Schauspielhaus Wien

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von 1978
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 4023
GND
WikidataID
Objektbezug Theater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 9., Porzellangasse 19

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 13' 11.82" N, 16° 21' 40.98" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Schauspielhaus Wien (9., Porzellangasse 19).

Das Schauspielhaus Wien wurde 1978 vom Wiener Regisseur Hans Gratzer und dessen damaligem Ensemble Werkstatt gegründet. Mit der Werkstatt, die 1973 gegründet wurde, hatte Gratzer seit 1973 die Räume des Neuen Theaters am Kärntnertor bespielt, ehe die Gruppe nach nur drei Jahren wieder ausziehen musste, da die kleine Übungsbühne der Bundestheater anderweitig genutzt werden sollte.
Die Stadt Wien bot dem erfolgreichen Ensemble damals zwei unterschiedliche Orte an, um ihre Arbeit in einem eigenen Theaterraum weiterzuführen: das ehemalige Rabenhofkino und das ebenfalls geschlossene Heimatkino. Gratzer selbst hätte gerne die Räume des Colosseum Kinos (9., Nussdorfer Straße 4) übernommen, das mit 700 Plätzen die Größe des Theaters in der Josefstadt entsprach und den jungen Theaterleiter damals mehr ansprach als die beiden wesentlich kleineren Räume. Doch die Verhandlungen scheiterten, und so entschied sich Gratzer zuletzt für den Standort Porzellangasse. Die Umbauten des zuletzt im Zuge des Wiener Theatersterbens als "Pornokino" geführten einst beliebten Bezirkskinos zog sich über Monate, und so konnte erst am 4. Mai 1978 mit Jean Genets "Der Balkon" eröffnet werden. Zur feierlichen Eröffnung des neuen Theaters in Wien kamen unter vielen anderen der damalige Bundesminister für Unterricht und Kunst, Fred Sinowatz (SPÖ), Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner (SPÖ), Burgtheater-Direktor Gerhard Klingenberg sowie die Künstler:innen Wolfgang Hutter, Marianne Mendt und André Heller. Nur drei Tage später folgte schon die nächster Eröffnungspremiere: "Kennedys Kinder" des New Yorker Off -Off -Broadway-Dramatikers Robert Patrick in der Regie des späteren Volkstheater-Intendanten Michael Schottenberg.

Das erste Jahrzehnt des Hauses wurde später als "die wilden Jahre" bezeichnet, als "hedonistisches Jahrzehnt", in dem sich eine Erfolgsproduktion an die nächste reihte. "Jung und dynamisch war Hans Gratzer", erinnert sich Schottenberg Jahrzehnte später, "als er das Schauspielhaus übernahm. Ein Magier, der alle, Schauspieler wie Publikum, in seinen Bann zog, der ein neues Gefühl in die Stadt brachte, eine neue Lebendigkeit. Viele Lichter zündete er am Theater an. Girlanden aus Glühlämpchen, auf der Bühne und im Zuschauerraum, unter dem Balkon. Eine wilde Theaterlust und -wut ging von diesem Haus in der Wiener Porzellangasse aus. Es machte die Stadt nicht nur heller, aufgeschlossener, gedankenfreier, moderner, Hans Gratzer gelang es auch, an diesem Theater ein wunderbares, zumindest von mir nicht gekanntes Gemeinschaftsgefühl zu wecken." In den Jahren 1981 bis 1984 stand das Theater am Zenit und beeindruckte mit Aufführungen wie "Bent", "Lear" mit Justus Neumann und der Kultproduktion "Rocky Horror Picture Show".

Doch zum Jahreswechsel 1986/87 verließ Hans Gratzer das Haus, um zum einen die letztlich künstlerisch gescheiterte Großproduktion "Castiglioni" zu realisieren, um anderen, einige Jahre in Amerika zu arbeiten. Doch letztendlich kommt es hier zu keiner einzigen Produktion, und Gratzer kehrt nach Wien zurück. "Ich bin nach Amerika gegangen, um den Broadway umzulegen. Ich wollte dort einfach Erfolg haben und habe mir den auch erwartet, weil die Regisseure dort nicht gut sind. Aber die kamen mit meinem Tempo nicht mit", erinnert er sich später an seine gescheiterten Versuche in den USA.

Nachdem George Taboris Theaterversuch Der Kreis im Schauspielhaus zeitgleich zu Ende ging, übernahm Hans Gratzer das Haus erneut und führte es bis in das Jahr 2000. In diesen Jahren brachte er Stücke der damals jungen österreichischen Autor:innen Gustav Ernst, Elfriede Jelinek und vor allem Werner Schwab heraus, mit denen er sowohl ein neues Konzept für das Haus vorstellte wie erneut an die Erfolge der frühen Jahre anschließen konnte.
23 Jahre und 143 Produktionen später fand am 4. Mai Mai 2001 die letzte Premiere der Direktion Hans Gratzer statt, die er dem benachbarten Ensemble Kabinetttheater überließ.

Von 2001 an führten Airan Berg und Barrie Kosky das Haus mit einem interkulturellen Ansatz weiter. 2007 folgte ihnen der deutsche Dramaturg Andreas Beck, der sich erneut auf den bereits von Hans Gratzer im Haus eingeführten Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik konzentrierte, den er bereits in seinen Tätigkeitsjahren am Wiener Burgtheater erprobt hatte. Beck blieb bis 2017 künstlerischer Leiter, ehe dem Ruf in die Schweiz und zuletzt nach München folgte. Von 2017 bis 2023 war der 1977 in Wien geborene freie Theatermacher Tomas Schweigen künstlerischer Leiter und konnte das Haus weiter als relevante Wiener Bühne für Nachwuchstheatermacher:innen etablieren. Ab der Spielzeit erhält das Theater eine Vier-Personen-Leitung, zu der Marie Bues, Martina Grohmann, Mazlum Nergiz und Tobias Herzberg gehören.

Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 15 Einträge von Personen, die im Schauspielhaus Wien engagiert waren.

BildNameBerufGeburtsdatumSterbedatum
Emmerich ArlethSchauspieler
Sänger
14 August 190011 November 1965
Wilfried BaasnerSchauspieler28 Mai 194028 März 2006
Thomas BirkmeirRegisseur
Autor
Schauspieler
1964
Vera BorekSchauspielerin20 September 1940
Andrea EckertSchauspielerin
Dokumentarfilmerin
17 September 1958
Rainhard FendrichSänger
Moderator
Schauspieler
Entertainer
27 Februar 1955
Beatrice FreySchauspielerin
Regisseurin
24 Juli 1951
Hans GratzerSchauspieler
Theaterdirektor
16 Oktober 194119 Januar 2005
Peter Gruber (Schauspieler)Schauspieler
Sprecher
Regisseur
23 September 1946
Erni MangoldSchauspielerin26 Januar 1927
Luise PrasserSchauspielerin17 April 19182009
Liane Haid 3.jpgOtto Ludwig PremingerFilmregisseur
Theaterregisseur
Schauspieler
5 Dezember 190623 April 1986
Hanno PöschlSchauspieler
Gastronom
2 Juli 1949
Michael SchottenbergSchauspieler
Regisseur
10 Juli 1952
Ellen UmlaufSchauspielerin
Regisseurin
Tänzerin
17 August 192521 Februar 2000

Literatur

  • Petra Paterno: Lichterloh. Das Wiener Schauspielhaus unter Hans Gratzer von 1978 bis 2001. Wien: Edition Atelier 2013 (Edition Theater, 3)

Weblinks