Erste Hochquellenleitung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. September 2023, 13:00 Uhr

Plan des Leitungsnetzes und der Wasserbehälter der Ersten Hochquellenleitung, 1876
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Wasserleitung
Datum von 24. Oktober 1873
Datum bis
Andere Bezeichnung 1. Wiener Hochquellenleitung, 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, 1. Wiener Hochquellleitung
Frühere Bezeichnung Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung
Benannt nach Franz Joseph I.
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 18248
GND 4804931-1
WikidataID Q20826111
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Wasser, Wasserversorgung, Brunnen, Zweite Hochquellenleitung, Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste), Wasserleitungen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 15.09.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Erste Hochquellenleitung.jpg
Bildunterschrift Plan des Leitungsnetzes und der Wasserbehälter der Ersten Hochquellenleitung, 1876

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Die Erste Hochquellenleitung (bis 21. April 1922: erste Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung), ist ein Teil der Wiener Wasserversorgung. Die 1873 eröffnete, 95 Kilometer lange Leitung kostete 16 Millionen Gulden und ermöglichte erstmals die flächendeckende Versorgung Wiens mit einwandfreiem Trinkwasser. Sie wurde deshalb zum Symbol für die Befreiung von Wassernot und Seuchengefahr. Insbesondere die Erkrankungen an Cholera und Typhus konnten durch die flächendeckende Bereitstellung von hygienisch einwandfreiem Quellwasser stark gesenkt werden. Die Erste Hochquellenleitung ist eine reine Gravitationsleitung, was bedeutet, dass das Wasser nur durch Schwerkraft befördert wird.

Durch die Einleitung weiterer Wasserfassungen beträgt die Gesamtlänge der Ersten Hochquellenleitung heute 150 Kilometer. Sie fördert 220 Millionen Liter täglich aus dem Rax, Schneeberg-, Schneealpengebiet nach Wien.

Siehe auch: Erste Hochquellenleitung (Zeitleiste)

Inhalt:
  1. Hintergrund
  2. Planung
    1. Vorarbeiten
    2. Die Auswahl der Quellen
  3. Bau und Erweiterungen
  4. Quellen
  5. Literatur

Hintergrund

Da die bestehenden Wasserleitungen, wie zum Beispiel die Albertinische- oder die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung nach der Eingemeindung der Vorstädte (1850) für den Bedarf der Großstadt Wien nicht ausreichten, beschloss der Gemeinderat nach langjährigen Beratungen am 12. Juli 1868 über Anregung des Geologen Eduard Suess und aufgrund eines starken persönlichen Engagements von Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Cajetan Felder, eine neue Wasserleitung zu errichten. Das Wasser sollte bevorzugt aus Gebirgsquellen, deren Wasser kaum durch menschlichen Einfluss verschmutzt war, zugeleitet und nicht aus der Donau filtriert werden (wie dies bei der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung geschehen war). Das Projekt war wegen seiner Größenordnung sowohl aus technischen als auch finanziellen Gründen im Gemeinderat, unter Experten und in der Öffentlichkeit umstritten. Wurden bis dahin 20.000 Kubikmeter Wasser am Tag gefördert, so sollte nun eine tägliche Wassermenge von 138.000 Kubikmeter bestes Gebirgsquellwasser zur Stadt geführt werden.

Planung

Vorarbeiten

Kaiserbrunnen im Höllental, Ansicht der Hochquellenwasserleitung, 1883

Bereits 1860 begann das Stadtbauamt mit Vorerhebungen und Studien zum Ausbau der Wasserversorgung Wiens. Am 21. Mai 1861 wurde im neu konstituierten Gemeinderat ein Antrag auf Anlegung einer neuen Wasserleitung aus der Gegend zwischen Hütteldorf und Mariabrunn eingebracht. Im Juli des selben Jahres diskutierte der Gemeinderat über die dringend notwendige Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung. Am 31. Juli 1861 überreichte das Stadtbauamt dem Gemeinderat die Ergebnisse der Vorstudien zur Wasserversorgung in Form einer Denkschrift. Diese Denkschrift sollte zum grundlegenden Dokument für den Bau der Ersten Hochquellwasserleitung werden: die Experten waren sich einig, dass weder eine Leistungssteigerung der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung noch die Erschließung weiterer Quellen im näheren Wienerwaldgebiet ausreichen würden, um die Stadt zu versorgen. Um das Problem der Wasserversorgung zu lösen, brauche es ein größeres Projekt, das dringend veranlasst werden müsste. Im August 1861 beschloss der Gemeinderat daraufhin einen Wettbewerb für die künftige Wasserversorgung auszuloben, der am 1. Dezember 1861 kundgemacht wurde.

Im Mai 1862 prüfte ein Spezialkomitee des Gemeinderates die zwölf im Zuge des Wettbewerbs eingebrachten Offerten und erstellte einen entsprechenden Bericht. Obwohl der Gemeinderat in der Ausschreibung seine Präferenz für Gebirgswasser ausdrücklich betont hatte, beinhalteten die eingebrachten Offerten neben Vorschlägen, Wasser aus den Quellgebieten zu beziehen, auch Projekte, welche die Donau oder die Traisen als mögliche Bezugsquellen nannten. Die vielversprechendste Bezugsquelle war das Quellgebiet des Flusses Fischa-Dagnitz bei Haschendorf, Bezirk Ebenfurt im Wiener Becken. Das eingerichtete Spezialkomitee des Gemeinderates und die Stadterweiterungskommission waren jedoch nicht in der Lage die Wasserversorgungsfrage nachhaltig zu klären. Nach zahlreichen Debatten zwischen den verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat wurde am 21. November 1862 schließlich beschlossen, Gebirgswasser der Donau vorzuziehen und eine 12-köpfige Kommission zur Wasserversorgung einzurichten, die weitere Untersuchungen zu möglichen Bezugsquellen durchführen sollte. Weiters wurde beschlossen, dass die Gemeinde Wien die Kosten für die Wasserversorgung auf sich nimmt.

Die Auswahl der Quellen

Stixenstein, Ansicht der Hochquellenwasserleitung, 1883

Die neu gebildete Wasserversorgungskommission begann umgehend mit Erhebungen und Messungen an allen potenziellen Bezugsquellen. Besondere Aufmerksamkeit lag zunächst auf den Fischa-Dagnitz-Quellen. Da aber die Höhenlage dieser Quellen es nicht ermöglicht hätte, das Wasser ohne Betrieb einer Pumpanlage auch in den höher gelegenen Gebieten der Stadt bis in die obersten Stockwerke zu leiten und aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen und industriellen Nutzung im Einzugsgebiet der Quellen zukünftig Verschmutzungen des Wassers erwartet wurden, verwarfen die Kommissionsmitglieder unter der fachlichen Leitung des Geologen Eduard Suess diese Idee. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer mehr auf die Quellen im Bereich von Schneeberg und Rax: auf den Kaiserbrunnen im Höllental, die Quelle Stixenstein und die Altaquelle.

Eduard Suess, der 1863 Mitglied des Gemeinderates und der Kommission geworden war, führte mit weiteren Experten in den genannten Gebieten umfassende Erhebungen durch, auf deren Grundlage er dem Wiener Gemeinderat im Mai 1864 einen Bericht vorlegte. Die Mitglieder der Wasserversorgungskommission empfahlen auf Grundlage diese Berichts die Nutzung der Hochquellen Kaiserbrunn und Stixenstein sowie der Tiefquelle Alta zur künftigen Wasserversorgung der Stadt. Das "Drei-Quellen-Projekt" liefere nicht nur eine ausreichende und qualitativ den höchsten Anforderungen genügende Wassermenge, auch die Baukosten wären geringer als jene einer möglichen Zuleitung der Fischa-Dagnitz, da keine dampfbetriebenen Pumpen notwendig würden. Am 12. Juli 1864 erteilte der Gemeinderat die Zustimmung zu dem Projekt.

Sammelbecken der drei Quellen Alta, Stixenstein und Kaiserbrunn

In den folgenden Jahren arbeitete die Wasserversorgungskommission gemeinsam mit technischen Experten ein detailliertes Bauprojekt aus. An den drei Quellen wurden laufend Messungen durchgeführt, das Gelände der zukünftigen Trasse wurde ebenfalls vermessen. Am 25. Mai 1866 legte sie dem Gemeinderat das fertige Bauprojekt zur Beschlussfassung vor. Aufgrund eines technischen Gutachtens war die Altaquelle, deren Abflussmenge als zu unbedeutend eingestuft wurde, nicht mehr Teil des Projekts. Nach intensiven Debatten, in denen die Argumente der während der vergangenen zwei Jahre geäußerten Kritiken nochmals zur Sprache kamen, stimmte die Mehrheit der Gemeinderäte am 19. Juni 1866 für die Umsetzung des Projekts.

Bau und Erweiterungen

Triangulierungsplan des Stollens zwischen Kaiserbrunn und Hirschwang, 1881

Nachdem der Kaiserbrunnen und die Stixensteinquelle in den Besitz der Stadt Wien gelangt war, wurde am 22. Juli 1868 der Baukonsens für die Wasserleitung erwirkt. Die Stadt Wien konnte mit der Ablöse der benötigten Grundstücke beginnen. Nachdem der Baukonsens ein Jahr später rechtskräftig geworden war, wurde die Vergabe der Bauarbeiten am 30. April 1869 öffentlich ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Bauunternehmer Antonio Gabrielli aus London, der sich freiwillig dazu verpflichtete, von allen Verdienstbeträgen so lange 1 Prozent zurückzustellen, bis 100.000 Gulden zur Errichtung eines Brunnens zusammengekommen waren. Mit dieser Summe wurde später der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz gebaut.

Der Wasserbehälter am Rosenhügel. Die Erste Hochquellenleitung endet hier. Die Verteilung des Wassers im Stadtgebiet erfolgt über ein Rohrnetz, 1873

Am 6. Dezember 1869 wurde die erste Sprengung vollzogen. Der offizielle Baubeginn erfolgte am 21. April 1870. Vertragsgemäß sollte der Bau in vier Jahren, also bis 1874, vollendet sein, konnte aber bereits ein Jahr früher beendet werden. Angesichts der Tatsache, dass Wien ab 1872 von einer Choleraepidemie bedroht wurde und noch dazu die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung ihren Dienst versagte, kam die Fertigstellung der Hochquellenleitung gerade zur rechten Zeit. Die feierliche Eröffnung der Hochquellenleitung fand am 24. Oktober 1873 beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz durch Kaiser Franz Joseph I. statt.

Eröffnung der Ersten Hochquellenwasserleitung und des Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz am 24. Oktober 1873

Der noch immer steigende Bedarf erforderte ab 1878 die Einbeziehung neuer Quellen, die Anlage eines Schöpfwerks bei Pottschach und die Vergrößerung der wasserspeichernden Reservoirs. Die Quellen oberhalb des Kaiserbrunnens wurden 1886-1897 angeschlossen. Um mit dem Hochquellenwasser zu sparen, legte die Gemeinde im Anschluss an die von der Compagnie des Eaux de Vienne geschaffene Wientalwasserleitung (nicht flächendeckende) Nutzwasserleitungen an.

1965 wurde das gesamte Rax-Schneeberg-Schneealpenmassiv zum Wasserschutzgebiet erklärt. Ab Dezember 1988 kam zu den bestehenden Quellen die Einleitung der Pfannbauernquelle - aus dem Aschbachtal an der Mariazeller Bundesstraße - in das Leitungsnetz der Ersten Hochquellenleitung hinzu. Entlang wurden 30 Aquädukte und sonstige Talquerungen errichtet. Mit 42 Bögen überspannt ein rund 700 Meter langes und 28 Meter hohes Aquädukt das Helenental im Bereich der Stadt Baden. Zwischen 2012 und 2015 wurde das Aquädukt umfassend renoviert. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 7,9 Millionen Euro.

Quellen

Literatur

  • Josef Donner: "Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ..." . Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: NORKA Verl. [1990], S. 40 ff.
  • Josef Donner: Wiener Wasser - Eine Dokumentation. Veröffentlicht in 19 Folgen Wien Aktuell Heft 41 (1973) bis Heft 9 (1974)
  • Alfred Drennig: Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift aus Anlaß der 100-Jahr-Feier am 24. Oktober 1973. Wien: Jugend & Volk 1973
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 58 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 574 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anlässlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 17.10.1973 und 20.11.1985
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 41, 54, 66, 284
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740-1895. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 1), Register
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873
  • Wasser und Wein: 1. Wiener Hochquellenwasserleitung, in: Weinpresse für Weinfreunde und Genießer 6/2017 hrsg. Heurigen Schloßberg GmbH, Bad Vöslau