Zur goldenen Krone (7): Unterschied zwischen den Versionen

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An  der Stelle in der [[Siebensterngasse]] 19 bestand ab 1632 nahe dem "Spitalberg" mit dem Bürgerspital (heute [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]]) gelegen ein Weinhaus - beziehungsweise ein Einkehrgasthof - umgeben von Viehweiden, Äcker und Weingärten. Zusammen mit der Pfarre [[St. Ulrich (Pfarre)|St. Ulrich]] bot die noch unverbaute Umgebung der Vorstadt von Wien einen guten Ausblick auf die Festung Wien, den schon [[Kara Mustafa]] und auch Napoleon zu nutzen wussten. Im Bereich der unteren Siebensterngasse in Höhe Haus Nummer 19 und Stiftgasse 23 befanden sich die Gefechtsstände der Belagerungstruppen.
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An  der Stelle in der [[Siebensterngasse]] 19 bestand ab 1632 nahe dem "Spitalberg" mit dem Bürgerspital (heute [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]]) gelegen ein Weinhaus - [[Gaststätte|Einkehrgasthof]] - umgeben von Viehweiden, Äcker und [[Wein]]gärten. Zusammen mit der [[St. Ulrich (Pfarre)|Pfarre St. Ulrich]] bot die noch unverbaute Umgebung der [[Vorstädte|Vorstadt]] von Wien einen guten Ausblick auf die Stadt Wien, den schon [[Kara Mustafa]] und auch [[Napoleon I.]] zu nutzen wussten. Im Bereich der unteren [[Siebensterngasse]] in Höhe Haus Nummer 19 und [[Stiftgasse]] 23 befanden sich die Gefechtsstände der [[Belagerungen|Belagerungstruppen]].
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Um 1692 an der [[Siebensterngasse|Chaosischen Gasse]] gelegen, entstand das nach den [[Türkenkriege]]n ab 1700 erbaute, bis heute erhaltene, zwei Stockwerke hohe [[Bürgerhaus]] "Zur goldenen Krone" mit einer Gastwirtschaft im Erdgeschoss. Das Bürgerhaus hatte rund um einen geräumigen Innenhof gelegene Wohnungen, und einen Garten im Hinterhof, in dem ein später ein Hinterhaus errichtet wurde. Im Hinterhaus befanden sich nach einem Umbau um 1900 weitere Gästezimmer, ein Garten, und ein [[Kino]]. Die Kino-Film-Anlage und der Vorhang, der die 10 Meter breite und hohe Leinwand verdeckte, waren noch 1982 vorhanden. Das Haus Siebensterngasse 19 bildet ca. 300 Jahre nach der Erbauung mit dem unter [[Denkmalschutz]] stehenden Haus Nummer 17 ("[[Zur grünen Säule]]") ein Beispiel [[barock]]er Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.
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Der als Fundament bei der Erbauung genutzte [[Mittelalter|mittelalterliche]] Weinkeller - Überreste des Weinhauses aus dem Jahr 1632 - existierte noch 1985 in seinem Originalzustand. Der zwei Räume umfassende Keller war aus Ziegelmauerwerk und Bogengewölbe erbaut und hatte zehn große, mit Schotter gefüllte und mit Ziegel gemauerte Nischen, deren Geräumigkeit auf die Nutzung durch einen Weinbaubetrieb schließen lässt. Dieser Weinkeller lag tief unter dem Haus und war über einen langgezogenen Weg erreichbar, an dessen Ende ein Torbogen und zehn Stufen folgten.
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==Restaurant Schöner==
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Die an der Adresse bereits seit 1800 bestehende Gastwirtschaft wurde 1873 von [[Andreas Schöner|Andreas]] und Juliana Schöner übernommen und als Gasthaus "Zur Goldenen Krone" zum Stammtisch des [[Bürgermeister]]s [[Karl Lueger]]. Andreas Schöner wurde 1890 Besitzer des Hauses und engagierte sich ab etwa 1897 als [[Bezirksrat]] in [[Neubau]]. Danach übertrug er die Gastwirtschaft an seinen Sohn Andreas Carl und dessen Ehefrau [[Caroline Leopoldine Schöner|Lina]]. Diese ließen den Betrieb erst umbauen und eröffneten 1903 das "Restaurant Schöner", das im Verlauf der nächsten Jahre der Stammsitz der gesamten Gastronomenfamilie Schöner sowie der Schwiegereltern Eder wurde. Das Haus "Zur goldenen Krone" wurde zunächst 1890, dann wieder 1907 und um 1965 umfangreich renoviert, wobei 1965 zwei Dachwohnungen gebaut wurden. Am 3. Dezember 1907 fiel ein Teil des Dachstuhls einem [[Brand]] zum Opfer.<ref>Neues Wiener Journal vom 3. Dezember 1907.</ref>
  
Um 1792 an der [[Chaosische Gasse (7)|Chaosischen Gasse]] gelegen, entstand das nach den Türkenkriegen ab 1690 erbaute, bis 1837 genannte, zwei Stockwerke hohe Bürgerhaus "Zur goldenen Krone" mit der Gastwirtschaft im Erdgeschoß. Das Bürgerhaus hatte rund um einen Innenhof gelegene Wohnungen und einen Garten im Hinterhof. Das Haus Siebensterngasse 19 bildet ca. 300 Jahre später mit dem unter Denkmalschutz stehenden Haus Nummer 17 ("[[Zur grünen Säule]]") ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.  
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Das Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone" wurde nicht nur als Gastwirtschaftsbetrieb, sondern auch als Wohnhaus der Familie Schöner genutzt. Im Hof wurde Jahre später eine neue Küche errichtet. Das "Restaurant Schöner" erlangte im Laufe der Zeit als "Vorstadt-Sacher" Bekanntheit. Das bis etwa 1992 bestehende "Restaurant Schöner" (auch das "[[Schöner (Familie)|Schöner]]") war auch durch den seit der Monarchie bekannten "Schöner-Garten" mit seinem Gartensaal sehr beliebt. Neben diesem Garten, der noch heute besteht, gab es bis etwa 1990 Zimmer, die in verschiedenen Stilrichtungen ([[Barock]], [[Rokoko]], [[Biedermeier]] und modern) eingerichtet waren: das Königszimmer, das Rote, das Weiße, das Grüne und das Blaue Gästezimmer, sowie das Spiegelzimmer (auch "Glassalon"), das noch 1985 Treffpunkt der Familie [[Habsburg-Lothringen|Habsburg]] war und für deren Weihnachtsferiern genutzt wurde. Das weiße Rokoko-Zimmer hatte einen eigenen Kamin. Auch eine "Petrus Ecke", die man auf Ansichtskarten der 1930er Jahre erkennen kann, war bekannt und beliebt. Das Restaurant Schöner verfügte auch über einen Hotelbetrieb mit drei Gästezimmern im Biedermeierstil, unter anderem dem "Windsor Zimmer". Es war benannt nach dem Herzog von Windsor, dem späteren König Edward VII., der 1903 nach einer Aussage des Autors [[Milan Dubrovic]] nach einem Besuch bei Kaiser [[Franz Joseph I.]] im Restaurant Schöner speiste und sich nach dem Essen in diesem Gästezimmer im ersten Stock ausruhte. Weitere bekannte Gäste im "Schöner" waren König Alfons XIII. von Spanien, [[Engelbert Dollfuß]], [[Kurt von Schuschnigg]] oder [[Baldur von Schirach]]. Auch Prominenz aus [[Schauspieler|Schauspiel]] und [[Film]] verkehrte im "Schöner", darunter [[Hans Moser]] und die Hörbigers.
  
Am 3. Dezember 1907 ging um 21:30 über Fernsprecher Feueralarm bei der Feuerwache in Wien ein, die das Feuer des Dachstuhls des Hauses Siebensterngasse 19 bereits von der Hofburg aus sehen konnte. Der in Wien Neubau so üblich mit Schindeln gedeckte Dachstuhl fing laut Brandmeister Schiester Feuer aus ungeklärter Ursache. Es konnte schon ab um 23.15 " Brand Aus " gemeldet werden. Das Feuer wurde von der Straße aus gelöscht, aber auch über den damals geräumigen Innenhof mit Hofgalerie. Der abgebrannte Teil des Dachstuhls zur Siebensterngasse wurde wieder neu aufgebaut.<ref>Neues Wiener Journal - 3 Dezember 1907</ref>
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Als Folge der Ansiedlung der [[Sascha-Filmindustrie AG|Sascha-Film]] in der Siebensterngasse 31 entstand im Gartensaal des Restaurants Schöner ein Kino. Im ersten Stock des Hauses "Zur goldenen Krone" war dann von 1949  bis 1982 die Niederlassung der "[[Austria Wochenschau]]" (heute "Austria Film und Video GmbH") untergebracht, weshalb die Inhaber das Haus bis circa 1992 "Filmhaus" nannten.
  
Im Parterre befand sich das Geschäft des Sohnes des Bezirksrates Schöner. Mit 1903 eröffnete das Gastwirt-Ehepaar [[Caroline Leopoldine Schöner]] und der in der Siebensterngasse 19 geborene Sohn des Bezirksarztes von Neubau[[Andreas Carl Schöner]] das bis circa 1992 bestehende "Restaurant Schöner" (auch das "[[Schöner]]") mit dem bekannten "Schöner Garten". Mit dem Entstehen des Filmviertels Neubau und dem [[Sascha Kolowrat|Sascha-Film]] (Siebensterngasse 31) entstand im Gartensaal des Schöner ein Kino. Im ersten Stock des Hause Nummer 19 war eine Niederlassung der "Austria Film und Video GmbH", besser bekannt als "[[Austria Wochenschau]]". Die Inhaber nannten das Haus Siebensterngasse 19 bis circa 1992 "Im Filmhaus".
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Im Restaurant Schöner traf sich in der [[NS-Zeit]] auch eine Gruppe des [[Widerstandsbewegung|Widerstands]] gegen das [[Nationalsozialismus|NS-Regime]], die "Dienstag-Gesellschaft", die im Tagebuch von [[Josef Schöner]] und vor allem auch in den Memoiren [[Eduard Heinl|Eduard Heinls]], der sowohl in der [[Erste Republik|Ersten]] als auch in der [[Zweite Republik|Zweiten Republik]] Handelsminister war, erwähnt wird. Heinl erinnerte sich hier des Restaurants Schöner als eines Ortes, an dem sich von den Nationalsozialisten verfolgte ehemalige politischen Funktionäre trafen, und das er nach seiner Befreiung im April 1945 wieder betreten konnte: "Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht […]. Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen [] rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert […] reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung []."
  
Das noch 1952 bestehende, ebenfalls nur zwei Stockwerke hohe Haus Siebensterngasse 21 musste einem Neubau weichen und war später bis über die Jahrtausendwende hinaus eine Bankfiliale. Im Haus Nummer 19 wurden um 1965 Renovierungsarbeiten durchgeführt. Es kamen zwei Dachwohnungen dazu. Ab 1992 erfolgten durch einen neuen Inhaber der Gastwirtschaft Anpassungen der Innenräume an die Bedürfnisse der Siebensternbräu Betriebs GesmbH. Im ehemals "Gartensaal" wurde eine Bierbrauanlage eingerichtet. Die Fassade ist bis in das Jahr 2018 im Original erhalten.
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==Nachkriegszeit bis zum "Siebensternbräu"==
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Von 1945 bis 1949 war das "Schöner" ein Militär-Restaurant der in der [[Stiftkaserne]] ansässigen US-amerikanischen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Restaurant ab 1950 an neue Betreiber verpachtet. Die Familie Sperka führte das Restaurant von 1960 bis 1981, danach übernahm es Herbert Hansy, Betreiber des Landgasthofs Hansy in Gänserndorf. Um 1990 folgte eine Neuübernahme und ein Umbau in das heute bekannte, am 22. Juli 1992 eröffnete "[[Siebensternbräu]]", an dem auch [[Peter Zgonc]] mitbeteiligt war. Es erfolgten Anpassungen der Innenräume und die Einrichtung einer Bierbrauanlage im ehemaligen "Gartensaal". Die Barockassade hingegen blieb weitgehend im Original erhalten.
  
Neben dem "Schöner Garten", der noch heute besteht, gab es bis circa 1990 in verschiedene Stilrichtungen eingerichtet das Königszimmer, das Rote, das Weiße, das Grüne, das Blaue Gäste-Zimmer, sowie das Spiegelzimmer das noch 1985 Treffpunkt der Familie Habsburg war. Das Schöner hatte einen Hotelbetrieb mit einigen Gästezimmern im Biedermeierstil und das "Windsor Zimmer" (benannt nach dem Herzog von Windsor, späteren Edward VII., der 1903 nach einer Aussage des Autors [[Milan Dubrovic]] nach einem Besuch bei Kaiser [[Franz Joseph I.]] im Schöner speisen war. Nach dem Essen ruhte sich der der Herzog in einem Gästezimmer im ersten Stock aus, was dem Zimmer den Namen gab). Der mittelalterliche Weinkeller bestand noch 1985.
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==Literatur==
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* Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992
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* Eduard Heinl: Über ein halbes Jahrhundert - Zeit und Wirtschaft. Wien: Wilhelm Braumüller 1948
  
== Einzelnachweise ==  
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==Referenzen==  
 
<references />
 
<references />

Aktuelle Version vom 20. November 2023, 12:18 Uhr

Das Haus "Zur goldenen Krone" (zuvor "Restaurant Schöner") um 1960.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1700
Datum bis 1992
Andere Bezeichnung Bürgerhaus zur Goldenen Krone
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Relief einer Krone in der Fassade an der Vorderseite.
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 55947
GND
WikidataID
Objektbezug Siebensternbräu
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 20.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Haus Goldene Krone mit ehemals Restaurant Schöner-Foto 1960.jpg
Bildunterschrift Das Haus "Zur goldenen Krone" (zuvor "Restaurant Schöner") um 1960.
  • 7., Siebensterngasse 19

Frühere Adressierung

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

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48° 12' 7.87" N, 16° 21' 12.75" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Restaurant Schöner, die Petrus Ecke, um 1930
Das Emblem der Familie Schöner und der Stammsitz in einer Info, 1932
Restaurant Schöner, Wien VII, Der Schöner Garten um 1930
Speisekarte, Restaurant Schöner, 1920
Alte Karte mit dem Logo des Restaurant Schöner, Wien Neubau
Blaues Zimmer, 1920
Rotes Zimmer mit Blick auf das Blaue Zimmer um 1936
Restaurant Schöner, Wien VII, Gastgarten 1930
Restaurant Schöner (1992)

An der Stelle in der Siebensterngasse 19 bestand ab 1632 nahe dem "Spitalberg" mit dem Bürgerspital (heute Spittelberg) gelegen ein Weinhaus - Einkehrgasthof - umgeben von Viehweiden, Äcker und Weingärten. Zusammen mit der Pfarre St. Ulrich bot die noch unverbaute Umgebung der Vorstadt von Wien einen guten Ausblick auf die Stadt Wien, den schon Kara Mustafa und auch Napoleon I. zu nutzen wussten. Im Bereich der unteren Siebensterngasse in Höhe Haus Nummer 19 und Stiftgasse 23 befanden sich die Gefechtsstände der Belagerungstruppen.

Um 1692 an der Chaosischen Gasse gelegen, entstand das nach den Türkenkriegen ab 1700 erbaute, bis heute erhaltene, zwei Stockwerke hohe Bürgerhaus "Zur goldenen Krone" mit einer Gastwirtschaft im Erdgeschoss. Das Bürgerhaus hatte rund um einen geräumigen Innenhof gelegene Wohnungen, und einen Garten im Hinterhof, in dem ein später ein Hinterhaus errichtet wurde. Im Hinterhaus befanden sich nach einem Umbau um 1900 weitere Gästezimmer, ein Garten, und ein Kino. Die Kino-Film-Anlage und der Vorhang, der die 10 Meter breite und hohe Leinwand verdeckte, waren noch 1982 vorhanden. Das Haus Siebensterngasse 19 bildet ca. 300 Jahre nach der Erbauung mit dem unter Denkmalschutz stehenden Haus Nummer 17 ("Zur grünen Säule") ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.

Der als Fundament bei der Erbauung genutzte mittelalterliche Weinkeller - Überreste des Weinhauses aus dem Jahr 1632 - existierte noch 1985 in seinem Originalzustand. Der zwei Räume umfassende Keller war aus Ziegelmauerwerk und Bogengewölbe erbaut und hatte zehn große, mit Schotter gefüllte und mit Ziegel gemauerte Nischen, deren Geräumigkeit auf die Nutzung durch einen Weinbaubetrieb schließen lässt. Dieser Weinkeller lag tief unter dem Haus und war über einen langgezogenen Weg erreichbar, an dessen Ende ein Torbogen und zehn Stufen folgten.

Restaurant Schöner

Die an der Adresse bereits seit 1800 bestehende Gastwirtschaft wurde 1873 von Andreas und Juliana Schöner übernommen und als Gasthaus "Zur Goldenen Krone" zum Stammtisch des Bürgermeisters Karl Lueger. Andreas Schöner wurde 1890 Besitzer des Hauses und engagierte sich ab etwa 1897 als Bezirksrat in Neubau. Danach übertrug er die Gastwirtschaft an seinen Sohn Andreas Carl und dessen Ehefrau Lina. Diese ließen den Betrieb erst umbauen und eröffneten 1903 das "Restaurant Schöner", das im Verlauf der nächsten Jahre der Stammsitz der gesamten Gastronomenfamilie Schöner sowie der Schwiegereltern Eder wurde. Das Haus "Zur goldenen Krone" wurde zunächst 1890, dann wieder 1907 und um 1965 umfangreich renoviert, wobei 1965 zwei Dachwohnungen gebaut wurden. Am 3. Dezember 1907 fiel ein Teil des Dachstuhls einem Brand zum Opfer.[1]

Das Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone" wurde nicht nur als Gastwirtschaftsbetrieb, sondern auch als Wohnhaus der Familie Schöner genutzt. Im Hof wurde Jahre später eine neue Küche errichtet. Das "Restaurant Schöner" erlangte im Laufe der Zeit als "Vorstadt-Sacher" Bekanntheit. Das bis etwa 1992 bestehende "Restaurant Schöner" (auch das "Schöner") war auch durch den seit der Monarchie bekannten "Schöner-Garten" mit seinem Gartensaal sehr beliebt. Neben diesem Garten, der noch heute besteht, gab es bis etwa 1990 Zimmer, die in verschiedenen Stilrichtungen (Barock, Rokoko, Biedermeier und modern) eingerichtet waren: das Königszimmer, das Rote, das Weiße, das Grüne und das Blaue Gästezimmer, sowie das Spiegelzimmer (auch "Glassalon"), das noch 1985 Treffpunkt der Familie Habsburg war und für deren Weihnachtsferiern genutzt wurde. Das weiße Rokoko-Zimmer hatte einen eigenen Kamin. Auch eine "Petrus Ecke", die man auf Ansichtskarten der 1930er Jahre erkennen kann, war bekannt und beliebt. Das Restaurant Schöner verfügte auch über einen Hotelbetrieb mit drei Gästezimmern im Biedermeierstil, unter anderem dem "Windsor Zimmer". Es war benannt nach dem Herzog von Windsor, dem späteren König Edward VII., der 1903 nach einer Aussage des Autors Milan Dubrovic nach einem Besuch bei Kaiser Franz Joseph I. im Restaurant Schöner speiste und sich nach dem Essen in diesem Gästezimmer im ersten Stock ausruhte. Weitere bekannte Gäste im "Schöner" waren König Alfons XIII. von Spanien, Engelbert Dollfuß, Kurt von Schuschnigg oder Baldur von Schirach. Auch Prominenz aus Schauspiel und Film verkehrte im "Schöner", darunter Hans Moser und die Hörbigers.

Als Folge der Ansiedlung der Sascha-Film in der Siebensterngasse 31 entstand im Gartensaal des Restaurants Schöner ein Kino. Im ersten Stock des Hauses "Zur goldenen Krone" war dann von 1949 bis 1982 die Niederlassung der "Austria Wochenschau" (heute "Austria Film und Video GmbH") untergebracht, weshalb die Inhaber das Haus bis circa 1992 "Filmhaus" nannten.

Im Restaurant Schöner traf sich in der NS-Zeit auch eine Gruppe des Widerstands gegen das NS-Regime, die "Dienstag-Gesellschaft", die im Tagebuch von Josef Schöner und vor allem auch in den Memoiren Eduard Heinls, der sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik Handelsminister war, erwähnt wird. Heinl erinnerte sich hier des Restaurants Schöner als eines Ortes, an dem sich von den Nationalsozialisten verfolgte ehemalige politischen Funktionäre trafen, und das er nach seiner Befreiung im April 1945 wieder betreten konnte: "Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht […]. Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen […] rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert […] reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung […]."

Nachkriegszeit bis zum "Siebensternbräu"

Von 1945 bis 1949 war das "Schöner" ein Militär-Restaurant der in der Stiftkaserne ansässigen US-amerikanischen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Restaurant ab 1950 an neue Betreiber verpachtet. Die Familie Sperka führte das Restaurant von 1960 bis 1981, danach übernahm es Herbert Hansy, Betreiber des Landgasthofs Hansy in Gänserndorf. Um 1990 folgte eine Neuübernahme und ein Umbau in das heute bekannte, am 22. Juli 1992 eröffnete "Siebensternbräu", an dem auch Peter Zgonc mitbeteiligt war. Es erfolgten Anpassungen der Innenräume und die Einrichtung einer Bierbrauanlage im ehemaligen "Gartensaal". Die Barockassade hingegen blieb weitgehend im Original erhalten.

Literatur

  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992
  • Eduard Heinl: Über ein halbes Jahrhundert - Zeit und Wirtschaft. Wien: Wilhelm Braumüller 1948

Referenzen

  1. Neues Wiener Journal vom 3. Dezember 1907.