Am Tabor: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 12: | Zeile 12: | ||
|Bildrechte=Wien Museum | |Bildrechte=Wien Museum | ||
}} | }} | ||
− | Am Tabor ([[2]], [[Leopoldstadt]]), | + | '''Am Tabor''' ([[2]]., [[Leopoldstadt]]) ist der Name einer Straße, die offiziell am 4. Juli 1890 nach dem Brückenkopf zur Verteidigung [[Wien]]s am Ende der damaligen [[Taborstraße]] benannt wurde, inoffiziell aber schon länger so hieß. Die Straße wurde, teilweise bisher nur als Projekt, am 10. Juni 2008, am 1. März 2011 sowie am 4. November 2013 schrittweise auf das Areal des ehemaligen [[Nordbahnhof]]s verlängert, wo ein neuer Stadtteil entsteht, - ohne bis dato dorthin eine befahrbare Verbindung zu haben. |
+ | == Geschichte == | ||
+ | Herzog [[Albrecht V. (Österreich)|Albrecht V.]] ließ zur Abwehr der [[Hussiten]] im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten [[Donau]]arm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige [[Brücken|Brücke]] sicherte und die Bezeichnung "Tabor" erhielt. | ||
− | Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs [[Albrecht V. (Österreich)|Albrechts V.]] errichtet | + | Die Bezeichnung [[Tabor]] kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs [[Albrecht V. (Österreich)|Albrechts V.]] 1439 errichtet; sie überquerten erstmals den gesamten [[Donauregulierung|unregulierten Strom]]. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441 - 1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähren bewährte. |
+ | |||
+ | Der Name Tabor ging später auf das anlässlich einer erneuten Schiffbarmachung der "Kleinen Donau", 1698, und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der "[[Tabormaut]]" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene [[Mauthaus Am Tabor|Mauthaus]] (2., Am Tabor 2, [[Taborstraße]] 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude, errichtet im Zuge der Anlage des [[Linienwall|Linienwalls]] 1704 als Begrenzung zur Donau, und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt ("Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher [[Nordbahnstraße]]). | ||
+ | |||
+ | Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des [[Unterer Werd (2, 20)|Unteren Werds]], die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte [[Schlagbrücke]] mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an [[Taborstraße]] genannt. | ||
+ | |||
+ | Gegenüber dem nicht mehr bestehenden Linienamt (nicht zu verwechseln mit dem Mauthaus Ecke Taborstraße) befand sich das 1903 demolierte [[Jagdschloss des Prinzen Eugen]]. | ||
==Gebäude == | ==Gebäude == | ||
− | Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt ("Taborlinie" | + | Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt ("Taborlinie") bis 1893, 2., Am Tabor 7, [[Alliiertenstraße]] 2 (damals Prager Reichsstraße) mit einem dazugehörigen Gebäude (2., Alliiertenstraße 4), das Brückenmeisterhaus (2., [[Trunnerstraße]] 3) und das [[Augarten]]wachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2., Grünanlage am südlichen Ende der [[Nordwestbahnstraße]]). |
+ | |||
+ | Das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich in der Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (ehem. Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung). | ||
+ | |||
+ | An der Straße Am Tabor stehen zwei Kirchen: mit Nummer 5 auf dem Zwickel mit der Trunnerstraße die [[Evangelische Kirche (2)]], die [[Verklärungskirche]], und am nördlichen Straßenrand, auf Nummer 7, die katholische [[Auferstehung-Christi-Kirche (2)|Auferstehung-Christi-Kirche]]. | ||
− | + | == Verkehr == | |
+ | Die Straße Am Tabor wird von der Nordbahnstraße bis zur Taborstraße von der [[Straßenbahn]]linie 5 befahren, die seit 1907 mit diesem Liniensignal besteht. Die "Transversallinie" verbindet den [[Praterstern]] auf einer Route über den [[Franz-Josefs-Bahnhof]] mit dem [[Westbahnhof]]. Der 5er befuhr früher auch die Trunnerstraße. | ||
== Literatur == | == Literatur == |
Version vom 8. Januar 2017, 22:32 Uhr
48° 13' 28.75" N, 16° 23' 12.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Am Tabor (2., Leopoldstadt) ist der Name einer Straße, die offiziell am 4. Juli 1890 nach dem Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße benannt wurde, inoffiziell aber schon länger so hieß. Die Straße wurde, teilweise bisher nur als Projekt, am 10. Juni 2008, am 1. März 2011 sowie am 4. November 2013 schrittweise auf das Areal des ehemaligen Nordbahnhofs verlängert, wo ein neuer Stadtteil entsteht, - ohne bis dato dorthin eine befahrbare Verbindung zu haben.
Geschichte
Herzog Albrecht V. ließ zur Abwehr der Hussiten im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten Donauarm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige Brücke sicherte und die Bezeichnung "Tabor" erhielt.
Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs Albrechts V. 1439 errichtet; sie überquerten erstmals den gesamten unregulierten Strom. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441 - 1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähren bewährte.
Der Name Tabor ging später auf das anlässlich einer erneuten Schiffbarmachung der "Kleinen Donau", 1698, und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der "Tabormaut" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene Mauthaus (2., Am Tabor 2, Taborstraße 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude, errichtet im Zuge der Anlage des Linienwalls 1704 als Begrenzung zur Donau, und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt ("Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher Nordbahnstraße).
Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des Unteren Werds, die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte Schlagbrücke mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an Taborstraße genannt.
Gegenüber dem nicht mehr bestehenden Linienamt (nicht zu verwechseln mit dem Mauthaus Ecke Taborstraße) befand sich das 1903 demolierte Jagdschloss des Prinzen Eugen.
Gebäude
Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt ("Taborlinie") bis 1893, 2., Am Tabor 7, Alliiertenstraße 2 (damals Prager Reichsstraße) mit einem dazugehörigen Gebäude (2., Alliiertenstraße 4), das Brückenmeisterhaus (2., Trunnerstraße 3) und das Augartenwachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2., Grünanlage am südlichen Ende der Nordwestbahnstraße).
Das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich in der Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (ehem. Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung).
An der Straße Am Tabor stehen zwei Kirchen: mit Nummer 5 auf dem Zwickel mit der Trunnerstraße die Evangelische Kirche (2), die Verklärungskirche, und am nördlichen Straßenrand, auf Nummer 7, die katholische Auferstehung-Christi-Kirche.
Verkehr
Die Straße Am Tabor wird von der Nordbahnstraße bis zur Taborstraße von der Straßenbahnlinie 5 befahren, die seit 1907 mit diesem Liniensignal besteht. Die "Transversallinie" verbindet den Praterstern auf einer Route über den Franz-Josefs-Bahnhof mit dem Westbahnhof. Der 5er befuhr früher auch die Trunnerstraße.
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 53
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 134 ff.
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 242 f.
- Meßner, Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, 123
- Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 121
- Leopold Mathias Weschel: Die Leopoldstadt bey Wien. Wien: Gedruckt bey Anton Strauß 1928, 1824, S. 584