Richard Weiskirchner

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Richard Weiskirchner um 1912
Daten zur Person
Personenname Weiskirchner, Richard
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur., k.k. Geheimrat
Geschlecht männlich
PageID 6381
GND 117278602
Wikidata Q2150882
Geburtsdatum 24. März 1861
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. April 1926
Sterbeort Wien
Beruf Beamter, Politiker
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Zwischenkriegszeit, Langes 19. Jahrhundert, Nathaniel Freiherr von Rothschild'sche Stiftung für Nervenkranke in Wien
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 12.02.2024 durch DYN.bl7
Begräbnisdatum 4. Mai 1926
Friedhof Hietzinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 5, Nummer 286
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Weiskirchner.jpg
Bildunterschrift Richard Weiskirchner um 1912

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bürgermeister von Wien (23. Dezember 1912, bis: 3. Dezember 1918)
  • Reichsratsabgeordneter (1897, bis: 1911)
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (1898, bis: 1915)
  • k. k. Handelsminister (10. Februar 1909, bis: 24. Juni 1911)
  • Mitglied des Herrenhauses (1917, bis: 1918)
  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (4. März 1919, bis: 9. November 1920)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (10. November 1920, bis: 20. November 1923)
  • Präsident des Nationalrats (10. November 1920, bis: 20. November 1923)
  • Landmarschall-Stellvertreter
  • Präsident des Abgeordnetenhauses (1907, bis: 1919)
  • Vorsitzender der 1. Bundesversammlung (8. Dezember 1920, bis: 9. Dezember 1920)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1910, bis: 1918)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3. Dezember 1918, bis: 22. Mai 1919)
  • Provisorischer Bürgermeister (3. Dezember 1918, bis: 22. Mai 1919)
  • Vorsitzender des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3. Dezember 1918, bis: 22. Mai 1919)

  • Großkreuz des Franz Josef-Ordens
  • Ritter des königlich preußischen roten Adler-Ordens erster Klasse
  • Ritter des russischen Annen-Ordens zweiter Klasse
  • Kommandeur des spanischen Ordens Karl III.
  • Großkreuz des rumänischen Ordens „Stern von Rumänien“
  • Offizier des belgischen Leopold-Ordens
  • Päpstliches Ehrenkreuz
  • Ritter des Ordens der eisernen Krone erster Klasse
  • Kaiserlich deutsches Erinnerungszeichen für Verdienste um das Feuerlöschwesen
  • Ehrenzeichen vom Roten Kreuz erster Klasse mit der Kriegsdekoration
  • Ehrenbürger von Deutsch-Altenburg
  • Ehrenbürger von Jedenspeigen
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 2. Mai 1916)
  • Kriegskreuz für Zivildienste erster Klasse
  • Eisernes Kreuz erster Klasse

Magistratsdirektor Richard Weiskirchner neben Bürgermeister Karl Lueger beim Kinderhuldigungsfestzug im Schönbrunner Schlosspark, 1908

Richard Weiskirchner, * 24. März 1861 Wien, † 30. April 1926 Wien, Beamter, Politiker, Bürgermeister der Stadt Wien.

Biografie

Richard Weiskirchner wurde am 24. März 1861 als Sohn des Oberlehrers Georg Weiskirchner (* 20. Oktober 1819 Lengau, Niederösterreich, † 30. August 1869 Wien), und dessen Gattin Franziska (Hausbesitzerin, * 4. Jänner 1824) geboren. Weiskirchner besuchte das Gymnasium, Mariahilfer Straße 73, und studierte Rechtswissenschaft an der Universität Wien. 1883 trat er als Konzeptsbeamter in den Dienst der Gemeinde Wien, wo er nach kurzer Zeit mit Agenden der Armenpflege betraut wurde. 1887 heiratete er Berta Biberhofer (* 17. März 1865 Krakau, † 22. März 1934 Wien). Er wurde am 16. November 1898 Magistratssekretär, am 20. März 1901 Magistrats-Vizedirektor und war von 9. März 1903 bis 11. Februar 1909 Magistratsdirektor. Im Jahr 1907 wurde er Mitglied des Kuratoriums der Nathaniel Freiherr von Rothschild'schen Stiftung für Nervenkranke in Wien.

Er war Mitglied im Leitungsgremium der 1897 gegründeten "Centralstelle der katholischen Vereine für freiwillige Armenpflege", Leiter der Sektion Armen- und Krankenpflege im späteren Katholischen Wohltätigkeitsverband für Niederösterreich, Mitglied der vorbereitenden Komitees der Kongresse der katholischen Wohltätigkeitsvereine Österreichs und außerdem Ausschussmitglied im Zentralverein für Hauskrankenpflege. Ab 1891 nahm Weiskirchner regelmäßig an den "Entenabenden" teil und wurde Mitglied der Leo-Gesellschaft, bei der er später auch wöchentliche Vorträge über Armenpflege hielt.

Weiskirchner war von 1897 bis 1911 für die Christlichsoziale Partei Reichsratsabgeordneter, wo er von 1907 bis 1909 auch als Präsident des Abgeordnetenhauses fungierte. Zudem war er von 1898 bis 1915 Mitglied des Niederösterreichischen Landtags, wo er auch Landmarschall-Stellvertreter war. Auf kommunaler Ebene kandidierte er 1910 im 3. Bezirk für den dritten Wahlkörper. Nach der Versetzung in den Ruhestand (22. März 1910) zog er in den Gemeinderat ein, dem er bis 1918 angehörte. Nach dem Tod Luegers lehnte Weiskirchner, er war seit 1909 k. k. Handelsminister, die Berufung zum Bürgermeister ab. Jedoch nahm er nach dem Rücktritt Josef Neumayers, aus dem Ministeramt schied er bereits im Juni 1911 aus, am 23. Dezember 1912 die Wahl zum Bürgermeister an. Die kaiserliche Bestätigung erfolgte am 29. Dezember 1912 und die Vereidigung am 3. Jänner 1913.

Richard Weiskirchner beim Begräbnis des Vizebürgermeisters Josef Porzer am 30. Mai 1914

Von Kaiser Karl I. wurde er 1917 in das Herrenhaus des Reichsrats berufen.

Als Stadtoberhaupt konnte er kaum etwas von seinen ursprünglichen Plänen wie den Bau von U-Bahnen und zusätzlichen Straßenbahnen, die Schaffung von Freizeit- und Erholungsarealen oder den Bau neuer Brücken umsetzen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte Mangel und Not über Wien. Die Möglichkeiten der kommunalen Verwaltung, gestaltend in die Versorgung der Stadt einzugreifen, blieben durch Zentralbewirtschaftung und unbedingte Priorität militärischer Interessen äußerst beschränkt.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er dem Provisorischen Gemeinderat an, der ihn am 3. Dezember 1918 zum Provisorischen Bürgermeister wählte. In dieser Funktion fungierte er zugleich als Vorsitzender des Provisorischen Gemeinderates. In der Demokratisierungsphase 1918/1919, in der erstmals ein allgemeines und gleiches aktives und passives Wahlrecht für Frauen in Wien bestand, musste der christlichsoziale Politiker die Wege der Kommunalpolitik vorsichtig zwischen Hardlinern in seiner eigenen Fraktion und den immer stärker auftretenden Sozialdemokraten ausbalancieren.

Nach der Gemeinderatswahl vom 4. Mai 1919, die den Sozialdemokraten die absolute Mehrheit brachte, übergab er am 21. Mai 1919 die Amtsgeschäfte an Jakob Reumann. Inzwischen war Weiskirchner am 16. Februar 1919 in die Konstituierende Nationalversammlung gewählt worden. Vom 10. November 1920 bis 20. November 1923 gehörte er dem Nationalrat an, als dessen Präsident er auch fungierte. Im Dezember 1920 war er der Vorsitzende der ersten Bundesversammlung, der gemeinsamen Versammlung des National- und Bundesrates.

Er starb 1926 an den Folgen einer Arteriosklerose. Bereits 1916 zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt, wurde 1932 die Weiskirchnerstraße in der Inneren Stadt nach Weiskirchner benannt.

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 370
  • Christian Mertens: Richard Weiskirchner (1861-1926). Der unbekannte Wiener Bürgermeister. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 2006
  • Oswald Knauer: Dr. Richard Weiskirchner. In: Wiener Geschichtsblätter 17 (1962), S. 65 ff.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Handbuch der Stadt Wien. Band 99. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1984/1985, Heft II, S. 236
  • Karl Harrer: Dr. Richard Weiskirchner. Diss. Univ. Wien. Wien 1950
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 66 f.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 253
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 77
  • Wien aktuell, 10.12.1992, S.16
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995
  • Silvia Ursula Ertl: Geschichte der Caritas der Erzdiözese Wien. Die verbandliche Organisierung 1897-1921. Linz: Wagner Verlag 2022


Richard Weiskirchner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks