Ballhaus (Hofburg, Lustgarten)

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Das Ballhaus Ferdinands I. am Lustgarten. Dahinter die vierstöckige Kunstkammer und die Alte Burg, 1672
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1540
Datum bis 1742
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Benedikt Khölbl, Hans Karanckho
Prominente Bewohner
PageID 60333
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Frühe Neuzeit
Quelle
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Letzte Änderung am 15.03.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Vischer Hofburg Ausschnitt.jpg
Bildunterschrift Das Ballhaus Ferdinands I. am Lustgarten. Dahinter die vierstöckige Kunstkammer und die Alte Burg, 1672

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48° 12' 27.23" N, 16° 21' 58.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Ballhaus (Hofburg, Lustgarten) am Steinhausen-Plan

1540 bis 1542 errichtetes Ballhaus (Ballspielhaus) Ferdinands I. beim Unteren Lustgarten (Hofburg). In den Ballhäusern spielte man Jeu de Paume, eine Vorform des heutigen Tennis, ein seit dem ausgehenden Mittelalter in Europa äußerst beliebter Zeitvertreib. Für die Verwaltung und Pflege waren am Wiener Hof Ballmeister verantwortlich, die auch als Trainer, Spieler und Ratgeber für die kaiserliche Familie und deren Gäste fungierten.

Das wohl älteste, von Ferdinand I. errichtete Wiener Hofballhaus ging 1525 beim Stadtbrand zugrunde. Nach den Kriegszerstörungen von 1529 musste das gesamte Residenzareal der Hofburg saniert werden. Das betraf die statische Sicherung der mittelalterlichen Burg (Alte Burg), die komplette Erneuerung der Wasserversorgung sowie die Renovierung von bestehenden und Anlage von neuen Gärten um die Alte Burg. Ab 1540 begann mit einer Neubaukampagne Ferdinands I. der renaissancemäßige Ausbau der Hofburg und des ihr zugehörigen Areals. Den Beginn setzte man 1540 bis 1542 mit dem Bau eines großen neuen Ballhauses im Umfang von circa 26 mal neun Metern am Rand des Unteren Lustgartens, der der Alten Burg im Nordosten vorgelagert war. Die Position dieses Ballhauses ist im südöstlichen Bereich der heutigen Michaelerkuppel zu verorten. An seiner Errichtung waren unter anderem der Steinmetz Benedikt Khölbl und der Maurer Hans Karanckho beteiligt. Es war mit Umkleideräumen und Fließwasserbrunnen luxuriös ausgestattet. Zusätzlich zu den Zuschauertribünen im Inneren war an der Schmalseite eine hoch auf der Ebene des Oberen Lustgartens gelegene, außen angesetzte, überdachte Terrasse (zeitgenössisch Altan genannt) angebaut, die ebenfalls für Zuschauer konzipiert war und auch als Lusthaus diente. Ihre aufwändige Ausstattung dauerte bis 1548. Die Erschließung der äußeren Zuschauertribüne erfolgte über einen gleichzeitig mit dem Ballhaus errichteten und mit diesem im Bauverband befindlichen Wendeltreppenturm.

Maria Theresia ließ das Ballhaus zum später so genannten Alten Burgtheater umbauen. 1743

Nach Reparaturen zu Beginn des 17. Jahrhunderts und Neueindeckungen in den Jahren 1639 und 1689 waren weitere Sanierungen bis 1700 notwendig. Von 1741 bis 1742 ließ Maria Theresia das seit längerer Zeit ungenutzte Ballhaus samt dem angrenzenden Wendeltreppenturm der Renaissancezeit und der Badestube (1628-1629 erbaut) in ein Theater- und Opernhaus, das Alte Burgtheater, umbauen. Nach der Eröffnung des Burgtheaters am Ring 1888 gab man das Alte Burgtheater zum Abbruch frei, um den Michaelertrakt von 1889 bis 1893 fertigstellen zu können. 1746 wurde neben dem heutigen Bundeskanzleramt ein neues Ballhaus errichtet, das dem Ballhausplatz seinen Namen gab.

Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa. Wien: Brandstätter Verlag 2018.
  • Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
  • Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
  • Cees de Bondt: Ballhaus. In: Werner Paravicini [Hg.]: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Ostfildern: Thorbecke Verlag 2005 (Residenzenforschung, 15 II, Teilband I), S. 205–207
  • Armin Klettenhammer: Ballspielhäuser und Ballspiele in Österreich in der Frühen Neuzeit. Dipl.-Arb. Univ. Innsbruck. Innsbruck 2003
  • Heiner Gillmeister: Kulturgeschichte des Tennis. München: Wilhelm Fink-Verlag 1990
  • Adam Wandruszka / Mariella Reininghaus: Der Ballhausplatz, Wien / Hamburg: Paul Zsolnay Verlag 1984 (Wiener Geschichtsbücher, 33)
  • Fritz K. Mathys: Die Ballspiele. Eine Kulturgeschichte in Bildern. Dortmund: Harenberg Verlag 1983