Akademie der bildenden Künste (Institution)

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Logo der Akademie der bildenden Künste, 2022
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1692
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Johann Jakob van Schuppen, Michelangelo Unterberger, Paul Troger, Martin van Meytens, Joseph von Sonnenfels
PageID 17555
GND
WikidataID
Objektbezug Alte Universität, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Akademie Logo CMYK.jpg
Bildunterschrift Logo der Akademie der bildenden Künste, 2022
  • 1., Schillerplatz 3

Frühere Adressierung

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48° 12' 5.87" N, 16° 21' 54.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Akademie der bildenden Künste, Institution. Die Akademie der bildenden Künste verdankt ihre Gründung einer Privatinitiative des Hofmalers Peter Strudel; Leopold I. war bereit, diese Initiative zu fördern. Als Gründungsdatum gilt der 26. Oktober 1692; an diesem Tag wurde eine Recomendation der Hofkammer an das Obersthofmarschall- und Quartieramt erlassen, der zufolge dieses dafür zu sorgen habe, dass "zu der Aufrichtung einer Academia" Räume und Lehrmittel bereitgestellt werden. Die Realisierung dürfte bald erfolgt sein, denn das Adelsdiplom Strudels (1701) bezeichnet ihn als "Präfekt unserer Akademie".

Joseph I. hat 1705 die Akademie als Hof-Akademie anerkannt und ihr gleichsam öffentlichen Charakter verliehen. Strudel stellte der Anstalt Räume in dem von ihm erbauten Strudelhof (Strudlhofstiege) zur Verfügung. Nach seinem Tod (1714) kam der Unterricht zum Erliegen. Erst 1726 wurde die Akademie unter Karl VI. durch die Bestellung Jacob van Schuppens zum Direktor reaktiviert und nach Pariser Vorbild erneuert. Kennzeichnend sind die vielen Übersiedlungen während dieser Ära; die Akademie hatte noch keinen festen Sitz. 1731 übersiedelte die Akademie ins Schönbrunnerhaus (1, Tuchlauben 8), 1733 ins Althansche Haus (1, Seilergasse 8, Spiegelgasse 7; Allandsches Stiftungshaus) und 1742 vorübergehend in einen Seitenflügel der Hofbibliothek (1, Josefsplatz 1).

Nach dem Regierungsantritt Maria Theresias (1740) war die Akademie (bedingt durch Sparmaßnahmen infolge des Österreichischen Erbfolgekriegs) in ihrem Bestand gefährdet, der Unterricht kam teilweise zum Erliegen. Nach Schuppens Tod (1751) wurde erstmals eine Rektoratsverfassung eingeführt (nach Ablehnung Daniel Grans wurde Michelangelo Unterberger zum ersten Rektor gewählt; 1754 folgte Paul Troger, 1757 nochmals Unterberger, 1759-1770 Martin van Meytens); dies beweist den besonderen Status der Institution. 1759-1786 benützte die Akademie Räumlichkeiten in der neuerbauten Aula der (alten) Universität. Durch die Gründung der Kupferstecher- und Zeichnungsakademie des Jakob Schmutzer (1766) sowie die Errichtung einer Graveurschule (1767) und einer Manufakturschule waren mehrere, manchmal parallel agierende Kunstschulen entstanden.

Staatskanzler Kaunitz betrieb nach 1770 deren Vereinigung; 1772 wurden die bisherigen Schulen unter Beibehaltung ihrer Direktoren (Meisterschulprinzip) von einem Präses (der das Bindeglied zum Kurator darstellte) beziehungsweise einem Beständigen Sekretär geleitet und als "k. k. vereinigte Academie der bildenden Künste" dem Protektorat Kaunitz unterstellt. Beständiger Sekretär (1772-1811) und danach (1811-1817) Präses wurde Joseph von Sonnenfels. 1786 erfolgte die Übersiedlung in das frühere Kloster St. Anna (Annakloster; 1, Annagasse 3, Johannesgasse 4). Als sich die dortigen Räumlichkeiten als zu klein erwiesen, wurde von der Architekturschule der Akademie der bildenden Künste der vierte Stock des in der Annagasse gelegenen Mariazeller Hofs gemietet.

Räumlich und organisatorisch konsolidiert (Statut 1812), entwickelte sich die Akademie unter dem Protektorat des Fürsten Clemens Metternich (1810-1848) zur "Ersten Kunstschule, Kunstbehörde und Kunstgesellschaft" und "Kunstbehörde der Nation". Alle bedeutenden Künstler des Klassizismus, Biedermeier beziehungsweise Vormärz standen als Professoren, Mitglieder oder Räte mit der Akademie der bildenden Künste in Verbindung. Ihr oblagen damals auch Aufgaben, die heute von anderen Behörden wahrgenommen werden (beispielsweise Denkmalpflege, Ankauf von Kunstwerken, Begutachtung geplanter Bauvorhaben, Ausstellungswesen). Die Schaffung des Unterrichtsministeriums (1849) beschränkte die Akademie der bildenden Künste auf den Lehrbetrieb (Reorganisation 1850, bloße Anerkennung als "Höhere Kunstschule"); sie genoss jedoch höchstes Ansehen, weil alle bedeutenden Maler, Bildhauer und Architekten der Ringstraßenära dort lehrten. Das so genannte Akademieprovisorium wurde erst 1872 mit der Erlassung des Hochschulstatuts und der (2.) Rektoratsverfassung beendet.

Da in der Zwischenzeit die Kunstgewerbeschule (Hochschule für angewandte Kunst) und die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt entstanden, aber auch in den wichtigsten Städten der Monarchie Akademien begründet worden waren, war die monopolistische Stellung der Akademie der bildenden Künste zu Ende; von Modifizierungen in der Republik (zuletzt Akademie-Organisations-Gesellschaft 1987) abgesehen, haben sich jedoch die Stellung als Kunsthochschule und die Rektoratsverfassung bis heute erhalten.

Am 3. April 1877 übersiedelte die Akademie der bildenden Künste in den Neubau auf dem Schillerplatz (Akademie der bildenden Künste (Gebäude)). Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu Behinderungen im Studienbetrieb, zu Einbußen im Bestand der Gemäldegalerie aufgrund des Friedensvertrags von Saint-Germain (so genannter Italienischer Kunstraub), zur Zulassung von Frauen zum Studium (1920) und zur Schaffung neuer Spezialschulen, womit die Akademie der bildenden Künste in den 1920er und 1930er Jahren wieder an Bedeutung gewann. 1938 war sie zeitweise von der Aufhebung bedroht; 1945 wurde das Gebäude von Bomben schwer beschädigt, die Sammlungen waren jedoch ausgelagert und erlitten nur geringe Verluste.

Sammlungen: Die Akademie der bildenden Künste besitzt eine der bedeutendsten Wiener Gemäldegalerien (Akademie der bildenden Künste (Gemäldegalerie)), eine bemerkenswerte graphische Sammlung, ein Archiv (Aktenstücke und Schülerverzeichnisse seit 1726) und eine (1773 als eigene Abteilung begründete) Fachbibliothek (rund 200.000 Bände) mit angeschlossenem Kupferstichkabinett (das aus der "Vorbildersammlung" entstanden ist und durch Legate und Ankäufe zu einer bedeutenden Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen beziehungsweise Druckgraphiken [Stiche, Radierungen, Lithographien, Holzschnitte] des 15. bis 20. Jahrhunderts [rund 100.000] ausgebaut wurde).

Einmalig in der ganzen Welt ist der Bestand an gotischer Bauhüttenzeichnungen aus dem Besitz des Dombaumeisters Franz Jäger. Besonders erwähnenswert sind unter anderem Dürerstiche (Sammlung Hüsgen), Nazarenerzeichnungen, Werke von Jakob Schmutzer, Johann Christian Brand, Josef von Führich und Friedrich Heinrich Füger, die "Brasilianischen Reiseskizzen" von Thomas Ender (Aquarelle, 1837), das "Römische Porträtbuch" von Julius Schnorr von Carolsfeld, 415 Blumenaquarelle von Moritz Michael Daffinger, Aquarelle von Rudolf von Alt, über 300 Zeichnungen und Ölskizzen von Friedrich Gauermann und fast 700 Bilder von Josef Anton Koch.

Quelle

Literatur

  • Akademiehof
  • Hoftheater-Dekorationsdepot
  • Carl Pruscha [Hg.]: Akademie der Bildenden Künste = Academy of Fine Arts. Wien 1989
  • Walter Wagner: Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Neue Folge 1)
  • Carl von Lützow: Geschichte der Kais. Kön. Akademie der Bildenden Künste. Festschrift zur Eröffnung des neuen Akademie-Gebäudes. Wien: Gerold 1877
  • Albert Massiczek: 100 Jahre Hochschulstatut, 280 Jahre Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1972
  • Felix Czeike: Die Herkunft der Schüler der Akademie der bildenden Künste 1726-1753. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 31 (1976), S. 77 ff.
  • Der Wiener Kongress, 1. September 1814 bis 9. Juni 1815. Ausstellung veranstaltet vom Bundesministerium für Unterricht gemeinsam mit dem Verein der Museumsfreunde ... Wien [1965], S. 335 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 253 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 5: Generalregister. Wien: Jugend & Volk 1962, S. 8 (Register)

Weblinks