorenzo Mattielli angefertigt hatte. Der Tabernakel des Hochaltares wurde 1772-1773 nach einem Entwurf Nikolaus Pacassis ausgeführt. Darinnen ist jenes kleine Holzkruzifix aufgestellt, dass der Überlieferung nach Ferdinand II. anrief, als er während der Sturmpetition 1619 in der Hofburg bedrängt wurde.[2]

1802 wurde die Burgkapelle erneut umgebaut. Dabei wurde das Portal in seiner heutigen Form geschaffen. Die Altarbilder der Seitenaltäre (rechts „Heilige Katharina mit Jesukind" von Hubert Maurer, links „Heiliger Johannes predigend“ von Friedrich Heinrich Füger) stammen ebenfalls aus dieser Zeit (1804). Das 1807 in die Josephskapelle verbrachte große Bronzekruzifix von Lorenzo Mattielli wurde bereits 1822 wieder an seinen Ursprungsort zurückgeführt. Die 1807 unter Leitung Ludwig Joseph Montoyers außen an der Apsis aufgestellten Statuen Friedrichs III. und Franz I. von Österreich weisen auf die ideelle Anknüpfung von Franz an seinen Ahnherrn hin. Der Einbau einer Musikempore 1862-1863 war der letzte wesentliche Eingriff in die Bausubstanz.


Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 81 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 46 f.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 72
  • Elisabeth Fichtenau: Die Hofburgkapelle in Wien. Der Zyklus der Wandpfeilerfiguren. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 28 (1974), S. 21 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 280 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 14
  • Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521-1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
  • Harry Kühnel: Die Hofburg zu Wien. 1964, S. 35
  • Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien: Brandstätter Verlag 2018
  • Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1707-1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 31970, S. 96
  • Mario Schwarz [Hg.]: Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2015 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 1)
  • Werner Telesko [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1835-1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des "Kaiserforums". Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 4)
  • Coelestin Wolfsgruber: Die k.u.k. Hofburgkapelle und die k.u.k. geistliche Hofkapelle. 1905
  • Coelestin Wolfsgruber: Das Kaiser-Ferdinand-Kruzifix in der Hofburgkapelle in Wien. 1903
  • Josef Zykan: Die Schlußsteine der Burgkapelle in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 10 (1956), S. 49 ff.
  • Marlene Zykan: Die Hofburgkapelle in Wien. Zur Baugeschichte und zu den historischen Restaurierungen. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 28 (1974), S. 1 ff.

Einzelnachweise