Alexander Girardi: Unterschied zwischen den Versionen

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Girardi Alexander, * 5. Dezember 1850 Graz, † 20. April 1918 Wien, Sanatorium Loew, Schauspieler, Komiker, Operettensänger, erste Gattin [[Helene Odilon]] (die Ehe wurde geschieden), zweite Gattin (10. Oktober 1898 Bad Ischl) Leonie von Latinovicz († 20. Mai 1918 Wien), Ziehtochter des Klavierfabrikanten [[Ludwig Bösendorfer]].
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==Biografie==
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===Theater===
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[[Datei:Alexander Girardi 1.jpg|390px|thumb|right|Alexander Girardi in Bad Ischl (Rudolf Krziwanek, 1895)]]
|Verwandtschaftsgrad=1. Gattin
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Girardi wurde am 5. Dezember 1850 in Graz als Sohn des Schlossermeisters Andreas Girardi und dessen Frau Marie Spindler geboren. Der Vater starb 1858, woraufhin die Mutter Ignaz Sučič heiratete, den ersten Gesellen ihres verstorbenen Mannes, der inzwischen selbst Meister geworden war. Girardi begann eine Schlosserlehre im Betrieb des Stiefvaters und sammelte daneben erste Bühnenerfahrungen in Haus- und Liebhabertheatern. Bis zum Tod des Stiefvaters 1868 arbeitete er als Schlosser, erst danach konnte er sich gänzlich – und zunächst ohne das Wissen der Mutter – dem [[Theater]] zuwenden. Ohne je Schauspiel- oder Gesangsunterricht genommen zu haben, debütierte Girardi am 1. Juni 1869 in [[Johann Nestroy|Nestroys]] Posse "Tritsch-Tratsch" am Kurtheater des steirischen Badeortes Rohitsch-Sauerbrunn, dessen Leitung [[Julius Böhm]] innehatte. Er verkörperte den Tabakkrämer Sebastian Tratschmiedel und erntete großen Beifall. Nach dem Engagement in Rohitsch-Sauerbrunn ging er nach Krems (1869/1870), dann einen Sommer lang nach Karlsbad sowie nach Bad Ischl (1870) und Salzburg (1870/1871), um schließlich 1871 ans neu eröffnete [[Strampfertheater]] in Wien zu kommen. Hier debütierte er als Diener Lorenz in dem Schwank "Nur zwei Gläschen". In weiterer Folge trat er mit [[Josefine Gallmeyer]] und seinem langjährigen Rivalen [[Felix Schweighofer]] auf und erwarb sich rasch die Gunst des Publikums sowie der Theaterkritiker. 1874 verpflichteten ihn [[Marie Geistinger]] und [[Maximilian Steiner]] ans [[Theater an der Wien (Institution)|Theater an der Wien]], wo er seine größten Erfolge feiern konnte und 22 Jahre lang Mitglied des Ensembles war. Er wirkte dort als erster Jugendlicher und Gesangskomiker und debütierte am 12. Juni 1874 in [[Ottokar Franz Ebersberg|O. F. Bergs]] "Erinnerungen an bessere Zeiten". 1878 erhielt Girardi als Goasbua Andredl im "Verwunschenen Schloß" seine erste große Rolle in einer [[Karl Millöcker|Millöcker]]-[[Operette]]. Zum letzten Mal stand er am 31. Mai 1896 als Zsupán in der Operette "Der Zigeunerbaron" auf der Bühne des Theaters an der Wien. 1896/1897 wechselte er für eine Saison an das Wiener [[Carltheater]], anschließend war er von 1898 bis 1900 im [[Deutsches Volkstheater|Deutschen Volktheater]] als Charakterdarsteller zu sehen. Danach folgten Gastspiele am [[Theater in der Josefstadt (Institution)|Theater in der Josefstadt]], am [[Raimundtheater (Institution)|Raimund-]], [[Johann-Strauß-Theater|Johann-Strauß-]] und [[Stadttheater]] sowie Auftritte in Berlin, Hamburg und Dresden. Nach Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] zog er sich aus der Welt des Theaters zurück, stand jedoch ab Februar 1918, zwei Monate vor seinem Tod, noch einmal im Rampenlicht, als er an das Wiener [[Burgtheater (Institution)|Burgtheater]] berufen wurde, wo er als Fortunatus Wurzel in [[Ferdinand Raimund|Raimunds]] "Der Bauer als Millionär" debütierte.
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===Film===
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[[Datei:Alexander Girardi 2.jpg|390px|thumb|right|Ankündigung des "Girardifilms" "Der Millionenbauer". In: Kinematographische Rundschau, 07.09.1913, S. 45]]
|Verwandtschaftsgrad=2. Gattin
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Bei der [[Sascha-Film]] drehte Girardi 1913 den Spielfilm "Der Millionenonkel" (Regie: [[Hubert Marischka]]; Drehbuch: Ernst Marischka). Die überaus erfolgreiche Großproduktion präsentiert den Star in fünf Akten in mehr als 30 seiner populärsten Theaterrollen. Berühmtheit hatte Girardi insbesondere für seine Interpretation Raimundʼscher Gestalten wie etwa der Figur des Valentin erlangt. Darüber hinaus begeisterte er in komischen Rollen in den Operetten von [[Johann Strauß]], [[Carl Millöcker]], [[Edmund Eysler]] und [[Franz Lehár]]. Durch seinen Vortrag fanden viele Lieder und Couplets ein breiteres Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum. Wenig bekannten oder überhaupt unbekannten Kompositionen verhalf er zu bleibendem Erfolg, so etwa dem "[[Fiakerlied]]" von [[Gustav Pick]], das er am 24. Mai 1885 auf einem Praterfest der Fürstin [[Pauline Metternich-Sándor|Pauline Metternich]] in der [[Rotunde]] unter großem Beifall interpretierte.
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Girardi Alexander, * 5. Dezember 1850 Graz, † 20. April 1918 Wien 9, Mariannengasse 20, Sanatorium Loew (Zentralfriedhof, Grab 33 E, Reihe 9/15-16), Schauspieler, Komiker, erste Gattin Helene Odilon (eigentlich Petermann, * 31. Juli 1865 Dresden, † 9. Februar 1939 Baden bei Wien, die Ehe wurde geschieden), zweite Gattin (10. Oktober 1898, Ischl) Leonie von Latinovicz ( † 20. Mai 1918 Wien), die Ziehtochter des Klavierfabrikanten [[Ludwig Bösendorfer]]. Girardi erlernte in der Werkstätte seines aus Cortina d'Ampezzo eingewanderten Vaters in Graz das Schlosserhandwerk und arbeitete bis zu dessen Tod 1868 in diesem Beruf. Erst dann konnte er seiner Neigung folgen und sich dem Theater zuwenden.  
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[[Datei:Alexander Girardi 3.jpg|390px|thumb|right|Werbung für den "Girardifilm" "Der Millionenbauer". In: Kinematographische Rundschau, 21.09.1913, S. 71]]
  
Ohne dramatischen oder Gesangsunterricht genommen zu haben, debütierte er am 1. Juni 1869 in Nestroys Posse „Tritsch-Tratsch" am Sommertheater in Rohitsch-Sauerbrunn. Von dort ging er nach Krems (1869/1870), Karlsbad (wo er zum ersten Mal in einem richtigen Theatergebäude spielte), Bad Ischl (1870) und Salzburg (1870/1871), um schließlich 1871 ans neueröffnete Strampfertheater in Wien zu kommen (Debüt als Lorenz in „Nur zwei Gläschen"). Durch seine überzeugende Darstellungsgabe erwarb er sich, gemeinsam mit [[Josefine  Gallmeyer]] und seinem langjährigen Rivalen [[Felix Schweighofer]] auftretend, rasch die Gunst des Publikums und der Theaterkritiker. 1874 verpflichteten ihn [[Marie Geistinger]] und [[Maximilian Steiner]] ans Theater an der Wien, wo er seine größten Erfolge feiern konnte. Er war dort erster Jugendlicher und Gesangskomiker, debütierte am 12. Juni 1874 in [[O. F. Berg]]s „Erinnerungen an bessere Zeiten". 1878 erhielt er als Goasbua Andredl im „Verwunschenen Schloß" seine erste große Rollein einer Millöcker-Operette. 1893 erwarb Girardi die Villa in Bad Ischl, Steinfeldgasse 12. Nach kurzer Tätigkeit am Wiener Carltheater (1896/1897) ging er als Charakterdarsteller ans Deutsche Volkstheater (1898-1900), danach folgten Gastspiele im Theater in der Josefstadt, am Raimund-, Johann-Strauß- und Stadttheater, anschließend in Berlin, Hamburg und Dresden.  
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===Ehrungen===
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[[Datei:Girardidenkmal.jpg|390px|thumb|right|Das [[Girardidenkmal]] in der [[Friedrichstraße]]
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Träger des [[Iffland-Ring]]s; Ölporträt von [[Carry Hauser]] in der [[Burgtheatergalerie]] (als Fortunatus Wurzel in Raimunds "Der Bauer als Millionär"). In der [[Friedrichstraße]] im [[1]]. [[Bezirk]] wurde 1929 das [[Girardidenkmal]] errichtet; in Wien-[[Mariahilf]] ist seit 1918 eine Gasse nach dem Künstler benannt ([[Girardigasse]]).
  
Zwei Monate vor seinem Tod debütierte Girardi am 15. Februar 1918 als Fortunatus Wurzel in „Der Bauer als Millionär" am Wiener Burgtheater. Als Girardi den Niedergang des Theaters nach der Jahrhundertwende erkannte, wandte er sich dem [[Film]] zu und drehte bei der „Sascha"-Film 1913 den „Millionenonkel" und danach weitere Filme. Die große Bedeutung lag in seiner genialen Charakterdarstellung Raimundscher Gestalten (vor allem auch des Valentin), doch kreierte er auch mit triumphalem Erfolg alle komischen Rollen in den Operetten von Johann Strauß, Millöcker, Eysler und Lehär. Durch seinen Vortrag fanden viele Lieder und Couplets aus diesen Stücken ein breiteres Publikum auch außerhalb Österreichs. Auch anderen Kompositionen verhalf er zu bleibendem Erfolg und echter Volkstümlichkeit (besonders das am 24. Mai 1885 erstmals auf einem Praterfest der Fürstin Pauline Metternich in der Rotunde gesungene „Fiakerlied" von Gustav Pick). Zum letzten Mal stand er am 31. Mai 1896 im Theater an der Wien als Zsupan in „Zigeunerbaron" auf der Bühne. Kurz vor seinem Tod mußte Girardi, der an schwerer Diabetes litt, das linke Bein amputiert werden, was die Ärzte vor ihm verheimlichen konnten.  
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===Sammlung Alexander Girardi===
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Die Sammlung Alexander Girardi (4 Folioboxen, 1 Sonderformatbox) aus dem Besitz von [[Hugo Wiener]] (und zuvor von Hubert Marischka sowie von Alfred Pick) gelangte 2014 an die [[Wienbibliothek im Rathaus]].  
  
Träger des Iffland-Rings; Ölporträt von Carry Hauser (als Fortunatus Wurzel in Raimunds „Der Bauer als Millionär") in der Burgtheatergalerie. [[Girardidenkmal]], [[Girardigasse]].
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==Quellen==
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* [https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15960702 Sammlung Alexander Girardi, Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 1697]
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* [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?query=any,contains,TP%20015100&tab=defaul_tab&search_scope=default_scope&vid=WBR&offset=0 Mappen "Alexander Girardi", Wienbibliothek im Rathaus, Dokumentation, TP 015100]
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* [http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++1f7c4126-b4af-421a-b233-416ac87ad778VERA#Akt_____1f7c4126-b4af-421a-b233-416ac87ad778VERA Wiener Stadt- und Landersarchiv, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11: Meldezettel Alexander Girardi]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++00000955ma8Invent#Akt_____00000955ma8Invent Wiener Stadt- und Landersarchiv, Hauptarchiv-Akten Persönlichkeiten, A1: G13 - Alexander Girardi (1918-1920)]
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kir&datum=19130907&seite=43&zoom=33 ÖNB-Anno: Kinematographische Rundschau, 07.09.1913, S. 45]
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kir&datum=19130921&seite=68&zoom=33 ÖNB-Anno: Kinematographische Rundschau, 21.09.1913, S. 71]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/2982992 Wienbibliothek Digital: Alexander Girardi]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
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* Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951
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* "Girardi". Kinematographische Rundschau, Sondernummer zum Film "Der Millionenonkel", August 1913
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* Hella Klang: Alexander Girardis Leben und Bühnentätigkeit. Diss. Univ. Wien. Wien 1937
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* Eduard Lunzer: Girardinetto. Gesammelte Skizzen aus Alexander Girardiʼs Künstler-Laufbahn. Wien: Selbstverlag 1894
 
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
 
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
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* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
 
* Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
 
* Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
* Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951
+
* Beatrix Schiferer: Alexander Girardi. Ein Wiener aus Graz. Wien, München: Jugend & Volk 1975
* Hella Klang: Alexander Girardis Leben und Bühnentätigkeit. Diss. Univ. Wien. Wien 1937
+
 
* Erwin Heinzel: Lexikon der Kulturgeschichte in Literatur, Kunst und Musik mit Bibliographie und Ikonographie. Wien: Hollinek 1962, S. 137
+
 
* Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 109, 193, 200
+
Alexander Girardi im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,11869510X Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
* Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 223
+
 
* Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, Register
+
== Weblinks ==
* Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 353
+
* [https://austria-forum.org/af/Biographien/Girardi%2C_Alexander Austria-Forum: Biographie Alexander Girardi]
* György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 148 Künstlerporträts der "Ehrengalerie" des Wiener Burgtheaters nach Aufnahmen von Csaba Tarcsay. Mit einer historisch-biographischen Dokumentation von Konrad Schrögendorfer. Wien: Edition Tusch 1976, S. 151
+
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Girardi Wikipedia: Biographie Alexander Girardi]
* Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 121
 
* Neue Freie Presse. Wien 1864-1939, 21.04.1918, 25.04.1918, 27.04.1918
 

Aktuelle Version vom 10. November 2023, 15:27 Uhr

Porträt des Alexander Girardi (Atelier Madame d'Ora, 10.11.1911)
Daten zur Person
Personenname Girardi, Alexander
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 23397
GND 11869510X
Wikidata Q45302
Geburtsdatum 5. Dezember 1850
Geburtsort Graz
Sterbedatum 20. April 1918
Sterbeort Wien
Beruf Schauspieler, Sänger, Operettensänger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Alexander-Girardi-Denkmal, Theater, Operette, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Carltheater, Deutsches Volkstheater, Strampfertheater, Bürgertheater, Raimundtheater (Institution), Johann-Strauß-Theater, Stadttheater, Theater an der Wien (Institution), Theater in der Josefstadt (Institution), Volkstheater (Institution), Schauspieler, Sänger, Girardigasse
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 E, Reihe 9, Nummer 15/16
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Alexander Girardi.jpg
Bildunterschrift Porträt des Alexander Girardi (Atelier Madame d'Ora, 10.11.1911)
  • 9., Mariannengasse 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Träger des Iffland-Rings

Girardi Alexander, * 5. Dezember 1850 Graz, † 20. April 1918 Wien, Sanatorium Loew, Schauspieler, Komiker, Operettensänger, erste Gattin Helene Odilon (die Ehe wurde geschieden), zweite Gattin (10. Oktober 1898 Bad Ischl) Leonie von Latinovicz († 20. Mai 1918 Wien), Ziehtochter des Klavierfabrikanten Ludwig Bösendorfer.

Biografie

Theater

Alexander Girardi in Bad Ischl (Rudolf Krziwanek, 1895)

Girardi wurde am 5. Dezember 1850 in Graz als Sohn des Schlossermeisters Andreas Girardi und dessen Frau Marie Spindler geboren. Der Vater starb 1858, woraufhin die Mutter Ignaz Sučič heiratete, den ersten Gesellen ihres verstorbenen Mannes, der inzwischen selbst Meister geworden war. Girardi begann eine Schlosserlehre im Betrieb des Stiefvaters und sammelte daneben erste Bühnenerfahrungen in Haus- und Liebhabertheatern. Bis zum Tod des Stiefvaters 1868 arbeitete er als Schlosser, erst danach konnte er sich gänzlich – und zunächst ohne das Wissen der Mutter – dem Theater zuwenden. Ohne je Schauspiel- oder Gesangsunterricht genommen zu haben, debütierte Girardi am 1. Juni 1869 in Nestroys Posse "Tritsch-Tratsch" am Kurtheater des steirischen Badeortes Rohitsch-Sauerbrunn, dessen Leitung Julius Böhm innehatte. Er verkörperte den Tabakkrämer Sebastian Tratschmiedel und erntete großen Beifall. Nach dem Engagement in Rohitsch-Sauerbrunn ging er nach Krems (1869/1870), dann einen Sommer lang nach Karlsbad sowie nach Bad Ischl (1870) und Salzburg (1870/1871), um schließlich 1871 ans neu eröffnete Strampfertheater in Wien zu kommen. Hier debütierte er als Diener Lorenz in dem Schwank "Nur zwei Gläschen". In weiterer Folge trat er mit Josefine Gallmeyer und seinem langjährigen Rivalen Felix Schweighofer auf und erwarb sich rasch die Gunst des Publikums sowie der Theaterkritiker. 1874 verpflichteten ihn Marie Geistinger und Maximilian Steiner ans Theater an der Wien, wo er seine größten Erfolge feiern konnte und 22 Jahre lang Mitglied des Ensembles war. Er wirkte dort als erster Jugendlicher und Gesangskomiker und debütierte am 12. Juni 1874 in O. F. Bergs "Erinnerungen an bessere Zeiten". 1878 erhielt Girardi als Goasbua Andredl im "Verwunschenen Schloß" seine erste große Rolle in einer Millöcker-Operette. Zum letzten Mal stand er am 31. Mai 1896 als Zsupán in der Operette "Der Zigeunerbaron" auf der Bühne des Theaters an der Wien. 1896/1897 wechselte er für eine Saison an das Wiener Carltheater, anschließend war er von 1898 bis 1900 im Deutschen Volktheater als Charakterdarsteller zu sehen. Danach folgten Gastspiele am Theater in der Josefstadt, am Raimund-, Johann-Strauß- und Stadttheater sowie Auftritte in Berlin, Hamburg und Dresden. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog er sich aus der Welt des Theaters zurück, stand jedoch ab Februar 1918, zwei Monate vor seinem Tod, noch einmal im Rampenlicht, als er an das Wiener Burgtheater berufen wurde, wo er als Fortunatus Wurzel in Raimunds "Der Bauer als Millionär" debütierte.

Film

Ankündigung des "Girardifilms" "Der Millionenbauer". In: Kinematographische Rundschau, 07.09.1913, S. 45

Bei der Sascha-Film drehte Girardi 1913 den Spielfilm "Der Millionenonkel" (Regie: Hubert Marischka; Drehbuch: Ernst Marischka). Die überaus erfolgreiche Großproduktion präsentiert den Star in fünf Akten in mehr als 30 seiner populärsten Theaterrollen. Berühmtheit hatte Girardi insbesondere für seine Interpretation Raimundʼscher Gestalten wie etwa der Figur des Valentin erlangt. Darüber hinaus begeisterte er in komischen Rollen in den Operetten von Johann Strauß, Carl Millöcker, Edmund Eysler und Franz Lehár. Durch seinen Vortrag fanden viele Lieder und Couplets ein breiteres Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum. Wenig bekannten oder überhaupt unbekannten Kompositionen verhalf er zu bleibendem Erfolg, so etwa dem "Fiakerlied" von Gustav Pick, das er am 24. Mai 1885 auf einem Praterfest der Fürstin Pauline Metternich in der Rotunde unter großem Beifall interpretierte.

Werbung für den "Girardifilm" "Der Millionenbauer". In: Kinematographische Rundschau, 21.09.1913, S. 71

Ehrungen

[[Datei:Girardidenkmal.jpg|390px|thumb|right|Das Girardidenkmal in der Friedrichstraße Träger des Iffland-Rings; Ölporträt von Carry Hauser in der Burgtheatergalerie (als Fortunatus Wurzel in Raimunds "Der Bauer als Millionär"). In der Friedrichstraße im 1. Bezirk wurde 1929 das Girardidenkmal errichtet; in Wien-Mariahilf ist seit 1918 eine Gasse nach dem Künstler benannt (Girardigasse).

Sammlung Alexander Girardi

Die Sammlung Alexander Girardi (4 Folioboxen, 1 Sonderformatbox) aus dem Besitz von Hugo Wiener (und zuvor von Hubert Marischka sowie von Alfred Pick) gelangte 2014 an die Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951
  • "Girardi". Kinematographische Rundschau, Sondernummer zum Film "Der Millionenonkel", August 1913
  • Hella Klang: Alexander Girardis Leben und Bühnentätigkeit. Diss. Univ. Wien. Wien 1937
  • Eduard Lunzer: Girardinetto. Gesammelte Skizzen aus Alexander Girardiʼs Künstler-Laufbahn. Wien: Selbstverlag 1894
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Beatrix Schiferer: Alexander Girardi. Ein Wiener aus Graz. Wien, München: Jugend & Volk 1975


Alexander Girardi im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks