Leopoldauer Sammelkanal

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Kanalisation
Datum von 1913
Datum bis 1956
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 42377
GND
WikidataID
Objektbezug Kanalisation, Kanal, Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, 1945 bis heute
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Letzte Änderung am 9.04.2024 durch WIEN1.lanm08uns

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Leopoldauer Sammelkanal (21, 22).

In der Erkenntnis der Unzulänglichkeit des Floridsdorfer Kanalnetzes hat die Kanalbau-Abteilung des Stadtbauamtes bereits im Jahre 1912 das generelle Projekt für den Leopoldauer Sammelkanal erstellt, der von der Ausmündung in den Donaustrom 700 Meter stromabwärts der Stadlauer Ostbahnbrücke schräg über das Inundationsgebiet und sodann parallel zur Gemeindegrenze StadlauAspern über die Erzherzog-Karl-Straße nach Kagran, Leopoldau und Großjedlersdorf und im weiteren Verlauf bis Strebersdorf führen sollte, wobei er eine Länge von 14,5 Kilometern erreichen würde. Es war ihm ein durchschnittlich 1,1 Kilometer breiter Gebietsstreifen von rund 1600 Hektar zur Entwässerung zugewiesen worden, dessen Grenzen einerseits durch die Leistungsfähigkeit der bestehenden Sammelkanäle, andererseits durch die Reichweite der Zubringerkanäle bestimmt waren.

Zu seiner Entlastung und damit zur Vermeidung allzu großer Kanalprofile sollten insgesamt fünf Entlastungskanäle angeordnet werden: Der erste in der Brünner Straße, drei weitere zum Donaufelder Sammelkanal und von dort im Wege von Regenüberfällen zur Alten Donau. Dies war damals möglich, weil dieses Gerinne im Zusammenhang mit dem Donau-Oder-Kanal als Hafen in Aussicht genommen war. Der fünfte Entlastungskanal sollte zu einem projektierten dritten, dem Asperner Sammelkanal, geführt werden.

Mit den Bauarbeiten für den Leopoldauer Sammelkanal, dessen Bauentwurf mit Beschluss des Gemeinderates vom 11. Juli 1913 mit einem Gesamtkostenerfordernis von 8,607.000 Kronen genehmigt worden war, wurde zu Anfang des Ersten Weltkrieges als Notstandsarbeit mit seiner Ausmündung in den Donaustrom 1,75 Meter unter dem Nullwasser begonnen und wurden, unter Auslassung der Dammkreuzung und des Pumpwerkes, die Bauarbeiten bis zum Mühlwasser geführt.

Das Schillerwasser überquert der Kanal im verstärkten armierten Profil 1,90/2,10 Meter, das auf Betonpfeilern zwischen Spundwänden aus Larsseneisen in Form eines Dammes gelagert wurde. Zur Ermöglichung einer leichten Ausspiegelung des Wassers waren sechs Betonrohre zu 40 bzw. 45 Zentimeter Durchmesser in den Pfeilern versetzt worden. Der katastrophale Ausgang des Weltkrieges und die dadurch bedingte Inflation haben zur Einstellung der Bauarbeiten am 15. Jänner 1921 geführt, wobei noch im Jahre 1919 ein Baulos vom Mühlwasser bis zur Bahnübersetzung in der Erzherzog-Karl-Straße begonnen worden war. Insgesamt waren 2,4 Kilometer des Kanals in vier nicht zusammenhängenden Strecken und unter Auslassung der schwierigsten Herstellungen fertiggestellt worden.

In der Zwischenkriegszeit wandte sich zeitbedingt das Interesse der Gemeindeverwaltung dem Bau von Volkswohnungen zu. Damals wurde auch die Meinung vertreten, dass Siedlungen keines Kanals bedürfen, weil sie die menschlichen Abgänge als Dungstoffe benötigten, das häusliche Abwasser und das Niederschlagswasser jedoch versickern könne. Dies trifft jedoch nur für einen beschränkten Zeitraum und auch da nur ganz bedingt zu. Schließlich verhinderte der Zweite Weltkrieg die Wiederaufnahme der Bauarbeiten. So kam es, dass das Kanalprojekt jahrzehntelang vollständig ruhte und die hergestellten Kanalstücke unverwendbar, mit eingesickertem Grundwasser angefüllt, im Boden lagen. Als nach Beendigung des Krieges die schwersten Kriegsschäden an den Anlagen der Stadt behoben waren und der Bau von Volkswohnungen in verstärktem Ausmaß fortgesetzt wurde, ergab sich die Notwendigkeit, neue Stadtgebiete durch den Ausbau der sanitären Anlagen zu erschließen, wozu auch das Gebiet des Leopoldauer Sammelkanals gehörte. Die Mag.-Abt. 30, Kanalisation (heute Wien Kanal), überprüfte den vorliegenden, vier Jahrzehnte alten Entwurf und passte ihn den neuen Erfordernissen an.

Der Entlastungskanal in der Brünner Straße war inzwischen gebaut worden und vermag das Gebiet nordwestlich der Brünner Straße zu entwässern; für Strebersdorf war ein Schmutzwasserkanal zur Prager Straße hergestellt worden, die anfallenden Regenwässer werden versickert. Es entfällt somit die Notwendigkeit einer Fortsetzung des Leopoldauer Sammelkanals über die Brünner Straße hinaus.

Die drei Entlastungskanäle zur Alten Donau müssen wegen Verwendung dieses Gewässers für Sport- und Badezwecke unterbleiben und die Errichtung eines Asperner Sammelkanals liegt noch in weiter Ferne (Stand 1960, wurde tatsächlich erst in den Jahren 2009-2013 gebaut und fertiggestellt).

Mit den Bauarbeiten zur Fertigstellung des Leopoldauer Sammelkanals wurde am 5. September 1950 begonnen. Sie wurden in 17 Baulosen im August des Jahres 1956 vollendet, wobei eine 8,9 Kilometer lange Kanalstrecke, das Abwasserpumpwerk und die Mühlwasserbrücke hergestellt wurden. An Baukosten sind hierfür 33,6 Millionen Schilling verausgabt worden.

Literatur