Otto Wagner (Architekt)

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Otto Wagner (1841-1918)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Wagner, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Wagner, Otto Koloman
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Oberbaurat, Hofrat, Dr. hc.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  3188
GNDGemeindsame Normdatei 118628399
Wikidata Q84287
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. Juli 1841
GeburtsortOrt der Geburt Penzing bei Wien
SterbedatumSterbedatum 11. April 1918
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Architekt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 25.03.2022 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  14. April 1918
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Hietzing
Grabstelle Gruppe 13, Nummer 131
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber„ehrenhalber“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
BildnameName des Bildes Otto Wagner.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Otto Wagner (1841-1918)
  • 1., Seilergasse 12 (Wohnadresse)
  • 7., Döblergasse 4 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion (Verleihung: 1901)
  • Dr.-Ing. h. c. Technische Hochschule Dresden (Verleihung: 1917)
  • Komturkreuz Franz-Joseph-Orden (Verleihung: 1907)

Otto Wagner, * 13. Juli 1841 Penzing bei Wien, † 11. April 1918, Architekt.

Biografie

Otto Koloman Wagner wurde in Penzing geboren, der Hauptwohnsitz der Familie war allerdings die Stadt (Seilergasse 1088, heute Seilergasse 12). Wagners Vater Simeon (1800−1846) stammte aus Preßburg und hatte eine Anstellung als königlich-ungarischer Hofkanzlist, seine Mutter Susanne (1804−1880) war die Adoptivtochter des Hofarchivars Helferstorfer.

Wagner studierte ab 1857 am Polytechnischen Institut in Wien. 1859 ging er nach Berlin, um an der königlichen Bauakademie bei Carl Ferdinand Busse, einem Schüler Karl Friedrich Schinkels, sein Studium fortzusetzen. Zurück in Wien war Otto Wagner von 1861 bis 1863 Schüler von August Sicards von Sicardsburg und Eduard van der Nülls an der Akademie der bildenden Künste. 1862 trat Otto Wagner ins Büro von Heinrich Förster ein. Ab 1864 übernahm er Aufträge als Bauführer für Ludwig Förster und Theophil Hansen. So hatte Wagner etwa die Bauleitung bei der Errichtung des Epsteinpalais inne.

1867 heirate Otto Wagner die Juwelierstochter Josefine Domhart (1847−1889). Mit ihr hatte er zwei Töchter, Susanna (1868−1937) und die früh verstorbene Margarete. Aus der vorehelichen Beziehung mit Sofie Paupie, der Tochter eines böhmischen Bierbrauers, stammen die beiden Söhne Otto Emmerich (1864−1945) und Robert Koloman (1865−1954).

Beim Wettbewerb um den Kursalon im Stadtpark trat Wagner erstmals künstlerisch an die Öffentlichkeit; er errang zwar den ersten Preis, doch wurde ihm die Ausführung des Baus nicht übertragen. 1873/1874 baute er gemeinsam mit Otto Thienemann den Grabenhof, 1879 errichtete er einen Erweiterungsbau des Dianabads.

Für den Makartfestzug anlässlich der Silberhochzeit von Franz Joseph und Elisabeth 1879 entwarf Otto Wagner das Festzelt vor dem Burgtor. Wagner gestaltete auch Dekorationen für den Einzug der Braut des Kronprinzen Rudolf, Stephanie von Belgien, 1881.

1880 ließ sich Wagner von seiner Frau Josefine scheiden, um im darauffolgenden Jahr Louise (Aloisia Josefa Anna) Stiffel (1959−1915) nach altkatholischem Ritus zu heiraten. Mit ihr hatte er drei Kinder, Stefan, Louise und Christine.

1880 bis 1883 entwarf Wagner mehrere Miethäuser im Ringstraßenbereich. Wagners eigenständiges Programm trat erstmals 1880 im "Artibus"-Projekt zutage, dem Idealentwurf eines Museumsbezirks.

Beeinflusst von seinen Lehrern und Förderern entsprach Wagners Frühwerk noch dem Historismus. Auf der Suche nach dem Stil der Zeit sah er (anknüpfend an Gottfried Semper) die Lösung in einer "freien Renaissance". So baute er 1883/1884 das Bürogebäude der Länderbank (1, Hohenstaufengasse 3) und 1886 jenes der Assicurazione Generali sowie die russische Botschaft. 1885/1886 entstand die erste Villa Wagner (14, Hüttelbergstraße 26), 1888 das Haus 9, Universitätsstraße 12 (sogenanntes Hosenträgerhaus), 1889 das Hoyospalais (3, Rennweg 3).

Die nächste Schaffensperiode Wagners leitete 1893 das preisgekrönte Wettbewerbsprojekt für eine Generalregulierung, eine umfassende Stadtplanung für Wien, ein. Darunter fallen die Bauten der Stadtbahn und der Vorortelinie ebenso wie die Kaianlagen am Donaukanal (1898−1908) samt dem sogenannten Schützenhaus (1906/1907) sowie dem Nussdorfer Wehr.

Wagners Kennwort "Artis sola domina necessitas" ("Die einzige Herrin der Kunst ist die Notwendigkeit") wurde zur Devise seiner künstlerischen Arbeit − er vertrat den Standpunkt, dass der Architekt im Nutzstil den Bautechniker gegenüber dem Künstler in den Vordergrund zu stellen habe. 1895 veröffentlichte er sein Manifest "Moderne Architektur", das sich sowohl an seine Schüler als auch an seine Kritiker wandte. In diesem Werk setzte sich der Architekt mit Fragen der Zweckmäßigkeit und der Ästhetik auseinander. Mit dem Postulat "Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein" erwies sich Wagner als Vordenker der Wiener Moderne.

1894 wurde Wagner als Nachfolger des verstorbenen Carl Hasenauers ordentlicher Professor und Leiter der Spezialschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste. Im selben Jahr wurde ihm der Titel "Oberbaurat" verliehen.

1899 bis 1905 war Wagner Mitglied der Secession, dann löste er sich von dieser. Hatte er damit den offiziellen Bruch mit der Tradition vollzogen, so ging er im Bauschmuck über den Jugendstil seiner künstlerischen Zeitgenossen hinaus: Die Schönheit des Materials sollte seiner Meinung nach für sich allein sprechen. 1904 bis 1907 arbeitete der Architekt an der Zeitschrift "Hohe Warte" mit.

In die Jahre 1900 bis 1908 fällt Wagners vergebliches Ringen um eine Neugestaltung des Karlsplatzes; parallel dazu begann die Zeit der unausgeführten Entwürfe (unter anderem Städtisches Museum, Technisches Museum, Universitätsbibliothek).

Wichtige öffentliche Projekte dieser Schaffensperiode waren das Postsparkassenamt (1904−1906) sowie der Generalplan der Psychiatrischen Krankenanstalt "Am Steinhof" mit der Anstaltskirche (1904−1907).

Zu Wagners letzten Bauwerken gehörten die Häuser Wien 7, Neustiftgasse 40, Döblergasse 2 (1909/1910) und Döblergasse 4 (1912/1913), der Lupus-Pavillon des Wilhelminenspitals (1910−1913) und die zweite Villa Wagner (14, Hüttelbergstraße 28; 1912/1913). 1910/1911 legte er die sogenannte Großstadt-Studie vor, den Idealplan für einen (imaginären) 22. Gemeindebezirk.

Nachdem er 1910/1911 Prorektor der Akademie der bildenden Künste gewesen war, trat er 1912 in den Ruhestand, wirkte jedoch von 1913 bis 1915 als Honorarprofessor weiter. Zu seinen Schülern gehörten Josef Maria Olbrich, Josef Hoffmann, Kolo Moser, Josef Plečnik, Otto Schönthal, Karl Ehn, Hubert Gessner und Rudolf Perco.

Otto Wagner saß in verschiedenen Kommissionen und Jurys. So war er unter anderem ab 1895 Mitglied der ständigen Kunstkommission und des Kunstrats am Ministerium für Cultus und Unterricht, künstlerischer Beirat der Kommission für die Wiener Verkehrsanlagen und der Donauregulierungskommission sowie ab 1898 Mitglied des Kuratoriums des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie.

1897 vertrat Wagner die Akademie beim internationalen Architektenkongress in Brüssel und 1910 im Exekutivkomitee der Zentralstelle zur Förderung Wiener Mode.

Otto Wagner starb am 11. April 1918 in dem von ihm entworfenen Wohnhaus Döblergasse 4, in dem er die ganze Beletage bewohnte. Heute ist dort das Otto Wagner-Archiv der Akademie der bildenden Künste untergebracht.

500 Schilling-Banknote mit dem Porträt Otto Wagners (1986)
Rückseite: Postsparkassengebäude

Wagner wurde in der von ihm gestalteten Familiengruft (1881) auf dem Hietzinger Friedhof bestattet.

Die 1986 ausgegebene 500-Schilling-Banknote zeigte auf der Vorderseite Otto Wagner, auf der Rückseite das Postsparkassen-Gebäude.

Bauwerke von {{PAGENAME}}

Siehe auch

Video

wien.at, Stadt Wien / Bohmann Verlag: Otto Wagner in Wien, 1 Min. 17 Sek. [Stand: 3.4.2018] {{#widget:VideoWien|id=1572}}

Quellen

Literatur

  • Stefan Üner: Der Vordenker. Otto Wagner, der Jahrhundertarchitekt. In: Parnass 3/2018, S. 42–45
  • Andreas Nierhaus [Hg.] / Eva-Maria Orosz [Hg.]: Otto Wagner. Wien: Wien Museum / Salzburg: Residenz Verlag 2018
  • Micaela Antonucci: Otto Wagner. Milano: Il Sole 2009
  • Otto Wagner: Die Baukunst unserer Zeit. [Neuauflage]. Wien: Metroverlag 2009
  • August Sarnitz: Otto Wagner 1841−1918. Wegbereiter der modernen Architektur. Köln: Taschen 2005
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, Register
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1991
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 154 f.
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830−1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 173 ff.
  • Günther Kolb: Otto Wagner und die Wiener Stadtbahn. München: scaneg Verlag 1989
  • Otto Wagner und Wien. Seine Bauten heute. Dortmund: Harenberg ²1990 (= Die bibliophilen Taschenbücher; 549)
  • Otto Antonia Graf: Otto Wagner. Das Werk des Architekten 1860−1918. Wien: Böhlau 1985 ff. (Schriften des Instituts für Kunstgeschichte, Akademie der Bildenden Künste Wien, 2)
  • Tino Erben [Red.]: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870−1930. Eigenverlag 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 93), S. 88 ff.
  • Gustav Peichl [Hg.]: Die Kunst des Otto Wagner. Wien: Akademie der bildenden Künste 1984
  • József Sisa: Daten zur Tätigkeit Otto Wagners in Ungarn. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Band 37. Horn / Wien: Berger / Wien / München: Schroll 1983/1984, S. 37
  • Peter Haiko: Zum Frühwerk Otto Wagners. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, Band 29, 1974, S. 284 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 136 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Bände 1, 4 und 7 Wiesbaden: Steiner 1969−1981, Register
  • Robert Weissenberger: Die Wiener Secession. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1971, Register
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
  • Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, N.F. 1), Register
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u. a.]: Schroll 1966
  • Heinz Geretsegger, Max Peintner: Otto Wagner 1841−1918. Unbegrenzte Großstadt − Beginn der modernen Architektur, Salzburg 1964
  • Das Wiener Heimatbuch − Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, Register
  • Roland Rainer: Otto Wagner. In: Der Aufbau, 15 (1960), S. 82 ff.
  • Roland Rainer: Otto Wagner. In: Der Aufbau, 13 (1958), S. 146 ff.
  • Otto Antonia Graf: Otto Wagner. Diss. Univ. Wien. Wien 1963
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs)
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 35. Leipzig: Engelmann 1942
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 216
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 255 f., 280, 283
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 7/3, Wien: Holzhausen 1897−1918
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. 2 Bände, 1905/1906, Register
  • Nachruf. In: Wiener Zeitung, 14.04.1918 [Stand: 29.08.2018]

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