Judenplatz: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bildquelle=WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienstes, FC1: 57236/3
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|Bildrechte=Wiener Stadt- und Landesarchiv
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|Bildunterschrift=Der Judenplatz aus der Zeit von 1725-1730.
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Judenplatz ([[1]]). Er bildete unter dem Namen "[[Schulhof (1)|Schulhof]]" (erstmals erwähnt 1294) bis 1421 den Mittelpunkt der damaligen [[Judenstadt (1)|Judenstadt]]. Hier befanden sich das [[Judenspital]] (Nummer 10), die (namengebende) [[Judenschule]] ([[Synagoge]]; freistehendes Gebäude an der Nordwest-Ecke des Judenplatzes zwischen der späteren [[Jordangasse|Jordan]]- und [[Kurrentgasse]], 1421 abgebrochen; das Baumaterial fand bei der Errichtung der [[Alte Universität|alten Universität]] Verwendung), die Badestube und das Haus des Rabbiners. Der vergrößerte Platz wurde für den Verkauf von verschiedenen Waren, unter anderem Holzwaren, verwendet. Ab 1423 wird der Judenplatz als "Neuer Platz in der Judengassen" bezeichnet, ab 1437 als Judenplatz. (doch blieb der Name Schulhof daneben in Gebrauch [bis 1547]).
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Der Judenplatz ([[1]].) bildete unter dem Namen "[[Schulhof (1)|Schulhof]]" (erstmals erwähnt 1294) bis 1421 den Mittelpunkt der damaligen [[Judenstadt (1)|Judenstadt]]. Hier befanden sich das [[Judenspital]] (Nummer 10), die (namengebende) [[Judenschule]] ([[Synagoge]]; freistehendes Gebäude an der Nordwest-Ecke des Judenplatzes zwischen der späteren [[Jordangasse|Jordan]]- und [[Kurrentgasse]], 1421 abgebrochen; das Baumaterial fand bei der Errichtung der [[Alte Universität|alten Universität]] Verwendung), die Badestube und das Haus des Rabbiners. Der vergrößerte Platz wurde für den Verkauf von verschiedenen Waren, unter anderem Holzwaren, verwendet. Ab 1423 wird der Judenplatz als "Neuer Platz in der Judengassen" bezeichnet, ab 1437 als Judenplatz (doch blieb der Name Schulhof daneben bis 1547 in Gebrauch).
 
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[[Datei:Synagoge_Judenplatz.jpg|390px|thumb|right|Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge am Judenplatz vor 1420, erstellt 2011]]
 
Vom letzten Drittel des 17. Jahrhunderts bis 1716 gab es [[Spektakel- und Seiltänzerhütten]] auf dem Judenplatz. 1683 hatte die Kompanie des Ambrosius Frankh am Judenplatz ihren Versammlungsort.
 
Vom letzten Drittel des 17. Jahrhunderts bis 1716 gab es [[Spektakel- und Seiltänzerhütten]] auf dem Judenplatz. 1683 hatte die Kompanie des Ambrosius Frankh am Judenplatz ihren Versammlungsort.
 
 
 
Am 13. März 1848 fand auf dem Judenplatz ein Handgemenge zwischen Studenten und Militär statt.  
 
Am 13. März 1848 fand auf dem Judenplatz ein Handgemenge zwischen Studenten und Militär statt.  
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[[Datei:Judenplatz b.jpg|390px|thumb|right|1., Judenplatz, um 1940]]
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== Gebäude ==
 
== Gebäude ==
*Nummer 1:[[Jordangasse (9)]]: [[Jordangasse]].
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*Nummer 1: [[Jordangasse]].
 
*Nummer 2: Wohnhaus "[[Zum großen Jordan]]" (15. Jahrhundert; einziges vollständig erhaltenes [[Gotik|spätgotisches]] Bürgerhaus [[Wien]]s). Relief zur Erinnerung an die Vernichtung der Wiener Judengemeinde 1421 ([[Geserah]]) mit [[Antisemitismus|antisemitischer]] lateinischer Inschrifttafel.
 
*Nummer 2: Wohnhaus "[[Zum großen Jordan]]" (15. Jahrhundert; einziges vollständig erhaltenes [[Gotik|spätgotisches]] Bürgerhaus [[Wien]]s). Relief zur Erinnerung an die Vernichtung der Wiener Judengemeinde 1421 ([[Geserah]]) mit [[Antisemitismus|antisemitischer]] lateinischer Inschrifttafel.
 
*Nummer 3-4: Genossenschaftshaus der Gastwirte, erbaut von [[Ludwig Schöne]]; [[Gedenktafeln|Gedenktafel]] (1929) zur Erinnerung an die Wohnung [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] im Haus [[Häusernummerierung|Conskriptionsnummer]] 244 (1783).
 
*Nummer 3-4: Genossenschaftshaus der Gastwirte, erbaut von [[Ludwig Schöne]]; [[Gedenktafeln|Gedenktafel]] (1929) zur Erinnerung an die Wohnung [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] im Haus [[Häusernummerierung|Conskriptionsnummer]] 244 (1783).
 
*Nummer 6: [[Patzelthof]].
 
*Nummer 6: [[Patzelthof]].
 
*Nummer 7: Wohnhaus "Zur kleinen Dreifaltigkeit", erbaut Ende 18. Jahrhundert, gut proportionierte Fassade, im Hof [[Arkade]]n.
 
*Nummer 7: Wohnhaus "Zur kleinen Dreifaltigkeit", erbaut Ende 18. Jahrhundert, gut proportionierte Fassade, im Hof [[Arkade]]n.
*Nummer 8: erbaut 1682 (Fassade mit schlichtem Portal und typischen Putzfeldern, erste Hälfte 18. Jahrhundert).
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*Nummer 8: [[Misrachihaus]], erbaut 1682 (Fassade mit schlichtem Portal und typischen Putzfeldern, erste Hälfte 18. Jahrhundert), mit Dependance des [[Jüdisches Museum|Jüdischen Museums]].
*Nummer 10 ([[Judenplatz 10|Fütterergasse 1, Wipplingerstraße 9]]): Haus der Genossenschaft der bürgerlichen Schneider, erbaut 1837/1838 von Ignaz Ram (im Giebel Innungszeichen mit Schere); ursprünglich standen hier drei Häuser, von denen eines bereits 1684 "Der bürgerlichen Schneider Zech- und Herbergshaus" war.
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*Nummer 10: ([[Judenplatz 10|Fütterergasse 1, Wipplingerstraße 9]]): Haus der Genossenschaft der bürgerlichen Schneider, erbaut 1837/1838 von Ignaz Ram (im Giebel Innungszeichen mit Schere); ursprünglich standen hier drei Häuser, von denen eines bereits 1684 "Der bürgerlichen Schneider Zech- und Herbergshaus" war.
*Nummer 11: ([[Wipplingerstraße 7]]): ehemalige [[Böhmische Hofkanzlei]].
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*Nummer 11: ([[Wipplingerstraße 7]]): ehemalige [[Böhmische Hofkanzlei]], Sitz des [[Verwaltungsgerichtshof]]s, 1946-2012 auch des [[Verfassungsgerichtshof]]s.
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Auf dem Judenplatz stehen das [[Holocaust-Mahnmal]] und das [[Lessingdenkmal]].
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{{:Diskussion:Pfarren }}
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* ab 1863: [[Am Hof (Pfarre)|Pfarre Am Hof]]
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* ab 1908: [[St. Peter (Pfarre)|Pfarre St. Peter]]
  
Auf dem Judenplatz stehen das [[Lessingdenkmal]], [[Misrachihaus]], [[Schoa-Mahnmal]].
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==Videos==
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* [[Römermuseum]]: Ausstellung, Funde vom Judenplatz (2009) {{#widget:VideoWien|id=102000}}
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* [[Römer|Römische]] Kasernengebäude (Spuren: [[Wildpretmarkt]], [[Am Hof]], Judenplatz, etc.){{#widget:VideoWien|id=119342}}
  
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{{Video|Player=YouTube|ID=yx5Ezo30I1s|Breite=390|Höhe=250|Text=[http://www.youtube.com YouTube], 7Reasons Medien GmbH: [https://www.youtube.com/watch?v=yx5Ezo30I1s Die Wiener Judenstadt], 3 Min. 44 Sek. (Stand: 6.10.2021)}}
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== Quellen ==
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* [https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1196472 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Judenplatz]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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*Max Aschinger: Häuser aus dem alten Wien. 1928, S. 9 ff.
 
*Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 88
 
*Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 88
*Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 283
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* Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 463
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 463
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*Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 438-440
 
*Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 65
 
*Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 65
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*Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 501 ff.
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*Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 283
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*Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 57 f.
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*Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22*BKF l), S. 99 f.
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*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 85 f.
 
*Ignaz Schwarz: Das Wiener Ghetto, seine Häuser und seine Bewohner. 1909, S. 28 ff.
 
*Ignaz Schwarz: Das Wiener Ghetto, seine Häuser und seine Bewohner. 1909, S. 28 ff.
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 85 f.
 
*Max Aschinger: Häuser aus dem alten Wien. 1928, S. 9 ff.
 
*Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 438-440
 
 
*Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 60 f.
 
*Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 60 f.
*Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22*BKF l), S. 99 f.
 
*Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 57 f.
 
*Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 501 ff.
 
 
 
Julius-Tandler-Platz
 
 
Julius-Tandler-Platz ([[9]]), benannt (15. Februar 1949 [[Gemeinderatsausschuss]] für Kultur) nach [[Julius Tandler]]; ursprünglich [[Hauptplatz (9)|Hauptplatz]] (1827, 1835), 1873-1938 [[Althanplatz (9)| Althanplatz]], ab 1938 [[Platz der Sudetendeutschen (9)|Platz der Sudetendeutschen]], ab 1945 wieder [Althanplatz (9)| [Althanplatz]].
 
 
Eine Forschungsgruppe im Auftrag der [[Universität Wien]] und der [[Stadt Wien]] unterzog von 2011 bis 2013 die Benennung der Wiener [[Straßennamen]] seit 1860 einer wissenschaftlichen Analyse sowie einer zeithistorischen Kontextualisierung. Aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse zur historischen Einordnung von [[Julius Tandler]] wurde der Straßenname als "Fall mit Diskussionsbedarf" eingeordnet.
 
 
== Gebäude ==
 
*Nummer 3: [[Franz-Josefs-Bahnhof]]. Hier stand das [[Althanpalais (9, Areal Franz-Josefs-Bahnhof)|Althanpalais]]. Neubau und Überbauung (1975-1985) und Errichtung der nördlich anschließenden Bauten für [[Universität]] und [[Wirtschaftsuniversität]] nach Plänen von [[Karl Schwanzer]], [[Harry Glück]], [[Kurt Hlaweniczka]], [[Franz Requat]] und Thomas Reinthaler.
 
 
== Literatur ==
 
*Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 416
 
*Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 22
 
*Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 43 f.
 
*Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 151 f.
 

Aktuelle Version vom 18. Januar 2022, 15:03 Uhr

Der Judenplatz aus der Zeit von 1725-1730.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1437
Datum bis
Name seit 1437
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Neuer Platz in der Judengassen, Schulhof
Benannt nach Judenstadt (1)
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 21561
GND
WikidataID
Objektbezug Antike, Mittelalter, Jüdische Geschichte
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 18.01.2022 durch WIEN1.lanmuswid
Bildname Judenplatz_Kisch.jpg
Bildunterschrift Der Judenplatz aus der Zeit von 1725-1730.
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48° 12' 41.65" N, 16° 22' 10.60" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Judenplatz (1.) bildete unter dem Namen "Schulhof" (erstmals erwähnt 1294) bis 1421 den Mittelpunkt der damaligen Judenstadt. Hier befanden sich das Judenspital (Nummer 10), die (namengebende) Judenschule (Synagoge; freistehendes Gebäude an der Nordwest-Ecke des Judenplatzes zwischen der späteren Jordan- und Kurrentgasse, 1421 abgebrochen; das Baumaterial fand bei der Errichtung der alten Universität Verwendung), die Badestube und das Haus des Rabbiners. Der vergrößerte Platz wurde für den Verkauf von verschiedenen Waren, unter anderem Holzwaren, verwendet. Ab 1423 wird der Judenplatz als "Neuer Platz in der Judengassen" bezeichnet, ab 1437 als Judenplatz (doch blieb der Name Schulhof daneben bis 1547 in Gebrauch).

Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge am Judenplatz vor 1420, erstellt 2011

Vom letzten Drittel des 17. Jahrhunderts bis 1716 gab es Spektakel- und Seiltänzerhütten auf dem Judenplatz. 1683 hatte die Kompanie des Ambrosius Frankh am Judenplatz ihren Versammlungsort.

Am 13. März 1848 fand auf dem Judenplatz ein Handgemenge zwischen Studenten und Militär statt.

Der Judenplatz (1957)
1., Judenplatz, um 1940
1., Judenplatz, um 1940

Gebäude

Auf dem Judenplatz stehen das Holocaust-Mahnmal und das Lessingdenkmal.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Videos

  • Römermuseum: Ausstellung, Funde vom Judenplatz (2009)
  • Römische Kasernengebäude (Spuren: Wildpretmarkt, Am Hof, Judenplatz, etc.)
YouTube, 7Reasons Medien GmbH: Die Wiener Judenstadt, 3 Min. 44 Sek. (Stand: 6.10.2021)

Quellen

Literatur

  • Max Aschinger: Häuser aus dem alten Wien. 1928, S. 9 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 88
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 463
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 438-440
  • Hugo Hassinger: Kunsthistorischer Atlas der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes. Wien: Schroll 1916 (Österreichische Kunsttopographie, 15), S. 65
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 501 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 283
  • Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 57 f.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22*BKF l), S. 99 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 85 f.
  • Ignaz Schwarz: Das Wiener Ghetto, seine Häuser und seine Bewohner. 1909, S. 28 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 60 f.