Neulings Etablissement

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A. Wedl's (vormals Neuling's) Saal- und Garten-Lokalitäten (um 1830)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1779
Datum bis unbekannt
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Vinzenz Neuling, Brauerei Neuling
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 18208
GND
WikidataID
Objektbezug Bier, Vergnügungsstätten
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Neuling Brauerei.png
Bildunterschrift A. Wedl's (vormals Neuling's) Saal- und Garten-Lokalitäten (um 1830)
  • 3., Ungargasse 52-54

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48° 11' 55.32" N, 16° 23' 13.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neulings Etablissement am Stadtplan, Wien (1858)

Neulings Etablissement (3., Ungargasse 52-54).

Anfänge

Im Jahr 1779 besaß hier die Fleischhauersgattin Elisabeth Pruckberger ein kleines Haus mit einem Wirtschaftshof. Von ihr kaufte der Wiener Bürger und Juwelier Bruno Neuling die Realität, vergrößerte den Besitz durch Ankauf des angrenzenden Jakoberstadels (ehemaliger Besitz des Klosters St. Jakob auf der Hülben (1)) und des Gartenhauses des Freiherren Fux, ließ alle diese Objekte zu einem einzigen Haus vereinen und errichtete darin eine Brauerei (aufgrund von Regierungsdekreten des Jahrs 1815 war für die Erlangung der Braugerechtigkeit die Erlernung der Bierbrauerei nicht mehr erforderlich). Er ließ einen schattenreichen Gastgarten anlegen (mit 45 Kastanien- und 100 Akazienbäumen) und einen großen Wintersalon errichten.

Die Ära Vinzenz Neuling

Als Bruno Neuling noch im selben Jahr starb, kam die Realität an seinen Sohn Vinzenz Neuling. Dieser führte zwar zunächst ein extravagantes Leben, widmete sich aber doch dem ererbten Lokal und ließ 1825 durch Peter Gerl eine Vergnügungsstätte errichten, die sich zu einer der beliebtesten des Biedermeier entwickelte, wenngleich des Öfteren die hohen Bierpreise kritisiert wurden.

Dafür verlangte Neuling keinen Eintritt und veranstaltete Konzerte, bei denen beispielsweise 1836 Johann Drahanek mit seinem neugegründeten Orchester, aber auch Morelly, 1847 Fahrbach und in den 1850er Jahren das Orchester Franz Ballin auftraten, bei festlichen Anlässen auch Josef Lanner und Johann Strauß (Vater) mit ihren Kapellen. Gelegentlich wurden Feuerwerke abgebrannt, und im Winter fanden im schön dekorierten Saal Maskenbälle statt. Zu den Gästen zählte auch Franz Schubert (1828).

Weitere Besitzer

Nach Vinzenz Neulings Tod (1846) übernahm August Wedl das Etablissement und engagierte für das Lokal Volkssänger, unter ihnen Johann Baptist Moser und Carl Heinrich Kampf mit seiner Gesellschaft. 1867 ließ Wedl das Brauhaus auf. Unter dem Besitzer Haftner sang in den 1880er Jahren an jedem Wochentag eine andere Volkssängergruppe (Montag Leopoldine Kutzel in der Gesellschaft Krischke und Maier, Dienstag Louise Montag und Edmund Guschelbauer, Mittwoch Seidl und Wiesberg, Donnerstag die Gesellschaft Dreher mit Josefine Lindner, Freitag Edi und Biedermann).

1886 übernahm J. Renz das Lokal. Es blieb unter dem Namen "Renz' Etablissement" weiterhin ein Dorado der Volkssänger. Neben Wäschermädelbällen und Annenfesten (mit Konzert und Ball) wurde das Lokal zum Treffpunkt verschiedener gesellschaftlicher Runden (Liedertafel des Landstraßer Männergesang-Vereins mit der Kapelle Eduard Strauss, Sommerliedertafel des Wiener Männerchors mit der Hoch- und Deutschmeister-Kapelle und andere). Noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts fanden im Saal Theatervorstellungen von Laiengruppen statt.

Literatur

  • Hans Pemmer: Das Neulingsche Brauhaus - ein vergessenes Wiener Vergnügungslokal, in: Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 125 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 486 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 78
  • Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien 2016, S. 55-60