Gertrude Fröhlich-Sandner

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Gertrude Fröhlich-Sandner
Daten zur Person
Personenname Fröhlich-Sandner, Gertrude
Abweichende Namensform Sandner, Gertrude; Kastner, Gertrude
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 34100
GND 119366355
Wikidata Q87476
Geburtsdatum 25. April 1926
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. Juni 2008
Sterbeort Wien
Beruf Politikerin, Lehrerin
Parteizugehörigkeit Sozialistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wiener Stadt- und Landesarchiv
Objektbezug
Quelle Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 16.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 20. Juni 2008
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14C, Nummer 52
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Gertrude Fröhlich-Sandner.jpg
Bildunterschrift Gertrude Fröhlich-Sandner

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bundesministerin für Familie, Jugend und Konsumentenschutz (SPÖ) (10.09.1984 bis 21.01.1987)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats (SPÖ) (11.12.1959 bis 12.11.1978)
  • Präsidentin des Verbandes österreichischer Volkshochschulen (1988 bis 1999)
  • Amtsführende Stadträtin für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung (21.12.1965 bis 06.06.1969)
  • Amtsführende Stadträtin für Kultur, Schulverwaltung und Sport (06.06.1969 bis 23.11.1973)
  • Amtsführende Stadträtin für Kultur, Jugend und Bildung (23.11.1973 bis 27.02.1979)
  • Amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend und Familie (27.02.1979 bis 27.05.1983)
  • Vizebürgermeisterin (06.06.1969 bis 10.09.1984)
  • Bundesvorsitzende der Österreichischen Kinderfreunde (1969 bis 26.01.1990)
  • Amtsführende Stadträtin Geschäftsgruppe Bildung, Jugend und Familie (27.05.1983 bis 10.09.1984)
  • Landeshauptmann-Stellvertreterin von Wien (10.06.1969 bis 10.09.1984)
  • Erzieherin bei den Wiener Kinderfreunden
  • Ehrenvorsitzende der Kinderfreunde (1990)

  • Anton-Bruckner-Ring der Wiener Symphoniker (Übernahme: 26. März 1969)
  • Ehrenbürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 12. März 1993, Übernahme: 1. April 1993)
  • Ehrenmedaille des Raimundtheaters (Übernahme: 19. Februar 1984)
  • Ehrenmedaille der Wiener Handelskammer (Übernahme: 11. Dezember 1979)
  • Ehrenring des Presseclubs Concordia (Übernahme: 18. Juni 1969)
  • Ehrenring der Stadt Bregenz (Verleihung: 1970)
  • Ehrenring des Theaters in der Josefstadt (Übernahme: 6. Juni 1979)
  • Goldene Ehrennadel der Kriegsblinden (Übernahme: 9. Oktober 1970)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 12. Oktober 1971)
  • Preis der Stadt Wien für Volksbildung (Verleihung: 1. Juni 1993, Übernahme: 30. November 1993)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 12. September 1979, Übernahme: 6. Dezember 1979)
  • Hans-Czermak-Preis (Übernahme: 1. Februar 2008)
  • Ehrenmitgliedschaft des Weltenbundes der Auslandsösterreicher

Ehrenbürgerdiplom der Stadt Wien für Gertrude Fröhlich-Sandner, 1993

Gertrude Fröhlich-Sandner, * 25. April 1926 Wien, † 13. Juni 2008 Wien, Lehrerin, Politikerin.

Biographie

Gertrude Fröhlich-Sandner wurde als Gertrude Kastner in Wien geboren, wo sie auch die Pflichtschule besuchte. Die überzeugte Sozialdemokratin erlebte die Politik schon in ihrer Kindheit direkt: 1934 wurde die Sozialdemokratie in Österreich verboten, ab 1938 herrschte die nationalsozialistische Diktatur. 1944 bestand Gertrude Fröhlich-Sandner mit Erfolg an der Lehrerbildungsanstalt die Reifeprüfung und unterrichtete ab 1948 als Volksschullehrerin an einer Knaben- und Mädchenschule in Wien-Innere Stadt, wobei sie auch als Horterzieherin bei den Wiener Kinderfreunden tätig war. Ihr erster Gatte Helmut Sandner, mit dem sie erst 1944 die Ehe geschlossen hatte, blieb seit den letzten Kriegstagen im Frühjahr 1945 verschollen.

Die politische Karriere von Gertrude Sandner fand 1959 mit der Wahl in den Wiener Gemeinderat ihren Anfang. Sie gehörte dem Gemeinderatsausschuss für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung an. Daneben war sie bis 1962 Mitglied des Gemeinderatsausschusses für Personalangelegenheiten sowie der Gemeinderätlichen Personalkommission, zwischen 1962 und 1965 arbeitete sie im Gemeinderatsausschuss für das Wohlfahrtswesen mit und stand dem Gemeinderat als Schriftführerin zur Verfügung.

Am 21. Dezember 1965 erfolgte ihre Wahl zur Nachfolgerin des in den Ruhestand tretenden Hans Mandl als Amtsführende Stadträtin für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung. 1969 avancierte sie als erste Frau zur Wiener Vizebürgermeisterin - ein Amt, das sie unter den Bürgermeistern Bruno Marek, Felix Slavik und Leopold Gratz ausübte. 1971 heiratete sie zur Verblüffung von Politik und Medien den Wiener ÖVP-Politiker und Interessenvertreter der Wiener Wirtschaft Josef Fröhlich und hieß von da an Fröhlich-Sandner. Josef Fröhlich schied aus diesem Anlass aus dem Gemeinderat aus, behielt aber seine Funktionen in der Wirtschaftskammer. Das Paar trennte sich später in Freundschaft. Fröhlich-Sandner fungierte von 1966 bis 1984 als Präsidentin des damaligen Wiener Fremdenverkehrsverbandes, der öffentlich-rechtlichen Tourismusagentur der Bundeshauptstadt.

1984 wollte die Kommunalpolitikerin eigentlich aus Gesundheitsgründen in Pension gehen, folgte dann aber dem Ruf von Bundeskanzler Fred Sinowatz in die Bundesregierung, wo sie vom 10. September 1984 bis zum 21. Jänner 1987 als Familienministerin agierte.

Darüber hinaus übernahm sie in der Sozialistischen Partei die Vertretung der Vorsitzenden des Wiener Frauenkomitees sowie die Führung der SPÖ-Organisation Mariahilf. Der Organisation der Österreichischen Kinderfreunde stand sie bis zum 26. Jänner 1990 vor. Im Juni 1988 übernahm Gertrude Fröhlich-Sandner das Ehrenamt der Präsidentin des Verbandes österreichischer Volkshochschulen.

In ihrer politischen Arbeit sah Gertrude Fröhlich-Sandner die Schwerpunkte hauptsächlich in der Verwirklichung der Chancengerechtigkeit und in der Erweiterung des Kulturhorizontes der Bevölkerung. Mit großem persönlichem Engagement führte sie den Dialog mit der 68er-Szene, sie förderte die "Arena", das "Amerlinghaus" und die "Gassergasse", rettet aber auch das Raimundtheater. In der Altstadterhaltung forcierte sie das Pilotprojekt Spittelberg und bewirkte die Gründung des Altstadterhaltungsfonds. Neben vielfältigen sozialen Initiativen – unter anderem initiierte sie 1972 das Wiener Ferienspiel – lag ihr der gesamte Bildungsbereich besonders am Herzen, von der Qualität der Kindergärten bis zur Modernisierung der Berufsschulen und der Volksbildung. In der Sozialpolitik förderte sie Streetworker und sozialtherapeutische Wohngemeinschaften.

2010 wurde im Gedenken an die Politikerin die Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße in Wien-Favoriten benannt. Im gleichen Jahr wurde auch der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Campus auf dem ehemaligen Nordbahnhofgelände in Wien-Leopoldstadt fertiggestellt.

Quellen

Literatur

  • Kurt Stimmer: "Unsere Gerti". Wiens Ehrenbürgerin Gertrude Fröhlich-Sandner. Wien: Compress-Verlag 1996
  • Kurt Aufderklamm [u.a.] [Hg.]: Demokratische Bildung. Realität und Anspruch. [Frau Bundesminister a. D. Prof. Gertrude Fröhlich-Sandner zum 70. Geburtstag gewidmet]. Wien: Promedia 1996 (Schriftenreihe des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen, 10)
  • Walter Göhring: Gertrude Fröhlich-Sandner. Kultur - Bildung - Familie. 25 Jahre politische Arbeit für Wien und Österreich. Eisenstadt: Rötzer [2009]
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Fröhlich-Sandner, Gertrude [Sign: TP-044205]

Weblinks