Auguste Fickert

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Auguste Fickert, um 1900
Daten zur Person
Personenname Fickert, Auguste
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 18607
GND 140279652
Wikidata Q88126
Geburtsdatum 25. Mai 1855
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. Juni 1910
Sterbeort Maria Enzersdorf
Beruf Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Neustifter Friedhof
Grabstelle Gruppe A, Reihe 1, Nummer 6
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Auguste_Fickert.jpg
Bildunterschrift Auguste Fickert, um 1900

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Reisepass von Auguste Fickert, ausgestellt 1909. Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, HIN 71184
Bildhauer Franz Seifert mit dem von ihm geschaffenen Fickertdenkmal im Türkenschanzpark, nach 1929

Auguste Fickert, * 25. Mai 1855 Wien, † 9. Juni 1910 Maria Enzersdorf (Friedhof Neustift am Walde), Sozialreformerin, Frauenrechtlerin.

Biographie

Auguste Fickert stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, besuchte die Volksschule in Wien, wurde im Internat der Englischen Fräulein in Burghausen ausgebildete, absolvierte die Lehrerinnen-Bildungsanstalt St. Anna in Wien und unterrichtete als Lehrerin ab dem Schuljahr 1876/1877 an Volksschulen in Wien, weshalb sie ledig bleiben musste. Nach dem Tod des Vaters (1881) musste sie für die Familie sorgen. Sie engagierte sich gegen die Diskriminierung der Lehrerinnen, trat für eine Trennung von Kirche und Schule ein, war im Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen Österreichs und im Zentralverein der Wiener Lehrerschaft, protestierte gegen den Ausschluss der steuerzahlenden Frauen vom Wahlrecht zum niederösterreichischen Landtag. In Folge dieser politischen Aktivitäten wurde sie zur Vorkämpferin für das allgemeine, gleiche Wahlrecht für Männer und Frauen.

Sie trat nie einer politischen Partei bei, kam aber mit sozialdemokratischen Kreisen in engen Kontakt. 1893 gründete sie zusammen mit Rosa Mayreder und Marie Lang den "Allgemeinen Österreichischen Frauenverein" (Frauenbewegung), den man als ihr eigentliches Lebenswerk ansehen kann; ab 1897 war sie Präsidentin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Neben dem Wahlrecht setzte sie sich besonders für die 1895 gegründete Rechtsschutzstelle für Frauen in Österreich ein. Zur Unterstützung ihres Kampfs um die Gleichberechtigung der Frauen arbeitete sie als Redakteurin der Frauenzeitung "Das Recht der Frau" als Beilage der "Volksstimme". Im Zentrum ihrer Tätigkeit stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen, nach einer Reform des Ehe- und Familienrechts, nach dem Zugang der Frauen zum Hochschulstudium, nach Abschaffung der Prostitution.

1899 kümmerte sich die streitbare, in der Öffentlichkeit bekannte Feministin um die Organisation der Frauen im Staatsdienst und gründete im selben Jahr (gemeinsam mit Rosa Mayreder und Marie Lang) die demokratisch-fortschrittliche Monatsschrift "Dokumente der Frauen" (erschienen bis 1903, nach ihrer Einstellung fortgesetzt als "Neues Frauenleben"). Sie setzte auch die Bildung von weiblichen Berufsvertretungen durch, wirkte für die Schulreform und für die Unentgeltlichkeit des Unterrichts. Ihr letztes Lebenswerk war die Errichtung des Heimhofs, in dem alleinstehende Frauen eine preiswerte Unterkunft erhalten sollte; der Heimhof war das erste "Einküchenhaus" in Wien und wurde erst nach Auguste Fickerts Tod eröffnet.

Nachlass in der Wienbibliothek im Rathaus; siehe auch: Fickertdenkmal, Fickertgasse.

Quellen

Literatur

  • Die Mitgliedschaft der Frauen bei politischen Vereinen. In: Neue Freie Presse, 11.06.1910, S. 9
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Dora Leon: Auguste Fickert. In: Frauenbilder aus Österreich. Eine Sammlung von zwölf Essay. Wien: Obelisk Verlag 1955, S. 51 ff.
  • Die Frau im Korsett. Wiener Frauenalltag zwischen Klischee und Wirklichkeit 1848 - 1920. Hermesvilla, Lainzer Tiergarten, 14. April 1984 - 10. Februar 1985. [Kataloggestaltung: Tino Erben]. Wien: Museen d. Stadt Wien 1984 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 88), S. 214
  • Renate Flich: Der Fall Auguste Fickert - eine Lehrerin macht Schlagzeilen. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 1 ff.
  • Rathauskorrespondenz, 07.06.1960
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Hanna Hacker: Wer gewinnt? Wer verliert? Wer tritt aus dem Schatten? Machtkämpfe und Beziehungsstrukturen nach dem Tod der "Großen Feministin" Auguste Fickert (1910). In: L’homme 7 (1996), Heft 1, S. 97-106
  • Hanna Hacker: Fickert, Auguste (1855-1910). In: A biographical dictionary of women’s movements and feminisms. Central, Eastern und South Eastern Europe. 19th and 20th Centuries. Budapest: CEU press 2006, S. 131-134
  • Hilde Schmölzer: Frauenliebe. Wien: Promedia 2009, S.102-125
  • Elisabeth Klaus/Ulla Wischermann: Journalistinnen. Eine Geschichte in Biographien und Texten 1848-1990. Wien: LIT Verlag 2013, S. 148 ff.
  • Eva Geber: Auguste Fickert. Angebetete Ikone –streitsüchtige Gegnerin. In: Eva Geber [Hg.]: Der Typus der kämpfenden Frau. Frauen schreiben über Frauen in der Arbeiterzeitung von 1900-1933. Wien: Mandelbaum 2013, S.148-150


Auguste Fickert im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.