Ludo Moritz Hartmann

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Ludo Moritz Hartmann
Daten zur Person
Personenname Hartmann, Ludo Moritz
Abweichende Namensform Hartmann, Ludwig Moritz
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 4511
GND 11907611X
Wikidata Q84867
Geburtsdatum 2. März 1865
Geburtsort Stuttgart
Sterbedatum 14. November 1924
Sterbeort Wien
Beruf Erwachsenenbildner, Historiker, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Döblinger Friedhof
Grabstelle 28/10
Bildname Ludomoritzhartmann.jpg
Bildunterschrift Ludo Moritz Hartmann
  • 1., Rathausstraße 15 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Nationalrat (12.03.1918 bis 09.11.1920)
  • Mitglied des Bundesrats (1920 bis 1924)

Porträtrelief für Ludo Moritz Hartmann in der Volkshochschule Ottakring, 1965

Ludo (Ludwig) Moritz Hartmann, * 2. März 1865 Stuttgart, † 14. November 1924 Wien 1, Volksbildner, Historiker, sozialdemokratischer Politiker.

Biografie

Ludwig (Ludo) Moritz Hartmann kam als Sohn des Dichters Moritz Hartmann in Stuttgart zur Welt. Dieser hatte sich im Herbst 1848 an der Wiener Revolution beteiligt, musste nach deren Niederschlagung Wien verlassen und kehrte erst 1868 wieder zurück. Nach dem frühen Tod des Vaters 1872 wuchs Ludwig Moritz Hartmann alleine bei der Mutter auf. Er besuchte das Wasagymnasium und studierte ab 1883 an der Universität Wien Geschichte. Ab 1885 setzte er sein Studium in Berlin fort.

Nach seiner Promotion im Jahr 1887 habilitierte er sich 1889 für römische und mittelalterliche Geschichte an der Wiener Universität, an der er jedoch erst 1919 eine Professur erhielt. Hartmann arbeitete an den "Monumenta Germaniae Historica" mit. 1893 gründete er die "Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte", ein Fachorgan, das auch im Ausland Anerkennung fand. Für ein außeruniversitäres Publikum schrieb er in populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie "Urania" oder "Wissen für alle". 1893 heiratete Hartmann Grete Chrobak, mit der er zwei Kinder hatte.

Im Frauenbildungsverein Athenäum, einer Frauenakademie, die von der Vereinigung der Wiener Hochschuldozenten im Jahr 1900 zur Abhaltung wissenschaftlicher Lehrkurse für Frauen und Mädchen ins Leben gerufen worden war, fungierte Hartmann als stellvertretender Obmann. Sein eigentliches volksbildnerisches Tätigkeitsgebiet war aber das Volksheim Ottakring (heute Volkshochschule Ottakring), dessen Gründung im Jahr 1901 auf seine und Emil Reichs Initiative hin erfolgte. Im selben Jahr trat Hartmann der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei.

Im Athenäum und im Volksheim hielt er Vorträge aus seinem Forschungsgebiet, der antiken und mittelalterlichen Geschichte Italiens. In der Zeitschrift "Wissen für alle" wurden sie gedruckt.

Als Archivbevollmächtigter für Deutsch-Österreich öffnete Ludo Moritz Hartmann nach dem Ersten Weltkrieg die Archive weitgehend für die Benutzung. Hartmann gehörte von März 1919 bis November 1920 der Konstituierenden Nationalversammlung an. Von Dezember 1920 bis zu seinem Tod am 14. November 1924 war er Mitglied des Bundesrates. Ludo Hartmann, der ebenso ein Vertreter der sozialdemokratischen Anschlussbewegung an ein demokratisches Deutschland war wie der Staatssekretär für Äußeres, Otto Bauer, wurde erster Botschafter Deutsch-Österreichs in Berlin.

1925 wurde die neu errichtete städtische Wohnhausanlage, 8., Albertgasse 13–17, nach Hartmann benannt. Seit demselben Jahr heißt der Platz vor der Volkshochschule Ottakring Ludo-Hartmann-Platz. Im Vestibül erinnert eine Gedenktafel mit Porträtrelief an Ludo Moritz Hartmann.

Alle zwei Jahre vergibt der Verband Österreichischer Volkshochschulen den Ludo-Hartmann-Preis für herausragende Arbeiten im Interesse der österreichischen Volksbildung.

Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt Korrespondenzstücke Hartmanns mit Adalbert Franz Seligmann, Eugen Guglia, Auguste Fickert, Margarete Jodl, August Sauer, Elise Richter, Marie Eugenie delle Grazie sowie Marie Ebner von Eschenbach auf.

Quelle

Werke

  • Ludo Moritz Hartmann: Geschichte Italiens im Mittelalter. Leipzig: G. H. Wigand 1897–1915
  • Ludo Moritz Hartmann: Theodor Mommsen. Eine biographische Skizze. Gotha: F. A. Perthes 190 8
  • Ludo Moritz Hartmann: Die Nation als politischer Faktor. Tübingen: Mohr 1913
  • Ludo Moritz Hartmann: Der Krieg in der Weltgeschichte. Wien: Hölzel 1915
  • Ludo Moritz Hartmann: Über die Ursachen des Weltkrieges. Bologna: Zanichelli 1915
  • Ludo Moritz Hartmann: Römische Geschichte. Gotha F. A. Perthes 1919
  • Ludo Moritz Hartmann: Der neue Geschichtsunterricht. Berlin: Vorwärts 1921
  • Ludo Moritz Hartmann: Kurzgefasste Geschichte Italiens von Romulus bis Viktor Emanuel. Stuttgart: F. A. Perthes 1924

Literatur

  • Celine Wawruschka: Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs. In: Österreichische Historiker, hgg. von Karl Hruza. Wien: Böhlau 2019, S. 67 ff.
  • Thomas Jaretz: Ludo M. Hartmann und die Volkshochschule als Raum des Wissens in der späten Habsburgermonarchie. Berlin: epubli 2011
  • Gerold Unterhumer: Alles Lernen soll zum Denken führen. Demokratie und Erwachsenenbildung bei Ludo Moritz Hartmann. Saarbrücken: Dr. Müller 2010
  • Günter Fellner: Ludo Moritz Hartmann und die österreichische Geschichtswissenschaft. Grundzüge eines paradigmatischen Konfliktes. Wien [u. a.]: Geyer 1985
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Ottakring. Vom Brunnenmarkt zum Liebhartstal. Wien: Mohl 1983, Register
  • Günter Fellner: Ludo Moritz Hartmann. Zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie. In: Zeitgeschichte 3 (1980), S. 83–108
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 212 ff.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 12.01.1974
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954–lfd.
  • Franz Huter: Biographien der Archivbeamten seit 1749. In: Ludwig Bittner [Hg.]: Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgebaut auf der Geschichte des Archivs und seiner Bestände, Band 1. Wien: Holzhausen 1936, S. 52
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1923–1935. Band 3 (Stephan Bauer)
  • Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Wien / München: Oldenbourg / Wien / Graz / Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1880–lfd. Band 41, 1926, S. 380–384


Weblinks