Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung für Nervenkranke in Wien: Unterschied zwischen den Versionen

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*[[Max Wilhelm Kohler]], *27. August 1886 Wien, † 20. September 1966 Wien, Jurist
 
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*[[Oskar Kopetzky]], 30.12. 1873 Wien, † 26.8.1963, Arzt,  Stadtphysikus
 
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*[[Mauritius Maria Koritschoner]], *4. August 1863 Wien, † 12. Juli 1941 Wien, Arzt,  Laryngologe, Universitätsassistent
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*[[Mauritius Maria Koritschoner]], * 3. August 1863 Wien, † 12. Juli 1941 Wien, Arzt,  Laryngologe, Universitätsassistent
 
*[[Wilhelm Latzko]], 3. März 1863 Wien, † 12. Februar 1945 New York, USA,  Arzt,  Gynäkologe, Geburtshelfer
 
*[[Wilhelm Latzko]], 3. März 1863 Wien, † 12. Februar 1945 New York, USA,  Arzt,  Gynäkologe, Geburtshelfer
 
*[[Emil Wolf]] *24.6.1864 Brünn, †31.10.1942 KZ Theresienstadt,  Jurist, Konsulent
 
*[[Emil Wolf]] *24.6.1864 Brünn, †31.10.1942 KZ Theresienstadt,  Jurist, Konsulent

Version vom 11. Mai 2020, 10:23 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Stiftung
Datum von 1907
Datum bis
Benannt nach Nathaniel Mayer Anselm Rothschild
Prominente Personen
PageID 65167
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdische Geschichte
Quelle
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Die Gründung der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke wurde am 28. Februar 1907 verlautbart und laut Stiftbrief als "letztwillige Anordnung" des am 13. Juni 1905 verstorbenen Nathaniel Mayer Anselm von Rothschild ins Leben gerufen. Sie wurde 1939 von den Nationalsozialisten in ihrer Rechtspersönlichkeit aufgelöst und ihr Vermögen, bestehend aus Wertpapieren, Bargeld und Liegenschaften, abzüglich eines von Reichskommissar und Gauleiter Josef Bürckel beschlagnahmten Vermögensanteils in die Stadt Wien eingewiesen. Am 25. Juli 1956 wurde die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung sie mit Beschluss der Wiener Landesregierung auf Grund des Wiener Stiftungs- und Fonds-Reorganisationsgesetzes vom 21. Oktober 1955[1] mit Bescheid der Wiener Landesregierung, Zl. Magistratsabteilung 62 - Wahlen und verschiedene Rechtsangelegenheiten. Abt.-I/St-17/56 vom 25. Juli 1956 von Amts wegen in ihrer Rechtspersönlichkeit wieder hergestellt.

Errichtung der Stiftung

Der Gründer der Stiftung war Nathaniel Mayer Anselm Rothschild, „Hausbesitzer“, der im 68. Lebensjahr am 13. Juni 1905 verstarb. Er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an, war ledig und hinterließ keine Kinder. Seine letzte Wohnadresse war 4., Theresianumgasse 14.[2]. Am 3. Jänner 1900 verfasste Nathaniel Freiherr von Rothschild ein Testament. Darin setzte er seinen Bruder Albert Salomon Freiherrn von Rothschild als Universalerben „und im Falle seines Versterbens seine ehelichen, männlichen agnatischen Descendenten gleichfalls nach Stämmen“ ein. Im Artikel IV des Testamentes verfügte Rothschild über eine „Wohltätigkeitsstiftung per 10 Millionen Gulden“[3], die seinen Namen haben sollte und die „Versorgung jener unglücklichen Menschen im Auge“ hatte „welche wegen chronischer oder unheilbarer Leiden erwerbsunfähig und mittellos sind und welche in Spitälern keine Aufnahme finden“ oder nichtun geheilt entlassen wurden. [4] Im 1. Kodizill vom 4. Februar 1900 verfügte Rothschild über eine Änderung dieses Artikels IV des Testamentes, in dem er die Errichtung einer nach ihm benannten Stiftung, ausgestattet mit einem Kapital von 20. Millionen Kronen, bestimmte. Das Kapital hatte "für immerwährende Zeiten intakt zu bleiben“. In einem Zeitrahmen von sechs Monaten nach seinem Tod müsse das Kapital „in guten Wertpapieren“ aus dem Nachlass zu „den Cursen“ seines Todestages beim Bankhaus S. M. von Rothschild in Wertpapieren angelegt werden. Aus den Zinserträgnissen waren nach „Maßgabe der zur Verfügung stehenden Summen“ Anstalten für Nervenkranke zu in Wien oder in der Nähe Wiens zu errichten. Diese sollten „nach dem Pavillonsystem“ für ca. jeweils 50 Patienten ohne Unterschied der Konfession erbaut werden und an jedem Pavillon der Name des Stifters „ersichtlich“ sein [5] Die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung für Nervenkranke wurde am 28. Februar 1907 gegründet. [6]

Stiftungszweck

Der Stiftungszweck lautete laut Stiftbrief und Statut "Aufnahme von mittellosen Nervenleidenden". Im Stiftbrief ist genauestens beschrieben, wie das Stiftungskapital einzusetzen war und dass nur Nervenkranke, aber keine "Epileptiker" und "Geisteskranke" und nur österreichische Staatsbürger "ohne Unterschied der Konfession" in die Anstalten aufgenommen werden dürfen. Die Anstalten mussten in Wien oder in der Nähe Wiens sein und über modernste Behandlungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kranken verfügen.[7] in der Sitzung des Kuratoriums am 30. Jänner 1935 beantragte das Kuratoriumsmitglied Julius Wagner-Jauregg eine Änderung des Stiftbriefes: Ausgeschlossen von der Aufnahme waren "Geisteskranke", (...) die wegen ihres geistigen Zustandes über das durch die Hausordnung bestimmte Maß hinaus in ihren freien Bewegungen und Verfügungen und im Gebrauch ihrer bürgerlichen Rechte beschränkt werden müssen und unheilbare Epileptiker"[8]

Das Kuratorium der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke

Laut Statut, § 1 von 1907[9] wurde bestand das ist die Stiftung von einem 12-köpfigen Kuratorium aus zu verwalten 12 Mitgliedernt „und zwar aus: 1. . Denr Vorsitzende war übernimmt Herrn Albert Freiherrn von ein von Rothschild, beziehungsweise dessen Rechtsnachfolger als Vorsitzenden oder an ihrer statt einem von denselben auf Wunsch ernannten Stellvertreter; 2. acht von Herrn Albert Freiherrn von Rothschild, beziehungsweise dessen Rechtsnachfolger auf Widerruf ernannten Kuratoren, unter denenbestimmter Rechtsnachfolger nach Nathaniel Mayer Anselm Rothschild. Weitere acht Kuratoriumsmitglieder mussten sollten von Rothschild ernannt werden, „unter denen sich mindestens zwei Ärzte und ein technischer Sachverständiger befinden“ müssenussten. 3. drei Kuratoren, von denen je einer vom Herrn Statthalter von Niederösterreich, vom Herrn Landmarschall für Niederösterreich und vom Bürgermeister der Stadt Wien im Einvernehmen mit Herrn Albert Freiherrn von Rothschild beziehungsweise seinem Rechtsnachfolger zu ernennen ist“. Drei weitere Kuratoren wurden nicht von Rothschild bestimmt, sondern ein Ein weiteres Mitglied wurde vom k.k. Statthalter von Niederösterreich, eines vom Niederösterreichischen Landmarschall und eines vom Bürgermeister der Stadt Wien. 1907 waren unter diesen acht Mitgliedern Ärzte, ein Architekt und ein Prokurist. Die Kuratoren mussten österreichische Staatsbürger sein, übten ihre Ämter als Ehrenämter ausunentgeltlich aus, erhielten aber für besondere Aufgaben wie z. B. Studienreisen eine Entschädigung und waren jeweils auf drei Jahre bestellt. 1907 waren unter diesen acht Mitgliedern fünf Ärzte, ein Architekt, ein Rechtsanwalt und ein Prokurist. [10]

Mitglieder des Kuratoriums 1907

  • Albert Salomon Anselm von Rothschild, * 29. Oktober 1844 Wien, † 11. Februar 1911 Wien, Bankier.[11]Der Universalerbe und Testamentsvollstrecker Nathaniel Freiherr von Rothschilds Albert Freiherr von Rothschild setzte folgende Mitglieder des Kuratoriums ein:
  • Josef Breuer, * 15. Jänner 1842 Wien, † 20. Juni 1925 Wien, Arzt, Internist, Physiologe, Psychoanalytiker[12]
  • Rudolf Chrobak, * 8. Juli 1843 Troppau, † 1. Oktober 1910 Wien, Arzt, Gynäkologe
  • Karl König, * 3. Dezember 1841 Wien, † 27. April 1915 Wien, Architekt
  • Leopold Oser, *27. Juni 1839 Nikolsburg, † 22. August 1910 Wien, Arzt, Internist
  • Heinrich Obersteiner, *13. November 1847, † 19. November 1922, Arzt, Neurologe, Psychiater
  • Adolf Stein, * 29. Juli 1838 Neurausnitz, Mähren, † 25. Dezember 1937 Wien
  • Philipp Stiedry, * 23.Okober 1845 Benischau, Tschechische Republik, † 23. Oktober 1907 WienEinzelprokurist des Bankhauses S. M. von Rothschild[13]
  • Julius Wagner-Jauregg, * 7. März 1857 Wels, † 25. September 1940 Wien, Arzt, Psychiater

Weitere Personen, die ernannt wurden:

Das Kuratorium 1923

Als Folge der Errichtung des Bundeslandes Wien 1922 , fiel die stiftungsbehördliche Aufsicht an den Wiener Magistrat als Landesbehörde. Mit einem Schreiben der Niederösterreichischen Landesregierung vom Am 4. Juni 1923 kam es zu einer Änderung bei der Stiftungsbehörde: „Von der niederösterreichischen Landesregierung, selbständiger Wirkungsbereich, als Stiftungsbehörde wurde beurkundet, dass die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung für Nervenkranke „nunmehr unter die stiftungsbehördliche Aufsicht des Wiener Magistrates als politischer Landesbehörde fällt.“[15] Im Jahr 1923 bestand das Kuratorium aus 12 Mitgliedern, die eine Funktionsdauer von drei Jahren hatten. Vorsitzender war Alphonse Mayer von Rothschild, * 15. Februar 1878 Wien, † 1. September 1942, Jurist, Vorsitzender des Kuratoriums, in dessen Einvernehmen weitere acht Mitglieder, ein Angehöriger der ehemaligen Niederösterreichischen Statthalterei, sowie zwei vom Bürgermeister der Stadt Wien ernannte Personen, zu dieser Zeit Julius Tandler und Obermagistratstrat Jakob Dont (Jurist), * 29. Dezember 1864 Wien, † 5. Februar 1946 fungierten.[16]

Mitglieder des Kuratoriums 1935

  • Alphonse Mayer von Rothschild, Jurist, * 15. Februar 1878 in Wien, verstorben 01. September 1942 in den USA.
  • Carl Fleischmann, *30. März 1859 Bukowa, Dobisch, Böhmen, † 1941 Kew Gardens Richmond, England, Arzt, Gynäkologe
  • Otto Fuchs (Jurist), *12. Dezember 1875 Prag, Todesdatum nicht bekannt, Prokurist des Bankhauses S. M. Rothschild
  • Julius Wagner-Jauregg
  • Max Wilhelm Kohler, *27. August 1886 Wien, † 20. September 1966 Wien, Jurist
  • Oskar Kopetzky, 30.12. 1873 Wien, † 26.8.1963, Arzt, Stadtphysikus
  • Mauritius Maria Koritschoner, * 3. August 1863 Wien, † 12. Juli 1941 Wien, Arzt, Laryngologe, Universitätsassistent
  • Wilhelm Latzko, 3. März 1863 Wien, † 12. Februar 1945 New York, USA, Arzt, Gynäkologe, Geburtshelfer
  • Emil Wolf *24.6.1864 Brünn, †31.10.1942 KZ Theresienstadt, Jurist, Konsulent

Mitglieder des Kuratoriums 1938

  • Alphonse Mayer von Rothschild , Vorsitzender bis 1938
  • Jakob Dont, kein Nachweis für eine Mitgliedschaft beim Kuratorium 1938.
  • Carl (Karl) Fleischmann: quellenmäßig belegtes Mitglied und erster Vizepräsident des Kuratoriums der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke 1938; 1938 Flucht nach England
  • Otto Fuchs, quellenmäßig belegtes Mitglied und Schatzmeister der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke 1938; 1939 Flucht nach Frankreich
  • Max Kohler, kein Nachweis für eine Mitgliedschaft beim Kuratorium 1938.
  • Oskar Kopetzky: quellenmäßig belegtes Mitglied des Kuratoriums der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke 1938
  • Mauritius Maria Koritschoner, kein Nachweis für eine Mitgliedschaft beim Kuratorium 1938.
  • Wilhelm Latzko, quellenmäßig belegtes Mitglied und zweiter Vizepräsident des Kuratoriums der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke 1938; 1939 Flucht in die USA
  • Julius Wagner-Jauregg, quellenmäßig belegtes Mitglied und nach Flucht Rothschilds Präsident des Kuratoriums der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke 1938
  • Emil Wolf kein Nachweis für eine Mitgliedschaft beim Kuratorium 1938.

Neu hinzu kam: Otto Pötzl, *29. Oktober 1877 Wien, † 1. April 1962 Wien, Arzt, Neurologe, Psychiater, Nachfolger von Wagner Jauregg als Klinikvorstand der Psychiatrisch - Neurologischen Universitätsklinik in Wien. [17] und weitere Wiener Ärzte.

Die Liegenschaften der Stiftung

Gemäß Stiftbrief wurden für Nervenkranke österreichische Staatsbürger zwei Heilanstalten errichtet:

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution

Die Auflösung und Arisierung 1938 bis 1939

Die Arisierung und Restitution der Liegenschaften werden in den Artikeln Neurologisches Krankenhaus und Maria-Theresien-Schlössel (19, Hofzeile) behandelt. (Diese Artikel entsprechen derzeit noch nicht dem neuesten Forschungsstand!) Nach einer Unterredung im Amt des Reichsstatthallters in Österreich am 6. September 1938 wurde das Kuratorium der Rothschildstiftung neu aufgestellt. Nicht wie noch am 17. August 1938 geplant, sollte es aus Mitgliedern des Amtes für Volksgesundheit und auch nicht aus "Beauftragten des NS-Ärzteführers", sondern nur aus dem "Stadtmagistrat in Wien" bestehen. Im Zuge der „Neugestaltung der Wiener Stiftungen“ durch die nationalsozialistische Behörde "Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände“ kam die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung 1938 unter kommissarische Verwaltung und wurde mit Bescheid des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten vom 5. Jänner 1939 aufgelöst und ihr gesamtes Vermögenin die Gemeinde Wien eingewiesen, die auch die Passiva in der Höhe von 26.398,50 Reichsmark übernahm. Für die Einweisung beider Liegenschaften wurden an die Behörde Stillhaltekommissar 651.250 Reichsmark an Aufbauumlage und Verwaltungsgebühr bezahlt. [18] Dieses Vermögen wurde 1938 mit einer Höhe von 4,6 Millionen Reichsmark bewertet und setzte sich aus folgenden Werten zusammen:

  • Bargeld und Wertpapiere: 700.000 Reichsmark.
  • Liegenschaft 13., Riedelgasse 5, Katastralgemeinde Rosenberg, EZ 1: 2,5 Millionen Reichsmark.
  • Liegenschaft 19., Hofzeile 18-20, Katastralgemeinde Oberdöbling, EZ 181: 1,4 Millionen Reichsmark.[19] In dem Akt der Vermögensentziehungsanmeldeverordnung vom 3. November 1946 wurden die Wertpapiere mit 1.048.796,82 Reichsmark bewertet und das Inventar mit 289.440,34 Reichsmark.[20]

Der Verkauf eines Areals der Liegenschaft 13., Riedelgasse 5, Katastralgemeinde Rosenberg, EZ 1

Dieses Areal umfasste 67.000 m2 und wurde 1942 von der neuen Eigentümerin Stadt Wien an die Wien Film Ges.m.b.H (siehe Wien-Film) um 373.000 Reichsmark verkauft und zudem erhielt die Stadt Wien 500.000 Reichsmark für die „Beeinträchtigung der städtischen Nervenheilanstalt Rosenhügel und die (…) gärtnerische Umgestaltung“. Dadurch wurde das Stiftungsvermögen um diese Liegenschaft verringert. [21]

Die Wiederherstellung der Stiftung und der Rückstellungsvergleich 1956 bis 1962

Auf Grund des Wiener Stiftungs- und Fonds-Reorganisationsgesetzes vom 21. Oktober 1955 wurde die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung mit Bescheid der Wiener Landesregierung vom 25. Juli 1956 von Amts wegen in ihrer Rechtspersönlichkeit wieder hergestellt. Mit Bezug auf das Recht der Stiftungsbehörde zur Vornahme von Änderungen hinsichtlich der Organisation wurde die Stiftung "mangels eines bestehenden Stiftungsorgans" der Verwaltung durch den Wiener Magistrat unterstellt[22]. In der Folge stellte die Stiftung, vertreten durch die Magistratsabteilung 12, gegen die Gemeinde Wien, vertreten durch die Magistratsabteilung 65, einen Rückstellungsantrag auf die ihr entzogenen Liegenschaften, sowie auf Bargeld und Wertpapiere nach dem Dritten Rückstellungsgesetz. Der Streitwert betrug 5.230.000,00 Schilling.[23]. Die Gemeinde Wien erkannte zwar in ihrer Gegenäußerung den Anspruch auf Rückstellung der Liegenschaften der beiden Heilanstalten an, verlangte aber die Präzisierung der Forderungen hinsichtlich des beweglichen Vermögens und bezüglich der Aufrechnung von Erträgnissen eine „außergerichtliche Regelung“[24]. Die beiden Parteien schlossen erst am 21. November 1962 folgenden Rückstellungsvergleich:

  • Die beiden Liegenschaften 13., Riedelgasse 5, Katastralgemeinde Rosenberg, EZ 1 und 19., Hofzeile 18-20, Katastralgemeinde Oberdöbling, EZ 181 wurden mit Ausnahme des Areals der Wien Film Ges.m.b.H an die Nathaniel Freiherr von Rothschild Stiftung für Nervenkranke zurückgestellt, blieben weiter in Benützung der Stadt Wien und der Stadt Wien wurde ein Vorkaufsrecht grundbücherlich einverleibt.
  • Die Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung verzichtete auf die „Herausgabe von Erträgnissen“.
  • Die Stadt Wien verzichtete auf den „Ersatz der Aufwendungen für die ordentliche Bewirtschaftung und Erhaltung der Anstalten“.
  • Das gesamte Inventar der beiden Heilanstalten verblieb im Eigentum der Stadt Wien.
  • Für die „Wertminderung“ des der Wien Film Ges.m.b.H. verkauften Areals im Ausmaß von 67.000 m2 und den Vermögensentzug der Wertpapiere und Bargeld in Aufrechnung des Verzichts auf den Ersatz von Aufwendungen zahlte die Stadt Wien an die Stiftung 500.000,00 Schilling.[25].

Die Stiftung in der Verwaltung der Stadt Wien ab 1956

1981 lief im Wiener Gemeinderat eine politische Debatte um eine mögliche Verbauung von Teilen der Liegenschaft am Rosenhügel. In deren Kontext gab es auch einen Versuch, die Stadt Wien zur Wiedereinsetzung eines Kuratoriums für die Verwaltung der Stiftung zu bringen. Als ein Argument gegen eine solche Lösung legte die Stadt dar, dass der Stiftung aus eigenem Vermögen die Mittel zur laufenden Führung der Anstalten fehlen würden. Eine rechtliche Klärung wurde damals letztendlich nicht herbeigeführt[26] Durch Einbindung in andere Krankenhäuser und den Verkauf des Maria-Theresien-Schlössels im Jahr 2001 an die Stadt Wien erfuhren die Anstalten der Stiftung wesentliche Umstrukturierungen.[27].

Quellen

  • Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, A/VIE/IKG/I-III/ Nathaniel Freiherr von Rothschildsche Stiftung für Nervenkranke/1/1: Digitalisat aus Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1 Magistrat: Stiftbriefe, Stiftungsurkunden: 178.</ref>
  • Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, BKA Stillhaltekommissar (Stiftungen und Fonds) A-W 1-586 Mappe erledigter Akten Niederdonau, Amt des Reichsstatthalters in Österreich A.E. 358/A/1938 Schachtel 7713.
  • Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, BKA Stiftungen und Fonds, Schachtel 5421, Zl. II/4-137.142/39.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1: 311: Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Zivilrechtssachen A 29: Rk 183/62.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 101, A14, Klagen: 2R 45/1981.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A41: 13. Bezirk, Zahl 116.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, H. A. Akten, A1: 571/29

Literatur

  • Roman Sandgruber: Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses.Wien/Graz Klagenfurt: Molden Verlag 2018.
  • Shoshana Duizend-Jensen: Jüdische Gemeinden, Vereine, Stiftungen und Fonds. „Arisierung“ und Restitution (Österreichische Historikerkommission, 21/2).

Links

Einzelnachweise

  1. Landesgesetzblatt Nr. 19 für Wien, Jg. 1955, ausgegeben 22. November 1955, 13. Stück
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A 11: A 34/1911, Todfallsaufnahme (siehe auch Verlassenschaftsabhandlung).
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A 11: A 34/1911, Testament.
  4. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A 11: A 34/1911, Schreiben Dr. Adolf Stein an das K.k. Landesgericht Wien, Abteilung XXX, eingelangt am 24. Juni 1905.
  5. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A 11: A 34/1911, I. Kodizill.
  6. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv- Akten, A1: 571/29.
  7. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv- Akten, A1: 571/29
  8. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1 Magistrat: Stiftbriefe, Stiftungsurkunden: 78 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv- Akten, A1: 571/29
  9. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1: 311: Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche StiftungWiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, A1: 571/29
  10. Ruth Koblizek/ Gernot Schnaberth: 50 Jahre Schlaganfallzentrum Rosenhügel. 90 Jahre Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung für Nervenkranke in Wien. Wien 2002, S. 28.
  11. Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild[Wikipedia Stand 20.2.2020].
  12. Wikipedia: Josef Breuer[Stand: 29.02.2020]
  13. Stiedry geni.com Philipp Stiedry.
  14. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, BKA Stillhaltekommissar (Stiftungen und Fonds) A-W 1-586 Mappe erledigter Akten Niederdonau, Amt des Reichsstatthalters in Österreich A.E. 358/A/1938 Schachtel 7713 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1: 311: Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung.
  15. Niederösterreichisches Landesarchiv, Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke, Zl. Va 1223/90/ 1920.
  16. Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, A/VIE/IKG/I-III/ Nathaniel Freiherr von Rothschildsche Stiftung für Nervenkranke/1/1, Digitalisat: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1 Magistrat: Stiftbriefe, Stiftungsurkunden: 178.
  17. Wikipedia Otto Pötzl[Stand: 10.02.2020]
  18. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A41: 13. Bezirk, Zahl 116
  19. Diese Bewertungen wurden vom Stillhaltekommissar mit Datum 17. August 1938 erstellt. Siehe Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, BKA Stiftungen und Fonds, Schachtel 5421, Zl. II/4-137.142/39 .
  20. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A41: 13. Bezirk, Zahl 116.
  21. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stiftungen, A1: 311: Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung.
  22. Bescheid der Magistratsabteilung 62, MA 62 I/St.17/1956, zitiert im Schreiben der Magistratsdirektion - Zivil- und Strafrechtsangelegenheiten an die Magistratsdirektion - Präsidialbüro vom 24. Februar 1982, Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 101, A14, Klagen: 2R 45/1981 mit Verweis auf §3 Wiener Stiftungs- und Fonds-Reorganisationsgesetzes vom 21. Oktober 1955, LGBl. 1955/13.
  23. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Zivilrechtssachen A 29: Rk 183/62, darin 2Rk 156/56-1: Antrag der Nathaniel Freiherr von Rothschild’schen Stiftung für Nervenkranke, eingelangt bei der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien am 27.7.1956.
  24. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Zivilrechtssachen A 29: Rk 183/62, darin 2Rk 156/56-5: Gegenäußerung der Stadt Wien, eingelangt bei der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien am 8.11.1956. Für einen Teil des Antrags wurde auch die Abweisung wegen formaler Fehler begehrt.
  25. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Zivilrechtssachen A 29: Rk 183/62-22: Verhandlungsprotokoll der mündlichen Verhandlung mit Entwurf zu einem Vergleich.
  26. Alfred Worm, Wiens "Jedermann-"Blamage, in: Profil 33, 17. August 1981, 42-43; Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 101, A14, Klagen: 2R 45/1981.
  27. | Rothschildstiftung für Nervenkranke.