Luise Fleck

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Plakat "Mit Gott für Kaiser und Reich" (1916)
Daten zur Person
Personenname Fleck, Luise
Abweichende Namensform Kolm, Louise; Kolm, Luise; Fleck, Louise; Veltée, Luise; Veltée Aloisia
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 30508
GND 1011893967
Wikidata Q86305
Geburtsdatum 1. August 1873
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 15. März 1950
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Filmpionierin, Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Exil, Kino, Film, Vita-Film, Wiener Kunstfilm-Industrie
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 4. Jänner 1989
Friedhof Ober-St.-Veiter Friedhof
Grabstelle Gruppe C, Reihe 1, Nummer 1
Bildname LuiseFleck.jpg
Bildunterschrift Plakat "Mit Gott für Kaiser und Reich" (1916)
  • 9., Währinger Straße 15 (Wohnadresse)
  • 19., Döblinger Hauptstraße 66 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Luise Fleck, * 1. August 1873 Wien, † 15. März 1950 Wien, Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin.

Biografie

Luise Fleck kam 1873 als Aloisia Veltée in Wien zur Welt. Ihre Eltern waren der Kunstfeuerwerker und Gründer des Stadtpanoptikums am Kohlmarkt 10 Louis (Ludwig) Veltée und seine von einem französischen Adelsgeschlecht abstammende Ehefrau Johanna (Nina), geborene Adveneat. Bereits als Kind half das Mädchen im elterlichen Betrieb mit und unterstützte ihre Mutter, die im Panoptikum die Kassa betreute. 1893 heiratete Luise Veltée den Bankbeamten und Fotografen Anton Kolm. Nach dessen frühem Tod ging sie 1924 eine Ehe mit Jakob Julius Fleck ein, der zunächst als Mitarbeiter im Fotoatelier von Kolm angestellt war, aber bald zum ständigen Partner in der gemeinsam gegründeten Filmproduktion wurde. Aus der ersten Ehe stammten die Söhne Ludwig und Walter Kolm-Veltée. Letzterer, der ebenfalls als Regisseur und Produzent tätig war, gilt als Gründungsmitglied der Filmakademie Wien.

Wirken

Luise Fleck war eine Pionierin des österreichischen Films: Sie verfasste Drehbücher, führte Regie, war für die Produktionsleitung verantwortlich, klebte Filme und unterstützte ihren Bruder bei den Arbeiten im Labor. Sie gilt – nach der Französin Alice Guy-Blaché – als die zweite weibliche Filmemacherin weltweit. Vermutlich führte sie bereits bei der Produktion "Am Gänsehäusl" (1908) Regie und schuf 1910 gemeinsam mit ihrem Ehemann Anton Kolm, Jakob Julius Fleck und Heinz Hanus den Film "Von Stufe zu Stufe", der als erster österreichischer Spielfilm gilt. 1910 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann, Jakob Fleck und ihrem Bruder Claudius Veltée die "Erste Oesterreichische Kinofilms-Industrie" und damit die erste Filmproduktionsfirma der Monarchie. Ein Jahr später wurde das Unternehmen als "Wiener Kunstfilm-Industrie" neu gegründet und bestand bis 1918. Zu den ersten Produktionen der Firma gehörte beispielsweise "Der Trauerzug Sr. Exzellenz des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger", die das am 14. März 1910 stattfindende letzte Geleit filmisch festhielt. 1919 wurde die "Wiener Kunstfilm-Industrie", nun finanziert durch die Depositenbank, in die Vita-Film AG umgewandelt und errichtete ihre Filmstadt am Rosenhügel.

Luise und Anton Kolm produzierten gemeinsam mit Jakob Fleck zahlreiche Dokumentar- und Spielfilme. Immer wieder bedienten sie sich auch literarischer Vorlagen von bekannten Autoren wie beispielsweise Ludwig Anzengruber, Frank Wedekind oder Arthur Schnitzler. Bereits ab 1911 arbeitete Luise Kolm eng mit Jakob Fleck zusammen und viele Filme entstanden in Co-Regie. Dazu zählten beispielsweise die monarchistischen Propagandafilme "Mit Herz und Hand fürs Vaterland" (1915), in dem der Filmstar Liane Haid mitwirkte, und "Der Traum eines österreichischen Reservisten" (1915), für den Carl Michael Ziehrer erstmals eine eigens komponierte Filmmusik schrieb. 1926 übersiedelte das nunmehrige Ehepaar Luise und Jakob Fleck nach Berlin, wo sie bis 1933 lebten und während dieser Zeit rund 40 Filme realisierten. Aufgrund der jüdischen Abstammung Jakob Flecks kehrten sie 1933 nach Wien zurück und produzierten weiterhin für die deutsche "Hegewald-Film". Mit "Der Pfarrer von Kirchfeld", basierend auf einem Text von Ludwig Anzengruber und nach einem Drehbuch von Friedrich Torberg (Pseudonym: Hubert Frohn), realisierten sie 1937 unter der Beteiligung zahlreicher jüdischer Mitwirkender ihren letzten Film in Österreich.

"Anschluss" und Exil

Nach dem so genannten "Anschluss" im März 1938 war es für das Ehepaar Fleck de facto unmöglich, weiterhin im Filmbereich tätig zu sein. Zudem unterschätzte Jakob Fleck die persönliche Bedrohung durch den Nationalsozialismus. Er wähnte sich durch seinen Übertritt zum Katholizismus und die Ehe mit Luise Fleck in Sicherheit, was sich aber als Trugschluss erweisen sollte. Jakob Fleck wurde 16 Monate lang in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau interniert. Durch die Intervention des damals sehr bekannten Schauspielers Wilhelm Dieterle, mit dem die Flecks zusammengearbeitet hatten, kam Jakob Fleck frei und das Ehepaar konnte 1940 nach Shanghai emigrieren. Gemeinsam mit dem Regisseur Fei Mu entstand dort ihr letzter Film "Söhne und Töchter der Welt" (1941). 1947, wenige Jahre vor ihrem Tod, kehrten Luise und Jakob Fleck nach Österreich zurück.

Rezeption

Luise Fleck, deren Name in Vergessenheit geriet, war an der Produktion von über 150 Filmen maßgeblich beteiligt. Der Verein FC Gloria – Frauen Vernetzung Film vergab 2018 erstmals einen Preis, der nach der Filmpionierin benannt ist. Die Viennale 2019 widmete ihr eine Retrospektive.

Fleck wurde zunächst am Zentralfriedhof (Gruppe 59C, Reihe 2, Nummer 5) bestattet, im Jänner 1989 verlegte man das Grab allerdings auf den Ober-St.-Veiter Friedhof. Das Grab, in dem neben Walter Kolm-Veltée zahlreiche weitere Familienmitglieder bestattet sind, wurde 1999 ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmet.

Quellen

Literatur


Luise Fleck im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks