Josefsplatz
48° 12' 22.25" N, 16° 22' 1.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
Josefsplatz (1), benannt (1786) nach Joseph II. (Kaiser-Joseph-Denkmal; enthüllt 1807, von Franz Anton Zauner); vorher Bibliotheksplatz (1) (nach der Hofbibliothek in der Hofburg; Österreichische Nationalbibliothek); 1862 Einbeziehung der den Josefsplatz begrenzenden Augustinerstraße.
Ursprünglich befanden sich hier ein Teil des Augustinerfreithofs und (bis um 1360) eine Häuserzeile entlang der Augustinerstraße und Reitschulgasse (die nach 1326 teilweise im Augustinerkloster (1) aufging). Friedrich III. legte, nachdem er 1459/1460 zwei Häuser und einen Großteil des Friedhofareals erworben hatte, einen Garten an, 1517 nach Zukauf eines weiteren Hauses auch einen Rosstummelplatz. 1550-1553 wurden die Anlagen zur Straße hin durch den (älteren) Augustinergang abgeschlossen. Um 1575 kam es zum Bau eines ersten Reitschulgebäudes.
1681-1683 ließ Leopold I. an der Stelle des heutigen Mittelbaus der Österreichischen Nationalbibliothek ein Gebäude für die Bibliothek und eine gedeckte kaiserliche Reitschule errichten, deren Pläne bereits auf 1663 zurückgehen (1710 wurde der Josefsplatz deshalb als "Kaiserliche Reitschul" bezeichnet). Unter Maria Theresia hieß der Josefsplatz Bibliotheksplatz. 1767 wurde der Augustinergang beseitigt. Als Joseph II. 1783 die von der Augustinerkirche bis zum Schwibbogen bei der Stallburg verlaufende Mauer abbrechen und den Platz freilegen ließ, erhielt er 1786 seinen heutigen Namen (ursprüngliche Schreibung Josephsplatz).
In der Platzmitte steht das Kaiser-Joseph-Denkmal (1). Durch ein Tor und weiter durch einen kleinen Hof (Blick auf den Chor der Burgkapelle) gelangt man in den Schweizerhof der Burg. An der gegenüberliegenden Seite des Platzes befindet sich das Tor zur Augustinerkirche. Auch die Nationalbibliothek und die Redoutensäle erreicht man von Eingängen auf dem Josefsplatz aus. An der Seite der durchgehenden Fahrbahn Eingang zum Palais Pallavicini und zum Palais Palffy.
Seit Juli 1993 gilt auf dem Josefsplatz Parkverbot (Reaktion auf die schwierige Bekämpfung des Brands der Redoutensäle am 27. November 1992).
Der Josefsplatz ist von der Reitschulgasse her befahrbar, die Ausfahrt vom Platz führt auf die Augustinerstraße. In den Platz mündet, der Hofburg gegenüber, die Bräunerstraße.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Orientierungsnummern (ONr.) 1, 2, 3 und 4: Burgpfarre; ONr. 5 und 6: Pfarre St. Augustin
- ab 1926: Pfarre St. Augustin
Gebäude
- Nummer 1: Trakt vor der Augustinerkirche (erbaut 1767-1773).
- Nummer 2: Österreichische Nationalbibliothek (erbaut 1721-1726 nach Entwürfen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach; Prunksaal).
- Nummer 3-4: Redoutensäle (1767-1773).
- Nummer 5: Pallavicinipalais (ursprünglich Friespalais), klassizistische Fassade mit Karyatidenportal (von Franz Anton Zauner); Beethoven trat hier öffentlich auf.
- Nummer 6: Pallfypalais (in dem zur Erinnerung an das Ereignis so benannten "Figarosaal" stellte Mozart im Freundeskreis seinen "Figaro" vor).
Literatur
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 97 ff.
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 83 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 462
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 311 f.
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 623 ff.
- Karl Lind: Beiträge zur Topographie des Josefsplatzes in Wien. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 30 (1894), S. 130 ff.
- Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 56 f.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Johann Pezzl: Beschreibung von Wien. 1820, S. 18 ff.
- Eduard F. Sekler: Der Josefsplatz in Wien - eine stadtmorphologische Studie. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien 16 (1961), S. 353 ff.