VS Migazziplatz 8

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1753
Datum bis 1944
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 363898
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 12., Migazziplatz 8

Frühere Adressierung

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48° 10' 54.11" N, 16° 20' 4.51" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Volksschule für Knaben, 12., Migazziplatz 8. Die Volksschule Migazziplatz 8 war eine öffentliche Volksschule für Knaben im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling. Mit der benachbarten Schule VS Migazziplatz 9 war sie historisch eng verbunden.

1875: Schaffung einer neuen Knabenschule

Im Jahr 1870/1871 wurde mit dem Schulneubau in der Schillergasse (spätere Vierthalergasse ab 1894) die Trennung der ehemaligen Knaben- und Mädchenvolksschule am Kirchenplatz in Untermeidling vorgenommen. Im neuen Schulgebäude kam die neue Knabenschule unter, während die Mädchenschule am Kirchenplatz verblieb. Bei diesem neuen Schulstandort handelte es sich um jenen der VS Vierthalergasse 11-13. Alternativ wurde auch noch vom Schulhaus in der Rauchgasse 17 gesprochen.[1] Diese Adresse ist ident mit jener der Schillergasse 9 mit den dazugehörigen unbebauten Gründen.[2]

Mit Schluss des Schuljahres 1874/1875 zählte jede der beiden Schulen über 15, größtenteils überfüllte Klassenabteilungen, sodass über eine Erweiterung und Teilung dieser beiden Anstalten debattiert wurde. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Iganz Zelebor beschloss der Gemeinderat Meidlings, beide Schulen zu trennen, zwei neue Oberlehrer zu bestellen und den Bau zweier neuen Schulhäuser in Beratung zu ziehen. Dieser Beschluss wurde von der Schulbehörde genehmigt, welche außerdem veranlasste, dass die bestehende siebenklassige Knabenvolksschule (in der Schillergasse) zu einer achtklassigen Bürgerschule erhoben und eine neue fünfklassige Knabenvolksschule geschaffen werde, die siebenklassige Mädchenvolksschule (am Kirchenplatz) jedoch als solche belassen und auch eine fünfklassige Mädchenschule neu errichtet werde. Jedoch wurde die Trennung beziehungsweise Neuschaffung der Anstalten schneller vorgenommen als dass der Bau der beiden Schulgebäude hätte vollzogen werden können, sodass die beiden neuen Anstalten bis zur Vollendung der Neubauten kurioserweise in den bereits bestehenden beiden Schulhäusern untergebracht wurden: Die neue fünfklassige Knabenschule wurde im Gebäude der Mädchenschule am Kirchenplatz untergebracht, während die neue fünfklassige Mädchenschule in jener der (ebenfalls neuen) Bürgerschule in der Schillergasse untergebracht und mit Beginn des Schuljahres 1875/1876 eröffnet. Somit bestand ab dem Schuljahr 1875/1876 abermals – nach der Trennung der ehemaligen Knaben- und Mädchenschule im Jahr 1870/1871 – eine fünfklassige Knabenvolksschule am Kirchenplatz, untergebracht im Schulhaus der Mädchenschule.

Zum Leiter der Knabenschule (am Kirchenplatz) wurde der schon seit 1869 in der Gemeinde tätige Lehrer Johann Kunert ernannt. Zur gleichmäßigen Verteilung der Schüler im Verhältnis der räumlichen Kapazitäten der einzelnen Schulgebäude wurde die Gemeinde Untermeidling in zwei Schulbezirke eingeteilt, deren Grenze die Krichbaumgasse und Radetzkygasse bildeten. Der neuen Knabenschule wurde eine Schülerzahl von 740 zugewiesen. Diese wurden in neun Abteilungen eingeteilt und in sieben Lehrzimmern unterrichtet. Da bereits zu Anfang zwei Klassenabteilungen kein eigenes Lehrzimmer hatten, wurde im ersten Schuljahr mit zwei, im dritten Schuljahr mit drei Abteilungen der Spätunterricht begonnen.

Der im gefassten Gemeinderatsbeschluss festgesetzten, ursprünglichen Plan, noch im Laufe des Jahres 1876 gleichzeitig beide Schulhäuser zu erbauen, konnte aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Daher wurde nur jenes für die Mädchenschule des 2. Meidlinger Schulbezirkes in der Schillergasse 11 erbaut, welches am 7. Juni 1877 eröffnet wurde. Der Bau der Knabenschule des 1. Meidlinger Schulbezirkes wurde aufgeschoben und sollte erst im Jahr 1881 zustande kommen.

1881: Schulgebäude für Knabenschule am Kirchenplatz

Erst als die Zahl der Schüler so stark anwuchs, die räumlichen Kapazitäten bis zur Gänze ausgelastet waren und eine Erweiterung des Spätunterrichtes aus sanitären Gründen nicht mehr zu rechtfertigen war, entschloss man sich mit Ende des Schuljahres 1879/1880 über Antrag des Ortsschulrates die so lange hingehaltene Schulbaufrage im Gemeinderat nochmals in Beratung zu ziehen und eine endgültige Lösung zu finden. Auf Drängen des Bürgermeisters und Obmannes des Ortsschulrates Iganz Zelebor konnte der Bau des neuen Schulgebäudes noch im Laufe des Herbstes 1880 begonnen werden. Ende Juli 1881 stand der nach Plänen des Stadtbaumeisters Franz Weigang (1843-1881) ausgeführte Bau auf dem an der Nordseite gelegenen Platz der Mädchenschule am Kirchenplatz. Das Schulgebäude wurde am 6. Juli 1881 seinem Zweck übergeben. Eröffnet wurde die Anstalt als fünfklassige Volksschule mit 904 Schülern, welche in zwölf Abteilungen eingeteilt und nach dem achtklassigen Lehrplan bis zur sechsten Altersstufe aufsteigend unterrichtet wurden.

Schon in den darauffolgenden Jahren wuchs die Zahl der Schüler so stark an, dass sämtliche Lehrzimmern überfüllt waren. Diesem Umstand konnte nur kurzfristig durch Änderung der bestehenden Schulbezirke und durch Einführung des Spätunterrichtes notdürftig abgeholfen werden. Erst durch den Schulneubau und die Eröffnung der neuen Doppelvolksschule in der Ehrenfelsgasse am 17. September 1883 (VS Nymphengasse 7) verbesserten sich die Umstände etwas.

Eingemeindung 1890/1892

Mit dem Gesetz betreffend die Vereinigung der Vorortsgemeinden mit der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vom 19. Dezember 1890 wurde Untermeidling Teil des neugegründeten 12. Wiener Gemeindebezirkes. Die Eingemeindung der ehemaligen Gemeinden brachte Veränderungen auf verschiedenen Ebenen. Am 16. September 1891 erfolgte die Einstellung der Amtswirksamkeit des Schulbezirkes Sechshaus sowie gleichzeitig der Beginn der Amtswirksamkeit des neu zusammengesetzten Bezirksschulrates für den neuen Schulbezirk Wien. Der 12., 13. und damalige 14. Wiener Gemeindebezirk bildeten den 7. Wiener Schulaufsichtsbezirk (7. Sektion), für den der k.k. Realschulprofessor Vincenz Suchomel zum k.k. Bezirksschulinspektor ernannt wurde. Dieser führte provisorisch die Geschäfte des Bezirkschulratsausschusses. Die 7. Sektion hatte ihren vorläufigen Sitz im Gemeindehaus Hietzing. Auch die Schule Bischoffgasse 10 gehörte dem 7. Wiener Inspektionsbezirk an.

Auch infrastrukturell kam es zu Verbesserungen: "Die Vereinigung der ehemaligen Gemeinden Ober- und Untermeidling, Gaudenzdorf, Altmannsdorf und Hetzendorf zu einem neuen 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling brachte auch bedeutende Änderungen zum Besseren auf dem Gebiete der Schule und insbesondere in hygienischer Beziehung mit sich. Durch Zubauten, Adaptierungen und Umbauten von Schulhäusern und Auflassung ungeeigneter Schulräume wurden in kürzester Zeit größte Übelstände beseitigt. Der so schädigende Spätunterricht, welcher bisher mangels erforderlicher Lehrzimmer trotz der sich jährlich mehrenden Schulkinder erfolgte, konnte aufgelassen, die Schülerzahl in den einzelnen Lehrzimmern vermindert und neun Turnsäle und sonstig erforderliche Bedürfnisse hergestellt werden. In dieser Anstalt selbst wurde ein im Hoftrakt gelegenes Lehrzimmer als für den Unterricht nicht geeignet aufgelassen und aus diesem durch Umbau ein bisher dieser Schule mangelndes Lehrmittelzimmer und eine Schuldienerwohnung hergestellt. Anlässlich der durch Neubauten von Schulhäusern in diesem Bezirke fand auch eine bedeutende Vermehrung der Lehrkräfte statt, wodurch die überfüllten Schulen entlastet wurden."[3] So wurde beispielsweise auch am 16. Dezember 1892 die Einrichtung des Turnsaales vollendet. Während der Hauptferien 1897 wurde auch im Schulhaus die Erweiterung der Hochquellenwasserleitung bis in den 2. Stock durchgeführt, eine vollständig neue Gaseinleitung mit Auerlicht für sämtliche Räume eingerichtet und ein Zugang durch die Hofraummauer in den der Gemeinde Wien gehörige Bauplatz, welcher als Spielplatz verwendet wurde, eröffnet.

Eine weitere indirekte Entlastung erfolgte durch die mit Beginn des Schuljahres 1891/1892 neu erbaute Bürgerschule in der Radetzkygasse, bei welcher es sich um die Singrienergasse 19 bzw. Ruckergasse 40 handelte. Die beiden doch recht jüngeren Bürgerschulen aus der Schillergasse übersiedelten mit ihren Direktoren Adalbert Schmidt mit der Knabenschule und Franz Wagner mit der Mädchenschule.Die durch die Übersiedlung freigewordenen Schulhäuser in der Schillergasse wurden für Volksschulzwecke bestimmt. Franz Hausmann, Lehrer an der Knabenvolksschule Migazziplatz 8 wurde als Oberlehrer für die Knabenschule ernannt. Anton Forster wurde als Oberlehrer für die Mädchenschule dieser Schulen ernannt. Zu diesem Zeitpunkt (Schuljahr 1891/1892) führte die Knabenschule 13 Klassen (drei 1. Klassen, drei 2. Klassen, drei 3. Klassen, zwei 4. Klassen und zwei 5. Klassen), die von insgesamt 725 Schülern besucht wurden. Die durchschnittliche Klassenstärke betrug 55 Schüler.

Laut Erlass des Bezirksschulrates vom 27. April 1894 (Zahl 2074) wurde ab dem 17. Mai 1894 eine protestantischen Religionssammelstelle für den evangelischen Religionsunterricht in der Knabenschule Migazziplatz 8 errichtet. Mit Beginn des Schuljahres 1896/1897 wurde an der Knabenvolksschule ein Vorbereitungskurs für gewerbliche Lehrlinge mit drei Abteilungen eröffnet und Oberlehrer Johann Kunert zum Leiter bestellt. Am 11. Dezember 1896 wurde dieser Kurs auf vier Abteilungen erweitert.

Neue Adresse: Migazziplatz 8

Im Jahr 1895 erhielt die Knabenvolksschule die offizielle Orientierungsnummer "Migazziplatz 8". Abgesehen vom Standort der Schule am ehemaligen Kirchenplatz, der 1894 in "Migazziplatz“ umbenannt wurde, lautete die Anschrift der Knabenvolksschule öfters auch Schulgasse beziehungsweise ab 1894 Bendlgasse 6, welche sich in den Schulchroniken, aber auch in der Verwaltungsliteratur, insbesondere im Wiener Kommunal-Kalender wiederfindet.[4] Der Stempel mit entsprechender Anschrift wurde erst ab dem Jahr 1898 verwendet.

Schulsprengel 1896

Die vom niederösterreichischen k.k. Landesschulrat durch Erlass vom 31. Juli 1896 (Zahl 7076) genehmigte Schulsprengeleinteilung für die Knabenvolksschule Migazziplatz 9 (Ortsschulrat: Zahl 3219) umfasste folgende Straßen: Albrechtsbergergasse (Nr. 2-26, Nr. 1-33), Arndtstraße (ab Nr. 70 aufsteigend, ab Nr. 49 aufsteigend), Aßmayergasse (Nr. 2-46, Nr. 21-37), Bendlgasse, Bonygasse (Nr. 2-14, Nr. 1-13), Gierstergasse (alle geraden Nummern), Grieshofgasse, Ignazgasse (Nr. 2-32, Nr. 1-17), Klährgasse (ab Nr. 22 aufsteigend, ab Nr. 19 aufsteigend), Krichbaumgasse (Nr. 1-27, Nr. 2-36), Mandlgasse, Migazziplatz, Mineralbadgasse, Niederhofstraße, Pachmüllergasse (Nr. 1-7, Nr. 2-8), Reschgasse (Nr. 2-18, Nr. 1-19), Rosaliagasse, Roesnergasse, Teichackergasse, Vivenotgasse (Nr. 1-33), Wertheimsteingasse (2-16, 1-15). Zu diesem Zeitpunkt (Schuljahr 1895/1896) stand die Knabenschule weiterhin unter der Leitung von Oberlehrer Johann Kunert und führte elf Klassen mit 556 Knaben. Davon waren neben der großem römisch-katholischen Mehrheit von 530 Kindern acht evangelische und 18 jüdische.

Erster Weltkrieg

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die schulischen Räumlichkeiten der benachbarten Mädchenschule vom Militär belegt, weshalb diese ab dem 15. September 1914 und für die ganze Dauer des Krieges in der Knabenschule Migazziplatz 8 unterkam. Der Turnsaal sowie ein Klassenzimmer wurden zusätzlich vom städtischen Knabenhort täglich in Anspruch genommen. Die Funktion als Religionssammelstelle für den evangelischen Religionsunterricht hatte die Knabenschule weiterhin inne. Spätestens ab dem Schul- und Kriegsjahr 1916/1917 befanden sich zwei Brotkommissionen Nr. 15 und 16 in der Schule. Während der Kriegsjahre blieb die Schülerzahl relativ konstant:

  • 1914/1915: zehn Klassen mit 469 Knaben
  • 1915/1916: zehn Klassen mit 463 Knaben
  • 1916/1917: zehn Klassen mit 469 Knaben
  • 1917/1918: zehn Klassen mit 443 Knaben

Februar 1934

Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Für das darauffolgende Schuljahr 1934/1935 erfolgte ein politisch motivierter Wechsel in der Schulleitung: Oberlehrer Josef Filipowsky wurde durch den provisorischen Leiter Franz Wagner, der laut Dekret vom 14. September 1934 (Zahl I-6286/1934) ab 15. September 1934 bestellt wurde, ersetzt.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 besuchten keine jüdischen Schulkinder mehr die Knabenschule am Migazziplatz. Unmittelbar danach wurden die schulischen Räumlichkeiten auch von nationalsozialistischen Organisationen in Anspruch genommen, wie etwa der Turnsaal von der Hitlerjugend, der SA-Sturm (3/81 und 18/31), dem Deutschen Jungvolk sowie dem NSDAP-Kreis VI. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kamen auch kriegsbedingte Organisationen hinzu. So wurde der Turnsaal und der Turnhof ab dem Schuljahr 1940/1941 von der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV) ("Kreis VI, Kameradschaft Albrechtsberg") verwendet.

Bis ins Schuljahr 1940/1941 wurde die Knabenschule als Religionssammelstelle gelistet (im Schuljahr 1939/1940 für den römisch-katholischen und den evangelischen Religionsunterricht, ab dem Schuljahr 1940/1941 nur für den römisch-katholischen Unterricht). Ab dem Schuljahr 1943/1944 mussten die Knaben dann ihre schulischen Räumlichkeiten verlassen und in der Knabenvolksschule Fockygasse 20 unterkommen. Seit 17. April 1944 waren beiden Schulen – wohl aufgrund von Bombenschäden am Schulgebäude Fockygasse 20 – verlegt. Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 entsprach das Schulgebäude Migazziplatz 8-9 ein Totalschaden. In den Kriegsjahren sank der Schülerstand deutlich:

  • 1939/1940: acht Klassen mit 242 Knaben
  • 1940/1941: sieben Klassen mit 242 Knaben
  • 1941/1942: Keine Angaben
  • 1942/1943: fünf Klassen mit 169 Knaben
  • 1943/1944: fünf Klassen mit 171 Knaben
  • 1944/1945: Keine Angaben (da Stilllegung)

Quellen

Einzelnachweise