Sascha-Filmindustrie AG

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Plakat des Film "Wien im Krieg - Ein ernstes und heiteres Zeitbild in 4 Akten" (Sascha-Film, 1916) unter der Regie von Fritz Freisler
Daten zur Organisation
Art der Organisation Filmindustrie
Datum von 1910
Datum bis 1938
Benannt nach Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky
Prominente Personen Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky
PageID 56114
GND
WikidataID
Objektbezug Wien-Film, Tobis-Sascha-Filmindustrie AG, Zwischenkriegszeit
Quelle
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Letzte Änderung am 26.01.2021 durch WIEN1.lanm09mer
Bildname Sascha Film 1.jpg
Bildunterschrift Plakat des Film "Wien im Krieg - Ein ernstes und heiteres Zeitbild in 4 Akten" (Sascha-Film, 1916) unter der Regie von Fritz Freisler

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Frühere Adressierung
  • Sascha-Filmfabrik (1910, bis: 1912)
  • Sascha-Filmindustrie AG (1912, bis: 1933)
  • Tobis-Sascha-Filmindustrie AG (1933, bis: 1938)

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48° 14' 57.57" N, 16° 19' 31.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Süden gegen die Nervenheilanstalt (um 1930)
Filmplakat "Sodom und Gomorrha" (1922)
Filmatelier der Wien-Film GmbH, ehemals Sascha-Filmindustrie AG (19., Sieveringer Straße 135)
Ansicht der Produktionsstätten der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG (ab 1938 Wien-Film) in den Filmateliers Rosenhügel (um 1938)
Filmateliers Rosenhügel. Flugbild von Westsüdwesten (um 1930)
Kulissenaufbau für den Film "Sodom und Gomorrha" in 10., Laaer Berg (1922)

Die Sascha-Filmindustrie AG (Firmensitz 20., Treustraße 76) war die größte österreichische Filmproduktionsgesellschaft der Stummfilmzeit und der frühen Tonfilmzeit. 1910 von Alexander Sascha Kolowrat als Sascha-Filmfabrik in Pfraumberg in Böhmen gegründet, wurde das Unternehmen 1912 nach Wien verlegt. Nach der Fusion mit dem Filmverleiher Philipp & Pressburger am 10. September 1918 wurde das Unternehmen zur Sascha-Filmindustrie AG umgewandelt. Ab dem Gesellschaftseintritt des deutsche Tobis-Tonbild-Syndikats 1933 firmierte die Firma unter dem Namen Tobis-Sascha-Filmindustrie AG. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich1938 ging das Unternehmen in den Besitz der Nationalsozialisten über und wurde als Wien-Film GmbH neugegründet.

Unter der Produktionsleitung von Sascha Kolowrat beziehungsweise der Sascha-Film wurden zahllose Dokumentar-, Kultur-, Werbe- und Spielfilme gedreht, wobei das Unternehmen für, an US-Produktionen orientierten, Monumentalfilme bekannt war, von denen unter anderem Alexander Kordas "Prinz und Bettelknabe" (1920), Michael Kertesz' (der später in Hollywood als Michael Curtiz Karriere als Filmregisseur machte) "Sodom und Gomorrha" (1922), "Der junge Medardus" (1923) und "Die Sklavenkönigin" (1924), sowie "Cafe Electric" (1927) in die Filmgeschichte eingingen. Das Unternehmen stieg damit zu einem der erfolgreichsten europäischen Filmproduzenten auf.

Der Sascha-Filmindustrie AG gehörten auch einige Kinos wie das Eos-Kino. Kolowrat selbst besuchte gern Münstedts Kinopalast, das Burg- und das Opernkino.

Sieveringer Filmatelier

Noch 1914 wurde auf den Gründen des Café Mirabell in Wien-Sievering, 19., Sieveringer Straße 135 als erstes Großatelier Österreichs das Sascha-Filmatelier errichtet und 1915 in Betrieb genommen. 1933 wurde es von der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG und ab 1938 von deren Nachfolgefirma Wien-Film übernommen. 1948 wurde im Garten ein Denkmal für Kolowrat enthüllt.

Da die Regierung bereits knapp nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs die propagandistischen Möglichkeiten des Films erkannte, wurde Kolowrat dem k. u. k. Kriegspressequartier zugeteilt und beauftragt, mit seiner Firma Propagandafilme zu drehen; gleichzeitig erhielt er die erforderlichen Materialien zur Fertigstellung des Sieveringer Filmateliers. Er drehte (gemeinsam mit der Berliner Firma Oskar Meßter) die ersten Wochenschauen, außerdem (neben zahlreichen Kurzfilmen) den Großfilm „Wien im Krieg". Konkurrenz erhielt Kolowrat durch die Filmfirma Dreamland (die Ateliers auf der Hohen Warte baute, jedoch nur bis 1927 bestand) und die Vita-Film von Anton Kolm und Jakob Julius Fleck (die 1919-1923 Ateliers auf dem Rosenhügel errichtete; 1938 wurden diese von der Wien-Film übernommen)

Da manche der Kulissen für das Sieveringer Filmatelier zu groß waren, wurden manche Dreharbeiten ausgelagert. So ließ die Sascha-Film 1920 im Prater westlich der Rotunde zum Zwecke von Filmaufnahmen "Alt-London" errichten, ähnlich der Kulissenstadt Venedig in Wien. Zudem wurden Kulissen in einer "Filmstadt" auf dem Laaer Berg im 10. Bezirk aufgebaut, an die die heutige Filmteichstraße erinnert.

Filmstadt am Laaer Berg

1922 entstand am Laaer Berg eine Filmstadt der Sascha-Film, wo bis 1925 die Außenaufnahmen zu drei klassischen Monumentalfilmen gedreht wurden:

  • "Sodom und Gomorrha" (Untertitel: "Die Legende von Sünde und Strafe", Englisch: "Queen of Sin and the Spectacle of Sodom and Gomorrha"): Der 1922 gedrehte Monumentalstummfilm ist ein Frühwerk von Michael Kertesz (Mihaly Kertész). Da die gigantischen Kulissen (darunter der Turm zu Babel, das größte Filmbauwerk der österreichischen Filmgeschichte von Artur Berger und Emil Stepanek) zu groß für die Filmstudios der Sascha-Film in Sievering waren, wurde der Film auf dem Laaer Berg gedreht. Mehrere tausend (je nach Angabe 3.000 bis 14.000) Darsteller, Komparsen und Mitarbeiter waren an der größten und teuersten Filmproduktion der österreichischen Filmgeschichte beschäftigt. Unter den Statisten befanden sich eigenen Angaben nach Willi Forst, Hans Thimig, Paula Wessely und Béla Balázs.
  • "Der junge Medardus", 1923 nach Arthur Schnitzler, ebenfalls in der Regie von Mihaly Kertész, der am 5. Oktober 1923 uraufgeführt wurde. Mit einer Länge von 3.400 Metern dauerte der Film zweieinhalb Stunden und wurde mit einem Schulverbot belegt.
  • "Die Sklavenkönigin" (Englisch: "The Moon of Israel" nach einem Roman von Henry Rider Haggard), 1924: Der auch unter der Regie von Mihaly Kertész entstandene Monumentalfilm erzählt die biblische Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Rund 5.000 Statisten wirkten an dem Film mit, bei dem wiederum Artur Berger und Emil Stepanek für die Kulissen sowie Remigius Geyling für die Kostüme verantwortlich zeichneten. Auch dieser Film gilt als einer der teuersten Filme der österreichischen Filmgeschichte. Die Filmpremiere fand am 24. Oktober 1924 im für diesen Anlass altägyptisch dektorierten Eos-Kino statt, das zur Sascha-Film gehörte. Am 26. Februar 2005 konnte der lange verschollen geglaubte Film in einer restaurierten und vollständigen Fassung im Metro Kino erstmals aufgeführt.

Quellen

Literatur

  • Lexikon der Filmbegriffe: Sascha-Film [Stand: 03.04.2020]
  • 20er Jahre: Sascha-Film [Stand: 03.04.2020]
  • Musiklexikon online: Wien-Film GmbH [Stand: 03.04.2020]
  • Robert von Dassanowsky: Austrian Cinema: A History. Jefferson (NC) / New York: McFarland 2005
  • Günter Krenn: Der bewegte Mensch – Sascha Kolowrat. In: Elektrische Schatten. Beiträge zur österreichischen Stummfilmgeschichte. Wien: Filmarchiv Austria 1999, S. 37-46
  • Hannes Leidinger: Die Italienfront im österreichischen Film 1915-1918. In: Robert Kriechbaumer / Wolfgang Müller u. a. [Hg.]: Politik und Militär im 19. und 20. Jahrhundert. Österreichische und europäische Aspekte. Festschrift für Manfried Rauchensteiner. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2017, S. 139-150
  • Peter Payer: Vergessene Traumfabriken. In: derstandard.at, 02.04.2016 [Stand: 03.04.2020]
  • Gerhard Renner: Der Anschluss der österreichischen Filmindustrie seit 1934. In: Oliver Rathkolb u. a. [Hg.]: Die veruntreute Wahrheit. Hitlers Propagandisten in Österreich 1938. Salzburg 1988 (Schriftenreihe des Arbeitskreises für historische Kommunikationsforschung, 1), S. 1-34
  • Christian F. Winkler: Wien-Film. Träume aus Zelluloid. Die Wiege des österreichischen Films. Erfurt: Sutton 2007
  • Friedrich Pruss von Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Berlin: Rembrandt 1956