Feuerwehr

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Feuerwehrfahrzeuge vor der neuen Zentrale (1956)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1686
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 18307
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Feuerwehr.jpg
Bildunterschrift Feuerwehrfahrzeuge vor der neuen Zentrale (1956)
  • 1., Am Hof 9-10

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48° 12' 42.32" N, 16° 22' 4.69" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Feuerwehr. Das Stadtrecht von 1221 enthielt erstmals einen Passus über Brandfragen.

Die älteste bekannte Feuerordnung stammt vom 22. Mai 1454; am 25. April 1535 wurde eine neue Ordnung auf Befehl Kaiser Karl V. aufgegeben, die an der Ordnung von 1454 anknüpfte, in den folgenden Jahren wurde sie mehrfach novelliert. Für die Löscharbeiten war der Unterkämmerer zuständig, es gab anfangs kein fixes Löschpersonal, sondern bestimmte Handwerker, im Notfall die gesamte Bürgerschaft, waren zum Wasserführen und Löschen verpflichtet.

Handspritzenwagen 1835 im Bezirksmuseum Meidling.
Feuerspritzen der Wiener Feuerwehr 1819: große (a), mittlere (b) und kleine (c) sowie Feuer-Wasserwägen (d)
Alte Feuerwehrausrüstung (1850)

Der Beginn der Berufsfeuerwehr

Nach der zweiten Türkenbelagerung richtete 1685 der Unterkämmerer und "Äußere Rat" Georg Altschaffer eine Eingabe an den Stadtrat von Wien, um eine ständige Feuerlöschtruppe zu gründen. Mit der Erfindung der Feuerspritze wurden 1686 erstmals Feuerknechte angestellt und begann die Geschichte der Berufsfeuerwehr. Es wurden vier Feuerknechte und drei Paar Pferde als Bespannung angestellt. Der Unterkämmerer und die Feuerknechte wurde im selben Gebäude (ehemaliger Wasserstadel) untergebracht und so entstand die erste Feuerwache. 1688 folgte eine weitere neue Feuerordnung. Am 2. Mai 1759 wurde die Theresianische Feuerpolizeiordnung erlassen, seither unterstanden dem Stadtunterkämmerer vier Feuerknechte, 13 Feuertaglöhner und vier (tagsüber nur zwei) Rauchfangkehrergesellen, ferner 17 Bauhandwerker. Zur Bespannung der Spritzen- und Wasserwagen standen im Unterkammeramt Tag und Nacht angeschirrte Pferde in Bereitschaft. 1805 gab es 26 Feuertaglöhner.

Durch die Einsetzung einer Feuerbeschaukommission wurden Maßnahmen zur Brandverhütung gesetzt, die in der Feuerordnung von Franz I. (22. April 1818) wesentlich verstärkt wurden. Seit damals besteht auch eine Verpflichtung zur Feuermeldung. Für die erste Anzeige wurde eine Prämie ausgesetzt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch die berüchtigte "Hofspritze", die, von sechs Schimmeln gezogen, mit lautem Getöse und meist verspätet am Brandplatz eintraf. 1851 wurden (entsprechend dem gewandelten Sprachgebrauch) neue Dienstgradbezeichnungen eingeführt (Exerziermeister, Löschmeister, Löschmeistergehilfe, Löschmann).

Die Alarmierung im Brandfall sollte über ein Feuer-Observatorium erfolgen, das dem Zweck diente, durch aufmerksames Überwachen der Umgebung von einem erhöhten Punkt aus einen etwaigen Brand rasch zu erkennen und zu melden. Diese Methode der Brandbekämpfung war jedoch nicht sonderlich effizient, war man doch auf entsprechend gutes Wetter angewiesen, um gute Sicht zu haben. Der Erfolg war zudem von der Aufmerksamkeit des Spähers abhängig. Hauptkritikpunkt war jedoch, dass in dem Moment, wo ein Feuer weithin sichtbar war, der Brand bereits so weit fortgeschritten war, dass die Brandbekämpfung nur unter großer Mühe gelingen konnte.

1854 wurde das Löschpersonal (im Zuge der 1850/1862 abgewickelten Eingemeindung der Vorstädte) auf 46 Mann erhöht und mit Uniformen ausgestattet, 1862 auf 120 Mann erweitert (Gemeinderatsbeschluss vom 4. November 1862). (Paul Harrer-Lucienfeld hingegen beschreibt eine Erweiterung von 63 auf 172 Mann.) 1855 wurde vom Stephansdom zur "Central-Löschanstalt" Am Hof eine Telegraphenleitung hergestellt. Ausgelöst durch den Brand im Schottenhof (1854) kam es am 4. November 1862 zu einer Reorganisation: In den Bezirken 2-9 wurden Löschfilialen errichtet (Leopoldstadt: 2, Sperlgasse 10. Landstraße: 3, Rochusgasse 14. Wieden: 4, Ecke Mittersteig-Phorusgasse ab 1864 4, Hechtengasse 6. Margareten: 5, Wienstraße 97, ab 1866 Wienstraße 99. Mariahilf: 6, Gumpendorfer Straße 106, ab 1901 Wallgasse. Neubau: 7, Neubaugasse 25. Josefstadt: 8, Florianigasse 39, 1864-1912 Lederergasse 17. Alsergrund: 9, Grünentorgasse 7, ab 1872 Währinger Straße 43). Am 4. Februar 1863 erschien eine neue Instruktion, und am 3. Mai 1864 wurde die Verbindung der Filialen durch Morseapparate hergestellt. Die Reorganisation des Feuerlöschwesens und damit die Neuordnung des Einsatzgebiets der Feuerwehr wurde auch grafisch festgehalten.

Am 1. Juni 1870 wurde eine neue Feuerpolizeiordnung für Niederösterreich erlassen, die die Allgemeine Feuerordnung von 1784 ersetzte. 1878 wurden in den Straßen die ersten Brandmeldeapparate aufgestellt, im selben Jahr bewährte sich zum ersten Mal das neueingeführte Sprungtuch (Rettung von Menschen bei einem Brand Am Tabor).

Reorganisation der Feuerwehr

Der Brand des Ringtheaters (8. Dezember 1881) war Anlass zu einer durchgreifenden Reorganisation der Feuerwehr und zur Schaffung der Grundlagen der heutigen Feuerwehrorganisation. Am 9. Mai 1884 wurde das "Organisationsstatut der Feuerwehr" erlassen und die Feuerwehr vom Stadtbauamt getrennt. Der erste selbständige Kommandant der Wiener Feuerwehr war Franz Zier, am 19. Mai 1884 erhielt Wien seine erste Feuerlöschordnung ("Feuerpolizei-Ordnung"; Landesgesetzblatt Nummer 18/1884), womit das Feuerlöschpatent von 1817 außer Kraft gesetzt wurde. Das Personal wurde auf 269 Mann erhöht. Am 19. März 1892 wurde eine neue "Feuerpolizei-Ordnung" erlassen, die auf den Grundsätzen jener von 1884 basierte und bis zum Wirksamwerden des Wiener Feuerpolizeigesetzes vom 17. Mai 1957 in Kraft blieb. Mit Gemeinderatsbeschluss vom 4. Dezember 1896 wurde das Statut von 1884 abgeändert. Seit 1884 ist die Feuerwehr militärisch organisiert und untersteht einem städtischen Branddirektor (als Amtstitel mit Gemeinderatsbeschluss vom 11. Juli 1913 fixiert).

Durch telephonische Stationen, Feuermeldeautomaten und technische Hilfsmittel wurde sie laufend modernisiert. Nach der Eingemeindung der Vororte (1890/1892) beziehungsweise Floridsdorfs (1904) kam es zunächst zu einer Zusammenarbeit der Feuerwehr mit den außerhalb des ehemaligen Linienwalls beziehungsweise jenseits der Donau bestehenden Freiwilligen Feuerwehren, doch wurde infolge der anhaltenden Besiedlungsverdichtung der Ruf nach einer Dezentralisierung der Berufsfeuerwehr immer lauter. 1925-1929 wurde das gesamte Stadtgebiet mit einem Netz von Berufsfeuerwachen überzogen, die Freiwilligen Feuerwehren beendeten ihre Tätigkeit.

1903 begann die Motorisierung der Feuerwehrfahrzeuge; gleichzeitig begannen technische Neuerungen (Einführung von Spezialgeräten, Verbesserung des Nachrichtenwesens) die Schlagkraft der Feuerwehr zu erhöhen. Die Feuerwachen wurden ausgestaltet (ab 1909 auch Hauptfeuerwachen eingerichtet). In den 1920er Jahren wurden die Gerätehäuser (Requisitendepots) der Freiwilligen Feuerwehren teilweise umgestaltet beziehungsweise durch Neubauten ersetzt. Mit Stadtsenatsbeschluss vom 7. Februar 1928 wurde die Feuerwehr zu einem selbständigen Amt erhoben, 1934 als Amt in die "Besonderen Verwaltungszweige" eingegliedert. 1936 (und 1958) wurde der Internationale Feuerwehrkongress (C.T.I.F.) in Wien abgehalten. 1940 kam es zu einer reichseinheitlichen Gleichschaltung und Neugliederung der "Feuerschutzpolizei", die 1941 der Polizei unterstellt wurde.

Vom Zweiten Weltkrieg bis heute

Durch die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Wiener Feuerwehr in ihrer Tätigkeit schwer beeinträchtigt (Bombentreffer in der Feuerwehrzentrale Am Hof, alle 32 Feuerwachen der Berufsfeuerwehr erlitten Schäden, neun von ihnen schwere). In der Nacht vom 6. zum 7. April 1945 wurde der Abtransport aller Feuerwehrfahrzeuge auf das linke Donauufer befohlen. Nach Kriegsende wurde vom Bürgermeister Theodor Körner zunächst Franz Havelka mit der Kommandoführung betraut, dem Josef Holaubek als Branddirektor folgte. Mit großem Erfolg wurde der Wiederaufbau eingeleitet (der Personalstand betrug bereits Ende Mai 1945 wieder 650 Mann). 1951 wurde in Wien eine Prüf- und Versuchsanstalt für Feuerwehrgeräte eingerichtet. Mit Inkrafttreten des Gebietsänderungsgesetzes 1954 wurden 77 Freiwillige Feuerwehren (Niederösterreich) aus dem Wiener Feuerlöschwesen ausgeschieden. Die Umwandlung der Feuerwehr in eine Magistratsabteilung erfolgte am 1. Jänner 1956 (Magistratsabteilung 68). Zu dieser Zeit verfügte die Feuerwehr über sieben Hauptfeuerwachen (Innere Stadt, Donaustadt (Leopoldstadt), Favoriten, Mariahilf, Hernals, Döbling und Floridsdorf) mit 26 Nebenfeuerwachen, die über 119 Alarm- und 19 Wirtschaftsfahrzeuge sowie 26 Offiziere und 972 Mann verfügten.

Videos

Feuerwehrausrüstung der Wache Am Hof (1936), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 007 (Ausschnitt)
Die Feuerwehr (1962), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 200D (Ausschnitt)
Ein Tag mit: Helmut Jurantsch. Feuerwehrmann in Wien (1972), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 058 (Ausschnitt)
Budget-Film: Wiener Feuerwehr (1952), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 128B (Ausschnitt)
Feuerwehr (1956), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 414 R2 (Ausschnitt)

Literatur

  • Helmut Bouzek: Wien und seine Feuerwehr. Geschichte und Gegenwart. Wien: Wiener Landes-Feuerwehrverband [1990]
  • Felix Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. 13. - 18. Jahrhundert. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1962 (Wiener Schriften, 18)
  • Willibald Chitil: Das Feuerlöschwesen der k. k. Reichs- und Residenzstadt Wien. 7 Teile. Wien: Braumüller 1903-1904
  • Feuerwehr der Stadt Wien: Jahresbericht. Wien: Magistrat 1895 - lfd.
  • Feuerwehr der Stadt Wien: Jahresberichte. Wien: Selbstverlag 1895 - lfd.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 283
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 288 f.