Jugend am Werk

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Aufnahme aus der Zentrale, Oktober 1953
Daten zur Organisation
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48° 12' 38.37" N, 16° 19' 52.23" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jugend am Werk ist eine 1932 ins Leben gerufene Aktion zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit.

Jugend am Werk in den 1930er Jahren

Die Organisation „Jugend am Werk“ wurde am 1.8.1932 in Wien gegründet. Ihr Ziel war die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Dem selben Ziel hatte sich bereits die 1930 gegründete Vorgängerorganisation „Jugend in Not“ verschrieben. Auch in mehreren anderen Bundesländern wurden in der Folge nach Wiener Vorbild Organisationen mit Namen „Jugend am Werk“ gegründet. Mit dem „Anschluss“ an das Dritte Reich und der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgte österreichweit die Auflösung dieser Organisationen.

Neugründung nach 1945

Am 1.6.1945 wurde „Jugend am Werk“ in Wien als "Aktion" neu ins Leben gerufen. Ihr Büro befand sich im Neuen Wiener Rathaus und ihr Zweck war die Verbesserung der durch Kriegsereignisse und wirtschaftliche Nachwirkungen beeinträchtigten Berufssituation der Jugend. Angeboten wurden Nachschulungen für 14- bis 18-jährige Jugendliche, die aufgrund der Kriegsereignisse zu viele Stunden versäumt hatten, um ein Abschlusszeugnis zu erlangen. Jugend am Werk sollte auch die Erfassung und Beschäftigung arbeitsloser und körperbehinderter Jugendlicher bis zur Vermittlung einer Lehrstelle übernehmen, die Vorbereitung oder Umschulung Jugendlicher durchführen und für die Beschäftigung in Lehrwerkstätten sorgen. So wurde beispielsweise für 100 Mädchen, die zwar beim Arbeitsamt gemeldet waren, mangels Lehrstellen aber nicht vermittelt werden konnten, ein fünfmonatiger Kurs abgehalten, in dem sie u.a. Kochen lernten; nach Abschluss wurden die Teilnehmerinnen teilweise zur weiteren Ausbildung in die Schweiz entsandt, teilweise in ein Jugendarbeitslager nach England.

Die Zuweisung der Jugendlichen an die Aktion "Jugend am Werk" erfolgte in den unmittelbaren Nachkriegsjahren in der Regel durch das Arbeitsamt. Die arbeitslosen Jugendlichen hatten sich entsprechend ihrer Wohnadresse bei der jeweiligen Gruppe ihres Bezirks und deren Gruppenleiter zu melden. In jedem Wiener Gemeindebezirk gab es eine zentrale Einsatzstelle von "Jugend am Werk". Diese unterstand dem Magistrat der Stadt Wien, und zwar der Verwaltungsgruppe VII „Jugend am Werk“ (1, Neues Rathaus, Stiege 4, Hochparterre Tür 18). Bezirksadressen der Einsatzstellen waren zum Beispiel: (1, Sonnenfelsgasse 15; 11, Hauffgasse 35; 12, Ruckergasse 40; 17, Hernalser Hauptstraße 98.

Auch für die Mündel der Stadt Wien mussten neue Lehrstellen gesucht und neue Lehrverträge abgeschlossen werden. Gemeinsam mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund gründete man Lehrwerkstätten für metallverarbeitende Berufe (20., Hellwagstraße 18), in die Lehrlinge, die sich in der Meisterlehre nicht bewährt hatten, eingewiesen werden konnten. Diese Stellen wurde der Geschäftsgruppe XI angegliedert, 1949 kam sie zur Geschäftsgruppe IV.[1]

Eingliederung in das Jugendamt

1951 ließ man Jugend am Werk als selbständige Dienststelle auf, die Geschäfte gingen an die Magistratsabteilung 11.[2] Sie erfasste etwa 700-800 Jugendliche (Alter 15-17 Jahre) und erwies sich für behinderte oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommende Jugendliche als Hilfe für den Berufsstart. Die berufsvorbereitenden Kurse wurden durch kulturelle und gesundheitliche Betreuung und Freizeitangebote ergänzt. Ab 1951 stand das Haus der Jugend (16, Grundsteingasse 65) zur Verfügung, in dem sich verschiedene Lehrwerkstätten befanden. Im 21. Bezirk gab es in der Jedleseer Straße eine weitere Abteilung von Jugend am Werk. 1955 gab es anlässlich des zehnjährigen Jubiläums eine Ausstellung im Rathaus; zu diesem Zeitpunkt betreute die Aktion österreichweit 10.000 Jugendliche in 60 Gruppen. Abermals erfolgte die Gründung von „Jugend am Werk“ in mehreren anderen österreichischen Bundesländern.

Umwandlung in einen Verein

Im Jahr 1957 wurde die Wiener Organisation von "Jugend am Werk" aus der MA11 ausgegliedert und in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt. Die Gründungsmitglieder waren: die Gemeinde Wien, das Bundesministerium für soziale Verwaltung, der ÖGB, die Gewerkschaft für Bau- und Holzarbeiter, die Gewerkschaft für Metall- und Bergarbeiter, das Arbeitsamt (heute: Arbeitsmarktservice) und die Kammer für Arbeiter und Angestellte. Im 21. Bezirk gibt es in der Jedleseer Straße eine weitere Abteilung von Jugend am Werk.

Jugend am Werk (1945)

Ab den 1970er-Jahren engagierte sich „Jugend am Werk“ in besonderer Weise auch für Jugendliche mit Behinderung. Es erfolgte für sie die Einrichtung von speziellen Werkstätten und Wohngemeinschaften sowie Maßnahmen der Integrationsbegleitung. "Jugend am Werk" existiert auch in zahlreichen Bundesländern. Die Bundesländer Niederösterreich und Burgenland verfügen über keine eigene Organisation, sondern gehören dem in Wien angesiedelten Verein an.

Projekte mit Beteiligung von Jugend am Werk

  • 1945: Teilnahme an der Ernte (insgesamt 100.000 Stunden); Schutträumarbeiten, u.a. in Schönbrunn und im Theresienpark (mehrere 100.000 Stunden)
  • 1946: Ernteeinsatz, Schutträumung (u.a. Rathausplatz, gemeinsam mit anderen Jugendorganisationen); Wiederherstellung des Kinderheims im Schloss Wilhelminenberg (gemeinsam mit der Feuerwehr)
  • Frühjahr/Sommer 1947: Aufräumarbeiten im Preyer’schen Kinderspital, gemeinsam mit dem Internationalen Zivildienst (dieser war während der Arbeiten im Jugendheim von "Jugend am Werk" in der Liebhartsgasse einquartiert) – Entfernung von Schutt und Vorbereitung des Baumaterials
  • Sommer 1947: Austausch mit englischen Jugendlichen; diese sollen den Josef-Strauß-Park wiederherstellen, während Wiener Jugendliche in England bei Erntearbeiten helfen
  • August 1947: Reise nach England – den Jugendlichen sollen die dortigen Kriegsschäden vor Augen geführt werden
  • Frühjahr 1948: Dreimonatige Berufsvorbereitungskurse für Mädchen unter 18 ohne Pflichtschulabschluss, enden mit Zeugnis und bevorzugter Vermittlung durch das Arbeitsamt
  • Juli/August 1948: 36 englische Jugendliche kommen in den Institutionen von "Jugend am Werk" unter, sie arbeiten am Wiederaufbau des Josef-Strauß-Parks und des Urban-Loritz-Platzes
  • Sommer 1949: Wiederinstandsetzung des Benno-Parks (8. Bezirk), des Max-Winter-Parks (2. Bezirk) und des Parks am Ghegaplatz, mit Unterstützung von 60 englischen Jugendlichen
  • April/Mai 1950: Aushilfe bei der Forstverwaltung - Auspflanzung von 60.000 jungen Pflanzen im Westen der Stadt sowie von 100.000 Pflanzen im Pflanzengarten
  • 1950: Herstellung von Turngeräten in den hauseigenen Werkstätten (Liebhartsgasse), diese sollen später im Stadtpark, im Esterházypark (6. Bezirk) und im Türkenschanzpark (18. Bezirk) aufgestellt werden
  • Juni 1945: 300 Wiener Jugendliche nehmen an einwöchiger "Lehrwanderung" in der Steiermark teil, besichtigen im Zuge dieser 36 Betriebe
  • Juni 1954: Eröffnung der Ausstellung "Jugend am Werk" in Graz (gemeinsames Projekt von Wien und der Steiermark)
  • Juni 1955: Ausstellung "10 Jahre Jugend am Werk" in der Volkshalle des Rathauses – Jugendliche demonstrieren ihre erworbenen Fähigkeiten

Video

Einst und jetzt: Lehrlingsausbildung (1963), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 235A-C (Ausschnitt)

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902–1970. Band 2. Wien: Jugend und Volk 1972 (Wiener Schriften, 34), S. 176
  • Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien

Siehe auch

Referenzen

  1. Beschluss vom 15. Dezember 1949 (Pr.Z. 3035; MD 6337/1949); Amtsblatt der Stadt Wien 1950, Nr. 2, 6.
  2. Beschluss vom 16. Jänner 1951 (Pr.Z. 78; MD 7906/1950); Amtsblatt der Stadt Wien 1951, Nr. 8, 3.