Hoch- und Deutschmeister

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Ludwig von Holzhausen, Kommandant des Wiener Hoch- und Deutschmeister-Regiments
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Begriffsklärung
Andere Bezeichnung
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Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.07.2020 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Ludwigvonholzhausen.jpg
Bildunterschrift Ludwig von Holzhausen, Kommandant des Wiener Hoch- und Deutschmeister-Regiments


Hochmeister des Deutschen Ordens

Dem Hochmeister des Deutschen Ordens unterstanden ab 1309 die Landmeister von Deutschland (genannt Deutschmeister) und Livland, als Landmeister von Preußen fungierte der Hochmeister selbst. Nach dem Verlust von Preußen und Livland nannte sich das Oberhaupt des Ordens ab 1526 „Hoch- und Deutschmeister" (Residenz zunächst in Bad Mergentheim, Schwaben, ab 1809 in Wien. Seit der Umwandlung des Deutschen Ordens in einen rein geistlichen Orden (1923) gilt nur mehr die Bezeichnung „Hochmeister". Siehe: Hoch- und Deutschmeister-Palais.

Infanterieregiment

Name eines Infanterieregiments der kaiserlichen Armee, das gemäß Vereinbarung vom 23. Juni 1695 auf Kosten des Deutschen Ordens aufgestellt wurde und dessen Inhaber von 21. Jänner 1696 bis November 1918 der jeweilige Hoch- und Deutschmeister (sub 1) war (als erster Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Schwager Leopolds I.; als letzter Erzherzog Eugen). Das Regiment hieß zunächst „Pfalz-Neuburg-Deutschmeister", bald darauf nur mehr „Deutschmeister", ab 1814 „Hoch- und Deutschmeister". Anlässlich der Numerierung der kaiserlichen Infanterieregimenter am 15. August 1769 erhielten die Hoch- und Deutschmeister die Nummer vier. Anwerbegebiet war ursprünglich Schwaben, ab 6. April 1781 wurden dem Regiment 13 Wiener Vorstädte und einige niederösterreichische Landbezirke zur Rekrutierung zugewiesen; seither galten die Hoch- und Deutschmeister als Wiener Hausregiment (Uniform: blaue Hose und [ab 1738] himmelblaue Aufschläge mit goldenen Knöpfen). Die wichtigsten Kriegseinsätze sind auf dem am 29. September 1906 enthüllten Deutschmeisterdenkmal vor der Roßauer Kaserne festgehalten: Reliefs „Feuertaufe bei Zenta 1697" und „Graf Soro bei Kolin 1757", Skulpturen „Der Grenadier von Landshut 1809" und „Der treue Kamerad 1814". An den Seiten des Obelisken sind verzeichnet: Quesnoy 1712, Campo santo 1743, Hochkirch 1758, Belgrad 1789, Retschweiler 1793, Haspres 1794, Novi 1799, Ennsdorf, Aspern und Wagram 1809, Verona 1813, Valeggio 1814, Novara 1849, Bagolino 1859, Rozbefic 1866.

Im Ersten Weltkrieg waren die Hoch- und Deutschmeister vor allem gegen Italien eingesetzt (1915-1918). Am 10. November 1918 wurde das Regiment aufgelöst, jedoch 1920-1938 im Bundesheer der Republik Österreich reaktiviert (ab 1937 mit dem Namen Hoch- und Deutschmeister). In der nationalsozialistischen Ära erhielt die am 1. April 1938 vorwiegend aus Österreichern gebildete 44. Infanteriedivision, die bei Stalingrad zugrunde ging, nach ihrer Erneuerung am 1. Juni 1943 den Namen „Reichsgrenadierdivision Hoch- und Deutschmeister" (Auflösung Ende April 1945). Im Bundesheer der Zweiten Republik wurde dem 1956 gebildeten Jägerbataillon Nummer 4 1967 der Name „Hoch- und Deutschmeister" und damit die Traditionspflege übertragen.

Musikkapelle

Der Musikkapelle der Hoch- und Deutschmeister standen bis 1918 öfters prominente Kapellmeister vor, so 1885-1895 Carl Michael Ziehrer und 1895-1918 Wilhelm Wacek. Den bekannten Hoch- und Deutschmeister-Marsch („Mir san vom k. u. k. Infantrieregiment...") komponierte 1893 Wilhelm August Jurek (Deutschmeistermarsch). Die Deutschmeisterkapelle tritt in historischer Uniformen bis in die Gegenwart bei Veranstaltungen auf.

Literatur

  • Ludwig Jedlicka: Hoch- und Deutschmeister. 700 Jahre deutsches Soldatentum. Wien: Walter 1943
  • Edmund Finke: K. (u.) k. Hoch- und Deutschmeister 222 Jahre für Kaiser und Reich. Graz: Stocker 1978
  • Josef Seifert / Rudolf Kristen [Ill.]: Lustige Deutschmeister-Geschichten. Wien: Saturn [1933]