Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)

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Parteiausweis der SDAP
Daten zur Organisation
Art der Organisation Politische Partei
Datum von 1888
Datum bis 1934
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 47941
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit
Quelle
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Bildname Parteiausweis SDAP.jpg
Bildunterschrift Parteiausweis der SDAP

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Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Vorläuferpartei der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) in der Habsburger-Monarchie und der Ersten Republik.

Anfänge

Als Gründungszeitpunkt der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) in Österreich beziehungsweise der Habsburger-Monarchie gilt der Hainfelder Parteitag von 1888/89, wiewohl eine erste sozialdemokratische Parteigründung in Österreich bereits 1874 in Neudörfl (bei Wiener Neustadt) stattfand, jedoch bald wieder in verschiedene (gemäßigte und radikale) Gruppen zerfiel. Auf dem Hainfelder Parteitag konnte Viktor Adler die Einigung der bis dato zersplitterten und zerstrittenen Fraktionen innerhalb der organisierten Arbeiterbewegung erreichen (siehe ausführlich unter: Arbeiterbewegung). Nach der Wahlrechtsreform von 1897 verfügte die Partei über 14 Abgeordnete im österreichischen Reichsrat. Die Einführung des allgemeinen Wahlrechts (für Männer) im Jahr 1907 erhöhte in der Folge die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten auf 87 (davon 49 deutschsprachige), was die SDAP zur zweitstärksten Gruppe im Abgeordnetenhaus machte.

Die SDAP in der Ersten Republik

Nach dem Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie übernahm die SDAP eine führende Rolle bei der Gründung des neuen Staates, der Republik Deutschösterreich.

In der Provisorischen Nationalversammlung, bestehend aus den 1911 gewählten deutschen Reichsratsabgeordneten der cisleithanischen Reichshälfte Österreich-Ungarns, stellte die SDAP zwar vorerst nur 39 Abgeordnete und war somit gegenüber 70 christlichsozialen und 101 deutschnationalen Parlamentariern klar in der Minderheit. Im Oktober 1918 wurde dennoch der Sozialdemokrat Karl Renner zum Staatskanzler Deutschösterreichs gewählt; gleichzeitig trat die SDAP entschieden für die Republik als neue Staatsform ein. Dies führte nach Einschwenken der anderen Parteien am 12. November 1918 zur Proklamation der Republik Deutschösterreich.

Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung im Februar 1919 wurde die SDAP mit 72 von 170 Abgeordneten die stärkste Fraktion im österreichischen Parlament. Zum Präsidenten der Nationalversammlung wurde der Sozialdemokrat Karl Seitz gewählt, der bis Ende 1920 als erstes Staatsoberhaupt der Ersten Republik fungierte. Bis Juni 1920 war die SDAP in einer sozialdemokratisch-bürgerlichen Koalitionsregierung unter Staatskanzler Renner beteiligt und setzte im Sozialbereich (Ferdinand Hanusch) und im Bildungswesen (Otto Glöckel) maßgebliche Reforminitiativen um, so etwa den Achtstundentag, die Gründung der Arbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung oder das Betriebsrätegesetz.

Nach dem Ende der Regierung Renner fand sich die SDAP durchgängig in der Opposition wieder. Ein 1932 von den Christlichsozialen gemachtes Angebot auf Bildung einer Großen Koalition wurde abgelehnt; eine Entscheidung, die Jahrzehnte später als falsch rezipiert wurde. In vielen Städten, Industriegemeinden und in Wien (siehe Rotes Wien) errang sie jedoch kontinuierlich die (absolute) Mehrheit der Wählerstimmen und bildete dort einen erklärten Gegenpol zur konservativ dominierten Bundespolitik.

Wahlergebnisse in der Ersten Republik

Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 erreichte die SDAP 40,8 % der Wählerstimmen und 72 Mandate. Bei der Nationalratswahl 1920 kam sie auf 35,9 % und 69 Mandate, bei der Nationalratswahl 1923 auf 39,6 % und 68 Mandate und bei der Nationalratswahl 1927 auf 42,3 % und 71 Mandate. Bei der letzten Nationalratswahl der Ersten Republik im Jahr 1930 erreichte die SDAP 41,1 % der Wählerstimmten, was 72 Mandate im österreichischen Nationalrat bedeutete.

Das Verbot der Partei 1934

Die zunehmenden Spannungen zwischen den großen politischen Lagern führte 1923/24 zur Gründung des Republikanischen Schutzbundes, der als paramilitärische, waffenführende Organisation strukturiert war. In programmatischer Hinsicht gewann der „linke“ Flügel in der SDAP zunehmend Oberhand, spätestens mit Verabschiedung des Linzer Programms im Jahr 1926 war er parteiintern gegenüber der reformistisch orientierten Gruppe um Karl Renner ins Vordertreffen geraten. Nach ersten Konfrontationen zwischen der SDAP bzw. SDAP-Mitgliedern und der Staatsgewalt im Zusammenhang mit dem Schattendorfer Prozess um Juli 1927 (Justizpalastbrand) kam es im Februar 1934 zum offenen Bürgerkrieg (Februarkämpfe). Die Niederlage der Sozialdemokratie führte zum Verbot der Partei und sämtlicher ihr nahestehender Organisationen, zur Verhaftung der meisten Funktionäre der SDAP sowie der Aberkennung aller ihrer Mandate. In der Illegalität setzten SDAP-Mitglieder das politische Engagement in verschiedenen inländischen Untergrund- und ausländischen Exilorganisationen fort (Revolutionäre Sozialisten, Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten, Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten).

Wiedergründung 1945

Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ende der nationalsozialistischen Okkupation Österreichs wurde die SDAP am 14. April 1945 als Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) mit dem Zusatz „Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten“ im Wiener Rathaus wiedergegründet. Seit 1991 trägt sie den Namen Sozialdemokratische Partei Österreichs.

Literatur

  • Rudolf G. Ardelt: Vom Kampf um Bürgerrechte zum „Burgfrieden“ . Studien zur Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie 1888-1914. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1994
  • Wilhelm Burian. Reform ohne Massen. Zur Entwicklung der Sozialdemokratie seit 1918. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1974
  • Christoph Butterwegge: Austromarxismus und Staat: Politiktheorie und Praxis der österreichischen Sozialdemokratie zwischen den beiden Weltkriegen. Marburg: Verlag Arbeit und Gesellschaft 1991
  • Joseph Buttinger: Am Beispiel Österreichs. Ein geschichtlicher Beitrag zur Krise der sozialistischen Bewegung. Köln: Verlag für Politik und Wirtschaft 1953
  • Das große Erbe. 75 Jahre österreichische Sozialdemokratie. Festschrift, hg. vom Parteivorstand der Sozialistischen Partei Österreich. Wien: Zentralsekretariat der Sozialistischen Partei Österreichs 1964
  • Erich Fröschl: Die Bewegung. Hundert Jahre Sozialdemokratie in Österreich. Wien: Passagen-Verlag 1990
  • Jacques Hannak: Im Sturm eines Jahrhunderts. Eine volkstümliche Geschichte der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1952
  • Fritz Kaufmann: Sozialdemokratie in Österreich. Idee und Geschichte einer Partei von 1889 bis zur Gegenwart. Wien [u.a.]: Amalthea 1978
  • Peter Kulemann: Am Beispiel des Austromarxismus. Sozialdemokratische Arbeiterbewegung in Österreich von Hainfeld bis zur Dollfuß-Diktatur. Hamburg: Junius 1982
  • Peter Kurth: Im Schatten Victor Adlers. Die österreichische Sozialdemokratie zwischen Wahlrechtskampf und Revisionismusstreit (1889–1907). Husum: Matthiesen 1998
  • Norbert Leser: Der Sturz des Adlers. 120 Jahre österreichische Sozialdemokratie. Ein Lesebuch für Leser-Leser. Wien: Kremayr & Scheriau 2008
  • Raimund Löw: Der Zerfall der „Kleinen Internationale“ : Nationalitätenkonflikte in der Arbeiterbewegung des alten Österreich (1889-1914). Wien: Europa Verlag 1984
  • Wolfgang Maderthaner u.a. [Hg.]: Die Organisation der Österreichischen Sozialdemokratie 1889-1994. Wien: Löcker 1996
  • Helene Maimann: Die ersten 100 Jahre. Österreichische Sozialdemokratie 1888-1988. Wien [u.a.] Brandstätter 1988
  • Peter Pelinka: Sozialdemokratie in Österreich. 100 Jahre seit Hainfeld. Die Entwicklung einer Bewegung von Victor Adler bis Franz Vranitzky. Wien: HPT-Verlags-Gesellschaft 1988
  • Markus Pelzl: Die politischen Lager der Sozialdemokraten und Christlichsozialen in der ersten Republik Österreich. Ihre Ideologien, Strukturen, Verhältnis zueinander und das Ende des Gleichgewichts der Klassenkräfte 1927. Wien: Dipl.-Arbeit 1997
  • Walter Pollak: Sozialismus in Österreich. Von der Donaumonarchie bis zur Ära Kreisky. Wien [u.a.] Econ-Verlag 1979

Weblinks