Siebenbüchnerinnenkloster

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Rückwärtige Ansicht des alten Polizeihauses auf dem Salzgries
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1630
Datum bis 1885
Andere Bezeichnung Karmelitinnenkloster St. Josef, Polizeigefangenenhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Zu den sieben Büchern, Sterngasse 4
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 17076
GND
WikidataID
Objektbezug Erzdiözese Wien, Kloster, Katholische Kirchen, Sakralbauten, Katholiken, Karmeliter, Zu den sieben Büchern, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Polizeigefangenenhaus Salzgries.jpg
Bildunterschrift Rückwärtige Ansicht des alten Polizeihauses auf dem Salzgries
  • 1., Salzgries 1-3
  • 1., Marc-Aurel-Straße 7-9
  • 1., Marc-Aurel-Straße 8-12
  • 1., Vorlaufstraße 4
  • Nr.: 1366 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 453 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 455 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 456 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 465 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 466 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 467 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 469 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 487 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 489 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 490 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 503 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Siebenbüchnerinnenkloster (1), Karmelitinnenkloster St. Josef (Konskriptionsnummern 453 A-C, 455 A-B, 456 A-B und 469; heute Marc-Aurel-Straße 7-9 und 8-12, Salzgries 1-3, Vorlaufstraße 4 sowie Teile der genannten Verkehrsflächen).

Das Siebenbüchnerinnenkloster verdankte sein Entstehen der Kaiserin Eleonore, der zweiten Gattin Kaiser Ferdinands II. Da sie die Nonnen vom Berg Carmel sehr bewunderte, wollte sie für diese ein Kloster schaffen und erhielt dafür im Jahr 1628 die päpstliche Erlaubnis. Sie begann daraufhin sofort mit dem Grunderwerb und kaufte zu diesem Zweck zehn Häuser. Drei Häuser trugen die Konskriptionsnummer Stadt 453, vier Stadt 455, zwei Stadt 456 und das letzte Stadt 469. Auch der Petreinsturm, der den Armbrustschützen als Schießstätte diente, befand sich einst auf diesem Areal.

Vorgängerbauten

Haus Stadt 453 A

Dieses Haus wird erstmals 1445 urkundlich erwähnt. 1633 wurde es von Kaiserein Eleonore erworben, um hier das Karmelitinnenkloster zu gründen.

Haus Stadt 453 B

Die älteste urkundliche Nennung dieses Gebäudes stammt aus dem Jahr 1433. Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts fiel es mangels Erben an die Stadt Wien, die es 1543 wieder verkaufte. Zwischen 1633 und 1635 kam es in den Besitz des Klosters und wurde 1635 mit dem Kloster verbunden.

Haus Stadt 453 C

Im 1446 wird dieses Gebäude erstmals urkundlich erwähnt. Nach 1630 wurde auch dieses Haus in das Kloster integriert.

Haus Stadt 455 A

Das Haus Stadt 455 A wird erstmals im Jahr 1438 urkundlich erwähnt. Nach 1600 sind die Besitzverhältnisse unklar, jedenfalls ging auch dieses Haus nach 1630 im Klosterbau auf.

Haus Stadt 455 B

Für dieses Haus liegen erst ab 1520 urkundliche Belege vor. Nachdem der Besitzer in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ohne Erben starb, fiel das Haus an die Stadt Wien. Eine daraufhin in Auftrag gegebene Schätzung ergab einen Wert von 350 Pfund Wiener Pfennig, beim Verkauf konnten aber sogar 500 Pfund Wiener Pfennig erzielt werden. Auch dieses Gebäude wurde nach 1630 in den Klosterbau einbezogen.

Haus Stadt 455 C

Dieses Haus lag hinter dem Haus Stadt 456 (Sterngasse 4) und wird 1475 erstmal urkundlich erwähnt. 1486 bis 1492 war es im Besitz des Domkapitels von St. Stephan. Noch 1633 wechselte das Haus zum letzten Mal den Besitzer, bevor es das Eigentum des Klosters überging und mit diesem baulich vereint wurde.

Haus Stadt 455 D

Im Jahr 1446 wird dieses Gebäude erstmals urkundlich erwähnt. Aus dem Jahr 1512 ist bekannt, dass das Haus schon lange baufällig war. 1623 kam der Händler und mehrmalige Bürgermeister Daniel Moser, der auch viele andere Liegenschaften besaß, in den Besitz dieses Hauses. Es wurde erst im Jahr 1736 in den Klosterbau integriert.

Haus Stadt 456 A "Zu den sieben Büchern"

Für das 1453 erstmals erwähnte Haus "Zu den sieben Büchern" gibt Albert Camesina die falsche Konskriptionsnummer Stadt 454 an, im Suttinger-Plan aus dem Jahr 1684 ist es nicht ausgewiesen. 1623 sollte es einer Synagoge weichen. Da jedoch Kaiserin Eleonore das Grundstück dem Kloster zukommen lassen wollte, wurde die Erteilung der Baugenehmigung für die Synagoge verzögert. Als man dennoch mit deren Bau begann, wurde das Grundstück konfisziert. Das hier neu errichtete Gebäude lag außerhalb des Klosterkomplexes, wurde jedoch besitzrechtlich mit diesem vereint und mit dem Haus Stadt 456 B verbunden. (Ausführlichere Beschreibung im Artikel Sterngasse 4)

Haus Stadt 456 B

Auch dieses Gebäude, das einst dem Stadtrichter, Ratsherrn und späterem Bürgermeister Oswald Reicholf und später dem Hofbibliothekar Hugo Blotius gehörte und erstmals 1440 urkundlich erwähnt wird, lag außerhalb der Klostermauern. Es kam 1635 in den Besitz des Klosters und wurde mit dem Haus Stadt 456 A vereint. (Ausführlichere Beschreibung im Artikel Sterngasse 4)

Haus Stadt 469 "Zum schwarzen Mohren"

Dieses Haus lag an der ehemaligen Fischerstiege (nicht ident mit der heutigen Fischerstiege; bereits im Suttinger-Plan aus dem Jahr 1684 fehlt die damalige Stiege) und lässt sich ab 1446 urkundlich belegen. 1591 wird erstmals der Schildname "Zum schwarzen Mohren" erwähnt. Auch dieses Haus wurde nicht mit dem Klosterkomplex verbunden, war aber in dessen Besitz und wurde als Zinshaus genutzt. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1782 wurde es versteigert. 1872 ging es in den Besitz der Firma Samuel Beer & Bruder, die es noch 1885 besaß. Bald darauf wurde es abgebrochen und 1887 das Grundstück zum Bau des Hauses Marc-Aurel-Straße 10-12 verwendet.

Kloster St. Josef

Noch bevor alle oben genannten Häuser im Besitz der Karmelitinnen waren, wurde am 10. Juli 1630 mit dem Bau des Klosters begonnen. Es kam jedoch zu Verzögerungen und daher konnte die Grundsteinlegung für die Kirche erst am 22. Oktober 1633 stattfinden. Außerdem hatte der Karmeliterprior Franciscus Antonius, den Kaiserin Eleonore "Vater des Karmeliterklosters" nannte, Probleme, Nonnen für das Kloster zu gewinnen. Schließlich gelang es ihm, vier italienische Nonnen zu finden, die bereit waren, nach Wien zu übersiedeln. Eine davon war die theologische Schriftstellerin und ausgezeichnete Organistin Paula Maria a Jesu, die Tochter eines Dogen von Venedig. Am 31. Oktober 1639 trafen sie in Klosterneuburg ein und wurden von sechs Hofdamen der Kaiserin abgeholt und in die Wiener Burg geführt, wo sie vorübergehend untergebracht wurden.

Die feierliche Einweihung des Klosters fand am 11. November 1639 statt, wobei der gesamte Hof anwesend war. Die Kirche konnte erst am 19. März 1640 eingeweiht werden und im Juni 1642 wurde das Kloster auch innen fertiggestellt. Die Kirche war schmucklos, einschiffig, hatte drei Altäre und lag an der heutigen Sterngasse. Das Kloster selbst lag hoch über der Donau. Auf den tiefer gelegenen Gründen wurden drei Gärten angelegt.

Obwohl das Kloster offiziell "Karmeliterinnenkloster zu St. Josef" hieß, wurde es im Volksmund häufig Siebenbüchnerinnenkloster genannt. Dieser Name leitete sich vom Hausnamen "Zu den sieben Büchern" ab, den das Haus Stadt 456 A (Sterngasse 4) trug.

Als am 14. April 1732 das erneuerte Votivdenkmal (siehe Vermählungsbrunnen) auf dem Hohen Markt durch Kardinal Graf Kollonitsch eingeweiht wurde, versammelte sich der ganze Hofstaat in der Kirche des Karmelitinnenklosters, um in einer feierlichen Prozession von hier aus auf den Platz zu ziehen.

Kaiserin Eleonore fühlte sich dem Kloster stark verbunden, besuchte dieses oft und wollte sich nach dem Tod ihres Gatten Ferdinand II. (1638) dorthin zurückziehen. Als schließlich ihre geliebte Nichte starb, setzte sie dieses Vorhaben um. 1655 starb sie hier und wurde hinter dem Hochaltar bestattet. Auf ihrem steinernen Sarg war folgende Inschrift angebracht: "Eleonora, Kaiser Ferdinands II. Gemahlin, eine Mutter der Armen, ein Muster der Tugend, Stifterin des Klosters der unbeschuhten Carmeliterinnen, in deren Habit sie hier liegt. Sie starb ebenso heilig wie sie gelebt hat, im Jahre des Heiles 1655 am 27. Juni, 57 Jahre alt". Nach Aufhebung des Klosters wurde ihr Sarg in die Fürstengruft des Stephansdomes transferiert.

Die meisten Nonnen stammten aus dem in- und ausländischen Adel. Der spätere Kardinal und erste Erzbischof von Wien, Graf Kollonitsch, las hier seine erste Messe, da seine Schwester, eine ehemalige Hofdame, hier Nonne war. Während der Belagerung Wiens durch die Osmanen im Jahr 1683 (Zweite Türkenbelagerung) wurden die Barmherzigen Brüder, die aus ihrem Haus in der Leopoldstadt geflohen waren, hier untergebracht. Während dieser Zeit waren sie vor allem mit der Pflege von Verwundeten beschäftigt.

Im Jahr 1782 wurde das Kloster aufgehoben und alle Nonnen traten in andere Frauenklöster ein. Die Kirche und das Klostergebäude blieben unverändert, nur die beiden Häuser Stadt 456 (Sterngasse 4) und das Haus Stadt 469 wurden verkauft und kamen in Privathand. Nachdem der Sarg der Kaiserin Eleonore in den Stephansdom gebracht worden war, wurden die anderen Nonnen exhumiert und im St. Marxer Friedhof erneut beigesetzt. Die Güter des Klosters fielen dem Religionsfonds zu. Die Aufhebung des Klosters sorgte auch dafür, dass die Siebenbüchnergasse ihren Namen verlor.

Polizeigefangenenhaus

Das frei gewordene Klostergebäude wurde nun als Polizeigefangenenhaus genutzt. Trotz der notwendigen Umbauarbeiten wurde die alte Klosterform im Wesentlichen beibehalten. Das Gebäude mit seinen vielen Winkeln, Ecken, Gängen und Stiegen besaß hohe, fensterlose Mauern, die durch das Alter schwarz waren, und machte einen trostlosen Eindruck. Hier wurden Obdachlose und Vagabunden eingesperrt, zusätzlich diente es als Untersuchungsgefängnis für politische Vergehen. Auch das Schuldnergefängnis, das sich zuerst am Hohen Markt befand (siehe Hoher Markt 5) und danach in das Rumorhaus am Tiefen Graben verlegt worden war, wurde nun hier untergebracht.

Die Kirche wurde vorerst als Saal für Mädchen, die gegen die Moralvorstellungen ihrer Zeit verstießen, verwendet, dann jedoch als Gotteshaus für die Häftlinge genutzt. Im ehemaligen Refektorium wurde eine Zwischendecke eingezogen und die neu entstandenen Räume teils als Gefängnis, teils als Arbeitsraum für weibliche Gefangene eingerichtet. Von hier aus führte eine Wendeltreppe zu einem kleinen Oratorium neben dem Hochaltar. Die drei Gärten wurden zu Spazierhöfen für die Sträflinge, wobei (außer wenigen Ausnahmen im mittleren Hof) alle Pflanzen entfernt wurden. Die Bogengänge im südwestlichen Hof, dem sogenannten Holzhof blieben dagegen erhalten. Im Hauptgebäude wurden die Polizeioberdirektion und Dienststellen des Magistrats untergebracht.

Einige Jahre vor dem Abbruch des Gebäudes wurde ein brunnenähnlicher Schacht entdeckt, der sich nach unten erweiterte und in dem ein Stuhl, ein Tisch und ein Krug standen. Hierbei handelte es sich um eine Büßerzelle.

1885 wurden die Gefangenen in das ehemalige Theobaldkloster auf der Laimgrube (Theobaldkirche) verlegt und das Polizeigefangenenhaus abgetragen. Die Innenausstattung der Kirche wurde dem Herz-Jesu-Kirchenbauverein für die zu erbauende Kirche in Kaisermühlen überlassen. Da es sich um einen weitläufigen Komplex handelte, entstand eine große Baulücke. In der Folge wurden hier zwei breite Straßenzüge (Marc-Aurel-Straße und Vorlaufstraße) angelegt. Dazwischen entstanden moderne Privatbauten (Marc-Aurel-Straße 8, Marc-Aurel-Straße 10-12, Marc-Aurel-Straße 5, Marc-Aurel-Straße 7, Marc-Aurel-Straße 9 und Vorlaufstraße 4).

Quellen

Literatur

  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 37 f.
  • Mathias Eisterer: Regesten zur Geschichte des Klosters der unbeschuhten Karmeliterinnen oder "Siebenbüchnerinnen" in Wien. In: Wiener Diözesanblatt 1887, S. 143 ff., S. 205 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 188 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 542
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 574-583