St.-Anna-Kinderspital

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Eingang des St. Anna Kinderspitals (1972)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Spital
Datum von 1845
Datum bis 1848
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 16219
GND
WikidataID
Objektbezug Gesundheitswesen, Mauthnersches Kinderspital, Kinderspital, Spitäler, Wiener Gesundheitsarchitekturen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wiener Gesundheitsarchitekturen
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname St-Anna.jpg
Bildunterschrift Eingang des St. Anna Kinderspitals (1972)
  • 9., Kinderspitalgasse 6
  • 9., Mariannengasse 35

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48° 12' 57.38" N, 16° 20' 39.63" E  zur Karte im Wien Kulturgut

St.-Anna-Kinderspital (9., Kinderspitalgasse 6, Mariannengasse 35).

Vorgeschichte: Mauthnersches Kinderspital

Das St.-Anna-Kinderspital ging aus dem 1837 von Ludwig Wilhelm Mauthner in 7., Kaiserstraße 49, begründeten Mauthnerschem Kinderspital (zwölf Betten; Kinderspitäler) hervor, dessen Patronanz anlässlich eines Besuchs am 10. März 1840 Kaiserin Maria Anna (Gattin Ferdinands I.; Mariannengasse) übernahm, die gleichzeitig sechs Betten stiftete. 1840 verlegte Mauthner das Spital in das angrenzende Haus und erweiterte es bei dieser Gelegenheit auf 40 Betten (in die auch zahlende Patienten aufgenommen werden durften, für die aber eine regelmäßige öffentliche Dotierung abgelehnt wurde). Daraufhin gründete Mauthner einen Unterstützungsverein, dessen Statuten am 2. März 1842 genehmigt wurden und an den das Spital am 25. Juli 1842 übergeben wurde. Am 21. April 1844 erhielt Mauthner die Genehmigung, im Spital als Universitätsdozent klinische Vorlesungen zu halten.

Grundstückskauf und Neubau

Der Verein erwarb am 10. Juli 1847 ein Grundstück in der (späteren) Kinderspitalgasse und ließ von Florian Schaden Baupläne ausarbeiten, die der Kaiserin vorgelegt wurden; diese äußerte bei dieser Gelegenheit den Wunsch, das Spital solle künftighin den Namen ihrer Schutzheiligen führen und "St. Annen-Kinderspital" heißen (im Jahresbericht 1848 wird es "Kinderspital zur Heiligen Anna" genannt).

1847/1848 wurde das noch bestehende zweigeschoßige Hauptgebäude errichtet (1. Spatenstich 26. August 1847, Schlusssteinlegung 18. September 1848). 1850 wurde in diesen Räumlichkeiten die Universitäts-Kinderklinik eröffnet. 1853 kam es durch den Ankauf der bis zur Mariannengasse reichenden Grundstücke durch Maria Anna zur Vergrößerung des Gartens (das Areal kam 1858 als Geschenk an das Kinderspitalkomitee).

Anfangsjahre und Erweiterungen

1858-1863 war Franz Mayr (der erste Pädiater der Zweiten Wiener Medizinischen Schule) Klinikchef und Direktor des Kinderspitals. Ihm folgte 1863-1901 sein Schüler Hermann (Freiherr von) Widerhofer. Unter diesem wurde 1877 auf die beiden ebenerdigen Flügeltrakte je ein Stockwerk aufgesetzt, 1893 ein Diphtheriepavillon eröffnet und 1894/1895 der Scharlachpavillon errichtet; Widerhofer sicherte der Wiener pädiatrischen Schule eine führende Stellung im deutschsprachigen Raum und setzte innerhalb des Spitals zahlreiche Initiativen (unter anderem Entwicklung der Kinderchirurgie).

Unter Widerhofers Nachfolger Theodor von Escherich (1901-1911), der vergeblich den Bau einer eigenen Universität-Kinderklinik angestrebt hatte (er erlebte nur mehr den Rohbau), kam es zu einem Ausbau des Krankenhauses (Einrichtung eines Laboratoriums, eines Röntgenzimmers und einer neuen Säuglingsabteilung) sowie zur Begründung einer Säuglingspflegerinnenschule (die den Kampf gegen die hohe Säuglingssterblichkeit unterstützen sollte) und 1904 des Vereins "Säuglingsschutz". Mit Hilfe privater Mittel, später auch mit Unterstützung der Gemeinde Wien, ließ er ein Gebäude errichten, das eine Mutterberatungsstelle und eine Ausgabestelle für Milch aufnahm. Unter Escherich habilitierte sich Clemens von Pirquet, der den Weltruhm der Wiener Pädiatrie begründete; zu seinen Assistenten gehörten Franz Hamburger, Ludwig Jehle, Erwin Lazar und August von Reuss, zu den Konsiliarärzten Emil Fröschel, Julius Hochenegg und Otto Marburg. Als Pirquet am 13. November 1911 in der neuen Universität-Kinderklinik im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (9., Lazarettgasse 14), an dessen Baukosten sich der "Verein zur Erhaltung des ersten allgemeinen St. Anna-Kinderspitals" zu einem Drittel beteiligt hatte, seine Antrittsvorlesung hielt, stand das St.-Anna-Kinderspitals vor einer schwierigen Aufgabe.

Direktor war 1911-1915 Bernhard Sperk, leitender Arzt 1915-1933 Romeo Monti. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte (ab 1920 wieder unter Direktor Monti) nur mit größten Anstrengungen die aus wirtschaftlichen Gründen drohende Schließung des Spitals abgewendet werden. Nach dem Tod Montis (1933) war 1933-1936 Robert Dehne ärztlicher Direktor, 1936-1938 Herbert Orel.

NS-Zeit

Durch die Nationalsozialisten wurde der Spitalsverein 1938 aufgelöst und enteignet. Im September 1944 musste das Spital wegen schwerer Bombenschäden geschlossen werden, wurde jedoch (nach Instandsetzung durch das Deutsche Rote Kreuz) am 1. März 1945 unter Paul Krepler (supplementierter ärztlicher Leiter, zuvor im Leopoldstädter Kinderspital tätig) wiedereröffnet.

Nachkriegszeit: Modernisierung und Erweiterung

1945-1963 stand das Kinderspital unter öffentlicher Verwaltung des Österreichischen Roten Kreuzes (ärztlicher Leiter blieb Krepler); am 20. Juni 1963 wurde es durch das Wiener Rote Kreuz übernommen, das für eine Modernisierung des Spitals sorgte.

1973 wurde durch die Gattinnen zweier hochrangiger Diplomaten (United States of America, Deutschland) der Verein "Internationales Komitee für freiwillige Sozialhilfe" (International Committee for Social Welfare) gegründet, dessen Helferinnen sich mit den Kindern beschäftigen und diesen den Krankenhausaufenthalt erträglicher gestalten sollte. 1976-1978 kam es (nach langen Planungen) zum Bau eines Pavillons zur Aufnahme einer Hämatologisch-onkologische Abteilung, deren Tätigkeit seither europäischen Ruf genießt. 1983 wurde ein neuer Bettentrakt errichtet, 1986 erfolgte der Umbau zum Ambulanztrakt und 1987 der Bau des Forschungslabors. 1981-1991 große Modernisierungs- und Erweiterungsphase.

Heute hat das Krankenhaus unter anderem einen Schwerpunkt bei der Behandlung von krebskranken Kindern.

Quellen

Literatur

Allgemein:

  • Das St.-Anna-Kinderspital und die K.k. Kinderklinik. 1856
  • Helmut Gadner et al.: Hämatologisch onkologische Abteilung im St.-Anna-Kinderspital- Wien. In: Onkologie Journal Nummer 2 (1986), S. 23 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 37
  • Alexander Hinterberger: Ein Projekt für den Neubau des St.-Anna-Kinderspital. In: Wiener klinische Woche 16 (1903),14-15, 18 (1905), 38
  • Honorius Kraus: Das erste Kinder-Krankenhaus Wiens, gegründet in der Pfarre Schottenfeld (1838)
  • Paul Krepler: Das Kind und sein Arzt. 150 Jahre St.-Anna-Kinderspital. 1988
  • Ludwig Wilhelm Mauthner: Rede zur Feier der Einweihung und Schlußsteinlegung des neuen Gebäudes für das erste Kinderkrankenhaus Wiens am 18.09.1848. 1848
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 50 f.
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S.140


Wiener Gesundheitsarchitekturen:

  • A. Geschichte der Kinderspitäler in Wien, in welchen kranke Kinder für Rechnung der Wiener k. k. Krankenanstalten verpflegt werden, nebst deren Beschreibung und Plänen. In: Jahrbuch der Wiener k. k. Kranken-Anstalten III. Jahrgang 1894. Hg. von der K. K. Nieder-Österreichischen Statthalterei. Wien 1896, S. 33-94
  • Teleky Ludwig. Zur Geschichte der Tuberkulosebekämpfung in Österreich. In: Jahresbericht des unter dem allerhöchsten Schutze Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Anna stehenden ersten Kinderspitales für 1847. In: Der Stand der Tuberkulosebekämpfung in Österreich Ende 1917. Hg. vom Österreichisches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Wien 1918, S. 1-53
  • Sanitätsdepartment der k. k. Nieder-Österreichischen Statthalterei. VI. Heil- und andere Humanitätsanstalten. In: Bericht über die Sanitären Verhältnisse und Einrichtungen im Erzherzogthume Österreich unter der Enns für das Jahr 1896. Hg. von der K. K. Nieder-Österreichischen Statthalterei. Wien 1897, S. 130-225, S. 144