Bürgertheater

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Gigergasse 18, Bürgertheater, 1906
Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von 1905
Datum bis 1960
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 13374
GND
WikidataID
Objektbezug Theater, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.04.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname HMW 105018 00057.jpg
Bildunterschrift Gigergasse 18, Bürgertheater, 1906
  • 3., Vordere Zollamtsstraße 13

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

  • Annie Rosar (Schauspielerin, 1910-, Schauspielerin, 1918-1924, Schauspielerin, 1925-1938, Schauspielerin, 1939-1942, , 1947-1950, Schauspielerin, 1945-1946)

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48° 12' 25.63" N, 16° 23' 0.71" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bürgertheater (3., Vordere Zollamtsstraße 13). Den eigentlichen Anstoß zur Gründung des Bürgertheaters gab der Schauspieler und Schriftsteller Oskar Fronz. Das Theater wurde nach Plänen von Franz Freiherr von Krauß und Josef Tölk erbaut und am 7. Dezember 1905 als Schauspielhaus eröffnet (Fassungsraum 1.134 Personen; Direktor Oskar Fronz).

Sitzplan des Bürgertheaters, 1905

Die innere Einteilung des Theaters entsprach etwa jener des Volkstheaters. Die dem Wienfluss zugewandte Hauptfassade war segmentförmig gekrümmt, der fünfachsige Mittelrisalit entsprach der Breite des Vestibüls. Die Fassade zeigte drei Reliefs von Elena Luksch-Makowsky (ausgeführt in glasiertem Steinzeug) sowie kolossale Eckfiguren von Georg Leisek.

Obwohl 1909 auch Alexander Girardi im Bürgertheater auftrat, kam es 1910 zu einer Krise, weil keine zugkräftigen Stücke aufgetrieben werden konnten. Deshalb erfolgte die Umwandlung in eine Operettenbühne (Erstaufführung der Operette "Der unsterbliche Lump" von Edmund Eysler am 14. Oktober 1910). Der große Erfolg führte dazu, dass Eysler zum "Hauskomponisten" des Bürgertheaters avancierte ("Der Frauenfresser", Erstaufführung 23. Dezember 1911; "Der lachende Ehemann", Erstaufführung 19. März 1913, bis 1921 1.793 Aufführungen; "Frühling am Rhein", Erstaufführung 10. Oktober 1914; "Die oder keine!", Erstaufführung 9. Oktober 1916; "Der dunkle Schatz", 14. November 1918).

Neben Werken von Eysler kamen auch solche von Oscar Straus ("Liebeszauber") und anderen zur Aufführung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in der Spielzeit 1923/1924 "Mädi" von Robert Stolz aufgeführt. Am 24. Jänner 1925 dirigierte Pietro Mascagni die Aufführung seiner Operette "Ja".

Am 29. März 1925 starb Oskar Fronz, nachdem er das Bürgertheater fast zwei Jahrzehnte geleitet hatte. Es folgte ihm sein Sohn Oskar Fronz junior (anfangs gemeinsam mit Raoul Lischka), der bereits seit 1905 Sekretär und Direktor-Stellvertreter bei seinem Vater am Bürgertheater gewesen war.

1926 brach die Ära der Revue-Operette an ("Journal der Liebe" von Karl Farkas und Fritz Grünbaum mit Musik von Egon Neumann). Am 1. Oktober 1927 begann das Gastspiel der Marischka-Revue "Wien lacht wieder" (Musik Ralph Benatzky).

Während des Zweiten Weltkriegs war das Bürgertheater teilweise geschlossen, im April 1942 wurde es vorübergehend wiedereröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Franz Stoß Direktor (13. September 1945; Eröffnung mit "Im sechsten Stock" von Alfred Gehri). Unter ihm wurde das Bürgertheater zu einer volkstümlichen Zweigstelle des Theaters in der Josefstadt und unter den Schauspielern findet man Annie Rosar, Gusti Wolf und Guido Wieland.

Einen der letzten großen Erfolge verdankt das Bürgertheater der Marischka-Operette "Walzerkönigin" (Musik Ludwig Schmidseder). In "Hochzeitsnacht im Paradies" und "Feuerwerk" gab es so prominente Darsteller wie Maria Eis, Waltraut Haas, Heinz Conrads, Harry Fuß, Johannes Heesters und Fritz Imhoff.

1953 erfolgte der misslungene Versuch, dem Bürgertheater unter dem Namen "Broadwaybühne" eine neue Richtung zu weisen. In den 1950er Jahren diente das aufgelassene Theater dem Sender Rot-Weiß-Rot als Studiobühne, nahm aber auch die "Österreichische Spielwarenschau" auf und diente als "Haus der Jugend".

Als sich für das Bürgertheater keine Verwendung mehr fand, erwarb die Zentralsparkasse das Areal. Das Gebäude wurde ab 5. Jänner 1960 abgebrochen. An seiner Stelle entstand die neue Hauptanstalt der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (Eröffnung am 13. September 1965, Umbau [nach Brand] 1989-1992). Nach dem Auszug des Kreditinstituts, 2008, wurde das Gebäude (Adresse: 3., Vordere Zollamtsstraße 13) als Bürohaus adaptiert, in dem sich heute Redaktion und Verlag der Tageszeitung Der Standard und das Hauptbüro der Österreich Werbung, der offiziellen Marketingorganisation für den Tourismus nach Österreich, befinden.

Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 20 Einträge von Personen, die im Bürgertheater engagiert waren.

BildNameBerufGeburtsdatumSterbedatum
Peter alexander.jpgPeter AlexanderSänger
Schauspieler
30 Juni 192612 Februar 2011
Carl BosseSchauspieler30 Juni 19078 September 1981
Max Brod (Sänger)Schauspieler
Operettensänger
21 April 188028 Juli 1959
Alfred BöhmSchauspieler23 März 192022 September 1995
HeinzConrads.jpgHeinz ConradsSchauspieler
Komiker
21 Dezember 19139 April 1986
Oskar Fronz seniorSchauspieler
Schriftsteller
13 November 186129 März 1925
Alexander Girardi.jpgAlexander GirardiSchauspieler
Sänger
Operettensänger
5 Dezember 185020 April 1918
Elfie MayerhoferSängerin
Schauspielerin
15 März 191728 Dezember 1992
Kurt NachmannSchauspieler
Regisseur
Schriftsteller
13 Mai 19154 März 1984
Robert NästlbergerSchauspieler
Librettist
Regisseur
Tänzer
Sänger
9 Dezember 18869 Juni 1942
Karl PfannSchauspieler
Sänger
17 Januar 18747 Mai 1928
Viktoria Pohl-MeiserSchauspielerin
Sängerin
Tänzerin
28 November 185917 Juni 1936
Annie RosarSchauspielerin17 Mai 18885 August 1963
Johann SklenkaSchauspieler
Kabarettist
Komponist
Schriftsteller
5 März 19115 März 1983
AlexanderSteinbrecher.jpgAlexander SteinbrecherKomponist
Kapellmeister
16 Juni 191016 April 1982
Otto StormSchauspieler
Sänger
19 Januar 187412 August 1950
Leopold StraßmeyerSchauspieler23 Dezember 18463 Dezember 1927
Robert ValbergSchauspieler
Regisseur
Theaterdirektor
28 April 188415 Oktober 1955
Richard WaldemarSchauspieler3 Mai 186927 Dezember 1946
WStLA PID 67 608 029.jpgGuido WielandSchauspieler
Regisseur
18 November 190610 März 1993

Quellen

Literatur

  • Blätter des Bezirksmuseums Landstraße 7 (1990), S. 13
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 424
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 337 f.
  • Helmut Kretscher: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 183 ff.
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 174 f., 271
  • Mirjam Langer: Wiener Theater nach dem "Anschluss" 1938 im Fokus nationalsozialistischer Arisierungsmaßnahmen dargestellt am Beispiel des Bürgertheaters. Diplomarbeit Univ. Wien, Wien 2009
  • Hans Pemmer: Das Wiener Bürgertheater. In: Blätter des Bezirksmuseums Landstraße 4 (1967), Sonderheft
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 461 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 11, S. 198 ff.
  • Karl Ziak: Das neue Landstraßer Handbuch. 1975, S. 199 ff.