Neubaugasse

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Ecke Neubaugasse / Burggasse um 1980.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Verkehrsfläche
Datum von 1862
Datum bis
Name seit 1862
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Neubau Hauptstraße, Störergasse
Benannt nach Neubau (Vorstadt)
Bezirk 7
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 17026
GND
WikidataID
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.07.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Neubaugasse-Burggasse.jpg
Bildunterschrift Ecke Neubaugasse / Burggasse um 1980.
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48° 12' 7.96" N, 16° 20' 56.65" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neubaugasse (7.), benannt (1862) nach der Vorstadt Neubau (vorher Neubau Hauptstraße).

Die Verbauung der Neubaugasse begann 1550 (nach der Ersten Türkenbelagerung). Sie verlief zunächst bis zur Burggasse, ab etwa 1700 bis zur Neustiftgasse (jedoch erst 1770 verbaut [benannt Spittelberg-, ab 1820 Störergasse]) und seit 1862 bis zur Lerchenfelder Straße. Neben vereinzelten Resten vorstädtischer Verbauung (vor allem zwischen Westbahnstraße und Burggasse) besteht die Verbauung vorwiegend aus gründerzeitlichen und secessionistischen Miethäusern. Ursprünglich fuhr durch die Neubaugasse eine Pferdeomnibuslinie, ab 3. April 1907 die elektrische Straßenbahnlinie 3 (Südbahnhof-Nordwestbahnhof) und ab 9. Jänner 1913 die Straßenbahnlinie 13, nach deren (unter dem Druck der Medien vorgenommenen) Einstellung (1. Juli 1961) die Autobuslinie 13A (anfangs mit Doppeldeckern, die sich allerdings für den starken Fahrgastfluss schlecht eigneten). Seit 1983 veranstalten die Kaufleute der Neubaugasse alljährlich einen Flohmarkt (der zu den größten Österreichs zählt). Als Ende der 1980er Jahre der öffentliche Verkehr immer stärker behindert war, entschloss man sich, die Neubaugasse zwischen Westbahnstraße und Mariahilfer Straße zu einer verkehrsberuhigten Zone mit eigener Busspur umzugestalten (Fertigstellung 1994; die Neubaugasse darf zwischen Richtergasse und Mariahilfer Straße nur von Autobussen befahren werden).

Gebäude

  • Nummer 1 (Mariahilfer Straße 70): Neoklassizistisches Gebäude, erbaut 1914 von Leopold Fuchs; an der Mariahilfer Straße Geschäftsportal von Adolf Loos
  • Nummer 2: bemerkenswertes secessionistisches Kontorhaus, erbaut 1912 von Leopold Fuchs (er schuf 1908-1912 mit den Häusern Nummer 2 und 8-14 ein großstädtisches Ensemble secessionistischer Wohn- und Geschäftshäuser)
  • Nummer 3: Hier bestand 1679 ein Pestspital
  • Nummer 4: Hier befand sich von 1909 bis 1917 das Hackers Biographen Theater.
  • Nummer 7: "Zu den drei Bauern"; einer der Besitzer war 1802 Felix Ivo Leicher (Sterbehaus 1812)
  • Nummer 8: "Zu den drei goldenen Hufeisen"; Geburtshaus des Bildhauers Franz Steinfeld
  • Nummer 11-15: Die Häuser Nummer 11 ("Zur goldenen Birne", ab 1796 "Zum Ritter St. Georg"), Nummer 13 ("Zur kleinen Sonne", ab 1796 "Zum schönen Garten") und Nummer 15 ("Zu den drei Laufern") bildeten bis 1794 die "Andlerrealität", die sich von der Neubaugasse bis Zieglergasse 24-26 erstreckte (die Herren von Andlern besaßen die Realität 1679-1793); der Seidenzeugfabrikant Jakob Bärnklau und der Handelsmann Jakob Lazzer kauften den Besitz und ließen ihn parzellieren (Bau der Häuser der Andler-, Dreilaufer- und Richtergasse)
  • Nummer 16: "Zu den neun Churfürsten" (vor 1770 "Zum goldenen Becher"), erbaut 1820; zweistöckiges Gebäude mit flachem Mittelrisalit, in einem Fries über der Erdgeschoßzone je vier Reiterreliefs und Reiterskulptur über dem ersten Stock
  • Nummer 17-19: 1936/37 mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds erbaut, Entwurf von Hermann Stiegholzer. Gemeinsamer Innehof mit 7., Ahornergasse 1 ist ein öffentlicher Durchgang in die Seidengasse.
  • Nummer 23: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
  • Nummer 24 (Lindengasse 36): "Zur grünen Weintraube"; im Vorgängerhaus wohnte 1771-1781 der Geschichtsschreiber Anton Ferdinand Reichsritter von Geusau
  • Nummer 25: Hier befand sich 1839-1862 das Gemeindehaus der Vorstadt Neubau beziehungsweise 1862-1910 des siebten Bezirks (1864-1901 auch eine Mädchenvolksschule). Seit 1911 Elsahof
  • Nummer 36-38: Hier stand das 1685-1687 erbaute Esterházypalais (7), das 1911 einem Neubau weichen musste (erster Beton-Skelettbau Wiens), in dem sich ein (1942 weitgehend veränderter) Theatersaal befindet (anfangs vom Arbeiterkulturverein "Freie Volksbühne" bespielt). Löwingerbühne, Renaissancetheater, Theater der Jugend
  • Nummer 37 (Westbahnstraße 2): Das Vorgängerhaus "Zum grünen Lamm" war das Geburtshaus von Andreas Geiger, das Wohnhaus von Johann Christoph Voigtländer (auch Geburtshaus seiner beiden Söhne Siegmund und Johann Friedrich) und das Geburtshaus von Carl Michael Ziehrer
  • Nummer 42: Zollernschule; der Tuchhändler Michael von Zollern (* 1665 Bozen, † 3. Mai 1756 Wien, Gattin Therese Dangl) stiftete aus seinem bedeutenden Vermögen eine Schule für arme Kinder (Stiftungsbrief vom 5. September 1768, Stiftungskapital 47.665 Gulden)
  • Nummer 49: erbaut 1882; Wohnhaus von Karl Goldmark. Im Vormärz gehörte ein hier gestandenes Gebäude Ludwig Wilhelm Mauthner, der in diesem am 26. August 1837 ein kleines Kinderspital einrichtete, das er bald vergrößerte (ab 1858 Verlegung in die Alservorstadt -St.-Anna-Kinderspital)
  • Nummer 54: Im Haus "Zur Dreifaltigkeit" eröffnete Dr. Karl Helm (* 3. März 1808, † 31. März 1868) am 9. September 1858 die "Kaiserin-Elisabeth-Krippe" (1913 nach 19, Nußbergstraße 14 verlegt); Helm gilt als Schöpfer des österreichischen Kinderkrippenwesens
  • Nummer 64-66: Neubauhof, Wohnhaus, errichtet 1904
  • Nummer 64-66: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ebenfalls ein Zwangsarbeiterlager.
  • Nummer 68: Im Haus "Zum grünen Berg" wurden die Bildhauer Bartholomäus (* 26. März 1721) und Franz Seegen (* 7. November 1723) geboren. Von 1914 bis 1922 befand sich hier das Neubauer Bürgerkino.
  • Nummer 71: Gedenktafel für Rudolf Jeremias Kreutz (Gedenktafel)

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 208 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 307 ff. (Angaben über zahlreiche weitere Häuser)
  • Elfriede Faber: Wien in alten Ansichtskarten 6/7, S. 72 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 87
  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 37 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 93 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 240
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017