Literatur am Naschmarkt
48° 11' 59.96" N, 16° 21' 55.14" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Theater Literatur am Naschmarkt existierte von 1933 bis 1938 an der Adresse 6., Linke Wienzeile 2, im Keller des Café Dobner).
Geschichte
Die am 23. November 1933 eröffnete Kleinkunstbühne Literatur am Naschmarkt und bot in den kommenden Jahren kabarettistische Stücke mit Schwerpunkt Kultur- und Zeitkritik. Das Theater galt am Zenit seines Erfolgs als "Burgtheater unter den Kleinkunstbühnen".
Gründer war der "Bund junger Autoren", der aus Schauspielerkreisen des Café Dobner hervorgegangen war. Obmann war der Schriftsteller Dr. Rudolf Weys, der bis 1938 auch als Hausautor fungierte; die organisatorischen Belange übernahm der Budapester F. W. Stein, der schließlich zum Direktor gewählt wurde.
Die Literatur am Naschmarkt war einige Saisonen lang die erfolgreichste und am prominentesten besetzte Kleinkunstbühne Wiens der Zwischenkriegszeit. Unter den Schauspielerinnen und Schauspielern, die teilweise hier ihre Karriere begannen, befanden sich Franz Böheim, Leon Epp (1934), Heidemarie Hatheyer, Wilhelm Hufnagl, Hilde Krahl, Carl Merz, Kurt Nachmann, Rudolf Steinboeck, Oskar Wegrostek und Hans Weigel.
Das Kabarett gab am 11. März 1938 seine letzte Vorstellung. Es eröffnete jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1947 nochmals für kurze Zeit seine Pforten an der alten Adresse.
In der Spielzeit 1953/1954 zog in die Räumlichkeiten das Kaleidoskop rund um den Schauspieler Helmuth Matiasek ein, das bereits im Herbst 1953 im Keller der Secession zu spielen begonnen hatte. 1957 fusionierte es mit dem Theater am Parkring am selben Standort, trennte sich jedoch bald wieder.
1960 wurde erneut am selben Standort von Veit Relin das Ateliertheater am Naschmarkt gegründet, das hier auch nach dessen Ausstieg weiterexistierte und erst im Zuge der Errichtung einer Tiefgarage in den 7. Bezirk übersiedelte.
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 10 Einträge von Personen, die im Literatur am Naschmarkt engagiert waren.
Bild | Name | Beruf | Geburtsdatum | Sterbedatum |
---|---|---|---|---|
Herbert Berghof | Schauspieler | 13 September 1909 | 5 November 1990 | |
Hugo Gottschlich | Schauspieler | 30 Oktober 1905 | 22 März 1984 | |
Heidemarie Hatheyer | Schauspielerin | 8 April 1918 | 11 Mai 1990 | |
Wilhelm Hufnagl | Schauspieler | 15 Juni 1904 | 25 Dezember 1994 | |
Hilde Krahl | Schauspielerin | 10 Januar 1917 | 28 Juni 1999 | |
Carl Merz | Schriftsteller Kabarettist Schauspieler | 30 Januar 1906 | 31 Oktober 1979 | |
Kurt Nachmann | Schauspieler Regisseur Schriftsteller | 13 Mai 1915 | 4 März 1984 | |
Elisabeth Neumann-Viertel | Schauspielerin | 5 April 1900 | 24 Dezember 1994 | |
Rudolf Steinboeck | Schauspieler Regisseur Theaterleiter | 7 August 1908 | 19 August 1996 | |
Oskar Wegrostek | Schauspieler | 6 Oktober 1907 | 11 Juni 1972 |
Quellen
Literatur
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966, S. 605
- Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien: Zsolnay 1993 (Wiener Geschichtsbücher, 30/32), S. 251
- Herbert Lederer: Bevor alles verweht ... . Wiener Kellertheater 1945 bis 1960. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1986, S. 130
- Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. Erinnerungen an Hotels, Wirtschaften und Kaffeehäuser, an Bierkeller, Weinschenken und Ausflugslokale. München: Hugendubel 1989, S. 101
- Hans Veigl: Lachen im Keller. Kabarett und Kleinkunst in Wien 1900 bis 1945. Graz: Österreichisches Kabarettarchiv 2013, S. 384 ff.
- Rudolf Weys: Literatur - am Naschmarkt. Kulturgeschichte der Wiener Kleinkunst in Kostproben. Wien: Cudek 1947