Kaiserliche Schatzkammer: Unterschied zwischen den Versionen

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Kaiserliche Schatzkammer des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum]]s, ([[1]]., [[Hofburg]], [[Schweizerhof]]). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten vergleichbaren Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] (darunter die [[Reichskrone]]), die Insignien des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] (siehe auch [[Österreichische Kaiserkrone]], der habsburgisch-lothringische Hausschatz ([[Bocskay-Krone]]), Erinnerungsstücke an [[Napoleon I.]] und der Schatz des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]].
 
Kaiserliche Schatzkammer des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum]]s, ([[1]]., [[Hofburg]], [[Schweizerhof]]). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten vergleichbaren Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] (darunter die [[Reichskrone]]), die Insignien des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] (siehe auch [[Österreichische Kaiserkrone]], der habsburgisch-lothringische Hausschatz ([[Bocskay-Krone]]), Erinnerungsstücke an [[Napoleon I.]] und der Schatz des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]].
  
Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die [[Habsburger]] ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der [[Burgkapelle]] verwahrt wurde. Ab 1558 wurde auf Betreiben Kaiser [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands I.]] beim [[Lustgarten (Hofburg)|Lustgarten]] eine [[Kunstkammer (Hofburg)|Kunstkammer]] errichtet, der [[Rudolf II.]] einen Galeriebau hinzufügte, der den zentralen Raum der Sammlung aufnahm. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands II.]] bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren. Ein Teil der Räumlichkeiten lag im Nordwesten des Schweizerhofs. Gingen Kunstkammer und Galerietrakt 1747 in einem [[Altes Burgtheater|Theater]] auf, wurde der Teil im Schweizerhof nach der barocken Umgestaltung von 1747 immer noch verwendet. Nicht alles wurde jedoch dorthin verlagert: Ein Grundstock an Monstranzen und Kelchen, Messgewändern und allerlei Kirchensilber blieb in der Sakristei zurück und in der direkten Obhut des Burgpfarrers. Als besondere Kostbarkeit wurden eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und ein 1540 aus Polen erworbener Narwalzahn ("Einhorn") angesehen ("Unveräußerliche Erbstücke des Hauses Österreich").
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Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die [[Habsburger]] ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der [[Burgkapelle]] verwahrt wurde. Ab 1558 wurde auf Betreiben Kaiser [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands I.]] beim [[Lustgarten (Hofburg)|Lustgarten]] eine [[Kunstkammer (Hofburg)|Kunstkammer]] errichtet, der [[Rudolf II.]] 1583–1585 einen Galeriebau hinzufügte, der den zentralen Raum der Sammlung aufnahm. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinands II.]] bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren. Ein Teil der Räumlichkeiten lag im Nordwesten des Schweizerhofs. Gingen Kunstkammer und Galerietrakt 1748 zum Großen Teil im Umbau des [[Altes Burgtheater|Alten Burgtheaters]] auf, das 1741 im [[Ballhaus (Hofburg, Lustgarten)|Ballhaus]] eingerichtet worden war, verblieb die Schatzkammer in den bisher genutzten Räumen Schweizerhof und einem kleinen, dem Schweizertrakt angrenzenden Teil des rudolfinischen Galeriebaues. Als besondere Kostbarkeiten wurden - neben der rudolfinischen Hauskrone - eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und ein 1540 aus Polen erworbener Narwalzahn ("Einhorn") angesehen, die 1564 als "unveräußerliche Erbstücke des Hauses Österreich" bezeichnet wurden.  
  
 
1612 wurden die Bestände um Teile der Kunstkammer [[Rudolf II.|Rudolfs II.]] in Prag bereichert. 1738 adaptierte man neue Gewölbe. Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser [[Karl VI.|Karls VI]] Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Schon im 17. Jahrhundert konnten die Gegenstände besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen.
 
1612 wurden die Bestände um Teile der Kunstkammer [[Rudolf II.|Rudolfs II.]] in Prag bereichert. 1738 adaptierte man neue Gewölbe. Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser [[Karl VI.|Karls VI]] Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Schon im 17. Jahrhundert konnten die Gegenstände besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen.
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Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]] und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. Im 19. Jahrhundert wurde der Bestand in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen kaiserlichen Museensammlungen aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben nur jene Objekte zurück, die auf besonders unmittelbare Weise die historische Bedeutung der Familie Habsburg vor Augen führen. Nach der Eröffnung des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] 1891 wurde die Weltliche Schatzkammer diesem organisatorisch eingegliedert, blieb jedoch in der Hofburg.
 
Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des [[Orden vom Goldenen Vlies|Ordens vom Goldenen Vlies]] und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. Im 19. Jahrhundert wurde der Bestand in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen kaiserlichen Museensammlungen aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben nur jene Objekte zurück, die auf besonders unmittelbare Weise die historische Bedeutung der Familie Habsburg vor Augen führen. Nach der Eröffnung des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] 1891 wurde die Weltliche Schatzkammer diesem organisatorisch eingegliedert, blieb jedoch in der Hofburg.
  
1918 wurde die Geistliche Schatzkammer mit der Weltlichen Schatzkammer vereint, jedoch unter Wahrung des gesonderten Bestands. Im selben Jahr nahmen die Habsburger ihren Privatschmuck ins Exil mit, dafür wurde 1921 der 1618 gestiftete Schatz des [[Kapuzinerkloster (1)|Kapuzinerklosters]] erworben. Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wird heute für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Seit 1954 ist die Geistliche Schatzkammer in jenen historischen Räumlichkeiten aufgestellt, die bis zum Ende der Monarchie die Weltliche Schatzkammer beherbergt haben. Der fünfte und letzte Raum der Geistlichen Schatzkammer kam anlässlich der Erweiterung und des Umbaus beider Schatzkammern hinzu, die 1986 mit der Neueröffnung ihren Abschluss fanden. Von 1983 bis 1987 wurden im Südosteck des Schweizertrakts (unter der Burgkapelle) neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet, die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der [[Redoutensäle]] (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.
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1918 wurde die Geistliche Schatzkammer mit der Weltlichen Schatzkammer vereint, jedoch unter Wahrung des gesonderten Bestands. Im selben Jahr nahmen die Habsburger ihren Privatschmuck ins Exil mit, dafür wurde 1921 der 1618 gestiftete Schatz des [[Kapuzinerkloster (1)|Kapuzinerklosters]] erworben. Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wird heute für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Seit 1954 ist die Geistliche Schatzkammer in jenen historischen Räumlichkeiten aufgestellt, die bis zum Ende der Monarchie die Weltliche Schatzkammer beherbergt haben. Der fünfte und letzte Raum der Geistlichen Schatzkammer kam anlässlich der Erweiterung und des Umbaus beider Schatzkammern hinzu, die 1986 mit der Neueröffnung ihren Abschluss fanden. Von 1983 bis 1987 wurden im Südosteck des Schweizertrakts neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet. Der Eingang wurde von der Säulenstiege unter die Burgkapelle verlegt. Die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der [[Redoutensäle]] (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.
  
  

Version vom 22. Juli 2022, 20:48 Uhr

Kaiserliche Schatzkammer, Saal mit den Insignien des Heiligen Römischen Reiches und der spätantiken Achatschale, im Hintergrund die österreichische Kaiserkrone. Fotografie, um 1900
Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 32458
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 22.07.2022 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Schatzkammer.jpg
Bildunterschrift Kaiserliche Schatzkammer, Saal mit den Insignien des Heiligen Römischen Reiches und der spätantiken Achatschale, im Hintergrund die österreichische Kaiserkrone. Fotografie, um 1900
  • 1., Hofburg

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Kaiserliche Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums, (1., Hofburg, Schweizerhof). Die besondere Bedeutung der kaiserlichen Schatzkammer liegt im immensen materiellen und ideellen Reichtum ihrer Bestände. Sie ist eine der größten vergleichbaren Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen zur Geschichte des Abendlandes. Im Zentrum stehen die Insignien, Gewänder und Reliquien des Heiligen Römischen Reiches (darunter die Reichskrone), die Insignien des Kaisertums Österreich (siehe auch Österreichische Kaiserkrone, der habsburgisch-lothringische Hausschatz (Bocskay-Krone), Erinnerungsstücke an Napoleon I. und der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies.

Schon im 14. Jahrhundert bewahrten die Habsburger ihren Familienschatz in der Hofburg sorgfältig auf. Eine Urkunde von 1337 informiert darüber, dass damals der gesamte Schatz der Habsburger in der Sakristei der Burgkapelle verwahrt wurde. Ab 1558 wurde auf Betreiben Kaiser Ferdinands I. beim Lustgarten eine Kunstkammer errichtet, der Rudolf II. 1583–1585 einen Galeriebau hinzufügte, der den zentralen Raum der Sammlung aufnahm. Aus Plänen von 1640/1641 wird erkennbar, dass es zur Regierungszeit Kaiser Ferdinands II. bereits einen weltlichen und einen geistlichen Teil der Schatzkammer gab, die räumlich aneinander anschlossen waren. Ein Teil der Räumlichkeiten lag im Nordwesten des Schweizerhofs. Gingen Kunstkammer und Galerietrakt 1748 zum Großen Teil im Umbau des Alten Burgtheaters auf, das 1741 im Ballhaus eingerichtet worden war, verblieb die Schatzkammer in den bisher genutzten Räumen Schweizerhof und einem kleinen, dem Schweizertrakt angrenzenden Teil des rudolfinischen Galeriebaues. Als besondere Kostbarkeiten wurden - neben der rudolfinischen Hauskrone - eine Achatschale aus dem 4. Jahrhundert und ein 1540 aus Polen erworbener Narwalzahn ("Einhorn") angesehen, die 1564 als "unveräußerliche Erbstücke des Hauses Österreich" bezeichnet wurden.

1612 wurden die Bestände um Teile der Kunstkammer Rudolfs II. in Prag bereichert. 1738 adaptierte man neue Gewölbe. Das älteste erhaltene, aus dem Jahr 1758 stammende Inventar der Geistlichen Schatzkammer listet an die 500 Objekte auf, die in neun Kästen untergebracht waren, die in Kaiser Karls VI Auftrag gefertigt wurden. Kostbar mit Juwelen besetzte Reliquiare und Monstranzen sowie emailgeschmückte Hausaltärchen zogen innerhalb des geistlichen Hausschatzes der Habsburger die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Schon im 17. Jahrhundert konnten die Gegenstände besichtigt werden. Bis zu sieben Personen durften sich die hohe Eintrittsgebühr von 25 Gulden teilen.

Beschreibung der Schatzkammer, Titelblatt, 1771

1782 verfügte Joseph II. die organisatorische Trennung in eine Geistliche Schatzkammer und Weltliche Schatzkammer. Die Geistliche Schatzkammer umfasste wertvolle Hausaltäre, Ornate, Kruzifixe, Gebetbücher und Reliquien vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Sie kam in die Obhut des Burgpfarrers, wodurch die Sammlung für die Öffentlichkeit unzugänglich wurde. In der Folge vereinigte dieser den Objektbestand der Geistlichen Schatzkammer mit der Ausstattung der einzelnen Hofkapellen. Dieser Geistliche Schatz wurde nun wieder in der Sakristei der Hofburgkapelle untergebracht und blieb dort für die Öffentlichkeit bis zum Ende der Monarchie verschlossen. Nach 1918 wurde im Zuge der Reorganisation der ehemals kaiserlichen Sammlungen die Geistliche Schatzkammer an das Kunsthistorische Museum angeschlossen und administrativ mit der Weltlichen Schatzkammer verbunden.

Nach Josephs II. Verfügung von 1782 war der Oberstkämmerer für die Weltliche Schatzkammer zuständig. 1794 erhielt sie durch die aus Brüssel vor den Franzosen in Sicherheit gebrachten Bestände des Ordens vom Goldenen Vlies und 1800 durch die aus Nürnberg und Aachen abtransportierten Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs (unter anderem die Reichskrone aus dem 10./11. Jahrhundert) bedeutenden Zuwachs. Im 19. Jahrhundert wurde der Bestand in seiner ursprünglichen Vielfalt aufgelöst und auf die verschiedenen kaiserlichen Museensammlungen aufgeteilt. In der Schatzkammer blieben nur jene Objekte zurück, die auf besonders unmittelbare Weise die historische Bedeutung der Familie Habsburg vor Augen führen. Nach der Eröffnung des Kunsthistorischen Museums 1891 wurde die Weltliche Schatzkammer diesem organisatorisch eingegliedert, blieb jedoch in der Hofburg.

1918 wurde die Geistliche Schatzkammer mit der Weltlichen Schatzkammer vereint, jedoch unter Wahrung des gesonderten Bestands. Im selben Jahr nahmen die Habsburger ihren Privatschmuck ins Exil mit, dafür wurde 1921 der 1618 gestiftete Schatz des Kapuzinerklosters erworben. Von 1938 bis 1954 waren Weltliche und Geistliche Schatzkammer geschlossen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Geistliche Schatzkammer in den Räumen der ehemaligen Wohnung des Burgpfarrers aufgestellt. Einer dieser Räume, die 1891 sogenannte "Alte Geistliche Schatzkammer", wird heute für Sonderausstellungen der Schatzkammer genutzt. Die Insignien des Heiligen Römischen Reichs wurden 1938 nach Nürnberg gebracht und kehrten erst 1946 mit Hilfe der US-Amerikaner nach Wien zurück. Seit 1954 ist die Geistliche Schatzkammer in jenen historischen Räumlichkeiten aufgestellt, die bis zum Ende der Monarchie die Weltliche Schatzkammer beherbergt haben. Der fünfte und letzte Raum der Geistlichen Schatzkammer kam anlässlich der Erweiterung und des Umbaus beider Schatzkammern hinzu, die 1986 mit der Neueröffnung ihren Abschluss fanden. Von 1983 bis 1987 wurden im Südosteck des Schweizertrakts neue Räume für die Schatzkammer adaptiert und mit modernen sicherheitstechnischen Instrumentarien ausgestattet. Der Eingang wurde von der Säulenstiege unter die Burgkapelle verlegt. Die Eröffnung fand am 21. Mai 1987 statt. Während der Bauzeit wurden die bedeutendsten Exponate im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Nach dem Brand der Redoutensäle (26./27. November 1992) musste die Schatzkammer geschlossen werden, weil die Sicherheitszentrale durch Löschwasser Schaden erlitten hatte. Die Wiedereröffnung erfolgte am 11. März 1993.


Leitende Personen

  • Fritz Fischer, Direktor der Kunstkammer und Schatzkammer (seit 2017)

Videos

Wien schenkt immer Freude (1957), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 213A-C (Ausschnitt)

Literatur

Links