Boxsport: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 7: Zeile 7:
 
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
 
|Bildrechte=CC BY-NC-ND 4.0
 
}}
 
}}
In der [[Antike]] fanden bereits 3000 vor Christus die ersten nachgewiesenen Faustkämpfe in Ägypten statt. Von den Griechen wurde der Faustkampf bei den 23. [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen]] (688 vor Christus) eingeführt und bei den [[Römer]]n wurde mit dem Schlagring "C(a)estus" zugeschlagen ([[Latein]] caedere bedeutet zuschlagen). Im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] wurde dem Faustkampf keine besondere Bedeutung zugemessen.
+
In der [[Antike]] fanden bereits 3000 vor Christus die ersten nachgewiesenen Faustkämpfe in Ägypten statt. Von den Griechen wurde der Faustkampf bei den 23. [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen]] (688 vor Christus) eingeführt und bei den [[Römer]]n wurde mit dem Schlagring "C(a)estus" zugeschlagen ([[Latein]] caedere bedeutet zuschlagen). Im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]] wurde dem Faustkampf keine besondere Bedeutung zugemessen. Die Reglementierung des modernen Boxsportes geht auf Jack Broughton (1750) zurück und wurde vom Marquis of Queensberry redigiert (1875).
 
 
 
[[Datei:Boxsport3.jpg|390px|thumb|right|Schwergewichtskampf zwischen dem Wiener Josef Weidinger und Francis Jacques aus Frankreich in der Freilichtarena auf dem Vogelweidplatz (13. Juni 1948)]]
 
[[Datei:Boxsport3.jpg|390px|thumb|right|Schwergewichtskampf zwischen dem Wiener Josef Weidinger und Francis Jacques aus Frankreich in der Freilichtarena auf dem Vogelweidplatz (13. Juni 1948)]]
 
[[Datei:Boxsport4.jpg|390px|thumb|right|Boxkampf zwischen Josef Weidinger und Francis Jacques, Weidinger siegt durch K.O. (13. Juni 1948)]]
 
[[Datei:Boxsport4.jpg|390px|thumb|right|Boxkampf zwischen Josef Weidinger und Francis Jacques, Weidinger siegt durch K.O. (13. Juni 1948)]]
Zeile 14: Zeile 13:
  
 
==Anfänge des Boxsports in Wien==
 
==Anfänge des Boxsports in Wien==
Die Reglementierung des modernen Boxsportes geht auf Jack Broughton (1750) zurück und wurde vom Marquis of Queensberry redigiert (1875). Der Boxsport erreichte, von England ausgehend, auch Österreich. Die erste Boxsektion in Wien wurde 1908 in dem von der Wiener bürgerlichen Gesellschaft frequentierten „Wiener Athletiksport-Club" ([[WAC]]) gegründet. Dennoch stand die [[Polizei]] dem Boxsport ablehnend gegenüber. Anfang 1910 fand der erste „große" Kampfabend im Klublokal des WAC statt. Erst 1911, als mit internationaler Besetzung ein neuerliches Turnier stattfand (Ringrichter war der junge Medizinstudent Richard Strauß), nahm auch die Sportpresse vom Boxsport Notiz. Der damals boxende dänische Meister [[Waldemar Holberg]] begeisterte nicht nur die Zuschauer, sondern ließ sich nach Ende seiner Boxkarriere in Wien nieder, um als Boxtrainer zu arbeiten und am Aufbau des heimischen Boxsports mitzuwirken.
 
  
Bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] waren öffentliche Boxkämpfe polizeilich verboten, Klubkämpfe gab es nur vereinzelt. Nach 1918 bemühte man sich um den Aufbau des Berufs- und Amateur-Boxens, am 6. Juni 1919 fand in Wien im Rahmen des Sportfests der Volkswehr die erste öffentliche Boxkampfveranstaltung statt, am 8. Juni 1919 erteilte die Polizei die Erlaubnis zum ersten Berufsboxmeeting (veranstaltet im "[[Auge Gottes (9)|Auge Gottes]]", [[9]]., [[Nußdorfer Straße]]); weitere Boxkämpfe folgten.  
+
Wien galt schon seit der Jahrhundertwende als "Stadt der starken Männer", was sich allerdings in erster Linie auf Gewichtheber bezog.<ref>Matthias Marschik: Vom Idealismus zur Identität. Der Beitrag des Sportes zum Nationsbewußtsein in Österreich (1945-1950), S. 90</ref> Der Boxsport erreichte, von England ausgehend, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Österreich, war aber wegen seiner Konnotation zum Berufssport zunächst verpönt.
 +
 
 +
Die erste Boxsektion in Wien wurde 1908 in dem von der Wiener bürgerlichen Gesellschaft frequentierten „Wiener Athletiksport-Club" ([[WAC]]) gegründet. Bis 1919 waren öffentliche Boxkämpfe polizeilich verboten, sodass nur bei Veranstaltungen mit geladenen Gästen geboxt werden konnte. Klubkämpfe gab es nur vereinzelt. Anfang 1910 fand der erste „große" Kampfabend im Klublokal des WAC statt. Erst 1911, als mit internationaler Besetzung ein neuerliches Turnier stattfand (Ringrichter war der junge Medizinstudent Richard Strauß), nahm auch die Sportpresse vom Boxsport Notiz. Der damals boxende dänische Meister [[Waldemar Holberg]] begeisterte nicht nur die Zuschauer, sondern ließ sich nach Ende seiner Boxkarriere in Wien nieder, um als Boxtrainer zu arbeiten und am Aufbau des heimischen Boxsports mitzuwirken.
  
 
==Boxsport in der Zwischenkriegszeit==
 
==Boxsport in der Zwischenkriegszeit==
Nachdem im März 1920 im [[Kaffeehaus|Café]] Dom der erste Gründungsversuch eines österreichischen Boxverbands erfolgt war, wurde am 7. Mai 1921 der Österreichische Amateur-Box-Verband (ÖABV) gegründet. Einige Vereine schlossen sich dem ASKÖ an. 1921 fanden die ersten Staatsmeisterschaften statt. Am 1. Mai 1924 brachte das Auftreten des Weltmeisters Georges Carpentier im Rahmen des ersten großen internationalen Boxmeetings auf der [[Hohe Warte|Hohen Warte]] ([[19]].) einen Höhepunkt, doch wurden am 13. Juni 1924 öffentliche Boxkämpfe durch [[Bürgermeister]] [[Karl Seitz]] und Polizeipräsident Schober verboten. Nach andauernden internationalen Protesten wurde in dem am 1. Jänner 1929 in Kraft tretenden Theatergesetz die Überwachung von Boxmeetings dem [[Magistrat]] übertragen. 1929 wurde der "Berufs-Boxverband" gegründet. 1945 wurde der Fachverband "Österreichischer Amateur-Boxverband" gegründet. 1929 bis 1938 erlebten die Professionals ihre erste große Blütezeit. Poldi Steinbach wurde 1931 Europameister im Mittelgewicht, [[Heinz Lazek]] 1935 und 1938 Europameister im Halbschwer- und Schwergewicht, [[Ernst Weiss]] 1936 Europameister im Fliegengewicht.  
+
 
 +
Nach dem Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] bemühte man sich um den Aufbau des Berufs- und Amateur-Boxens. Am 6. Juni 1919 fand in Wien im Rahmen des Sportfests der Volkswehr die erste öffentliche Boxkampfveranstaltung statt, am 8. Juni 1919 erteilte die Polizei die Erlaubnis zum ersten Berufsboxmeeting (veranstaltet im "[[Auge Gottes (9)|Auge Gottes]]", [[9]]., [[Nußdorfer Straße]]), weitere Boxkämpfe folgten.
 +
 
 +
Nachdem im März 1920 im [[Kaffeehaus|Café]] Dom der erste Gründungsversuch eines österreichischen Boxverbands erfolgt war, wurde am 7. Mai 1921 der Österreichische Amateur-Box-Verband (ÖABV) gegründet. Einige Vereine schlossen sich dem ASKÖ an. 1921 fanden die ersten Staatsmeisterschaften statt. Am 1. Mai 1924 brachte das Auftreten des Weltmeisters Georges Carpentier im Rahmen des ersten großen internationalen Boxmeetings auf der [[Hohe Warte|Hohen Warte]] ([[19]].) einen Höhepunkt, doch wurden am 13. Juni 1924 öffentliche Profi-Boxkämpfe durch [[Bürgermeister]] [[Karl Seitz]] und Polizeipräsident Schober neuerlich verboten. Nach andauernden internationalen Protesten wurde in dem am 1. Jänner 1929 in Kraft tretenden Theatergesetz die Überwachung von Boxmeetings dem [[Magistrat]] übertragen. Boxen konnte sich sowohl als Amateur- als auch als Profisport zunehmend etablieren.
 +
 
 +
1929 wurde der "Berufs-Boxverband" gegründet. 1929 bis 1938 erlebten die Professionals ihre erste große Blütezeit. Poldi Steinbach wurde 1931 Europameister im Mittelgewicht, [[Heinz Lazek]] 1935 und 1938 Europameister im Halbschwer- und Schwergewicht, [[Ernst Weiss]] 1936 Europameister im Fliegengewicht.  
  
 
==Boxsport nach 1945==
 
==Boxsport nach 1945==
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verlagerte sich das Schwergewicht von Wien auf die übrigen Bundesländer. Seit 1946 wurden Österreichische Staatsmeisterschaften durchgeführt. Im Berufsboxen bewahrte sich Wien jedoch dank des Wiener Professionalstars [[Josef Weidinger|Joschi Weidinger]] (1950 im Stadion Europameister-Titel im Schwergewicht) eine führende Position. Der Wiener Leo Potesil errang 1957 in Prag die Silbermedaille bei der Amateureuropameisterschaft, der Wiener Anton Schnedl 1965 in Ostberlin einen dritten Platz im Halbmittelgewicht. Als Mitte der 1950er Jahre die Glanzzeit Weidingers und Kurt Schiegls vorbei war, wurde bei den Veranstaltungen in der [[Stadthalle]] der ungarische [[Olympische Spiele|Olympiasieger]] und Wahlwiener Lászlo Papp (der 1957 bis 1964 als Berufsboxer mit einer österreichischen Lizenz in Wien kämpfte) besonders populär. In den 1960er Jahren errang der Wiener [[Hans Orsolics]] zwei Europameistertitel, der Wiener Franz Dorfer errang 1974 bei der Europameisterschaft in Kattowitz eine Bronzemedaille. Der Kärntner Josef "Jo Tiger" Pachler wurde 1978 in Liegen durch Disqualifikation seines Gegners zum Champion im Weltergewicht.  
+
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verlagerte sich das Schwergewicht von Wien auf die übrigen Bundesländer. 1945 wurde der Fachverband "Österreichischer Amateur-Boxverband" gegründet. Seit 1946 wurden Österreichische Staatsmeisterschaften durchgeführt. Im Berufsboxen bewahrte sich Wien jedoch dank des Wiener Professionalstars [[Josef Weidinger|Joschi Weidinger]] (1950 im Stadion Europameister-Titel im Schwergewicht) eine führende Position. Der Wiener Leo Potesil errang 1957 in Prag die Silbermedaille bei der Amateureuropameisterschaft, der Wiener Anton Schnedl 1965 in Ostberlin einen dritten Platz im Halbmittelgewicht. Als Mitte der 1950er Jahre die Glanzzeit Weidingers und Kurt Schiegls vorbei war, wurde bei den Veranstaltungen in der [[Stadthalle]] der ungarische [[Olympische Spiele|Olympiasieger]] und Wahlwiener Lászlo Papp (der 1957 bis 1964 als Berufsboxer mit einer österreichischen Lizenz in Wien kämpfte) besonders populär. In den 1960er Jahren errang der Wiener [[Hans Orsolics]] zwei Europameistertitel, der Wiener Franz Dorfer errang 1974 bei der Europameisterschaft in Kattowitz eine Bronzemedaille. Der Kärntner Josef "Jo Tiger" Pachler wurde 1978 in Liegen durch Disqualifikation seines Gegners zum Champion im Weltergewicht.  
  
 
Obwohl [[Frauenboxen]] seit der Zwischenkriegszeit in Wien nachweisbar ist, hat die gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen im Boxsport erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts zugenommen.
 
Obwohl [[Frauenboxen]] seit der Zwischenkriegszeit in Wien nachweisbar ist, hat die gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen im Boxsport erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts zugenommen.
Zeile 44: Zeile 49:
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin 2018
 
* Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin 2018
 +
* Matthias Marschik: Vom Idealismus zur Identität. Der Beitrag des Sportes zum Nationsbewußtsein in Österreich (1945-1950), S. 90-139
 
* Katrin Schneider: Zur soziokulturellen Entwicklung des Boxsports in Österreich. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1998
 
* Katrin Schneider: Zur soziokulturellen Entwicklung des Boxsports in Österreich. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1998
 
* Wilhelm Svoboda: Es lebe der Sport! Beiträge zu einer Geschichte des Wiener Sports. Boxen - Landhockey - Rudern - Tennis. Wien: Stadt- und Landesarchiv 1990 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, 29), S. 5 ff.
 
* Wilhelm Svoboda: Es lebe der Sport! Beiträge zu einer Geschichte des Wiener Sports. Boxen - Landhockey - Rudern - Tennis. Wien: Stadt- und Landesarchiv 1990 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, 29), S. 5 ff.
 +
 +
==Einzelnachweise==
 +
<references />

Version vom 17. Oktober 2019, 11:14 Uhr

Plakat zu einer Boxveranstaltung (um 1950)
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 17.10.2019 durch WIEN1.lanm08tau
Bildname Boxsport1.jpg
Bildunterschrift Plakat zu einer Boxveranstaltung (um 1950)

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


In der Antike fanden bereits 3000 vor Christus die ersten nachgewiesenen Faustkämpfe in Ägypten statt. Von den Griechen wurde der Faustkampf bei den 23. Olympischen Spielen (688 vor Christus) eingeführt und bei den Römern wurde mit dem Schlagring "C(a)estus" zugeschlagen (Latein caedere bedeutet zuschlagen). Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde dem Faustkampf keine besondere Bedeutung zugemessen. Die Reglementierung des modernen Boxsportes geht auf Jack Broughton (1750) zurück und wurde vom Marquis of Queensberry redigiert (1875).

Schwergewichtskampf zwischen dem Wiener Josef Weidinger und Francis Jacques aus Frankreich in der Freilichtarena auf dem Vogelweidplatz (13. Juni 1948)
Boxkampf zwischen Josef Weidinger und Francis Jacques, Weidinger siegt durch K.O. (13. Juni 1948)
Boxkampf am Wiener Heumarkt (17. Juni 1949)

Anfänge des Boxsports in Wien

Wien galt schon seit der Jahrhundertwende als "Stadt der starken Männer", was sich allerdings in erster Linie auf Gewichtheber bezog.[1] Der Boxsport erreichte, von England ausgehend, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Österreich, war aber wegen seiner Konnotation zum Berufssport zunächst verpönt.

Die erste Boxsektion in Wien wurde 1908 in dem von der Wiener bürgerlichen Gesellschaft frequentierten „Wiener Athletiksport-Club" (WAC) gegründet. Bis 1919 waren öffentliche Boxkämpfe polizeilich verboten, sodass nur bei Veranstaltungen mit geladenen Gästen geboxt werden konnte. Klubkämpfe gab es nur vereinzelt. Anfang 1910 fand der erste „große" Kampfabend im Klublokal des WAC statt. Erst 1911, als mit internationaler Besetzung ein neuerliches Turnier stattfand (Ringrichter war der junge Medizinstudent Richard Strauß), nahm auch die Sportpresse vom Boxsport Notiz. Der damals boxende dänische Meister Waldemar Holberg begeisterte nicht nur die Zuschauer, sondern ließ sich nach Ende seiner Boxkarriere in Wien nieder, um als Boxtrainer zu arbeiten und am Aufbau des heimischen Boxsports mitzuwirken.

Boxsport in der Zwischenkriegszeit

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bemühte man sich um den Aufbau des Berufs- und Amateur-Boxens. Am 6. Juni 1919 fand in Wien im Rahmen des Sportfests der Volkswehr die erste öffentliche Boxkampfveranstaltung statt, am 8. Juni 1919 erteilte die Polizei die Erlaubnis zum ersten Berufsboxmeeting (veranstaltet im "Auge Gottes", 9., Nußdorfer Straße), weitere Boxkämpfe folgten.

Nachdem im März 1920 im Café Dom der erste Gründungsversuch eines österreichischen Boxverbands erfolgt war, wurde am 7. Mai 1921 der Österreichische Amateur-Box-Verband (ÖABV) gegründet. Einige Vereine schlossen sich dem ASKÖ an. 1921 fanden die ersten Staatsmeisterschaften statt. Am 1. Mai 1924 brachte das Auftreten des Weltmeisters Georges Carpentier im Rahmen des ersten großen internationalen Boxmeetings auf der Hohen Warte (19.) einen Höhepunkt, doch wurden am 13. Juni 1924 öffentliche Profi-Boxkämpfe durch Bürgermeister Karl Seitz und Polizeipräsident Schober neuerlich verboten. Nach andauernden internationalen Protesten wurde in dem am 1. Jänner 1929 in Kraft tretenden Theatergesetz die Überwachung von Boxmeetings dem Magistrat übertragen. Boxen konnte sich sowohl als Amateur- als auch als Profisport zunehmend etablieren.

1929 wurde der "Berufs-Boxverband" gegründet. 1929 bis 1938 erlebten die Professionals ihre erste große Blütezeit. Poldi Steinbach wurde 1931 Europameister im Mittelgewicht, Heinz Lazek 1935 und 1938 Europameister im Halbschwer- und Schwergewicht, Ernst Weiss 1936 Europameister im Fliegengewicht.

Boxsport nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich das Schwergewicht von Wien auf die übrigen Bundesländer. 1945 wurde der Fachverband "Österreichischer Amateur-Boxverband" gegründet. Seit 1946 wurden Österreichische Staatsmeisterschaften durchgeführt. Im Berufsboxen bewahrte sich Wien jedoch dank des Wiener Professionalstars Joschi Weidinger (1950 im Stadion Europameister-Titel im Schwergewicht) eine führende Position. Der Wiener Leo Potesil errang 1957 in Prag die Silbermedaille bei der Amateureuropameisterschaft, der Wiener Anton Schnedl 1965 in Ostberlin einen dritten Platz im Halbmittelgewicht. Als Mitte der 1950er Jahre die Glanzzeit Weidingers und Kurt Schiegls vorbei war, wurde bei den Veranstaltungen in der Stadthalle der ungarische Olympiasieger und Wahlwiener Lászlo Papp (der 1957 bis 1964 als Berufsboxer mit einer österreichischen Lizenz in Wien kämpfte) besonders populär. In den 1960er Jahren errang der Wiener Hans Orsolics zwei Europameistertitel, der Wiener Franz Dorfer errang 1974 bei der Europameisterschaft in Kattowitz eine Bronzemedaille. Der Kärntner Josef "Jo Tiger" Pachler wurde 1978 in Liegen durch Disqualifikation seines Gegners zum Champion im Weltergewicht.

Obwohl Frauenboxen seit der Zwischenkriegszeit in Wien nachweisbar ist, hat die gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen im Boxsport erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts zugenommen.

Liste bekannter Boxer

  • Karl Blaho, 1940 Europameister im Leichtgewicht
  • August Kudernatsch, maßgeblich am Aufbau des Boxsports in Österreich beteiligt, mehrfacher Österreichischer Meister
  • Wilhelm Kurtz, mehrmaliger Staatsmeister, ermordet in Auschwitz 1942
  • Heinz Lazek, mehrmaliger Staatsmeister, 1940 Deutscher Meister im Schwergewicht
  • Hans Orsolics, 1967 Europameister im Halbweltergewicht, 1969 Europameister im Weltergewicht
  • Edip Sekowitsch, 1988 WAA-Weltmeister im Halbmittelgewicht, 1989 Europameister im Halbmittelgewicht
  • Leopold Steinbach, 1931 Europameister im Mittelgewicht
  • Josef Weidinger, 1950 Europameister im Schwergewicht
  • Ernst Weiss, erfolgreichster österreichischer Boxer, 1936 Europameister im Fliegen-, 1939 im Bantam- und 1941 im Federgewicht

Boxbewerbe

siehe: Bewerbe (Boxsport)

Wiener Boxklubs

siehe: Wiener Boxklubs

Literatur

  • Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin 2018
  • Matthias Marschik: Vom Idealismus zur Identität. Der Beitrag des Sportes zum Nationsbewußtsein in Österreich (1945-1950), S. 90-139
  • Katrin Schneider: Zur soziokulturellen Entwicklung des Boxsports in Österreich. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1998
  • Wilhelm Svoboda: Es lebe der Sport! Beiträge zu einer Geschichte des Wiener Sports. Boxen - Landhockey - Rudern - Tennis. Wien: Stadt- und Landesarchiv 1990 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, 29), S. 5 ff.

Einzelnachweise

  1. Matthias Marschik: Vom Idealismus zur Identität. Der Beitrag des Sportes zum Nationsbewußtsein in Österreich (1945-1950), S. 90