Karl Farkas

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Karl Farkas (r.) mit Bürgermeister Franz Jonas bei der Überreichung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (11.12.1963)
Daten zur Person
Personenname Farkas, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 14344
GND 118686135
Wikidata Q87018
Geburtsdatum 28. Oktober 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Mai 1971
Sterbeort Wien
Beruf Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug NS-Zeit, 1945 bis heute, Theater, Schauspieler, Schriftsteller, Moulin Rouge (Etablissement Grand Gala), Neue Wiener Bühne, Simpl, Ronacher, Kabarett, Stadttheater (8), Revue, Rundfunk, Rot-Weiß-Rot-Sendergruppe, ORF, Radio, Fernsehen, Operette, Gedenktafel Karl Farkas (Neustiftgasse), Gedenktafel Karl Farkas (Eroicagasse)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 24. Mai 1971
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 34
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Karl farkas.jpg
Bildunterschrift Karl Farkas (r.) mit Bürgermeister Franz Jonas bei der Überreichung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (11.12.1963)
  • 9., Grünentorgasse 12 (Geburtsadresse)
  • 7., Neustiftgasse 67-69 (Wohnadresse)
  • 9., Allgemeines Krankenhaus (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1956)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 29. November 1963, Übernahme: 11. Dezember 1963)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 1960)

Karl Farkas, * 28. Oktober 1893 Wien, † 16. Mai 1971 Wien, Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller.

Biografie

Ursprünglich für den Kaufmannsberuf bestimmt, besuchte Karl Farkas die Realschule in der Glasergasse und anschließend die Handelsakademie am Hamerlingplatz (Neue Handelsakademie) in Wien. 1913 inskribierte er an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Seinen Kriegsdienst absolvierte er als Einjährig-Freiwilliger zunächst an der russischen und rumänischen, ab 1917 an der italienischen Front. Nach seiner Abrüstung wurde er am Olmützer Stadttheater sowie in Mähren-Ostrau und in Linz engagiert.

Ab 1920 wirkte er an der Neuen Wiener Bühne als Schauspieler und Regisseur. 1922 wurde Farkas von Egon Dorn für dessen Kabarett Simpl engagiert, wo er sich zu Beginn als "Blitzdichter" betätigte, dann aber auch als Mitautor von Stücken und als Darsteller in Erscheinung trat. Der Durchbruch gelang 1923/1924 mit der Ausstattungsrevue "Wien, gib acht!" im Ronacher. Im Simpl nahm eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Farkas und Fritz Grünbaum ihren Anfang, die bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten andauerte; besonders erfolgreich war das Duo mit seinen Doppelconférencen. Gemeinsam mit Grünbaum hatte Farkas, der 1927 die künstlerische Leitung des Simpl übernahm, von 1926 bis 1931 die Direktion des Wiener Stadttheaters inne und brachte dort neben der Revue "Alles aus Liebe" eine umgearbeitete Fassung des "Feldherrnhügels" und das "Weiße Rössl" auf die Bühne. Daneben gab Farkas Gastspiele an verschiedenen Wiener Theatern und schrieb auch selbst eine Reihe von Revuen, darunter "Die Wunderbar", "Hofloge", "Bei Kerzenlicht", "Verzeih', daß ich dich liebe" und "Traumexpreß". 1935 wurde in der Komödie (1., Walfischgasse 4) das Stück "Wohin, kleines Fräulein?" mit Erfolg aufgeführt.

1938 musste Farkas fliehen, sein Weg führte zunächst über die damalige Tschechoslowakei nach Paris. Seine Frau, die Schauspielerin Anny Hán, die er 1924 standesamtlich und 1934 kirchlich geheiratet hatte, blieb mit dem Sohn Robert (1928 bis 2009) vorerst in Březnice, folgte ihrem Mann aber bald nach Paris. Farkas selbst wurde 1939 "als gefährlicher Ausländer" im Arbeitslager Meslay-du-Maine interniert, wo er Leo Aschkenasy, der später unter dem Künstlernamen Leon Askin in Hollywood Karriere machen sollte, traf. Im Dezember 1940 überquerte Karl Farkas zu Fuß die Pyrenäen, um nach Spanien zu gelangen; am 1. Jänner 1941 glückte die Flucht über Lissabon und Kuba nach New York. In den USA konnte Farkas weder ein Affidavit vorweisen noch wurde ihm gleich eine Arbeitserlaubnis erteilt. Er schlug sich anfangs mit Auftritten in Clubs und Exilantencafés durch und lebte von der finanziellen Unterstützung von Freunden, die sich ebenfalls im Exil befanden. Große Erfolge feierte er ab 1943 mit der von Robert Stolz inszenierten Operette "The Merry Widow" ("Die lustige Witwe"), mit der er zwei Jahre lang durch die USA tourte. Um seine Familie zu schützen, ließ sich Farkas von seiner katholischen Frau scheiden. Anna, Karl und Robert Farkas sollten sich erst 1946 nach der Rückkehr des Künstlers nach Wien wiedersehen. Das Paar heiratete im November jenes Jahres noch einmal.

Wieder in Wien, arbeitete Farkas zunächst für den Rundfunk; er gehörte zu den wenigen, die auch während des Höhepunkts des Kalten Kriegs (1953 bis 1955) sowohl für den amerikanischen Sender Rot-Weiß-Rot wie für die Briten und die Russische Stunde arbeiten durften. Für Rot-Weiß-Rot produzierte er ab 1951 "Karl Farkas' Lachparade" sowie die Improvisationssendung "Aktualitätlichkeiten" und, gemeinsam mit Cissy Kraner, Hugo Wiener und Ernst Waldbrunn, eine bunte Wochenschau.

1950 übernahm er erneut die künstlerische Leitung des Simpl, dessen Team er neu formierte, und startete mit der Revue "Unter uns gesagt". Farkas betätigte sich als Bühnenautor, Regisseur und Schauspieler und feierte darüber hinaus als Kabarettist große Erfolge. Dank seiner vielseitigen Begabungen war er Direktor und Star seiner eigenen Revuen und Kabarettstücke in Personalunion. Nach dem Staatsvertrag rief Farkas für den Österreichischen Rundfunk die Live-Sendung "Was meinen Sie, Herr Farkas?" ins Leben. Bis zu seinem Tod reüssierte er außerdem mit von ihm selbst gestalteten und präsentierten Radio- und Fernsehsendungen, etwa mit der Fernsehreportage "Bilanz des Monats", bei der Peter Hey die Regie führte und die ab 30. September 1957 ausgestrahlt wurde. Viermal jährlich präsentierte Farkas auch eine "Bilanz der Saison" sowie zu Silvester die "Bilanz des Jahres".

Enorme Popularität erreichte er mit Doppelconférencen, die er anfangs mit Fritz Muliar, Heinz Conrads und Max Böhm, schließlich nur mehr mit Ernst Waldbrunn als Partner zur Aufführung brachte. Als der ORF 1960 das Ronacher als Studiobühne anmietete, übersiedelte Farkas dorthin (und mit ihm auch Max Böhm, Heinz Conrads, Gerhard Bronner und Topsy Küppers). Farkas schrieb eine große Anzahl von Drehbüchern sowie Texten für Revuen, Operetten und das Kabarett, aber auch Gedichte und Prosa ("Farkas entdeckt Amerika" [1940], "Zurück ins Morgen" [1944], "Also sprach der Weise").

Karl Farkas wurde mehrfach ausgezeichnet, seit 1965 trug er den Berufstitel Professor. Die Kulturgemeinde Neubau widmete ihm an seinem Wohnhaus in der Neustiftgasse 67–69 eine Gedenktafel, die anlässlich seines 100. Geburtstages am 27. Oktober 1993 enthüllt wurde. Sie trägt seine Worte "Lob kann man erkaufen, Neid muß man sich verdienen". 2002 wurde im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße eine Gasse nach dem Künstler benannt.

Karl-Farkas-Gasse; Gedenktafel Karl Farkas (Neustiftgasse); Gedenktafel Karl Farkas (Eroicagasse)

Quellen

Literatur

  • Karl Farkas: Ins eigene Nest. Sketches, Bilanzen, Doppelconférencen. Hg. von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau ²1991
  • Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Emigration und Heimkehr. Bd. 1: Beiträge zu Leben und Werk. Hg. von Andreas Weber. Bd. 2: Katalog zur Ausstellung. Hg. von Katharina Strasser. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 2015 [Publikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten, 4. November 2015 bis 25. März 2016]
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild. Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Georg Markus: Karl Farkas. "Schau'n Sie sich das an". Ein Leben für die Heiterkeit. Wien [u. a.]: Amalthea ³1983 S. 263 ff. (Bühnenstücke), S. 273 ff. (Rollenverzeichnis), S. 291 (Filmrollen), S. 292 ff. (Filmdrehbücher), S. 309 ff. (Bibliographie)
  • Marcus G. Patka / Alfred Stalzer [Hg.]: Alle Meschugge? Jüdischer Witz und Humor. Wien: Amalthea 2013 [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, 20. März bis 8. September 2013]
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u. a.]: Saur 1980−1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. München: Saur 1980
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Friedrich Torberg (†) über Karl Farkas († 1971): "Der unwiderruflich Letzte". Am 28. Oktober wäre der Doyen des ungarisch-jüdischen Kabaretts 90 Jahre alt geworden. In: Profil 43 (1983), S. 78−80
  • Torberg über Farkas. Zur Wiederkehr des Geburtstags von Karl Farkas. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Band 97. Wien: Museumsverein Alsergrund 1983, S. 13
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 255
  • Rudolf Weys: Cabaret und Kabarett in Wien. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1970, S. 19 ff., S. 81 ff., Register
  • Harry Zohn: "... ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur ...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 17

Weblinks