Colosseum

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Der Schriftzug des 1925 eröffneten Kinos blieb auch nach dessen Schließung im Jahre 2002 erhalten (Aufnahme: 2016).
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1925
Datum bis 2. März 2002
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57929
GND
WikidataID
Objektbezug Robert Kotas, Kiba
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Colosseum.jpg
Bildunterschrift Der Schriftzug des 1925 eröffneten Kinos blieb auch nach dessen Schließung im Jahre 2002 erhalten (Aufnahme: 2016).
  • 9., Nußdorfer Straße 4

Frühere Adressierung
  • Yank Kino

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 13' 21.32" N, 16° 21' 13.37" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Längsschnitt des Kolosseum Kinos (1925)
Kolosseum (Herwig Jobst, 1980)
Weihnachtsvorführung von Spielfilmen für Kinder im 'Yank'-Theatre der US-Armee (Kolosseum Kino, 9., Nußdorfer Straße 44-50
Besucher der Weihnachtsvorführung von Spielfilmen für Kinder im 'Yank'-Theatre der US-Armee vor dem Eingang auf der Straße (Kolosseum Kino, 9., Nußdorfer Straße 44-50
Espresso-Bar im Colosseum (1955)
Detailaufnahme des Kinosaals des Colosseum Kinos: vom Parkett Blick nach oben zur Decke und zur Balkonbrüstung (1955)

Das Colosseum (auch Kolosseum) Kino (9., Nußdorfer Straße 4) wurde 1925 in den Räumen des ehemaligen Wiener Colosseum] gegründet und hatte einen im Souterrain des Hauses befindlichen 29 mal 20 Meter breiten Saal mit Galerie für anfangs 664 Personen. 1926 wurde der Fassungsraum auf 688 Personen erweitert, wovon 188 Galerieplätze waren, 1927 schließlich auf 708 Personen. Zuvor war in diesem Gebäude ein Vergnügungsetablissement eingerichtet gewesen.

Konzessionserteilung und Zwischenkriegszeit

Am 7. April 1924 suchte die „Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft“ (3., Radetzkystraße 1) erstmals mit einem Schreiben an die Magistratabteilung 52 um die „Lizenz zur Veranstaltung von Kinovorstellungen mit dem Standort Wien 9. Nussdorferstraße 2−4 (Komödienhaus, Kolosseum) an“. In den im Jahr 1898 als „Vergügungsetablissement“ eröffneten beliebten Wiener Tanz- und Speisesälen waren bereits ab 1899 Filme gezeigt worden, doch hatte ein Brand zur baldigen Einstellung dieses Angebots geführt. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Räume als Theater des „Volksbühnen Vereins Wien“ geführt, ab 1917 als „Neue freie Bühne“ und ab 1918 als „Wiener Komödienhaus“, ehe die Räume nun in ein ausschließlich als Kino genutztes Unternehmen umgewandelt werden sollten.

Die Betreiber der bereits bestehenden Kinos im 9. Bezirk wandten sich daraufhin mit Unterstützung des „Bundes der österreichischen Lichtspieltheater“ dagegen, denn im Bezirk „bestehen bereits 10 Kinos mit einem Fassungsraum von rund 3.700 Personen, die sich jetzt schon in einem derartigen Maße konkurrieren, dass sie schwer um ihre Existenz ringen müssen“. Nach einem daraus resultierten vorzeitigen Ablehnen des Ansuchens wurde durch die Gemeinde Wien schließlich mit 10. Oktober 1925 der Verleihung einer Kinolizenz doch zugestimmt, wobei die Lizenz an die „Wiener freiwillige Rettungsanstalt“ verliehen wurde.

Geschäftsführer des Kinos wurde Ludwig Domansky, der langjährige Inhaber (Pächter) des Gartenbaukinos (1., Parkring 12), der als Teilhaber der „Komödienhaus Kommanditgesellschaft“ auch zu den neuen Eigentümern der Liegenschaft zählte. Nachdem Domansky jedoch am 22. März des Folgejahres unerwartet verstarb, wurde die Rolle der Geschäftsführerin von seiner Tochter, der am 19. Mai 1901 in Wien geborenen Maria (auch: Marie) Domansky übernommen.

Anfangs wurden die Filme aus dem Bühnenhintergrund auf die Leinwand projiziert, die vor jeder Vorstellung angefeuchtet werden musste, um sie lichtdurchlässiger zu machen (siehe Abbildung „Längenschnitt des Kinos 1925“). Verbessert wurde diese „Vorführtechnik“ erst durch den Einbau eines eigenen „Operations- und Projektionsraumes“, der am 22. Oktober 1929 durch ein Schreiben der Magistratsabteilung 52 bestätigt wurde. Kurz darauf wurde auch die Errichtung einer Tonfilmanlange, System „Western Electric“, mit zwei hinter der Bildfläche befindlichen Lautsprechern, genehmigt.

Marie Domansky, die den Rechtanwalt Dr. Sigmund Hellmann geheiratet hatte, übernahm nach dem Tod ihres Vaters die „Komödienhaus Kommanditgesellschaft“ gemeinsam mit ihrem Schwager Max Hellmann. Im Kino fungierte der am 26. April in Prabuzna, Polen, geborene Musiker und Dirigent Hellmann, der auch Präsident des „Bundes der Kinematographenbesitzer“ wurde, als „Direktor“ (Geschäftsführer).

„Arisierung“ in der NS-Zeit

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde in einem ersten Schritt die Konzession, die noch immer bei der „Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft“ lag, von der Außenstelle Wien der Reichsfilmkammer übernommen. Die „Komödienhaus-Gesellschaft“ als Eigentümerin des Betriebs setzte ihrerseits bereits vier Tage nach dem „Anschluss“ mit einem Schreiben an den Bund der Wiener Lichtspieltheater unmittelbare Maßnahmen: Die „nicht-arischen“ Gesellschafter – darunter der Mitgeschäftsführer Max Hellmann – wären bereits „ausgeschieden“ und durch „Arier“ ersetzt worden. Marie Hellmann ließ sich umgehend von ihrem jüdischen Ehemann Sigmund Hellmann scheiden, Hellmann selbst emigrierte in die USA.

Im Zuge der folgenden „Arisierung“ wurde das Kino Karl Hanisch, einem Mitarbeiter der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, sowie Paul Slupetzky zugesprochen. Der Versuch Marie Hellmanns, durch ihre Aufnahme in die Reichsfilmkammer erneut an die „Spielbewilligung“ (als Nachfolge der Kinokonzession) zu gelangen, scheiterte hingegen.

Nachkriegszeit bis Schließung

Nach Kriegsende wurde die frühere Geschäftsführerin und Tochter des einstigen Kinogründers, Marie Hellmann, von der amerikanischen Besatzungsbehörde zur öffentlichen Verwalterin des Kinos ernannt. Der Spielbetrieb wurde durchgehend aufrechterhalten, wobei ab 1. November 1945 drei der vier täglichen Vorstellungen kostenlos für die US-Besatzungsmacht reserviert wurden und das Kino für einige Zeit in „Yank Kino“ umbenannt wurde, ehe es ab den 1950er Jahren erneut „Kolosseum Kino“ hieß.

Obwohl Marie Hellmann bereits im Dezember 1945 einen Antrag auf Konzessionsverleihung gestellt hat – und dieser vom öffentlichen Verwalter des Gremiums der Lichtspielunternehmer Österreichs befürwortet wurde –, wurde ihr Antrag schlussendlich im Jänner 1948 abgewiesen. Die Konzession des Kinos ging stattdessen 1948 an die gemeindeeigene KIBA, wobei der Betrieb noch bis Ende 1952 von der amerikanischen Besatzungsmacht genutzt wurde und unter deren Verfügungsgewalt stand. Hellmann blieb jedoch Geschäftsführerin und wurde vom Wiener Magistrat zur „öffentlichen Aufsichtsperson“ mit einer monatlich auf 700 Schilling festgelegten „Aufwandsentschädigung“ bestellt.

Im Jänner 1953 pachteten die ehemaligen „Arisierer“ des Kinos, Karl Hanisch und Paul Slupetzky, die Kinokonzession von der KIBA und führten den Betrieb von nun an – an der Seite der 1938 aus dem Betrieb geworfenen Marie Hellmann – weiter. 1954 wurde das KIBA-Kino vom Wiener „KIBA-Architekten“ Robert Kotas gemeinsam mit W. Koch umgebaut.

Von 26. Jänner bis 5. Februar 1956 wurden hier die gesamten Olympischen Winterspiele in Cortina d’Ampezzo als „Großbild-Fernsehen“ übertragen − und zu einem frühen Wiener „Medienereignis“.

Die „öffentliche Verwaltung“ des Kolosseum Kinos wurde schließlich 1962 durch das Finanzministerium aufgehoben und Marie Hellmann abberufen – die Lizenz blieb bei der KIBA, Betreiber des Kinos die „Slupetzky & Hanisch Kolosseum Filmtheater Gesellschaft“.

Das „Kolosseum Kino“ bestand – zuletzt mit acht Kinosälen – bis zur Schließung am 2. März 2002 als eines der ersten Wiener „Cineplexe“. 2004 wurden im Zuge der Umbauarbeiten im ehemaligen Colosseum Fresken entdeckt. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten eine Filiale einer deutschen Supermarktkette.

Fassungsraum

Lade …

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 239
  • Klaus Christian Vögl: Angeschlossen und gleichgeschaltet. Kino in Österreich 1938–1945. Wien: Böhlau 2018

Weblinks

Einzelnachweise