Theater

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Sitzplan des Bürgertheaters, 1905
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Antike, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Zweiter Weltkrieg, 1945 bis heute, Kabarett, Kino
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Buergertheater.jpg
Bildunterschrift Sitzplan des Bürgertheaters, 1905

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Wien gilt von je her als international vielbeachtete Theaterstadt. Und das nicht nur dank seiner zahlreichen weltweit populär gewordenen Künstlergrößen, sondern vor allem auch dank der großen Bandbreite an unterschiedlichen ästhetischen Ausrichtungen, die sich im Verlauf der Theatergeschichte dieser Stadt ausbildeten. Auch die topografische Ausbreitung, die von der Inneren Stadt weit hinaus in die einstigen Vororte und Vorstädte reicht, trägt bis heute dazu bei, die jahrhundertealte vielfältige, lebendige Theaterlandschaft Wiens zu erhalten. Siehe auch Themenportal Theater.

Inhalt:
  1. Zum Begriff
  2. Frühzeit des Wiener Theaters
  3. Theater im Barock
    1. Frühe Hoftheater
    2. Frühe privater Theaterunternehmen: Kreuzerhütten, Harfenisten und Hetztheater
  4. Theater von der josephinischen Ära bis zur Ringstraßenära
    1. Die ersten stehenden Theater
    2. Frühe Vorstadttheater
    3. Theater im Prater
  5. Theater vom Vormärz bis zur Jahrhundertwende
    1. Theatergründungen entlang der Ringstraße
      1. Staatsoper
      2. Stadttheater (Innere Stadt)
      3. Ringtheater
      4. Volkstheater
    2. Theatergründungen entlang des heutigen Gürtels
      1. Raimundtheater
      2. Volksoper
  6. Theater im 20. Jahrhundert
    1. Theatergründungen ab 1900
      1. Apollotheater
      2. Bürgertheater
      3. Johann-Strauß-Theater
      4. Stadttheater
    2. Vorstadtgründungen ab 1900
    3. Kammertheaterbühnen und „intime“ Theater ab der Jahrhundertwende
      1. Intimes Theater - Theater Nestroyhof Hamakom
      2. Rolandbühne
      3. Residenzbühne – Kammerspiele
      4. Modernes Theater – Die „Insel“ in der Komödie
      5. Renaissancetheater
      6. Akademietheater
    4. Cabaret, Kabarett und Kleinkunst
      1. Cabaret, Kabarett und Kleinkunst ab der Jahrhundertwende
      2. Gründungen in der Zwischenkriegszeit
    5. Theatergründungen in den ersten Nachkriegsjahren
    6. Theatergründungen ab 1968
    7. Theater in ehemaligen Kinoräumen
  7. Wiener Theaterreform und Wiener Theaterverein
  8. Karte Theater in Wien
  9. Videos
  10. Quellen
  11. Literatur
  12. Weblinks

Zum Begriff

Der Begriff "Theater" geht auf den altgriechischen Begriff θέατρον (Schaustätte) zurück, das Wort stammt von θεᾶσθαι, das so viel wie "anschauen" bedeutet. Der Begriff Theater wird sowohl für das Gebäude wie auf die darin stattfindenden theatralen Aufführungen benutzt.

Frühzeit des Wiener Theaters

Die Wurzeln des Theaters gehen in Wien, wie in ganz Europa, bis in die Antike zurück, unter anderem als sportliche "circenses" wie auch "mimi" und "joculatores". Im 12. und 13. Jahrhundert sind in Wien neben musikalischen Spielleuten auch fahrende "Gaukler" nachweisbar. Im 12. Jahrhundert sind vor allem auch geistliche Spiele in zahlreichen europäischen Ländern nachgewiesen, darunter auch im deutschsprachigen Raum, wo Aufführungen sowohl auf Deutsch wie Latein abgehalten wurden.
Aus dem 14. Jahrhundert sind "Neidhartspiele" (Schwänke) bekannt, die im 15. Jahrhundert weiterentwickelt wurden. Die Beteiligung der Bürger als Darsteller (etwa der auch in Wien abgehaltenen Karfreitags- und Fronleichnamsspiele), die Verlegung vom Kirchenvorplatz auf die Marktplätze, der Übergang von der lateinischen zur deutschen Sprache und die Ausgestaltung der Spiele durch Künstler (in Wien beispielsweise durch Wilhelm Rollinger) waren die nächsten Schritte.
Die früheste bezeugte weltliche Theateraufführungen in Wien gehen auf die Jahre 1499, in dem eine Bruderschaft ein geistliches Schauspiel aufführte, und auf das Jahr 1502 zurück, als Konrad Celtes (angeregt von Aeneas Silvius) mit Studierenden in der alten Universitätsaula Komödien von Plautus und Terenz aufführte.

Bürgerliches Zeughaus

Von seinen Huldigungsspielen ("Ludi Caesarei") beeinflusst, veranstaltete auch der Abt des Schottenstifts, Benedictus Chelidonius, Aufführungen, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts (von Hans Sachs beeinflusst) zu den deutschen Schuldramen des Wolfgang Schmeltzl führten, die in anderen Klöstern Nachahmung fanden.
Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurden Theaterstücke im damaligen Rathaus abgehalten. Als dieser Saal zu klein wurde, wurden die Stücke von nun an im Zeughaus abgehalten. Die Schüler St. Stephans waren die Schauspieler, deren Rektor als Direktor, Regisseur und Dramatiker fungierte. 1604 fand die letzte Vorstellung im Zeughaus statt.
Die Gegenreformation gab den Spielen (nach einem Rückschlag in der Reformationszeit) neue Impulse. Insbesondere die Jesuiten machten die lateinisch-katholischen Spiele (Weihnachts-, Mysterien oder Hirtenspiele) zu einem festen Bestandteil ihrer Bekehrungstätigkeit (Jesuitentheater). Das Ordenstheater, das in der Barockzeit seine höchste Entfaltung erfuhr, die italienischen Wandertruppen, deren Aufführungen durch die Kunst der Commedia dell'arte beeinflusst wurden, und Renaissanceelemente gaben in ihrer Mischung den Anstoß zur Ausbildung eines eigenständigen Berufstheaters, das im Wiener Barock, geprägt durch die italienische Oper, eine individuelle Ausprägung erhielt.

Theater im Barock

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts erlebten unter Ferdinand III., Leopold I., Joseph I. und Karl VI. musikalische Theaterfeste und italienische Opernaufführungen ihre Höhepunkte (siehe: Barockoper; Lodovico Ottavio Burnacini, Marcantonio Cesti, Antonio Draghi, Francesco Galli-Bibiena, Pietro Metastasio).

Johann Christian Schoeller (Künstler), Szenenbild aus "Hanswurst" und "Der Schneider und seine Töchter" von Johann Nestroy, 1841

Neben das Hof- und das katholische Ordenstheater traten in der Barockzeit in steigendem Maß (teils italienische, teils deutsche) Wandertruppen, aus deren Komödianten auch die ersten großen Schauspieler des Altwiener Volkstheaters, der "Wiener Hanswurst" Josef Anton Stranitzky sowie sein Nachfolger Gottfried Prehauser und dessen Rivale Joseph Felix von Kurz (genannt Bernardon), der Erfinder des "Maschinentheaters" (einer Vorstufe des späteren Zaubertheaters), hervorgingen. Dem Verbot der Stegreifkomödie wirkten die Theaterleute durch Rollenstücke entgegen, womit das Volksstück zu einer eigenständigen literarischen Form fand.

Frühe Hoftheater

Johann Christian Schoeller, Das französische Theater in Wien, Aufführung im kleinen Redoutensaal der Hofburg, 1827

Von 1629 bis 1631 wurden zwei Festsäle auf dem Areal des Bibliotheksplatzes (heutiger Josefsplatz) errichtet, die von nun an auch für theatrale Aufführungen genutzt werden sollten (siehe Redoutensäle). Ein 1659 hier errichtetes hölzernes Theatergebäude für Commedia dell'arte-Aufführungen wurde drei Jahre später wieder abgerissen. 1666 ließ Leopold I. auf der Kurtine (an der Stelle des heutigen Prunksaals der Nationalbibliothek) ein erstes Opernhaus errichten.

Pfeffel, Johann Andreas: Das Kaiserliche Hoftheater in Wien mit Blick auf das Proszenium mit Hauptvorhang im heutigen Großen Redoutensaal, um 1700

Unter Maria Theresia erlebte das imperiale Repräsentationsoperntheater keine Fortsetzung: Die Prunkräume auf dem heutigen Josefsplatz wurden in einen öffentlichen Redoutensaal umgewandelt, und auch das 1747 eröffnete Schönbrunner Schlosstheater wurde in der Regierungszeit Maria Theresias zwar als Hoftheater in Auftrag gegeben, zu Beginn jedoch vor allem für musikalische „Familienfeste“ genutzt.

Frühe private Theaterunternehmen: Kreuzerhütten, Harfenisten und Hetztheater

Das Hetztheater in der Weißgerbervorstadt vor 1796

Neben dem höfischen Barocktheater waren es vor allem die auf die einst beliebten Dudelsackbläser folgenden Harfenisten und Volkssänger, die das Wiener Unterhaltungsleben ab dem 17. Jahrhundert prägten und während des Biedermeiers ihre letzte Blütezeit erlebten.
Bald schon entstanden auch zunehmend beliebte Wanderbühnen-Unternehmen, die „hanswurstischen ,Kreuzerhütten‛“ (Johann Holzer), Komödienhütten und mobile („vazierende“) Theatertruppen, die das Fundament der Theaterstadt Wien bildeten. Man spielte im „Zum Wöberl“ auf der Landstraße, im „Zum Wasen“ auf der Laimgrube, im „Fasanl“ in der Neustifter Vorstadt und im „Zum Schwarzen Adler“ in der Vorstadt Roßau, ehe die ersten „veritablen“ (Friedrich Schlögl) Theater innerhalb des Linienwalls entstanden. Diese waren zum einen eine Reihe von Hoftheatern, zum anderen erste feste Theaterbetriebe, die von bis dahin fahrenden Gruppen gegründet wurden.

Das Hetztheater auf dem Perspektivplan von Joseph Daniel Huber (Huber-Plan, aufgenommen 1769-1773)

Besondere Beliebtheit hatten bereits im 17. Jahrhundert die sogenannten Hetztheater, unter anderen das Hetztheater in der Leopoldstadt und das Hetztheater in der Landstraße sowie das noch 1755 in der Vorstadt Weißgerber letzte große Hetztheater in Arenaform. 1796 brannte das hölzerne Gebäude ab und wurde nicht mehr aufgebaut, nachdem der damalige Kaiser Franz II. (ab 1804 Franz I.) von da an Tierhetzen verbot.

Die ersten stehenden Theater

Das Alte Burgtheater am Michaelerplatz mit Winterreitschule, im Vordergrund links die Michaelerkirche, um 1790

Die beiden ersten festen Theaterunternehmungen in Wien waren das 1708 nahe der Stadtmauer gegründete Kärntnertortheater und das 1741 gegründete Theater nächst der Burg auf dem alten Areal der Hofburg beim Michaelerplatz. Beide Theater waren zeittypische Gründungen, bei denen aus bis dahin „mobilen“ Truppen „stehende“ Betriebe hervorgingen.

Das alte Kärntnerthortheater, 1823

Mit der Übernahme des 1708 begründeten und vorerst von italienischen Truppen bespielten Kärntnertortheaters durch Josef Anton Stranitzky (1711) fand das Wiener Volkstheater eine feste Spielstätte.
Das leerstehende Hofballhaus hingegen wurde 1741 in ein neben dem Adel auch dem Bürgertum zugängliches Theater umgewandelt (altes Burgtheater). Christoph Willibald Gluck reformierte die Oper, und im (neuen) Kärntnertortheater etablierte sich ab 1763 auch das Rokokoballett (siehe: Ballett, Franz Hilverding, Jean-Georges Noverre).
1761 wurde das Kärntnerthortheater bei einem Brand zerstört, jedoch erneut errichtet und weitere 100 Jahre als Theater geführt. Die letzte Vorstellung am Kärntnerthortheater fand 1870 – ein Jahr nach der Eröffnung der nur wenige Meter entfernten neuen Hofoper – statt. 1873–1874 wurde das Theater abgetragen.

Theater von der josephinischen Ära bis zur Ringstraßenära

In der josephinischen Ära kam es zu einem Aufblühen des Wiener Theaterwesens.
1776 ließ Joseph II. das Theater nächst der Burg zum „Teutschen Nationaltheater“ erheben und stellte es unter Hofverwaltung, die hier beschäftigten Schauspieler waren von nun an „Hofschauspieler“. In den kommenden Jahren wurde hier anstelle von Oper und Ballett das deutsche Schau- und Singspiel forciert, unter seinem italienisch erzogenen Bruder Leopold II. wieder die Oper gepflegt (Antonio Salieri).
Bereits um 1800 wurde das populäre Haus zu klein und an einen größeren Neubau gedacht. Mehrfach wurde das Theater innen wie außen umgebaut und adaptiert, doch erst 1888 fand der Auszug an den neuen Standort des Burgtheaters an der Ringstraße (1, Burgring 2) statt. Bis 1918 blieben Burgtheater und Hofoper in der Verwaltung des kaiserlichen Obersthofmeisteramts. Seit der Gründung der Republik sind beide Häuser sogenannte „Staatstheater“.

Frühe Vorstadttheater

Die Jägerzeile mit dem Leopoldstädter Theater, um 1825

Zeitgleich mit der Gründung des Nationaltheaters gewährte Joseph II. 1776 auch die Spektakelfreiheit (Schauspielfreiheit), die zu einer Fülle meist kurzlebiger Neugründungen kleinerer Privattheater führte, zu denen auch zahlreiche Haustheater zählten. Eines der frühesten und bekanntesten Wiener Privattheater, das „regelmäßige“, also keine extemporierten Stücke brachte, war das im „Weinmond“ am 21. Oktober 1781 eröffnete Leopoldstädter Theater in der damaligen Jägerzeile, der heutigen Praterstraße, das 1929 geschlossen wurde.

Theodor Jachimowicz (Künstler), Das k.k. privilegirte Theater in der Josephstadt, 1845

1788 wurde das Theater in der Josefstadt eröffnet und ab 1791 als „k. k. privilegiertes Schauspiel-Unternehmen“ geführt. 1812 wurde es von Josef Kornhäusel umgebaut und erneut 1822 wesentlich erweitert. Seine heutige Ausstattung erhielt es schließlich 1923–1924 durch den Umbau von Carl Witzmann im Auftrag Max Reinhardts.
1791 existierten in Wien 12 stehende Privattheater, zehn deutsch- sowie zwei französischsprachige.

Dr. Carl als Staberl in "Staberls Reiseabentheuer", 1838

Besondere Beliebtheit hatten zu dieser Zeit Johann Josef La Roche als "Kasperl", Anton Hasenhut als "Thaddädl" und Ignaz Schuster als "Staberl", die beliebte neue Volkstypen des Wiener Theaters prägten.

Theater auf der Wieden

Auch das Freihaustheater entstand durch die Entscheidung einer bis dahin fahrenden Schauspielertruppe, sich in Wien einen festen Standort zu sichern. Als neuer Theaterort wurde der Hof des Starhembergschen Freihauses, kurz Freihaustheater, südlich des Glacis gewählt. 1787 wurde das neue Theater, ein gemauertes Gebäude mit einer Inneneinrichtung aus Holz, eröffnet und hielt sich bis 1801. Noch im selben Jahr eröffnete dessen damaliger Direktor Emanuel Schikaneder im nahe gelegenen Helmbergschen Haus sein neues Schauspielhaus, das heutige Theater an der Wien.

Theater an der Wien, 1823

Zu den frühesten festen Theatern in den Vororten zählte ein Unternehmen in Hietzing des damals bekannten Theaterprinzipals Josef Kettner, der 1791 mit seiner Truppe in einer Hütte Sing- und Schauspiele brachte und parallel dazu auch das Landstraßer Theater leitete. 1796 brannte seine Hietzinger Theaterhütte ab.
Eine frühe feste Theatergründung in den Vororten Wiens war das Theater in Penzing im Hadikschlössel (14., Penzinger Straße 61), das ebenfalls nur kurz bestand. Dessen Gründung im Jahr 1800 war ebenfalls die Folge der regen Tätigkeit einer davor in der Gegend tätigen mobilen Theatergesellschaft. Das Theater selbst wurde in einem Haus des Fürsten Liechtenstein eröffnet – und schloss vermutlich noch im Jahr seiner Gründung.
1806 wurde in Meidling im Rittersaal des ehemaligen Maria-Theresien-Schlössels, (12., Hufelandgasse 3), ein 600 Personen fassendes Theater eröffnet, das als Haus- beziehungsweise Sommertheater für Dilettantenvorstellungen diente. 1822 wurde das dortige Theater noch einmal erneuert, ehe es 1884 schloss und demoliert wurde. Das zeitgleich mit dem Theater am selben Ort errichtete Theresienbad besteht noch heute.
Ein überaus beliebtes Vorstadttheater war einige Jahre auch das Hietzinger Theater (13., Trauttmansdorffgasse 18), das von 1816 bis 1850 existierte.
Das „Wagnertheater“, auch Mühlfeldtheater, bestand von 1827 bis 1840 in Gersthof (18., Gentzgasse 17).

Das Braunhirschentheater im Garten des Schlosses Arnstein, um 1850

Ein weiteres beliebtes Vorstadttheater war von 1849 bis 1861 das Braunhirschentheater (15., Henriettenplatz 15) im Park der Freiin Henriette Pereira-Arnstein. Nur wenige Jahre nach dessen Ende eröffnete auf demselben Grundstück Carl Schwender das bald schon in ganz Wien populäre Schwenders Colosseum, das sich ab 1870 „Volkstheater in Rudolfsheim“ nannte und bis 1897 bestand.

Thaliatheater, um 1860

1856 wurde auf einer anderen großen Gartenanlage in der damaligen Neulerchenfelder Straße (heute 16., Thaliastraße 1, Thaliahof, und 2) das Thaliatheater gegründet, das bis zu dessen Schließung 1869 als Sommertheater geführt wurde und an die 4.000 Personen fasste.

Ferdinand Fellner d. Ä., Projekt für den Bau des definitiven Franz Josefs Quai-Theaters (Treumanntheater), Hauptfassade, 1862

Ab 1859 bemühte sich auch Karl Treumann um die Errichtung eines eigenen Theaters an der Stelle des ehemaligen Glacis in Richtung Leopoldstadt: Erbaut werden sollte sein festes Treumanntheater an der Stelle der abgetragene Gonzagabastei (1., Morzinplatz 4) werden, doch das interimistische Holztheater wurde bald schon bei einem Brand völlig zerstört und das Projekt verworfen. An der Stelle des einstigen Treumanntheaters entstand 1871–1873 das Hotel Métropole.
1866 eröffnete auch in Dornbach ein Sommertheater, das sich im Gasthof „Zur Kaiserin von Österreich“ befand, jedoch nur eine Spielzeit überstand.
Frühe weitere Theaterunternehmen im 19. Bezirk (Döbling) waren unter anderem das Theater in Döbling (1726–1894) im Gasthaus „Zum Hirschen“ und Wendls Vergnügungsetablissement (1831–1893), das sich im Gasthaus „Zum Währinger Spitz“ befand.

Strampfertheater, vor 1880

Im ehemaligen Konzertsaal der "Gesellschaft der Musikfreunde" an der Adresse 1., Tuchlauben 12 führte Friedrich Strampfer ab 1871 das Strampfertheater, ehe zuletzt Johann Fürst, der im Prater sein gleichnamiges Sommertheater führte, versuchte, sich das nunmehrige Tuchlaubentheater als einen winterfesten Theaterstandort zu sichern. Doch das Gebäude entsprach sicherheitstechnisch nicht mehr den feuerpolizeilichen Vorgaben der Zeit und musste 1881 abgerissen werden.
1872 eröffnete Eduard Danzer gemeinsam mit dem Volkssänger Schildorfer an der Adresse 9., Wasagasse 33 Danzers Orpheum in den Räumen des ehemaligen Harmonietheaters, in dem vor allem Revuen und Varieté auf dem Programm standen, ehe das lange Zeit beliebte Unterhaltungstheater, das sich zuletzt Neue Wiener Bühne nannte, 1928 schließen musste und 1934 in ein Wohnhaus umgebaut wurde.

Theater im Prater

Fürsttheater (Jantschtheater), Ansichtskarte, um 1899
Jantschtheater, Ansichtskarte, vor 1905
Jantschtheater, Ansichtskarte, 1897–1904

Am Standort Praterhütte 45 des späteren ersten großen Theaters im Wiener Prater befand sich bereits ab 1808 ein „mechanisches“ Theater. 1845 kaufte der Menageriebesitzer Heinrich Schreyer die Hütte und nannte sein neues Etablissement in „Schreyer’sches Affentheater“ um. 1861 übernahm der damals populäre Volkssänger Johann Fürst den Betrieb und ließ den Holzbau ein Jahr später in eine der ersten großen Singspielhallen umwandeln. 1892–1893 ließ der damals neue Betreiber, Heinrich Jantsch, sein „Wiener Volkstheater im k. k. Prater“ in Jantsch-Theater umbenennen. 1904 kaufte Josef Jarno das Theater und eröffnete es nach einer weiteren umfassenden baulichen Adaptierung 1905 als Lustspieltheater, ehe der Theaterbetrieb 1927 ganz eingestellt wurde und hier das Prater „Lustspielkino“ eröffnete.
Von 1919 bis 1933 gab es im Prater auch das Metropoltheater im Kaisergarten; die Marineschau an der Hauptallee präsentierte während des Ersten Weltkriegs Marineschlachten, ehe es 1919 ebenfalls zu einem Kino umgebaut wurde. Und auch der Zirkus Busch an der Adresse 2., Volksprater, Praterhütte 145, wurde immer wieder als Theaterraum genutzt, ehe daraus im Jahr 1920 das Busch-Kino wurde, das mit 1.700 Plätzen zu den größten Kinos der Stadt zählte.
Nahe dem Prater befand sich schließlich auch das Edelhofer Volksorpheum (2., Rotensterngasse 7A), das um 1900 als Singspielhalle gegründet wurde, in der jüdische und jiddisch spielende Truppen aus der Donaumonarchie auftraten. Ab 1909 wurden auch hier Filme gezeigt, denen meist Darbietungen von Volkssängern folgten, ehe zehn Jahre später daraus das Leopoldstädter Volkskino, später „Stern-Kino“, wurde, das bis 1962 existierte.

Theater vom Vormärz bis zur Jahrhundertwende

Der Vormärz wurde durch die Zauberspiele Ferdinand Raimunds und die Volkskomödien Johann Nestroys (des letzten Repräsentanten des Altwiener Volkstheaters) geprägt, die ihre Rollen oftmals auch selbst spielten.

Paul Ledermann, K. k. Hof-Burgtheater mit den Statuen historischer Persönlichkeiten Wien's, 1912
Burgtheater, um 1927
Wiedereröffnung des Burgtheaters am 14. Oktober 1955

Das Burgtheater wandelte sich unter der Leitung von Joseph Schreyvogel (der auch Franz Grillparzer entdeckte) endgültig zur Sprechbühne, wobei Werke der europäischen Weltliteratur den Grundstock des Spielplans bildeten. Mit Heinrich Laube wurde in der zweiten Jahrhunderthälfte ein neuer, moderner Direktionstyp geprägt.
Die "goldene" und ab dem Beginn des 20. Jahrhundert die "silberne" Ära der Wiener Operette brachte jene Vielzahl an Komponisten und Interpreten hervor, die Wien auf diesem Sektor berühmt machten.

Theatergründungen entlang der Ringstraße

Die Ringstraßenära führte zu monumentalen Neubauten für Oper und Burgtheater (dem 1922 das Akademietheater angeschlossen wurde), außerdem entstand am Rand der Ringstraßenzone 1889 das Deutsche Volkstheater.

Staatsoper

Mit der Demolierung des Kärntnertortheaters ging auch der Plan für ein neues Opernhaus einher, das sich, wie auch das neue Burgtheater, auf dem Ring befinden sollte. Mit dem Bau wurden im Zuge eines Wettbewerbs die Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg beauftragt, das Bauvorhaben von Gustav Gugitz und Josef Storck vollendet und das neue Opernhaus 1869 mit Mozarts "Don Giovanni" eröffnet. Nach der massiven Zerstörung des Hauses durch einen Fliegerangriff am 12. März 1945 wurden Theater an der Wien und Volksoper für über zehn Jahre zu Spielorten des bis 1918 als Hoftheater und seit Beginn der Republik als Staatstheater geführten Opernhauses, dessen Wiederaufbau vom Architekten Erich Boltenstern geleitet wurde. Am 5. November 1955 eröffnete die restaurierte Staatsoper mit einer Aufführung von Beethovens "Fidelio".

Stadttheater (Innere Stadt)

Stadttheater (später Ronacher), 1872

Wenige Monate nach der Eröffnung des neuen Operngebäudes entschieden sich auch Max Friedländer und Heinrich Laube 1870, ein neues Theater zu errichten. Für die Planung des neuen Großtheaters, das als Stadttheater eröffnet wurde, konnte man den erfahrenen Theaterarchitekten Ferdinand Fellner (der Ältere) gewinnen. Doch der Betrieb ging nur wenige Jahre gut, und bereits 1884 brannte der Innenraum des Stadttheaters zur Gänze aus. Da kurz zuvor auch das Ringtheater durch einen katastrophalen, zahlreiche Menschenopfer fordernden Brand gänzlich zerstört worden war, genehmigten die Behörden vorerst keinen neuen Theaterneubau. Schließlich konnte 1887 Anton Ronacher die Brandruine kaufen und ließ das einstige Theater unter Erhaltung der Fassade zu einem Varietétheater umgestalten, das 1888 eröffnet wurde und bis heute als Etablissement Ronacher (kurz Ronacher) besteht.

Ringtheater

Ringtheater, um 1875
Ringhtheaterbrand, 1881

1872 erhielt eine Proponentengruppe die Rechte zum Bau eines "Wiener Actien Theaters" am Schottenring, das als „Komische Oper“ Theateraufführungen aller Art bringen sollte. Das neue, vielbeachtete Ringtheater wurde 1873–1874 errichtet und fasste nicht weniger als 1.700 Personen. Doch bereit 1881 brannte das Großtheater ab. Den dramatischen Ereignissen folgte der Entscheid, kein Theater mehr an dieser Stelle zu erbauen, sondern ein „Sühnhaus“, das auf den Brandruinen aus privaten Mitteln des Kaiser errichtet wurde. 1945 brannte auch dieses ab und wurde 1951 abgetragen. Seit 1971 befindet sich hier die Polizeidirektion.

Volkstheater

Deutsches Volkstheater mit dem Raimunddenkmal, nach 1904

1887 erhielt der neu gegründete Verein Deutsches Volkstheater vom Wiener Stadterweiterungsfonds ein Grundstück in der Nähe des Rings für dessen geplanten Bau eines weiteren Wiener Großtheaters. Das 1887–1889 erbaute Deutsche Volkstheater wurde nach den Plänen des Architektenbüros von Ferdinand Fellner (der Jüngere) und Hermann Helmer errichtet und setzte auch für andere internationale Theaterbauten sicherheitstechnisch neue Maßstäbe. Eröffnet wurde am 14. September 1889 mit der Uraufführung von Anzengrubers Volksstück "Der Fleck auf der Ehr".

Theatergründungen entlang des heutigen Gürtels

Raimundtheater

Raimundtheater, 1908

Kaum drei Jahre nach der Gründung des „Vereins Deutsches Volkstheater“ erhielt der 1890 gegründete „Wiener Volkstheaterverein“ die Bewilligung zur Errichtung eines weiteren Theaters, dessen Programm seinerseits breitere Besucherinnen- und Besucherkreise anziehen sollte und auch für die ärmeren Bewohnerinnen und Bewohner Wiens zugänglich sein sollte. Nachdem zuerst ein Areal in 7., Neustiftgasse 44, nur wenige Meter entfernt vom kurz zuvor erbauten Deutschen Volkstheater, vorgesehen war, entschied man sich schließlich für einen frei gewordenen größeren Platz in der Mariahilfer Wallgasse 18–20 im 6. Bezirk. 1891 wurde der Verein in "Raimund-Theater-Verein" umbenannt und als literarischer Beirat sowie bald darauf auch verantwortlicher Direktor Adam Müller-Guttenbrunn bestellt. Am 28. November 1893 wurde das Raimundtheater als freistehender, späthistorischer Theaterbau mit Beethovens "Weihe des Hauses" und Raimunds "Die gefesselte Phantasie" eröffnet.

Volksoper

Volksoper, um 1899

1898 wurde von einer Vereinigung von Wiener Bürgern unter der Patronanz der Gemeindeverwaltung das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater (die heutige Volksoper) an der Adresse 9., Währinger Straße 78, errichtet und mit Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“ eröffnet.

Theater im 20. Jahrhundert

In der Republik dominieren neben den Bundestheatern die großen Privattheater (Theater in der Josefstadt [mit Kammerspielen], Volkstheater [seit 1954 auch in den Außenbezirken]) sowie (seit 1987) die "Vereinigten Bühnen Wien GmbH." (Theater an der Wien [nunmehr die führende Musicalbühne], Raimundtheater, Ronacher). Daneben etablierten sich zahlreiche Kleinkunstbühnen und Kellertheater (Kabarett). Vergleiche Stichwortauflistung unter Theater.

Theatergründungen ab 1900

Apollotheater

Apollotheater, Ansichtskarte, um 1904

1904 prägte das neu eröffnete Apollotheater an der Adresse 6., Gumpendorfer Straße 63 einen neuen innerstädtischen Theatertyp, der innerhalb eines eng verbauten Häuserensembles Varietétheater, Hotel und Mietshaus vereinen sollte. Das groß angelegte Vergnügungsetablissement wurde nach Plänen von Eduard Prandl errichtet und bis zu dessen Tod von Ben Tieber geführt. 1928 übernahm die Gemeinde Wien das Theater und ließ es von Carl Witzmann zu einem der größten Tonfilmtheater der Stadt umbauen: das bis heute bestehende Apollokino.

Bürgertheater

Auf Anregung des Schauspielers und Schriftstellers Oskar Fronz wurde das Bürgertheater im Bezirk Landstraße gegründet (3., Vordere Zollamtsstraße 13) und als knapp 1.150 Personen fassendes Schauspielhaus 1905 eröffnet. Zuletzt wurde das Theater zu einer „Broadwaybühne“ umgewandelt, danach nutzte der Sender Rot-Weiß-Rot die Räume, ehe sie als "Haus der Jugend" fungierten. 1960 wurde das einstige Theater abgerissen.

Johann-Strauß-Theater

Straußtheater, Ansichtskarte, um 1908

1908 wurde das fast 1.200 Personen fassende Johann-Strauß-Theater (kurz Straußtheater) nach Plänen von Eduard Prandl im Bezirk Wieden erbaut (4., Favoritenstraße 8) und mit „1001 Nacht“ von Johann Strauß (Sohn) eröffnet. Ab 1931 befand sich hier im von Carl Witzmann (Assistenz: Robert Kotas) gänzlich neu gestalteten Kinobau, der Scala, eines der wichtigsten Premierenkinos der Stadt. Ab 1948 befand sich hier das Neue Theater in der Scala, ehe es 1956 zur Zwangsschließung des Theaters und 1960 schließlich zum gänzlichen Abriss kam. 1978–1981 wurde an der Stelle des einstigen Großtheaters und -kinos nach Plänen von Gerhard Krampf und Karl Schwanzer die städtische Wohnhausanlage August-Bergmann-Hof erbaut.

Stadttheater

Neues Wiener Stadttheater am 15. Juni 1914

1913 eröffnete das Stadttheater an der Adresse 8., Laudongasse 36. Errichtet wurde der freistehende Theaterbau auf einem Areal, auf dem sich bis dahin die Eisenmöbelfabrik Kitschelt und davor eine Reitschule befunden hatte. Gründungsdirektor wurde Josef Jarno. Nach Ende des Krieges wurde das Theater kurze Zeit als „Rex-Theater“ geführt, danach als Unterhaltungsbühne, ehe auch dieses Großtheater 1960–1961 abgerissen wurde. Das spätere „Haus des Buches“ ist heute Zentrale der Musikschule Wien.

Vorstadtgründungen ab 1900

Programm der Stegreifbühne Tschauner, 1970

Nur zwei Jahre konnte sich in Hietzing die 1907 von Alois Minkus gegründete Arena im Hietzinger Hof (13., Hietzinger Hauptstraße 22) halten. Ab 1911 wurde anstelle des ehemaligen Konzertsaales das Hietzinger Parkkino geführt.
Das Anzengrubertheater, das ebenfalls nur von 1907 bis 1910 existierte, zählte zu den letzten typischen Alt-Wiener Vorstadttheater und befand sich im bekannten „Wilhelminensaal“ (18., Thimiggasse [zuvor Ladenburgstraße] 16), ehe das Ensemble 1910 nach Floridsdorf übersiedelte und der beliebte Veranstaltungssaal in Gersthof bald darauf demoliert wurde.
Eine heute noch erhaltene historische Vorstadtbühne ist die 1909 als Freiluftbühne eröffnete Stegreifbühne Tschauner in Ottakring (16., Maroltingergasse 43).
Zu den spätesten Vorstadttheatergründungen zählte das Meidlinger Philadelphiatheater an der Adresse (12., Hof Wilhelmstraße 64–68) im Jahr 1923, das seinen Spielbetrieb 1949 einstellte.

Kammertheaterbühnen und „intime“ Theater ab der Jahrhundertwende

Nachdem ab den 1870er-Jahren eine beachtliche Reihe großer, meist weit über 1.000 Personen fassender Theater gegründet wurde, kam es ab der Jahrhundertwende zu einer Gegenentwicklung und der Gründung einer Reihe kleinerer, intimerer, kammerspielartiger Theater in mehreren Bezirken. Dabei waren es vor allem Max Halbes „Intimes Theater“ in München (ab 1895), Max Reinhardts „Kammerspiele“ des Deutschen Theaters in Berlin (ab 1906) und August Strindbergs „Intimes Theater“ in Stockholm (ab 1907), die hier, neben dem „Théatre Libre“ in Paris und Otto Brahms „Freier Bühne“, zu den wichtigsten internationalen Vorbildern zählen.

Intimes Theater - Theater Nestroyhof Hamakom

Intimes Theater, Sitzplan

Ganz den internationalen Vorbildern entsprach das 1904 von einem Literaturverein gegründete „Intime Theater“, das sich nach mehreren Gastauftritten an anderen Bühnen ab 1905 im davor unter anderem als Singspielhalle genutzten Nestroyhof (2., Praterstraße 34) ansiedelte. Heute befindet sich an der Stelle des einstigen Gasthauses und späteren Kleintheaters das 2010 eröffnete private Theater Nestroyhof Hamakom.

Rolandbühne

Schräg gegenüber des Intimen Theaters bestand seit 1913 eine andere Kleinbühne (2., Praterstraße 25; Fürstenhof), die als Budapester Orpheum geführt wurde. 1919 übernahm Emil Richter-Roland den Betrieb, den er nun in Rolandbühne umbenannte. 1924–1925 trat hier die „Possenbühne Max und Moritz“ auf, die kurz zuvor ihre Kleinbühne im ehemaligen Annasaal in 1., Annagasse 3-3A verloren hatte, zuletzt gastierte hier nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 die Exl-Bühne, ehe das Wiener Künstlertheater einen gemischten, auf leichte Unterhaltung und Publikumslieblinge aufbauenden Spielplan bot. 1951 wurde das Theater geschlossen und von da an bis 1968 als Diana Kino von der KIBA weitergeführt.

Residenzbühne – Kammerspiele

Residenzpalast mit Residenztheater, 1911

Ganz nach internationalem Vorbild wurde auch die Residenzbühne gegründet, die sich, neben dem Residenzkino, im 1909–1910 nach Plänen von Arthur Baron erbauten Orendi-Hof („Residenzpalast“, 1., Fleischmarkt 1, Rotenturmstraße 20) befand. Erste Gastspiele des Theaters in der Josefstadt fanden hier bereits in den 1930er-Jahren statt, ab 1937 findet sich der Schriftzug „Kammerspiele des Theaters in der Josefstadt“ in den Dokumenten des noch heute im Verbund des Theaters in der Josefstadt stehenden Innenstadttheaters, das 1973 durch Otto Niedermoser gänzlich neu gestaltet wurde.

Modernes Theater – Die „Insel“ in der Komödie

Die Insel in der Komödie, Sitzplan

1926 wurde das Moderne Theater in 1., Johannesgasse 4 gegründet. Vorerst als „Singspielhalle“ konzipiert, wurde das Theater nach nur einem Jahr in Die Komödie umbenannt. Das Theater wurde in der NS-Zeit von Rudolf Haybach geleitet, ab 1941 nutzte die Deutsche Arbeitsfront dessen Kellerräume für musikalische Aufführungen. Nach Kriegsende übernahm der Wiener Schauspieler und Regisseur Leon Epp, der hier bereits in der Direktion Haybach inszeniert hatte, das Theater, in dem er noch einmal sein bereits 1936 mit seiner ersten Insel verfolgtes Konzept eines humanistischen europäischen Literaturtheaters umzusetzen versuchte. Er nannte das Theater in Die Insel in der Komödie um und konnte es – zeitweise im Verbund mit dem Renaissancetheater – knapp sechs Jahre lang halten. Im Dezember 1951 eröffnete mit dem bis heute bestehenden Metro Kino auch an Stelle dieses Theaters ein Kinobetrieb der gemeindeeigenen KIBA.

Renaissancetheater

Renaissancetheater, Portal, um 1936

Das Renaissancetheater wurde 1912 als weitere Kammerspielbühne in einem bereits bestehenden Theaterraum am Standort 7., Neubaugasse 36 gegründet. Seit 1957 wird das Renaissancetheater als Theater der Jugend von der Stadt Wien geführt – seit 1964 im Verbund mit dem Theater im Zentrum.

Akademietheater

Akademietheater, Außenansicht, um 1938–1940

Das bis heute bestehende Akademietheater am Standort 3., Lisztstraße 1, dessen Schlusssteinlegung am 19. Oktober 1913 stattfand, war ursprünglich als Übungsbühne für die damalige "k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst" geplant und dient seit 1922 als Spielstätte des Burgtheaters.

Cabaret, Kabarett und Kleinkunst

Cabaret, Kabarett und Kleinkunst ab der Jahrhundertwende

Rund um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kristallisierte sich nach internationalen Vorbildern wie dem Pariser Chat noir ein weiterer neuer Theatertypus in Wien heraus, dem bald schon weitere zahlreiche Theaterneugründungen in der ganzen Stadt folgten, die sich zwischen Unterhaltungskabarett, Kleinkunst und in der Zwischenkriegszeit immer stärker auch politisch-literarischem Kabarett bewegten.

Die Hölle, um 1906

1901 wurde im Theater an der Wien das "Jung-Wiener Theater zum Lieben Augustin" nach dem Vorbild des Berliner „Überbrettl“ gegründet. 1906 eröffnete dort, im Keller, Die Hölle. Die Budapester Orpheumgesellschaft gastierte vorerst im Hotel Stefanie (2., Taborstraße 12). 1904 folgte Ben Tiebers Großvarieté Apollotheater, 1905 das Moderne Cabaret im 1945 zersörten Philipphof, 1906 eröffnete das ebenfalls an die Münchner „Elf Scharfrichter“ angelehnte Cabaret Nachtlicht in der Ballgasse 6 (1), 1907 das literarische „Cabaret Fledermaus“ in der Kärntner Straße 33 1, das sich ab 1913 Revuetheater Femina nannte, und 1910 der „Himmel“ an der 6., Linken Wienzeile 4 in direkter Nachbarschaft zur konkurrierenden Hölle.
1912 eröffnete das Bierkabarett Simplizissimus an der Adresse 1., Wollzeile 34. 1910 hatte hier die Urania ihre ersten Räume geschlossen, bald darauf eröffnete eine "Kleine Bühne", und erst danach das heutige Simpl unter dessen Gründungsdirektor Egon Dorn, der zuvor auch in der Fledermaus und in der Hölle tätig gewesen war.

Kleinkunstbühne Wiener Werkel (1., Liliengasse 3), Außenansicht, um 1939–1940

1913 eröffnete an der Adresse 1., Liliengasse 3, Ecke Weihburggasse 9, im damals neuen Lilienfelder Hof ein weiteres neues Etablissement, das sich Grand Gala nannte. Von 1939 bis 1944 spielte hier das Wiener Werkel. 1945 eröffnete hier ein Teil des ehemaligen Wiener-Werkel-Ensembles unter dem Namen Literatur im Moulin Rouge kurzfristig seine Pforten. 1946–1950 nutzte das Theater in der Josefstadt die Räume als Studio. Nachdem sich für kurze Zeit Trude Pöschls Kleine Komödie hier einfand, pachtete der damalige neue Besitzer des Simpl, Baruch Picker, die Räume und nannte es Intimes Theater. 1964 wurde das einstige Unterhaltungsetablissement als Theater im Zentrum neben dem Renaissancetheater zum zweiten, kleineren Spielort des Theaters der Jugend.

Gründungen in der Zwischenkriegszeit

Main Stage des Porgy & Bess

1922 wurde die Amateurtheatergruppe Arena-Bühne gegründet, die 1928 unter anderem in den damaligen Kunstspielen Boccaccio, dem späteren Rondell Kino (1950–1991) auftrat, das seit 1993 als Jazzclub Porgy & Bess geführt wird (1., Riemergasse 11). 1927 begann das zionistische „Jüdisch-Politische Cabaret“ rund um Oscar Teller, Victor Schlesinger und Fritz Stöckler im Saal des Porrhauses an der Adresse 1., Treitlstraße 3, Ecke Operngasse 9, das noch nach dem Krieg als Theater und Kino der russischen Alliierten genutzt wurde.
1931 folgte mit Stella Kadmons und Peter Hammerschlags „Liebem Augustin“ im Souterrain des „Café Prückel“ eine der wichtigsten zeitkritischen literarischen Kleinbühnen Wiens. 1933 eröffneten Rudolf Weys und F. W. Stein die Literatur am Naschmarkt in den Nebenräumen des Café Dobner an der Adresse 6., Linke Wienzeile 2, Ecke Getreidemarkt 1, die mit den literarischeren „Mittelstücken“ Jura Soyfers rasch zum „Burgtheater der Kleinkunst“ avancierte. Im selben Jahr eröffnete die aus dem Bund junger Autoren Österreichs hervorgegangene „Stachelbeere“ im Garten des Café Döblingerhof (19., Billrothstraße 49) und zog 1934 in das Café Colonnaden (1., Rathausplatz 4). 1935 löste sich die von Rudolf Spitz geleitete literarische Kabarettgruppe auf. Im Café Arkaden spielte das „Cabaret Regenbogen“ und ab 1935 das „Kabarett ABC“, das sich 1934 im Café City (9., Porzellangasse 1) formiert hatte. Mit den Stücken Jura Soyfers avancierte das ABC in den folgenden Monaten rasch zur damals kritischsten literarischen Kabarettbühne Wiens.
Zu den kleineren Kabarettbühnen der Zwischenkriegszeit zählte auch die „Schiefe Laterne“ in 1., Walfischgasse 11, dem späteren dritten Wiener Moulin Rouge, das bis 2011 existierte.
Einen anderen Weg ging von 1936 bis 1938 der Wiener Schauspieler und Regisseur Leon Epp, der mit der Insel am Parkring im Souterrain des Hoch- und Deutschmeister-Palais (1., Parkring 8) zeitkritisches Literaturtheater zu etablieren versuchte. Wie die meisten anderen Wiener Kabarett- und Kleinkunstbühnen musste auch Epp mit der Machtergreifung Hitlers und dem „Anschluss“ Österreichs an das „Deutsche Reich“ sein Theater schließen.

Neue Theatergründungen in den ersten Nachkriegsjahren

Nur wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs eröffneten die meisten der nicht zerstörten Wiener Theater so rasch wie möglich wieder. Vor allem aber begannen gänzlich neue Theaterunternehmungen ihre Arbeit, die, getragen von zahlreichen jungen Theaterkünstlerinnen und Theaterkünstlern, versuchten, das während des NS-Jahre Versäumte so gut es ihnen möglich war aufzuholen und in mehrfacher Hinsicht ästhetisches Neuland zu betreten – vor allem internationale Stücke, die während des Nationalsozialismus verboten waren, wurden in den folgenden Jahren in rascher Folge auf die Spielpläne der neu eröffneten, später unter dem Überbegriff „Kellertheater“ zusammengefassten Nachkriegsgründungen gesetzt. Die erste Gründung in diese Richtung war bereits im Juni 1945 das Studio der Hochschulen an der Adresse 9., Kolingasse 19, das sich bis 1950 hielt.
1946 folgte die Gründung des „Studios der Schauspieler des Theaters in der Josefstadt“ in den Räumen des ehemaligen „Wiener Werkel“ (1., Liliengasse 3 (bis 1950), das vom damaligen Direktor des Theaters in der Josefstadt, Rudolf Steinboeck, als Förderbühne für junge Theatertalente konzipiert wurde. Nach nur einem Jahr wurde der Studioversuch jedoch bereits wieder beendet und daraus die (neben den Kammerspielen) dritte Nebenspielstätte des Theaters in der Josefstadt, das „Kleine Haus des Theaters in der Josefstadt“. Ebenfalls 1946 formierte sich die sozialistische Kabarettgruppe Roter Hund (bis 1951), während im 15. Bezirk die katholischen Stephansspieler ihre Theaterarbeit (bis 1948) begannen und in den Saal des Kalasantinerklosters (15., Reindorfgasse 21) zogen und im selben Bezirk für wenige Monate das "Kleine Theater" eröffnete.
1947 eröffnete die aus Palästina zurückgekehrte Schauspielerin und Regisseurin Stella Kadmon im Keller des Café Prückel ihren „Lieben Augustin“ wieder, den sie 1938 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aufgeben musste, in der Wollzeile eröffnete erneut das „Simpl“, und an der Adresse 1., Rotgasse spielte bis 1948 das junge Kabarettensemble „Kleines Brettl“.
Im Jänner 1948 begann das „Studio junger Schauspieler“ seine Tätigkeit, dessen Name sich an das „Studio der Hochschulen“ anlehnte, jedoch mit der Betonung, dass die neue Gründung nun nur noch aus ausgebildeten Bühnenkünstlerinnen und Bühnenkünstlern bestand.
Im Herbst 1948 zog Stella Kadmon mit ihrem wiedergegründeten Theater, das sie in „Theater der Courage“ umbenannt hatte, an den Franz-Josefs-Kai 19 (bis 1981). Im Keller des Wiener Konzerthauses eröffnete Das Experiment – „Theater der 49“ rund um die Schauspielerin Trude Pöschl, das sich bald schon in „Kleines Theater im Konzerthaus“ umbenannte.
Eine weitere Theatergruppe, die von Franz Rosak, einem Beamten der Wiener Gebietskrankenkasse, gegründete „Neue Wiener Bühne“, spielte nach Ende des Zweiten Weltkrieges im 1906 eröffneten Vereinshaus des Lehrerhaus-Vereins an der Adresse 8., Josefsgasse 12, zuletzt unter dem Namen „Nestroy-Theater“. Seit 1973 werden die Räume vom Vienna's English Theatre kontinuierlich mit einem durchgehend englischsprachigen Repertoire bespielt.
Nur wenige Tage existierte das zeittypische „Cocteau Theater“ im Oktober 1952 auf dem 1., Hohen Markt, nur wenige Wochen das „Kabarett Krokodil“ im Souterrain des Café Parkring (1., Weihburggasse 28), in das bald darauf das wesentlich erfolgreichere Ensemble des Theaters am Parkring zog, das bis 1960 bestand und in diesen Jahren zum wichtigsten „Kellertheater“ der Stadt avancierte.
1956 wurde das Experiment – Theater am Liechtenwerd während der damaligen Wiener Festwochen an der Adresse 9., Liechtensteinstraße 132, eröffnet, das 2022 noch immer existiert.
1957–1958 wurde das Ensemble „Die Komödianten“ rund um den Wiener Regisseur Conny Hannes Meyer gegründet, das im Jahr 1974 im „Französischen Saal“ in einem Seitenflügel des Wiener Künstlerhauses auf dem Karlsplatz eine feste künstlerische Heimat fanden und seine Arbeit dort bis 1985 fortsetzte.
1958 eröffnete auch das Theater am Fleischmarkt an der Adresse 1., Fleischmarkt 24, das sich bis 1960 hielt, ehe daraus die bis heute bestehende Wiener Kammeroper wurde.
1959 eröffnete Gerhard Bronner in 1., Walfischgasse 4 in Reminiszenz an das historische Kärntnertortheater schräg gegenüber das Neue Theater am Kärntnertor, das er bis 1966 leitete.
1960 eröffnete der Schauspieler und bildende Künstler Veit Relin in den Räumen des früheren Kaleidoskop am Naschmarkt (kurz: Kaleidoskop) im Café Dobner sein Ateliertheater am Naschmarkt (kurz: Ateliertheater) und leitete es bis 1967. Heute befindet sich, immer noch unter dem Namen Ateliertheater, dessen Nachfolgebühne in der Burggasse in den Räumen des einstigen Adriakinos.

Theatergründungen ab 1968

In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts entstanden weltweit neue ästhetische Avantgardetheaterbewegungen, wie das Open Theatre, Living Theatre, Theater La Mama oder das Bread and Puppet Theatre, die auch in Europa zahlreiche Nachahmer fanden; neue Begriffe wie „Freies Theater“ und „antibürgerliches Theater“ wurden dabei geprägt, die im Laufe der Jahre zahlreiche Veränderungsprozesse durchliefen und zu vielfältigen Theatergründungen führten. Um 1968 entstanden im Zuge der internationalen Studentenbewegungen auch in Wien eine Reihe von Studententheatergruppen, die zum einen strukturell, personell und topografisch innerhalb der Stadt auf der Tradition der Wiener Kabarettbühne aufbauten, zum anderen Anleihen an den damaligen ästhetischen Neubewertungen des Theaters, etwa als Ort von sozialkritischer und politischer (tagesaktueller) Prozessarbeit, nahmen. Spielstätten für alle diese Gruppen waren Cafés und andere Lokale sowie Studentenhäuser, aber auch öffentliche Orte und Räume in der ganzen Stadt.
Im Café Einfalt in 1., Goldschmiedgasse wurde 1968 von Götz Fritsch, Hilde Berger und Dieter Haspel das „Cafétheater“ gegründet. Ab 1970 spielte die Gruppe an unterschiedlichen Orten in Wien, unter anderem bei der Festwochenarena 70/1 und im Rahmen der Arena 70/2 in der Casanova-Bar.
1970 eröffnete Herbert Lederer in einer ehemaligen Waschküche das ganz in der Tradition des historischen „Theaters der 49“ stehende Theater am Schwedenplatz (1., Franz-Josefs-Kai 21), das der Schauspieler bis 2006 allein bespielte. Seit 2014 bespielt der Schauspieler Alexander Waechter die Räume unter dem neuen Namen „Theater franzjosefskai 21“.
1971–1972 wurde an der Ecke Seidengasse / Zieglergasse in Wien-Neubau das Dramatische Zentrum errichtet, das sich als "Theaterlabor" für "Aktions- und Alternativtheater" bis 1989 hielt, ehe hier 1991 das bis heute bestehende Literaturhaus Wien (Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, IG Autorinnen und Autoren und IG Übersetzerinnen und Übersetzer) einzog.
1972 eröffnete Hilde Weinberger, die ab 1945 bereits im Studio der Hochschulen tätig gewesen war, das Theater im Werkraum im Souterrain der Volkshochschule Ottakring.
1973 stellte der damalige Generalsekretär der Bundestheater, Robert Jungbluth, das damals von diesen verwaltete „Neue Theater am Kärntnertor“ in 1., Walfischgasse 4 der „Werkstatt“ rund um Hans Gratzer und dem „Cafétheater“ rund um Dieter Haspel zur Verfügung, die sich die Räume einige Zeit lang teilten. Haspel, der seine Gruppe bald schon in „Ensemble Theater“ umbenannte und Ende der 1970er-Jahre die Räume des ehemaligen „Theaters im Konzerthauskeller“ nutzte, zog schließlich 1982 in "Fatty's Saloon" auf dem Petersplatz und nannte das neue Theater Ensemble Theater am Petersplatz.

Neues Theater am Kärntnertor, um 1960

Das Theater im Konzerthauskeller blieb schließlich bis 2019 Spielort der freien Wiener Theaterszene, zuletzt im Verbund des „brut Wien“, während seit 2016 das Werk-X die ehemaligen Räume des Theaters am Petersplatz bespielt. Aus dem Neuen Theater am Kärntnertor wurde von 1978 bis 2003 die „Kleine Komödie“ und zuletzt von 2005 bis 2015 stadtTheater walfischgasse.
1981 zog das zwei Jahre zuvor im Zuge der „Arena-Bewegung“ gegründete WUK – Werkstätten- und Kulturhaus an einen festen Standort in den Räumen des einstigen Technologischen Gewerbemuseums (9., Währinger Straße]] 59), wo es bis heute als alternatives Arbeits- und Kulturzentrum zu einem festen Ort innerhalb des Stadtbildes von Wien geworden ist, an dem Theater, Tanz und Performance wesentlich zum Programm gehören.
1981 folgte die Gründung des Theaters Drachengasse – Zwei Theater durch die Schauspielerin und damalige Mitarbeiterin von Stella Kadmon Emmy Werner, das sich als Theater Drachengasse bis heute einen festen Platz in der Wiener Theaterlandschaft erarbeitet hat. Zu Werners Mitgründerinnen gehörte neben anderen auch Johanna Tomek, die zwei Jahre später ihrerseits die Theater m.b.H gründet, die ihre feste Heimat 1989 in Kellerräumen der 7., Zieglergasse 25 fand, die seit der Auflösung der Gruppe in der Folge der „Wiener Theaterreform“ als Probebühne und Spielstätte des „brut Wien“ dienen.
1982 eröffnete die kleine Boulevardkomödie Komödie am Kai an der Adresse 1., Franz-Josefs-Kai 29.
Im 2011 geschlossenen „Moulin Rouge“ in der Walfischgasse gastierte in den 1980er-Jahren einige Monate der spätere künstlerische Direktor des Volkstheaters, Michael Schottenberg, mit seinem freien Ensemble TiK – Theater im Kopf.
1984 gründeten die beiden wenige Jahre zuvor aus der damaligen Tschechoslowakei nach Wien geflüchteten Theatermacherinnen Nika Brettschneider und Ludvík Kavín in einer kleinen, leer gewordenen Fabrikhalle der Firma Bernhard Ludwig an der Adresse 6., Münzwardeingasse 2, das Theater-Brett, das sich bis zu dessen Auflösung auf einen Spielplan konzentrierte, der sich mit Stücken aus Mitteleuropa beziehungsweise Mittelosteuropa spezialisierte, zuletzt etwa mit dessen „Mitteleuropäischem Theaterkarussell“. Seit 2019 leitet der Sohn des Theaterpaares, der Regisseur und Schauspieler Jakub Kavin, den Standort unter dem neuen Namen TheaterArche.
Hatte es 1980 noch fünf „freie Gruppen“ gegeben, so waren es 1987 bereits weit über 60, die unter dieser Bezeichnung im Kulturamt der Stadt Wien um Subventionen einreichten. Als neue, feste Spielstätte wurde den freien Gruppen ab 1989 von der Gemeinde Wien der Verbund Künstlerhaustheater und Konzerthaustheater zur Verfügung gestellt und von 1989 bis 2007 als „dietheater“ verwaltet, ehe hier zuletzt von 207 bis 2017 das "brut Wien“ einzog, das von da an seine temporäre künstlerische Heimat für fünf Jahre im "brut nordwest" (20., Nordwestbahnstraße 8–10) gefunden hat (bis 2023).
2006 gründete das seit 1997 tätige freie bernhard.ensemble das Off Theater in den Räumen der davor hier aktiven Stadtinitiative an der Adresse 7., Kirchengasse 41, und teilt sich die Räume seither mit der 1975 gegründeten Märchenbühne Der Apfelbaum. 2014 eröffnete Michael Niavarani das GLOBE WIEN in St. Marx, das mit seinen rund 1.000 Plätze die jüngste Wiener Großbühne ist; seit 2020 leitet der Kabarettist gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Georg Hoanzl auch das Theater im Park im Belvedere.
2016 eröffnete in den Räumen des ehemaligen International Theatre an der Adresse 9., Müllnergasse 2, das von Alexander Pschill gemeinsam mit Kaja Dymnicki und Julia Edtmeier gegründete Theater „Bronski & Grünberg“.

Theatergründungen in ehemaligen Kinoräumen

Bereits in der Zwischenkriegszeit und erneut nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den Jahren des Wiener „Kinobooms“ siedelten sich eine Reihe von Kinos in ehemaligen Theaterräumen an: das Metro Kino in der Insel, das Diana Kino in der Rolandbühne und das Lustspielkino im gleichnamigen Theater, die Scala im einstigen Straußtheater und das Apollokino im Apollotheater, und aus dem einstigen Colosseum wurde mit dem gleichnamigen Kino eines der ersten Kinocenter der Stadt.
Für die Jahre ab dem Einsetzen der ersten Welle des Wiener „Kinosterbens“ lässt sich eine Gegenbewegung feststellen, bei der Theaterensembles, die bis dahin ohne festen Spielort Bekanntheit erlangt hatten, sich in geschlossenen Kinoräumen etablierten: 1976 übernahm Hans Gratzer das ehemalige „Heimatkino“ in 9., Porzellangasse 19 und gründete dort das bis heute bestehende Schauspielhaus Wien. 1979 wurde an der Stelle des einstigen Kino Modern an der Adresse 9., Porzellangasse 50, das Theater Center Forum eröffnet. Im selben Jahr entstand auch das Ensemble PupoDrom rund um Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann, ursprünglich ein wanderndes Puppentheater, das im ehemaligen Vindobona Kino auf dem 20., Wallensteinplatz 6 seinen ersten festen Spielraum fand, ehe die Gruppe unter dem neuen Namen „Serapionstheater“ 1988 in die ehemalige Produktbörse (2., Taborstraße 10]]) zog, die sie wiederum in Odeon umbenannte. Und die Gruppe 80 zog Anfang der 1980er-Jahre in das kurz zuvor geschlossene Mariahilfer Kino an der Adresse 6., Gumpendorfer Straße 67.
Seit 1995 befindet sich an der Stelle des einstigen „Atlantis Kinos“ das SCALA (Theater zum Fürchten) des 1987 vom österreichischen Regisseur und Theaterleiter Bruno Marx gegründeten Ensembles Theater zum Fürchten.
1990 eröffnet das Theater im Rabenhof, damals als dritte Bühne des Theaters in der Josefstadt, im Saal des ehemaligen Rabenhof Kinos im ehemaligen Arbeiterfestsaal des "Volkshauses Landstraße" (3., Rabengasse3, Rabenhof). Nach zehn Jahren übernahm das „Wiener Ensemble“ von Karl Welunschek die Räume, konnte sich jedoch nur zwei Spielzeiten lang hier halten (bis 2003). Ihm folgte Thomas Gratzer, der das Theater im Rabenhof seither vorwiegend als Kabarett- und Unterhaltungstheater führt.
1998 wurde in den Räumen des einstigen Kosmos Kinos an der Adresse 7., Siebensternplatz 42, das bereits Anfang der 1950er-Jahre kurze Zeit als „Kosmostheater“ von den US-Alliierten geführt worden war, vom im Jahr davor gegründeten im Zuge des ersten österreichischen gegründeten Vereins LINK.* der kosmos.frauenraum gegründet, in der Spielzeit 2002/2003 wurde das bis heute bestehende Theater in Kosmos Theater umbenannt.
2001 zog in die Räume des ehemaligen Gloria Filmpalastes (21., Prager Straße 9) das auf Komödien und Boulevardstücke spezialisierte Gloria Theater.
2002 eröffnete das „Theater Spielraum“, nach ersten mehrjährigen Spielorten im 3. und 15. Bezirk, seinen neuen festen Theaterstandort an der Stelle des ehemaligen Kinos Baier in 7., Kaiserstraße 44-46 und feierte hier 2022 sein zwanzigjähriges Bestehen. Im ehemaligen Star Kino ist seit dessen Schließung das „Ateliertheater“ beheimatet. Und seit der Spielzeit 2006–2007 bespielt das von Simon Meusburger gegründete Schubert Theater die Räume des ehemaligen Schubert Kinos (9., Währinger Straße 46).

Wiener Theaterreform und Theaterverein Wien

2002 rief das Kulturamt der Stadt Wien die „Wiener Theaterreform“ aus. Zu den Folgen zählte neben einem neuen Fördermodell auch die Übernahme folgender Theater in öffentliche Verwaltung, vertreten durch den Theaterverein Wien: das 2004 gegründete „Theaterhaus für junges Publikum“ Dschungel Wien an der Adresse 7., Museumsplatz 1, (MuseumsQuartier), 2007 das brut – Koproduktionshaus Wien, das aus dem dietheater Karlsplatz und dietheater Konzerthaus hervorgegangen war und seit 2020 am Standort "brut nordwest" zu finden ist, das Kulturzentrum Kabelwerk im Kabelwerk Meidling, in dem sich seit 2016 das Werk X befindet, das Theater Petersplatz, das seit 2018 als Werk X Petersplatz (davor: „Eldorado“) geführt wird, sowie das TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße, das 2005 in den Räumen der ehemaligen Gruppe 80 eröffnet hat und als letztes Theater dem Verein angeschlossen wurde. Bereits 2001 war von der Gemeindeverwaltung auch das Tanzquartier Wien (TQW) im damals neuen „MuseumsQuartier“ eröffnet worden, das sich seither der Präsentationen von Projekten der Genres zeitgenössischer Tanz und Performance widmet.
2021 gibt es in Wien rund 100 feste Spielorte, die vorwiegend den Sparten Musik- und Sprechtheater, Tanz, Performance und Theater für junges Publikum gewidmet sind. Von diesen sind neben den Bundestheatern und den von der Gemeinde Wien verwalteten Theatern ein Großteil unabhängige Kunstinstitutionen, die wesentlich zur Vielfalt des kulturellen Lebens in Wien beitragen.

Karte Theater in Wien

MarkerBlau.pngNicht mehr bestehende Theater
MarkerRot.pngNoch bestehende Theater

Siehe Kategorie:Theater.

Siehe auch: Bühne (Zeitschrift), Kabarett, Oper, Theatergeschichte, Österreichisches Theatermuseum, Theater-Zeitung , Wiener Festwochen, Wiener Musiksommer.

Videos

"Nachmittagsvorstellung im Deutschen Volkstheater" (1929), Ausschnitt: WStLA, Filmarchiv der media wien, 067B
Theater an der Wien (1962), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 194B (Ausschnitt)

Quellen

Literatur

  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Peter Borchardt: Die Wiener Theaterzeitschriften des Vormärz. Diss. Univ. Wien. Wien 1961
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. 6 Bände. Wien: Kremayr & Scheriau 1992–1997
  • Franz Hadamowsky: Wien - Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk Verl. 1988
  • Hilde Haider-Pregler: Entwicklungen im Wiener Theater zur Zeit Maria Theresias. In: Österreich im Europa der Aufklärung. Kontinuität und Zäsur in Europa zur Zeit Maria Theresias und Josephs II. Internationales Symposion in Wien 20. - 23. Oktober 1980. Band 1. Wien: Verlag der Österr. Akad. d. Wiss. 1985, S. 701 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 285
  • Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadt-Bühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien 1951
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30/32)

Weblinks