Kunsthistorisches Museum

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Kunsthistorisches Museum, Treppenhaus mit der Theseusgruppe von Antonio Canova. Fotografie, um 1895
Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von 13. Mai 1876
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 14640
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Antike, Kunsthistorisches Museum (Gebäude)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Wien Museum Online Sammlung 57150 184.jpg
Bildunterschrift Kunsthistorisches Museum, Treppenhaus mit der Theseusgruppe von Antonio Canova. Fotografie, um 1895
  • 1., Burgring 5
  • Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses (bis: 17 Oktober 1891)
  • Kunsthistorisches Hofmuseum (17 Oktober 1891, bis: 28 September 1920)
  • Kunsthistorisches Staatsmuseum in Wien (28 September 1920)
  • Kunsthistorisches Museum (2 September 1921)

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48° 12' 14.94" N, 16° 21' 45.29" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Museum, Kunsthistorisches (1., Burgring 5: Hauptgebäude). Weltbekannte kunst- und kulturhistorische Sammlungen, hervorgegangen aus den habsburgischen Kunstsammlungen, viertgrößte Gemäldegalerie der Welt.

Die Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses

Die "Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses" setzten sich aus mehreren, meist sehr weit zurück reichenden Einzelsammlungen zusammen: der Schatzkammer, der Ambraser Sammlung, der kaiserlichen Waffensammlung, dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinet (Vorläufer des Münzkabinetts, der Antikensammlung und der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung) und der Gemäldegalerie. Diese unterstanden einzelnen Sammlungsleitern. Sie waren an verschiedenen Standtorten untergebracht. Mit dem Bau des Museums wurde die Frage nach dem Eigentumscharakter der Sammlungen immer präsenter und eine grundlegende Neustrukturierung des kaiserlichen Kunstbesitzes stand bevor. Am 14. September 1848 legten die Mitglieder der erst im Vorjahr gegründeten kaiserlichen Akademie der Wissenschaften den sogenannten "Majestätsgesuch" vor, in dem sie die Unterstellung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, der Hofbibliothek und aller Hofkabinette unter die Akademie forderten. Das Ansuchen blieb folgenlos bis darauf, dass der Direktor des "k. k. Münz- und Antiken-Cabinets" Joseph Arneth den Auftrag erhielt, die Zugehörigkeit seiner Objekte und die der Ambraser Sammlung zum "Primogenitur-Familienfideikommiss" zu überprüfen und festzustellen, ob sie privates Eigentum des Kaisers wären. Die Klärung der Besitzverhältnisse erhielt an zusätzlicher Dringlichkeit durch das Ableben des 1848 abgedankten Kaisers Ferdinand I. von Österreich am 29. Juni 1875. Bereits am 13. Juni hatte Franz Joseph mit Handschreiben die Generalinventur des kaiserlichen Kunst- und Kulturbesitzes veranlasst. Eine Kommission unter der Leitung des Oberstkämmerers Franz Folliot de Crenneville wurde mit der Sache beauftragt. Treibende Kraft war Quirin von Leitner, der als Vertreter des Oberstkämmereramtes nominiert wurde. Im ersten Schritt mussten die kaiserlichen Sammlungen ihre Inventare vorlegen. Seit 1848 wurden Archivstudien betrieben, die Publikation von Archivalien im "Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses“ diente als fruchtbare Quelle, die Eigentumsverhältnisse nachzuvollziehen. Im Zweifelsfall würde für den Hofärar entschieden, was zur Folge hatte, dass die Naturaliensammlung, die Hofbibliothek, das Mobiliar der Hofgebäude, der kaiserliche Tiergarten, der Hofmarschall, die Hofwagenburg mit Ausnahme der historischen Gefährte und die Hofgestüte als nicht zum Privateigentum des Kaisers gehörig eingestuft wurden. Die verbleibenden Bestände bildeten den sogenannten Primogeniturfideikommiss. Die Verwaltung blieb bei den zuständigen Hofstäben. Insgesamt befanden sich 172.514 Gegenstände im Besitz des Kaisers. Leitner und der Direktor der Ambraser Sammlung Eduard von Sacken entwarfen ein "Generalprogramm“, das die Neustrukturierungen der Sammlungen regeln sollte und am 13. Mai 1876 von Kaiser Franz Joseph I. gebilligt wurde. Der Kunstbesitz wurde wie folgt in vier Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe I umfasste die ägyptischen Altertümer, Münz- und Antikenkabinett (ab 1889 Münzen-, Medaillen- und Antikensammlung)
  • Gruppe II beherbergte kunstindustrielle Gegenstände und Waffen (ab 1889 Sammlungen kunstindustrieller Gegenstände und Waffen)
  • Gruppe III bestand aus der Gemäldegalerie (ab 1889 Gemäldegalerie und Restaurieranstalt)
  • Gruppe IV war der Bibliothek vorbehalten (ab 1889 Bibliothek)


An der Spitze standen Gruppendirektoren, die unmittelbar dem Oberstkämmerer unterstellt waren. Anlässlich der Einrichtung der Waffensammlung am 18. November 1889 wurden vom Oberstkämmereramt "Bestimmungen für den Dienstbetrieb in den Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses“ erlassen, die bis zur Eröffnung des "K. k. Kunsthistorischen Hofmuseums“ 1891 provisorisch, danach bis zum Ende der Monarchie in Kraft blieben. 1891 wurden die dem Oberstkämmereramt unterstehenden Sammlungen in sieben "Spezialsammlungen“ gegliedert, die sich ihrerseits wieder zu drei Direktionen zusammenfassten:

  • Die ägyptische Sammlung, die Antikensammlung, die Münzen- und Medaillensammlung bildeten die Direktion der Münzen-, Medaillen- und Antikensammlung
  • Die Sammlung kunstindustrieller Gegenstände und die Waffensammlung wurden in der "Direktion der Sammlung von Waffen und kunstindustriellen Gegenständen“ zusammengefasst.
  • Die Gemäldegalerie mit der angeschlossenen Sammlung von Aquarellen, Handzeichnungen, Skizzen etc. und die Restaurier-Anstalt liefen in der "Direktion der Gemäldegalerie“ zusammen
  • Und die siebente Spezialsammlung stellte die Bibliothek dar, die 1889 aus den Kabinettsbibliotheken entstanden.

Die Gruppeneinteilung der Sammlung von 1876 erschien sodann in allen Hofschematismen und offiziellen Staatshandbüchern, damit war das Kunsthistorische Museum bereits 15 Jahr vor seiner Übersiedlung unter ein gemeinsames Dach eine geschlossene organisatorische Einheit.

Die Eröffnung des k.k. Kunsthistorischen Museums

Die Eröffnung des Kunsthistorischen Museums durch Kaiser Franz Joseph I. am 17.10.1891

Die Waffensammlung und Bibliothek konnten als erste Sammlungen ihren Betrieb in den neuen Räumlichkeiten Ende 1889 bzw. Anfang 1890 aufnehmen. Zu Beginn 1891 war die Aufstellung der restlichen Sammlungen fertiggestellt. Die Gemäldegalerie hatte man beispielsweise möglichst lange im Oberen Belvedere aufgrund ihrer hohen Beliebtheit hängen gelassen. Die Eröffnung des k.k. Kunsthistorischen Museums erfolgte in Kaiser Franz Josephs Beisein am 17. Oktober 1891, eingeladen waren über 300 Personen. Anwesend waren der Erste Obersthofmeister Konstantin Prinz Hohenlohe-Schillingsfürst, der Oberstkämmerer Ferdinand Graf Trauttmansdorff-Weinsberg, Ministerpräsident Eduard Graf Taaffe und der Bauherr Karl Freiherr von Hasenauer. Ab dem 22. Oktober 1891 war das Museum der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich.

Kuppel des Kunsthistorischen Museums mit Statue der Pallas Athene, um 1890
Das Kunsthistorische Museum, im Hintergrund die Hofburg mit der Neuen Burg, um 1895

Das neu eröffnete Museum erfreute sich vom ersten Tag an größter Beliebtheit: Vom 18. Oktober bis zum 31. Dezember 1891 verzeichnete das Haus einen BesucherInnenansturm von über 200.000 Gästen innerhalb der Öffnungszeiten an jeweils vier Wochentagen zu vier Stunden. Auch prominenter Besuch blieb nicht aus – am 19. Mai 1892 fand sich Prinzregent Luitpold von Bayern ein, es beehrten der japanische Kronprinz und späterer Tennō Komatsu Yoshihito 1894 und Zar Nikolaus II. 1896 das Museum.

Auch volksbildnerische Aufgaben wurden wahrgenommen. 1892 kündigte sich der Ober St. Veiter Arbeiter-Bildungs-Verein für eine Exkursion an. Sukzessive nahmen auch die Schulbesuche zu, sodass bis zum Jahr 1911 der Besuch von mehr als 240 Schulklassen verzeichnet wurde.

Entwurf für das Deckengemälde im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums von Mihály von Munkácsy, 1888

Das Museum im 20. Jahrhundert

Den Ersten Weltkrieg überstand das Museum unversehrt. 1914/1915 blieb das Gebäude eine Zeitlang für den Publikumsbesuch gesperrt, öffnete danach aber wieder an zwei Wochentagen und weitete die Öffnungszeiten 1917 sogar auf drei Tage aus.

1919 bis 1938

Die auch heute noch übliche, lockere Hängung in der Gemäldegalerie wurde bereits ab 1912 unter der Leitung von Gustav Glück ein geführt. Glück musste 1938 seine Heimat verlassen. Rubens-Saal, 1935

Im Dezember 1918 erließ das Staatskanzleramt ein Verbot für die Ausfuhr und den Verkauf von kunst- und kulturgeschichtlichen Gegenständen, um den habsburgischen Kunstbesitz unangetastet zu lassen. Da kurz nach Ausrufung der Republik Deutschösterreich noch kein Staatsvertrag zur Sicherung der Sammlungen bestand, gestaltete sich die Situation besonders heikel unter den Ansprüchen auf österreichisches Kunstgut durch die Nachfolgestaaten der Monarchie sowie durch Belgien und Italien. Am 12. Februar 1919 fand sich eine italienische Abordnung in Militärbegleitung im Museum ein, um sich italienische Werke zu holen. Eine Vielzahl davon waren Gemälde der Maler Tintoretto, Catena, Boniacio dei Pitati und anderen Meistern, auch Skulpturen wurden entfernt. Der Staatsvertrag von St. Germain am 10. September 1919 beinhaltete Bestimmungen, die die Regelung der Ansprüche auf kulturellem Gebiet im Verhandlungswege vorsahen. Das Sonderabkommen mit Italien am 4. Mai 1920 beendete alle Forderungen.

Aber auch das Land Tirol machte seine Ansprüche an der Ambraser Sammlung geltend. Das Denkmalamt wies die Forderungen zurück, da befürchtet werden müsste, Italien würde sich Teile der Sammlung im Namen Südtirols einverleiben, genauso wäre das Risiko groß gewesen, dass die Tschechen ähnlich vorgingen, um der einst in Prag beheimateten Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. habhaft zu werden.

Nachdem am 1919 die Landesverweisung und Enteignung des Hauses Habsburg-Lothringen gesetzlich verfügt wurde, ging mit Beschluss des Kabinettsrates vom 18. Juni 1920 die provisorische Verwaltung der ehemaligen Hofmuseen unter Einschluss der Estensischen und der "Weltreisesammlung“ sowie der beiden Schatzkammern endgültig an das Unterrichtsministerium über. Dem Vorbild dem Naturhistorischen Museum folgend, nahm das Kunsthistorische Hofmuseum am 28. September 1920 den offiziellen Namen "Kunsthistorisches Staatsmuseum in Wien“ an. Nach anfänglichem Protest des Unterrichtsministeriums setzten die Kustoden durch, dass das Haus ab 2. September 1921 auch amtlich den Namen "Kunsthistorisches Museum“ nutzen durfte.

Die Auflösung des habsburgischen Kunstbesitzes hatte große Zuwächse von 1919 bis 1922 zur Folge. Als erster Sammlungskomplex wurde die Weltliche Schatzkammer in das Museum eingegliedert. Ihr folgte die Tapisseriensammlung als Teil des Verbandes für Plastik und Kunstgewerbe. 1922 übernahm die Waffensammlung (seit 1918 dem Verband der Sammlungen für Waffen und kunstindustrielle Gegenstände ausgeschieden) die historischen Bestände der "Hof-Gewehrkammer“ und der "Reichen Sattelkammer“. Auch die Estensische Sammlung wurde vom Münzkabinett übernommen. 1922 wurde das Monturdepot mit Teilen der Adjustierung der ehemaligen Liebgarde der Waffenkammer unterstellt.

Am 4. Juli 1919 wurden sieben Sammlungen festgestellt: 1) Die Ägyptisch-orientalische Sammlung mit den orientalischen Münzen, 2) die Antikensammlung, 3) die Sammlung antiker Münzen, 4) die Sammlung von Medaillen und modernen Münzen, 5) die Waffensammlung, 6) die Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe mit der Sammlung von Musikinstrumenten und 7) die Gemäldegalerie. Am 13. März 1925 setzte die neue Dienstordnung fest, dass von nun an ein Direktor auf Antrag des Bundesministeriums für Unterricht vom Bundespräsidenten mit der Leitung über das gesamte Museum beauftragt werden sollte. Die Aufgaben deckten sich weitgehend mit denen des ehemaligen Vorsitzenden des Kollegiums der wissenschaftlichen Beamten. Es wurde der dienstälteste Sammlungsdirektor, nämlich Herman Julius Hermann, Direktor der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe, am 1. April 1925 ernannt.

In den 20er Jahren bestanden rege Kontakte zur Universität Wien, auch wissenschaftliche Publikationen wurden vorangetrieben. 1926 löste das "Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien“ die bisherige Veröffentlichungsreihe des Museums ab.

Innerhalb der Wirtschaftskrise konnten viele Kunstwerke zu geringen Preisen erworben werden, was allerdings das Problem der Raumnot verschärfte. Schließlich fand sich in der Neuen Burg eine passende Lösung, die in den 30er Jahren für die Waffensammlung hergerichtet wurde.

1938 bis 1945

Nach dem Anschluss schieden unter der neuen Leitung von Fritz Dworschak allein in den ersten Monaten neun hochrangige und langbewährte Mitarbeiter aus dem Museumsdienst (u.a. der leitende Direktor Alfred Stix, Direktor der Waffensammlung August Grosz, Schatzmeister beider Schatzkammern Arpád Weixlgärtner, der Kustos der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe und die Restauratorin Marianne Adler). Der plötzliche Verlust von Fachpersonal und der Personalmangel trafen das Museum empfindlich.

1938/39 wurde die Sicherstellung und Beschlagnahmung des Besitzes von Juden und anderer Personen, die als "staatsfeindlich“ galten, im großen Stil betrieben. Rechtlich gesehen war das Denkmalamt dazu verpflichtet, Gegenstände von künstlerischer oder kultureller Bedeutung vor deren Verbringung ins Ausland zu bewahren, nun aber kamen solche Handlungen einer Enteignung gleich. Das Zentraldepot des beschlagnahmten Kunstgutes wurde unter administrativer und wissenschaftlicher Leitung des Kunsthistorischen Museums im ersten Stockwerk der Neuen Burg eingerichtet, sodass diese wie eine Sammlung aufbereitet werden konnte.

Die finanzielle Unterstützung durch den Staat fiel nur spärlich aus, sodass das Museum gezwungen war, durch Verkauf aus der eigenen Sammlung neue Ankäufe und Neuaufstellungen zu tätigen. Bis 1940 war das Budget noch von der österreichischen Landesregierung zur Verfügung gestellt, danach erhielt das Museum ein Gesamtjahresbudget von 285.000 Reichsmark, was zu wenig war, um bedeutende Ankäufe zu machen.

Von den elf neugeschaffenen Abteilungen zwischen 1938 und 1941 erhielten sich nur die Sammlung alter Musikinstrumente und die Reproduktionsabteilung. Die Abteilung mittelalterlicher alpenländischer Kunst war in der Ersten Republik geplant und ihre Errichtung 1940 vom Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten genehmigt worden, wurde aber nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Österreichischen Galerie abgetreten.

Die 1945 bei einem Bombenangriff abgedeckte Kuppel des Hauptgebäudes wird wiederhergestellt, November 1946

Zu Kriegsbeginn waren Bergungen als Maßnahmen gesetzt, um die wertvollsten Kunstgegenstände zu retten. Die weniger wertvollen wurde für die "Kriegs-Schaustellung“. Die wichtigsten Bergungsorte für das Kunsthistorische Museum waren in den ersten Jahren die Kartause Gaming "Schloß“ und das ehemals Rothschildsche Jagdschloss Steinbach bei Göstling. Seit dem Herbst 1944 waren alle Sammlungen des Kunsthistorischen Museums geschlossen.

Das Verfassungsgesetz über das Verbot der NSDAP vom 28. Mai 1945 sah die Meldepflicht aller ehemaligen Nationalsozialisten vor, 29 Personen aus dem Kunsthistorischen Museum wurde die Registrierungspflicht erlassen. Dworschak war ein Sonderfall, seine Mitgliedschaft wurde nicht als Grund gesehen, ihn aus dem Staatsdienst zu entlassen. Bis zu seiner Frühpensionierung war er Kustos I. Klasse im Münzkabinett.

Umstrukturierungen in der Nachkriegszeit

Alfred Stix mit US-Amerikanischen Militärs nach dem Rücktransport Raffaels "Madonna im Grünen", 17. Oktober 1945

Es dauerte über 15 Jahre, bis das Museum wieder geöffnet werden konnte. Als der ehemalige Direktor Alfred Stix 1945 aus dem Exil zurückkehrte, hatte August Loehr, ehemaliger Direktor des Münzkabinetts, im April bereits die Leitung des Kunsthistorischen Museums übernommen. Stix wurde zum leitenden Direktor der staatlichen Kunstsammlungen geworden, was zur Folge hatte, dass die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums, die Österreichische Galerie und die Graphische Sammlung Albertina zu einer neuen Verwaltungseinheit zusammengefasst wurden. Mit 1. Februar 1949 erfolgte eine neuerliche Umstrukturierung: Es wurden drei Generaldirektionen geschaffen, eine für die kunsthistorische, eine für die kulturhistorische und eine für die naturhistorische Sammlungen. Damit hörte das Kunsthistorische Museum als Organisationsform zu existieren auf.

Stix unterstanden als Generaldirektor der kunsthistorischen Sammlungen des Bundes: die Graphische Sammlung Albertina, die Österreichische Galerie, die Gemäldegalerie, die Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe einschließlich der beiden Schatzkammern, die Ägyptisch-orientalische Sammlung und die Antikensammlung. Stix residierte im Kunsthistorischen Museum, während Loehr als Generaldirektor der kulturhistorischen Sammlungen des Bundes in der Neuen Burg sein Arbeitszimmer hatte. Er war für das Museum für Völkerkunde, das Heeresgeschichtliche Museum, de prähistorische Sammlung des Naturhistorischen Museums und das Museum für Volkskunde zuständig. Vom Kunsthistorischem Museum fielen ihm das Museum Österreichischer Kultur mit der Wagenburg und dem Monturdepot, die Waffensammlung, die Sammlung alter Musikinstrumente und das Münzkabinett zu. Hermann Michel, Generaldirektor der naturhistorischen Sammlungen behielt alle Sammlungen dieses Bereiches außer der prähistorischen. Als Stix und Loehr allerdings im selben Jahr in den Ruhestand gingen, musste die Neuaufteilung überdacht werden, konnte aber nicht aufgehoben werden, da Michel noch im Amt war. Für ein Jahr vereinte Ministerialrat Karl Wisoko-Meytsky die Funktionen der Generaldirektoren sowohl der kunst- als auch der kulturhistorischen Sammlungen in sich und verfügte damit über eine Kompetenz, die noch nie da gewesen war, mit 1953 aber endgültig wieder abgeschafft wurde, als diese Aufteilung rückgängig gemacht wurde.

Im April 1953 eröffnete im Kunsthistorischen Museum eine Ausstellung von Spitzenwerken der Sammlungen, die davor in Europa und Amerika gastiert hatte.

Wie auch schon nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch Leihgaben ans Ausland das nötige Zubrot verdient und international die Aufmerksamkeit auf das Museum gelenkt. Die von Oktober 1946 bis März 1947 gezeigte "Meisterwerke aus Österreich“-Ausstellung in Zürich war einer von vielen Erfolgen. Zur Geldbeschaffung wurden in der Folge Spitzenwerke des Museums in Europa und Nordamerika gezeigt. Im April 1953 konnte mit der Eröffnung der so genannten "Amerika-Ausstellung" ("Kunstschätze aus Wien") im Haupthaus am Ring die Rückkehr der bedeutenden Werke gefeiert werden.

Das Kunsthistorische Museum betrieb von 1967 bis 1986 in der Stallburg die Neue Galerie mit Meistern des 19. und 20. Jahrhunderts.

Das Museum heute

Bereits vor Erlass des Kunstrückgabegesetzes im Dezember 1998 erforschte der Direktor des Archivs des Kunsthistorischen Museums Herbert Haupt die Herkunft jener Kunstgegenstände, die während oder in unmittelbarer Folge der NS-Zeit ins Museum gelangten.[1]

Mit dem Bundesmuseums-Gesetz von 1998[2] erlangte das Kunsthistorische Museum die Vollrechtsfähigkeit als erstes, mit all seinen Sammlungen in Wien und Ambras. Am 1. Jänner 1999 wurde es in eine selbständige wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit umgewandelt.

1997 bis 2007 betrieb das Kunsthistorische Museum in der Stallburg (Hofapotheke) ein Lipizzaner-Museum. 2001 schlossen sich das Museum für Völkerkunde und Österreichische Theatermuseum an die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums an.

Am 11. Mai 2003 kam es zu einem aufsehenerregenden Diebstahl der Saliera. Der Täter gestand am 21. Jänner 2006 und führte die Polizei zum versteckten Objekt.

Die neue Museumsordnung von 1990 sieht an der Spitze des Kunsthistorischen Museums zum ersten Mal niemanden vor, der gleichzeitig GeneraldirektorIn und SammlungsdirektorIn ist. Wilfried Seipel übernahm als erster dieses Amt, 2009 folgte ihm Sabine Haag.

Sammlungen und Museen des KHM-Verbandes

Leitung

(ab 1919 Erste Vorsitzende des Kollegiums der wissenschaftlichen Beamten; ab 1925 Erste Direktoren; ab 1949: Administrative Direktoren; ab 1960: Erste Direktoren; seit 1990 Generaldirektoren):

Quellen

Literatur

  • Baugeschichte der Museen und der Neuen Burg. 1941, Band 2. (Teil 1 u. 2)
  • Austriaforum: Bundesmuseen [Stand: 14.12.2017]
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 56 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 30 f.
  • Daniel Ender: Eine kleine Machtmusik. In: Falter 11/15, 11.03.2015, S. 39 – 37
  • Fakten und Geschichte zum Weltmuseum Wien [Stand: 14.12.2017]
  • Führer durch die Sammlungen des kunsthistorischen Museums. 51975
  • Geschichte der Sammlungen (1941-45)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 318
  • Martina Haja [Red.]: Die Gemäldegalerie des unsthistorische Museums in Wien. Verzeichnis der Gemälde. Wien: Kunsthistorisches Museum 1991
  • Herbert Haupt: Das Kunsthistorische Museum. Die Geschichte des Hauses am Ring. 100 Jahre im Spiegel historischer Ereignisse. Wien: Kunsthistorisches Museum 1991
  • Friederikc Klauner: Die Gemäldegalerie des unsthistorische Museums in Wien. 1978
  • Beatrix Kriller / Georg Kugler: Das kunsthistorische Museum. Die Architektur und Ausstattung. Idee und Wirklichkeit des Gesamtkunstwerks. Wien: Kunsthistorisches Museum 1991
  • Das Kunsthistorische Museum und seine Sammlungen. Wien: Kunsthistorisches Museum 1982
  • Das kunsthistorische Museum Wien. Führer durch die Sammlungen. Wien: Kunsthistorisches Museum 1988
  • Alphons Lhotsky: Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des 5Ojährigen Bestandes 1891-1941, Band 1
  • Museen und. Sammlungen in Österreich. 1968, S. 199 ff., S. 253 ff.
  • Rudolf Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus. Eine Chronik 1861-1951. Wien: Gesellschaft Bildender Künstler Wiens 1951, 11O f. (künstlerischer Schmuck des Museums, außen), 111f. (innen)
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, S. 153 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 4, S. 246 ff.

Weblinks

Einzelnachweise