Filmateliers Rosenhügel: Unterschied zwischen den Versionen

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Rosenhügel, Filmateliers (13, Mauer). Die 1911/1912 vom Ehepaar Luise und [[Anton Kolm]] und [[Jakob Julius Fleck]] gegründete „Wiener Kunstfilm-Industrie-GmbH" wurde (nach Übernahme durch die Depositenbank 1919) in die „Vita-Film AG" umgewandelt ([[Film]]).  
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Die Filmateliers Rosenhügel befanden sich in [[23]]., [[Speisinger Straße]] 121 [[Mauer]]) und wurden zwischen 1920 und 1923 errichtet. Teile der Studios stehen seit 2011 unter Denkmalschutz wie denkmalgeschützte Halle 1 (erste Kunstlichtaufnahmehalle) und die Halle 6 ("Synchronhalle"). 2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.  
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==Anfangsjahre: Vita-Film==
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Die 1910 vom Ehepaar [[Luise Fleck|Luise]] und [[Anton Kolm]] und [[Jakob Julius Fleck]] gegründete [[Wiener Kunstfilm-Industrie|Wiener Kunstfilm-Industrie GmbH]] wurde nach Übernahme durch die [[Allgemeine Depositenbank|Depositenbank]] 19190 in die [[Vita Filmindustrie AG|Vita-Film]] umgewandelt ([[Film]]). Diese baute auf dem Gelände [[23]]., [[Wiener Straße (23)|Wiener Straße]] (in die [[Speisinger Straße]] einbezogen) und [[Ottokar-Kernstock-Gasse (23, Mauer)|Ottokar-Kernstock-Gasse]] (seit 1954 [[Engelshofengasse]]) ein Atelier.
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1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von [[Bundespräsident]] [[Michael Hainisch]] eröffnet; das "Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein drei Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit 25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte).
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Bereits ein Jahr vor der Fertigstellung wurde auf dem Gelände der Monumentalstummfilm "Samson und Delila" (1922) unter der Regie von [[Alexander Korda]] mit seiner Frau Maria Corda in der Hauptrolle produziert. In den Filmateliers am Rosenhügel entstanden zahlreiche Stummfilme wie "Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm der hier gedreht wurde war "Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit [[Hermann Thimig]] und [[Theo Lingen]]).
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Die Vita-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Sascha Kolowrat]] mit seinen Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte, ging jedoch 1924 pleite und wurde aufgelöst.
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==Übernahme der Filmateliers==
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1933 übernahm  die [[Sascha-Film]] die Filmateliers.
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1938 wurde die Sascha-Film in die "[[Wien-Film]]" umgewandelt (Leitung [[Karl Hartl (Filmregisseur)|Karl Hartl]]). Damals begann die Planung des Ateliers am [[Rosenhügel]], das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung.
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===Zwangsarbeiterlager===
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Während des [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen Regimes]] befand sich auf dem Gelände der Filmateliers Rosenhügel ein [[Zwangsarbeiterlager Kernstockgasse 12|Zwangsarbeiterlager]]. Auch in den anderen Ateliers der Wien-Film lassen sich [[Zwangsarbeiterlager|Lager]] von [[Zwangsarbeit|Zwangsarbeitskräften]] nachweisen, so in der [[Zwangsarbeiterlager Sieveringer Straße 99|Sieveringer Straße 99]], in der [[Zwangsarbeiterlager Holzweberstraße 133|Holzweberstraße 133]], in der [[Zwangsarbeiterlager Wernergasse 11|Wernergasse 11]] und in der [[Zwangsarbeiterlager Wiener Straße 100|Wiener Straße 100]].
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==Die Filmateliers in der Nachkriegszeit==
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In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der "Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der "Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluss des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die [[USIA]] (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der "Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als "Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 "Das singende Haus" mit [[Curd Jürgens]] unter der Regie von [[Franz Antel]]) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von [[Ludwig van Beethoven|Beethovens]] "Fidelio" (Regie [[Walter Felsenstein]]).
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In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb "Wien-Film" musste Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film "Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet.
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==Abbruch==
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Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in [[Sievering (Vorort)|Sievering]] und in [[Grinzing (Vorort)|Grinzing]] mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert.  
  
1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das „Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein drei Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit 25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte). Der erste nachweislich am Rosenhügel gedrehte Film (Stummfilm) war „Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm war „Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen).  
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Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des [[ORF]] den Abschluss eines Pachtvertrags mit der "Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und lief 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mussten, gründete den "Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant [[Teddy Podgorski]], der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen musste.
  
Die „Vita"-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Alexander [Sascha] Kolowrat-Krakowsky]] mit seinen „Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte. 1938 wurde die „Vita-Film AG" mit ihren Ateliers (bei gleichzeitigem Zusammenschluß mit den Sieveringer ,,Sascha"-Studios) in die „Wien-Film" umgewandelt (Leitung [[Karl Hartl (Filmregisseur)|Karl Hartl]]). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung. In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der „Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der „Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluß des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der „Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als „Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 „Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens „Fidelio" (Regie Walter Felsenstein).  
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2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.  
  
In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb „Wien-Film" mußte Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film „Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet. Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert. Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluß eines Pachtvertrags mit der „Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und läuft 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mußten, gründete den „Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen mußte. Siehe auch [[Film]], [[Kino]].
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Siehe auch: [[Film]], [[Kino]]
  
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  

Aktuelle Version vom 13. April 2021, 15:44 Uhr

Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Nordosten (um 1930)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1911
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Jakob Julius Fleck, Anton Kolm, Luise Fleck
PageID 28076
GND
WikidataID
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Filmateliers Rosenhügel.jpg
Bildunterschrift Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Nordosten (um 1930)
  • 23., Speisinger Straße 121
  • Wien-Film am Rosenhügel (bis: 1955)

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48° 9' 3.37" N, 16° 16' 6.91" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der modern ausgestattete Schminkraum im Atelier Rosenhügel (Weltbild, 3. März 1939)
Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Süden gegen die Nervenheilanstalt (um 1930)
Übersicht über die Neubauten im Atelier am Rosenhügel (Weltbild, 3. März 1939)
Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Westsüdwesten (um 1930)
Ansicht der Produktionsstätten der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG (ab 1938 Wien-Film) in den Filmateliers Rosenhügel (um 1938)

Die Filmateliers Rosenhügel befanden sich in 23., Speisinger Straße 121 Mauer) und wurden zwischen 1920 und 1923 errichtet. Teile der Studios stehen seit 2011 unter Denkmalschutz wie denkmalgeschützte Halle 1 (erste Kunstlichtaufnahmehalle) und die Halle 6 ("Synchronhalle"). 2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.

Anfangsjahre: Vita-Film

Die 1910 vom Ehepaar Luise und Anton Kolm und Jakob Julius Fleck gegründete Wiener Kunstfilm-Industrie GmbH wurde nach Übernahme durch die Depositenbank 19190 in die Vita-Film umgewandelt (Film). Diese baute auf dem Gelände 23., Wiener Straße (in die Speisinger Straße einbezogen) und Ottokar-Kernstock-Gasse (seit 1954 Engelshofengasse) ein Atelier.

1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das "Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein drei Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit 25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte).

Bereits ein Jahr vor der Fertigstellung wurde auf dem Gelände der Monumentalstummfilm "Samson und Delila" (1922) unter der Regie von Alexander Korda mit seiner Frau Maria Corda in der Hauptrolle produziert. In den Filmateliers am Rosenhügel entstanden zahlreiche Stummfilme wie "Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm der hier gedreht wurde war "Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen).

Die Vita-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie Sascha Kolowrat mit seinen Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte, ging jedoch 1924 pleite und wurde aufgelöst.

Übernahme der Filmateliers

1933 übernahm die Sascha-Film die Filmateliers.

1938 wurde die Sascha-Film in die "Wien-Film" umgewandelt (Leitung Karl Hartl). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung.

Zwangsarbeiterlager

Während des nationalsozialistischen Regimes befand sich auf dem Gelände der Filmateliers Rosenhügel ein Zwangsarbeiterlager. Auch in den anderen Ateliers der Wien-Film lassen sich Lager von Zwangsarbeitskräften nachweisen, so in der Sieveringer Straße 99, in der Holzweberstraße 133, in der Wernergasse 11 und in der Wiener Straße 100.

Die Filmateliers in der Nachkriegszeit

In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der "Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der "Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluss des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der "Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als "Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 "Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens "Fidelio" (Regie Walter Felsenstein).

In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb "Wien-Film" musste Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film "Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet.

Abbruch

Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert.

Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluss eines Pachtvertrags mit der "Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und lief 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mussten, gründete den "Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen musste.

2014 wurde das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet der Stadt Wien und es entstanden Eigentumswohnungen in sieben Wohnhäusern, ein Kindergarten und ein Supermarkt.

Siehe auch: Film, Kino

Literatur

  • Walter Fritz: Geschichte des österreichischen Films. Aus Anlaß des Jubiläums 75 Jahre Film. Wien: Bergland 1969
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. 1929–1945. Der Tonfilm. Wien: Österr. Bundesverlag 1991
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. 1945-1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984